Jahreszeiten

[Ilka-Maria]

Wenn im Herbst der Sonnenschein -
noch golden und spätsommermild -
in den Kronen der Bäume zerfließt,
schenkt es dem Laub seinen letzten Glanz,
kein Blatt glüht noch aus eigenem Grün,

und manches lässt sich niedersinken:
Ermattet, vergilbt von der Sommerhitze
klammert es nicht mehr an seinem Zweig,
lässt los, ergibt sich dem Wandel des Jahres
und tauscht das Rauschen im fröhlichen Wind
gegen das Knistern des Sterbens ein,
gegen die Zargen gefräßiger Harken
und gegen die Haufen feuchten Verfaulens.

Das Blattwerk vergeht, doch die Bäume leben,
und stehen sie auch noch kahlköpfig da,
ist's Bärenwerk wie der Winterschlaf:
Sie weben den Stoff für ihr Frühjahrskleid
und träumen von Kränzen aus frischem Laub.

19.09.2022

[Heinz]

Liebe Ilka-Maria,
hast du nicht mal geschrieben: "... wie du weißt, liegt mir das Schwärmerische ohnehin nicht." ?
Aber was soll man machen gegen den Zauber eines vergoldeten Herbsttages?
(Da gib es übrigens einen, der fragt, was ein gutes (schönes) Gedicht ausmacht.
Hallo Nordbalkon: Muss du gucken und dir laut vorlesen!

Liebe Grüße,
Heinz

[Ilka-Maria]

Zitat von Heinz

Aber was soll man machen gegen den Zauber eines vergoldetem Herbsttages?

So isses, lieber Heinz. Ungefähr, als würde man sich schockverlieben.

Ich sah zur Balkontür hinaus auf das Nachbargrundstück, als die Sonne die Bäume dort beschien. Und spontan hielt ich den Eindruck fest, der sich mir vermittelte.

Danke fürs Feedback.

LG
Ilka

[Heinz]

Liebe Ilka-Maria,
mir kommen da seltsame, aber wie ich meine, bedenkenswerte Gedanken:
Könnte es sein, dass eine Beobachtung der Natur, sei es ein Sonnenauf- oder untergang, die Betrachtung einer Blume oder eines Vogelflugs, eines Regenbogens oder das Plätschern eines Baches (ich könnte die Aufzählung endlos fortsetzen) mit "naiven" Augen und die Umsetzung des Geschauten, Erlebten schon so etwas wir eine Poesie sein?
Mir fallen spontan die Matthäusworte ein (und ich bin ausgewiesener Atheist):
Lernt von den Lilien auf dem Feld,
wie sie wachsen:
Sie arbeiten nicht und spinnen nicht,
ich aber sage euch:
Selbst Salomo in all seiner Pracht
war nicht gekleidet wie eine von ihnen.
Na ja, war nur so ein Gedanke.
Liebe Grü0e,
Heinz