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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 02.04.2020, 15:35   #1
männlich Ex-Gunde
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2020
Beiträge: 66

Standard als er ging

er weiß und mager
im Bett wie verloren
leise rasselnd und
ungerichtet sein Blick
zur Decke hin

die Ohren hören nicht
mehr wäre zuviel
nur seine Hand in meiner
und er wehrt sich nicht
- das ist neu

ein kleiner Hauch von Leben
im Raum ein leises Seufzen
die Spur eines Lächelns
dann zurück ins Dämmerlicht
während ich sage "Adieu"

Als er starb,
war ich weit weg.
Alles war gut
für alle Zeiten.
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Alt 02.04.2020, 15:57   #2
weiblich Ex-Mimii
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2019
Beiträge: 62

Hallo, Gunde,

dein Text , trägt mit leisen aber eindringlichen Worten die Stimme des Abschieds.
Die Trauer ,der Tod, das Vergängliche hast du in kurzen Worten klar beschrieben.
Dass der Tod auch Erlösung sein kann, das bezeugt die Spur eines Lächelns, ein Übergang ,ein Tor vielleicht... in alles was wir glauben wollen...


Sei willkommen!

Mimii
Ex-Mimii ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.04.2020, 16:51   #3
männlich Ex-Gunde
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2020
Beiträge: 66

Hallo Mimii,

danke dir für deinen Willkommensgruß.

Für mich ist das die letzte Erinnerung an meinen Vater - die ich in dieser Weise aufbewahren wollte. Dass ich dabei Frieden fand, war für mich so wichtig.

Es ist schön, wenn diese Zeile auch andere Menschen erreichen und berühren können.

Gunde grüßt.
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Alt 02.04.2020, 23:07   #4
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

wo handelt der text G?

na ja die frage des berührens ist bei solchen autobiotexten immer ein problem- ich habe selbst einige verfasst und das entgegengebrachte mitgefühl mag gut tun. dazu kommt, dass ich in diesem forum seit rund 10 jahren mit beiträgen mitwirke und mit einer reihe von menschen persönlich bekannt bin. würde ich - so wie du - völlig neu in einer solchen gemeinschaft sein würde ich grundsätzlich zuallererst eher einen bogen um solche lyrik machen. es erweckt bei mir den "tränedrüsendrücker-effekt" und das werben um sympathie. ich sage das bewusst klar und deutlich weil ich nicht zu den lieben mitgliedern hier gehöre, die mit allem und jedem in wunderbaren einklang stehen, weil ich müsste lügen oder mich verstellen.

Viele liebe Grüße!
r
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Alt 03.04.2020, 08:19   #5
männlich Ex-Gunde
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2020
Beiträge: 66

Hallo Ralfchen,

mit den Texten ist es wie mit den Menschen. Wenn sie fertig sind, dürfen sie in die Welt gehen und tun, was sie wollen. Sie müssen dabei nicht jedem Gefallen, dürfen Verdacht erregen oder nicht, dürfen jemand ansprechen oder nicht. Sie dürfen sogar gefallen wollen.

Und vom Gefallenwollen spreche ich mich sicher nicht frei ;-).

Mir scheint, auch das Provozierenwolllen kann man genauso deuten, als ein besonders intensives Werben ums Gefallen;-).
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Alt 03.04.2020, 09:05   #6
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.043

Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
würde ich - so wie du - völlig neu in einer solchen gemeinschaft sein würde ich grundsätzlich zuallererst eher einen bogen um solche lyrik machen. es erweckt bei mir den "tränedrüsendrücker-effekt" und das werben um sympathie.
Selbst wenn, Ralfchen ... was sollte daran falsch sein?

Jeder Mensch wirbt um Sympathie, ständig und überall. Oder er provoziert, um in "the center of the attraction" zu stehen. Es gibt vielfache Möglichkeiten, sich zu "profilieren", nicht nur in der Lyrik. Manche User nutzen bevorzugt die Kommentare dazu, ihr Privatleben bis in die intimsten Winkel auszubreiten .

Lyrik will (und kann) das in der Ausführlichkeit von Prosatexten gar nicht leisten, sondern Gefühle, und was sie hinterlassen, entweder nur andeuten oder, falls es deutlicher werden soll, auf den Punkt bringen.

Dies hier ist ein sehr einfühlsames Gedicht, in dem nicht das Lyrische Ich im Mittelpunkt steht, sondern das Bild des sterbenden Vaters in der Zerbrechlichkeit eines vollbrachten Lebens. Deshalb ist er es, dem die Sympathie des Lesers gehört, nicht die Personalunion von Lyrischem Ich und Autor.

VG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.04.2020, 11:40   #7
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

Zitat:
Zitat von Gunde Beitrag anzeigen
Mir scheint, auch das Provozierenwolllen kann man genauso deuten, als ein besonders intensives Werben ums Gefallen;-).
das mag auf manche zutreffen - nicht auf mich

Viele liebe Grüße!

r
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.04.2020, 22:24   #8
weiblich Zaubersee
 
Benutzerbild von Zaubersee
 
Dabei seit: 11/2014
Ort: Das Meer ist mein Garten aus Kristallen und Träumen ...
Alter: 66
Beiträge: 2.583

Hallo Gunde,


mich hat Dein Text erreicht; ich mag ihn auch wegen seiner Schlichtheit, die eine wunderbare Ausdrucksmöglichkeit sein kann.... und für mich hier auch ist.


Zitat:
die Ohren hören nicht
mehr wäre zuviel
meinst Du mit diesem Vers, es wäre zuviel für das LyriDu, wenn es mehr hören würde? Also es könnte nicht mehr verarbeiten?
Oder meinst Du es wäre Zuviel, wenn, das LyriIch mehr veraten oder andeuten würde, was sich eventuell im Inneren des LyriDu statt des organischen Hörens abspielen könnte?


Zitat:
und er wehrt sich nicht
- das ist neu
das ist auch meine Erfahrung, dass viele Schranken fallen, in der Begleitung eines schwerkranken Menschen oder eines Sterbenden.


Ich hab Dein Gedicht gerne gelesen.

Liebe Grüße
Zaubersee
Zaubersee ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.04.2020, 22:45   #9
männlich Ex-Gunde
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2020
Beiträge: 66

Hallo Zaubersee,

danke für deine aufmerksame Beschäftigung mit diesem Erinnerungsstück.

An der bewussten Stelle:
"die Ohren hören nicht
mehr wäre zuviel"
war ich ganz beim Du. In der Rohfassung stand da: "die Ohren hören Luft mehr, mehr wäre zu viel" ;-).

Diese einfache Sprache passt gut zum Thema, gehört aber auch zu mir. Sie ist eben auch das Ergebnis einer naturwissenschaftlichen Ausbildung und eine Berufslebens im technischen Bereich.

Ich habe aber Freude daran, mich meinen Erfahrungen und Gefühlen beschreibend anzunähern, und sie für mich in rhythmischer Form (im vorliegenden Fall nicht so sehr) auszuarbeiten und aufzubewahren. Das ist vermutlich keine Poesie, aber mein Zugang zur Lyrik.

Und natürlich macht es mir Freude, wenn ich das Ergebnis mit anderen Menschen teilen kann.

Danke fürs Lesen,
Gunde grüßt.
Ex-Gunde ist offline   Mit Zitat antworten
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