Der schwerste Tag

[Ilka-Maria]

Ein Hauch von Make-up und Wangenrosé,
den Lidstrich zieh ich mit zitternder Hand,
von Tränen bespült, gewachsen zum See,
verkleben die Klümpchen am Wimpernrand,
und machen mich blinder, als ich schon war.
Ich wasch alles weg und kämme mein Haar.

Doch jede Strähne ist traurig wie ich
und rahmt mir das Antlitz gnadenlos matt.
Dabei wollt ich schön sein, schön sein für dich,
mit dir liebkosen an heimlicher Statt
und wiedergewinnen das tiefe Glück.
Ach, Liebster, ich weiß: Du kommst nicht zurück.

Und dennoch: Ich fange von vorne an.
Was bleibt mir in meiner Not sonst zu tun?
Ich ziehe dem Kajal die neue Bahn
und lasse getreulich die Tränen ruhn
als große Schwester der seligen Braut,
die dir in zwei Stunden kirchlich getraut.

Doch habt keine Angst, ich bin ausgeweint
und nicht auf ewiges Leid konzipiert,
ich zeig gute Miene, wenn ihr euch vereint
und sich am Altar meine Liebe verliert.
Die Schwester, der Liebste: Beide mein Glück.
Was bleibt mir als Rest? Ein zartbitter Stück.

28.02.2023

[Inka]

Liebe Ilka-Maria,

tragisch, wenn die Schwester einem den Liebsten ausspannt. Vielleicht war sie heimlich verliebt in ihn, vielleicht war auch mehr.

Da ich weiß, dass Du als Einzelkind aufgewachsen bist, kann es nur in Deinem Bekanntenkreis vorgekommen sein. Konntest Dich aber sehr in diese traurige Seele hineinversetzen und dementsprechend gut aufs Papier bringen. Knorke!

Wohl dem, der nie mit so einer Situation fertig werden müsste!

Liebe Grüße von Inka