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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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20.10.2011, 11:19 | #1 |
R.I.P.
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Hamlets Braut
Ihr Haupt, umrahmt von Trauerweidenzweigen,
noch frisch wie im sich-selber-töten-Gestern, wird bald zu süßgespürtem Schweigen für schlangengleiche Leichenschwestern. Die Lilien, fast noch jung in ihren Händen, quellen auf und werden wund. Dies weiß' Gewand wird Schwund im Wirbel und im tiefen Grund. Ratten nagen schon am zarten Fuß. Schleier ist flußab geschwommen. Hat letzte Träume mitgenommen. Mitsamt dem liebend leeren Gruß. Sein Blick wollt nicht zu ihr sich wenden. |
20.10.2011, 14:19 | #2 |
Hallo Thing,
das gefällt mir gut, wenn ich es auch stellenweise ein wenig kryptisch finde. Für was stehen die schlangengleichen Leichenschwestern? Und was sind wunde Lilien? LG Lux |
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20.10.2011, 14:50 | #3 |
R.I.P.
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Die schlangengleichen Schwestern sind Aale, und die Wunden der Lilien sind braune Flecken.
Danke fürs Lob! Lieben Gruß Thing |
04.03.2012, 17:45 | #4 | |
Hallo Thing,
das Gedicht lässt sich flüssig lesen und überzeugt in meinen Augen durch eine kreative Wortwahl. Die einzige Stelle, die mir auffiel: Zitat:
Narziss |
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04.03.2012, 17:54 | #5 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Narziss -
Leider kann ich nicht mehr ändern, inzwischen neige ich auch zu Ihr weißes Kleid... Hab Dank für das Lob! LG Thing |
04.03.2012, 19:27 | #6 |
Aus den Fischernetzen grüßt Ophelia, die Moorgewandte.
Die erste Strophe gefällt mir ausnehmend gut. |
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06.03.2012, 11:35 | #7 |
R.I.P.
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Halli Hallo -
"Moorgewandte"? Interessant. Danke für den Kommentar sagt Thing |
25.03.2015, 12:12 | #8 |
R.I.P.
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Modifizierte Fassung
Ihr Haupt, umrahmt von Trauerweidenzweigen,
noch frisch wie im sich-selber-töten-gestern, wird bald zu süßgespürtem Schweigen für schlangengleiche Leichenschwestern. Die Lilien, fast noch jung in ihren Händen, quellen auf und werden wund. Dies weiße Kleid wird Schwund im Wirbel und im tiefen Grund. Ratten nagen schon am zarten Fuß. Schleier ist flußab geschwommen, hat letzte Träume mitgenommen mitsamt dem liebend leeren Gruß. Sein Blick wollt nicht zu ihr sich wenden. |
25.03.2015, 13:06 | #9 |
abgemeldet
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autsch, da hast du ja wiedermal ein Bild in meinen Kopf gemalt,
während ich dasitz und bezahlterweise (beruflich bedingt) Zähne poliere (stimmt nicht ganz, hab mich grad für eine Zigarette rausgestohlen und surfe mitm Table im Netz *schäm*) auf jeden Fall wunderschön, aber irgendwie sehe ich jetzt jeder Spaziergängerin die hier an mir vorbeiwatschelt schon ganz genau ins Gesicht und würde mich gar nicht wundern wenn da plötzlich braune Flecken und Aale irgendwo ... tschuldigung Alles Liebe Lichtsohn PS: ich rauche übrigens nicht, aber der Spruch "für eine Zigarette rausgehen" hat sich bei uns so aus reiner Solidarität für die Raucher eingebürgert |
25.03.2015, 15:13 | #10 |
R.I.P.
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Lieber Lichtsohn,
die klassischen Ophelias sind längst ausgestorben; heutzutage sucht sich eine verschmähte Braut einfach den nächsten Lover und denkt nicht daran, wegen Liebeskummer ins Wasser zu gehn. Und welches halbwegs vernünftige Girl möchte schon in einen Clan einheirsten, in dem es von Mördern wimmelt und zudem noch ein oller Geist umgeht? Ich selbst zähle den "Hamlet" zu den besten Theaterstücken des großenMeisters. Und habe Ophelia immer sehr bedauert. LG in die Pausen von Thing! |
10.04.2015, 11:42 | #11 |
Liebe Thing,
ich habe hier mal wieder ein kleines Meisterwerk entdeckt. Ach, ich liebe es, in deinen Beiträgen zu stöbern. Für mich ist die S1 reine Kunst, sie malt dem Leser ein so wundervolles Bild, dass er durch das ganze Gedicht bis hin zum traurigen Ende, das du, künstlerisch!, in nur einem Vers verpackst. Ich bin beeindruckt. Liebe Grüße Jana |
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10.04.2015, 14:42 | #12 |
Hamlets Braut
Hallo Thing,
da ist es, das Thema (modifizierte Fassung): mit höchst interessantem Reimschema. Ja, und am Inhalt kommst du offenbar wie kaum jemand ohne die Tragik vorbei, die dem Thema zusteht. Obwohl du das Bild, von dem ich schrieb, nicht kanntest, fehlt fast nichts. Das heißt, auf dem Bild fehlt etwas von dem, das du beschreibst… Insgesamt ist es schon einen Vergleich zwischen den Texten von shoshin, dir und mir wert. Bewerten bzw. unterscheiden: das würde ich mir z.B. niemals zutrauen. Höchstens bewundern. Liebe Grüße Lewin. |
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10.04.2015, 16:22 | #13 |
Ich finde dein Gedicht auch richtig gut!
Der "kritik" die hier kommt stimme ich zwar zu aber sonst ist das Gedicht top. Du personifizierst schön in dem gedicht die "vergleiche" |
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10.04.2015, 17:02 | #14 |
gesperrt
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Liebes Thing,
Ich habe deine Ophelia Version mit großer Begeisterung (erstmals) gelesen. So herrlich kreative und phantatische Bilder! Abgesehen von den Reimen, bewegst du dich in völliger Freiheit durch die Verse und trotzdem klingt es! (Ich verstehe überhaupt nicht, dass dir von manchen hier unterstellt wird, du seist dichterisch reaktionär ) Besonders mag ich: im-sich-selber-töten-Gestern, das Lilienbild ist großartig (keine Erlösung oder Neugeburt, die Lilien sind wund); auch die "schlangengleichen Leichenschwestern", obwohl ich keine Ahnung habe, was letzteres bedeutet - ich sehe vielleicht Aale oder sind es die abgebrochenen Zeige der Weide? Wenn ich einen (nur angerissenen) Vergleich, der eigentlich gar nicht möglich ist, wagen darf: Mein Gedicht, scheut sich eigentlich vor dem "großen Thema" und flüchtet daher in "ablenkende" Bilder - auch die Reime halten es nicht zusammen. Aus meiner Sicht ist Ophelia weniger eine verschmähte Liebende sondern eine "Verratene", ein unbedarfter Spielball "höherer Interessen" und....ich sehe sie befreit. Lieben Gruß und danke für den Lesegenuß! shoshin |
11.04.2015, 00:07 | #15 |
Mir deucht, es kennt jeder Hamlet...außer mir.
Sorry, Thing. |
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11.04.2015, 00:24 | #16 |
Forumsleitung
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Ich kenne ihn auch nicht, Muse, obwohl ich die Verfilmung mit Mel Gibson gesehen habe. Gähnend langweilig, und am Ende lagen eine Menge Leichen in der Gegend herum. An die Handlung kann ich mich nicht mehr erinnern. Deshalb habe ich mich bislang nicht zu dem Gedicht geäußert, obwohl ich es sprachlich und klanglich sehr gut finde.
Mach Dir nix draus und lies einfach irgendwo die Inhaltsangabe nach. Ich verkneife es mir, denn ich mag Shakespeare nicht. LG Ilka |
11.04.2015, 00:30 | #17 |
Ich liebe Shakespeare! Ich kenne nur "Hamlet" nicht. Aber "Der Kaufmann von Venedig" finde ich klasse! Gruß von Mus. |
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11.04.2015, 09:36 | #18 |
R.I.P.
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Liebe Litteralia,
hab Dank für Dein großes Lob! Und das "Wiederentdecken". Lieber Lewin, Dein Lob läßt mich erröten. Ophelias "Wahnsinn" habe ich mit dem leeren Gruß anzudeuten versucht. Hallo al96, danke fürs "top"!. Ich personifiziere die Vergleiche? Wie und wo denn? Liebe shoshin, die Aale siehst Du ganz richtig! Deine Sicht Ophelias ist höchst interessant! Ich muß mir die Fassung mit L. Olivier noch einmal zu Gemüte führen! Liebe muse - das macht doch nichts! Dafür kenne ich nicht alle seine Sonette. Und wenn man lediglich den Hamlet nicht kennt, ist das überhaupt kein Manko! Liebe Ilka-Maria, "sprachlich und klanglich gut" ist ein feines Lob! Ich danke Dir. Doch, ich mag Vieles von Shakespeare. Aber eher in der Richtung von "Was Ihr wollt" oder "Wie es Euch gefällt" oder "Der Widerspenstigen Zähmung" (eigentlich recht derb!). Euch allen herzliche Grüße vom Thing |
11.04.2015, 10:20 | #19 |
Hallo Thing,
hier ist rhythmisch gegen den Strich gebürstet. Der erste Betonungswechsel bei "quellen" arretiert das gewichtlose, scheinbar ewige Treiben etwa wie der Eiter plötzlich irritierend aus der Wunde "quillt". Und folgerichtig verkürzt sich der Vers noch weiter, häuft sich der Reim mit männlicher Kadenz, wenn jetzt der Zerfall zupackt. Alles Klingen setzt aus. Spiegelbildlich geht erst der Reim wieder auf, dann erst legt sich die Betonung wie am Anfang auf die zweite Silbe. Aber der Vers bleibt verkürzt, um den Verlust zu zeigen. Liebe Grüße gumminaum |
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11.04.2015, 11:07 | #20 |
R.I.P.
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Deine Analyse, lieber gummibaum, macht mich sprachlos.
Vor allem, wenn ich an das ad hoc des Gedichts denke. Lieben Dank und Gruß von Thing |
26.07.2016, 06:59 | #21 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Hallo Thing,
so bin ich nun auf Umwegen bei "deiner" Ophelia gelandet. Du hast, inspiriert durch G. Heym, eine eigene Version der Ophelia geschaffen, die mir wegen ihrer morbiden Bilder gefällt. G. Heym wurde ja auch inspiriert und zwar durch Arthur Rimbaud. Seine Ophelia finde ich noch eindrucksvoller. Liebe Grüße Nöck |
01.08.2016, 19:30 | #22 |
R.I.P.
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Lieber Nöck -
klar - zwischen mir und Georg Heym liegen Welten!
Trotzdem finde ich, daß auch meine Ophelia gelungen ist. Übrigens habe ich lange Zeit für Rimbaud und Verlaine geschwärmt. Natürlich Übersetzung, nicht im Original. Danke für Deine informativen Zeilen! Lieben Gruß von Romulus Thing |
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