Wahngierig

[Sinneswandler]

Zu Boden gestürzt, das Denkmal verrostet,
ein Mann ohne Namen, vergessen und weg,
sein Ego hat ihn Kopf und Kragen gekostet,
bespuckt und verachtet, so liegt er im Dreck.
Er hatte einst Alles, die Kraft und die Macht,
das goldene Zepter so fest in der Hand,
doch setzte er Leben aufs Spiel über Nacht,
und steckte die Werte des Friedens in Brand.

[C.Alvarez]

Lieber Sinneswandler,
nachdem du mir so einen netten Kommentar geschrieben hast, habe ich mich doch entschlossen dein Gedicht zu kommentieren.
Ich interpretiere deinen Text so, dass es um den um sich greifenden Wahn geht Denkmäler einst berühmter Leute niederzureissen weil sie irgendetwas gesagt oder getan haben, was aus heutiger Sicht politisch nicht korrekt war. Es kommt dabei auch zu unglaublichen Auswüchsen, ich las, dass man sogar in Frankfurt die Erich Kästner Straße umbenennen will, weil der sich nicht dem Widerstand gegen den Führer angeschlossen hat.
Dem Schluss deines Gedichtes entnehme ich, vermute ich, dass du dieses Niederreissen korrekt findest und genau das sehe ich anders. Ich bin da in der "die Kirche im Dorf lassen" Position und finde das einfach eine Schande. Als ob man ein solches Denkmal nicht mit Distanz betrachten kann, muss es niedergerissen werden. Das ist diese Engstirnigkeit die mir auf die Nerven geht.
Dein Gedicht ist zweifellos gut geschrieben, nur die Aussage, die ich dahinter vermute gefällt mir nicht.
Aber vielleicht irre ich mich auch, das kommt vor.

Liebe Grüsse

Corazon

[Sinneswandler]

Mit diesen "unglaublichen Auswüchsen" wie Du es nennst hat der Text
in meinen Gedanken überhaupt nichts zu tun. Dieser ganze Schwachsinn
mit Strassen umbenennen usw...ist weit entfernt davon, was mich inspirierte die Zeilen zu verfassen. Da bin ich total bei Dir, dass man auch mal einen Punkt machen sollte...Wenn ich das Bild in mir überhaupt mit wahren Denkmälern die gestürzt werden in Verbindung bringen würde, so fällt mir am ehesten ein wie die Statue von Saddam Hussein zu Boden ging. ( Aber auch ob damals alles so richtig war, wage ich nicht zu bewerten! )
Inspiriert, und das wirkt bei all dem Tiefgang schon fast lächerlich,
hat mich einfach nur der Zwergenkönig Thorin Eichenschild im Film "Der Hobbit", denn dieser verfällt der Goldkrankheit und setzt obwohl er ein grosser König ist den Frieden aufs Spiel weil er nicht mehr bei Sinnen ist...
Die Geschichte dort verläuft anders, er erhält sein Andenken, aber er war knapp davor, Alles aufzugeben und somit wäre er auch sicherlich nicht in guter Erinnerung geblieben.
...bisschen " Künstlerische Freiheit" :-)
Danke für Deinen Kommentar, es ist schon erstaunlich, wie verschieden
man die gleichen Zeilen lesen kann ;-)

Liebe Grüsse

p.s wie erwähnt fand ich es schwer die richtige Kategorie zu finden...

[C.Alvarez]

Tja, da handelt es sich bei meinem Kommentar um eine typische Fehlinterpretation meinerseits. Das liegt an mir, ich projiziere manchmal Sachen in einen Text, die gar nicht drin sind. Ich bin mir noch nicht im Klaren darüber wo da die Ursache liegt.
Wir sind, wenn ich deine Zeilen lese, da völlig einer Meinung. Ich empfinde den Hinweis auf den Zwergenkönig keineswegs als lächerlich, etliche meiner Gedichte wurden durch die Serie "Xena: Warrior Princess" inspiriert und mein privates Umfeld konnte nie verstehen, wie ich durch diese TV Serie auf philosophische Gedanken kommen konnte.
Dann bleibt von meinem Kommentar nur die Aussage "zweifellos gut geschrieben" übrig. Aber die trifft wenigstens zu.

Liebe Grüsse

Corazon