Ich. Du. Wir.

[klaatu]

***

Ich

öffne den Mund
wie eine Grabkammer

&

fahre meinem Gegenüber
übers Maul
wie ein Monstertruck.

Dann rattattattattattere ich
meine Argumente runter
als wäre ich ein Maschinengewehr

- wie Evel Knievel
auf der Todesrampe.

Ich bringe Begründungen
wie ein 1-Sterne-Lieferdienst,

beziehe Stellung
in meinem Schützengraben

&

ziehe Vergleiche
wie ein Schwert.

***

Du

wählst deine Worte
wie die Nummer
des Notdienstes,

sprichst Dinge an
wie eine Hexe kleine Kinder,
die sie in ihr Knusperhaus locken will,

wirfst Namen in den Raum
wie Kanaldeckel
von einer Autobahnbrücke

&

lässt Bemerkungen fallen
als wären es Bananenschalen
bei Mario Kart.

Du vertrittst deine Meinung
wie ein eingeschlafenes Fußgelenk

&

belegst deine Thesen
wie einen Volkshochschulkurs im Jodeln.

Dann lenkst du
die Aufmerksamkeit
auf dich selbst
wie einen Öltanker
auf ein Riff

***

Wir

halten unseren Dialog
wie ein Neugeborenes

&

wechseln Worte
wie vollgeschissene Bettlaken.

Legen einander
Sätze in den Mund
als wären es Hostien

&

machen uns
ein Bild vom Anderen,
ohne den Deckel
vom Objektiv zu nehmen.

Dann lösen wir
unseren Konflikt
wie den Sicherungsring
einer Handgranate

&

schließen einen Kompromiss
als wären es
die Türen einer Todeszelle.

***

[Schmuddelkind]

Hallo Klaatu,

ich kann gar nicht so viel dazu sagen, aber ich muss es einfach mal hoch schaufeln, damit es nicht völlig unbeantwortet bleibt.

Mir imponiert die ironisch distanzierte Stimmung, die du mit diesen absichtlich schiefen Vergleichen erzeugst, doch die es nicht schafft, die Seufzer dahinter zu verbergen. Ein Gedicht, das sich nur vorgeblich hinter seiner Coolness versteckt. Klasse!

Mein Favourite:

machen uns
ein Bild vom Anderen,
ohne den Deckel
vom Objektiv zu nehmen.

Das ist einfach so ehrlich und trifft wohl leider auf den Großteil sozialer Interaktionen zu. Eine große Wahrheit in kleinen Worten auf den Punkt gebracht - so liebe ich Lyrik.

Bei den letzten zwei Strophen bekam ich Gänsehaut, weil hier eine unangenehme Wahrheit zur Sprache kommt: Manchmal werden Kompromisse nur geschlossen, weil es erwartet wird oder weil man nicht mehr streiten will. Aber solche scheinbaren Kompromisse entpuppen sich über kurz oder lang als Handgranaten.

So, jetzt habe ich doch ein bisschen mehr gesagt. Muss nur abwarten, was alles aus meinem Mund kommt.

Liebe Grüße
Schmuddi

[klaatu]

Hallo Schmuddelkind!

Muss nur abwarten, was alles aus meinem Mund kommt.

Das ist gut, da kommen manchmal spannende Dinge zustande!

Freut mich, dass es dich erreicht hat. Danke für deine Gedanken dazu.

LG
k