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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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#1 |
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Als Neunzehneinundvierzig Leningrad
belagert von der Wehrmacht eingeschlossen, von Nachschubwegen abgetrennt, beschossen, da schien es, dass der Führer per Diktat das Bieten eines Auswegs gar verbat; dass einzig sterben sollten die Genossen. Bis Vierundvierzig wurd ihr Blut vergossen. In diesem Umfeld gab es eine Tat .. Im Kreml wurd die Möglichkeit besprochen man bringe doch Kultur zu den Millionen Verendenden, ein Stück der Menschlichkeit für sie. Ein Flugzeug ist alleine durchgebrochen und brachte durch das Feuer der Kanonen die Partitur der Leningrader Sinfonie. Geändert von Anaximandala (16.04.2024 um 20:10 Uhr) |
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#2 |
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Du hast vielleicht geahnt, dass ich mich zu diesem Thema doch mal wieder mit ein paar Worten melde ...
Ja, Schostakowitschs 7., ist lange her, dass ich die mal gehört habe. In Erinnerung geblieben ist mir aber, dass in einem Satz eine seltsam unbeschwerte "Jahrmarktmusik" mehr und mehr von einer grellen, äußerst aggressiven "Kriegsakustik" überlagert wird - das hat sich mir als sehr beeindruckend eingegeprägt. Der Komponist soll ja die ersten drei Sätze noch im belagerten Leningrad geschrieben haben, bevor er dann im Herbst 1941 doch von dort evakuiert wurde (das scheint ja zu dem Zeitpunkt noch möglich gewesen sein). Die Aufführung in der geschundenen Stadt erfolgte dann am 9. August 1942, nachdem die Noten durch den von Dir erwähnten Flieger dorthin gebracht worden waren. Ein Orchester (laut Wikipedia ...) allerdings nicht - die Einspielung geschah durch die "wenigen verbliebenen Mitglieder des Radioorchesters Leningrad". Die lyrisch-formale Umsetzung in Form eines Sonetts finde ich (mal wieder) sehr gelungen und beeindruckend - nur zwei kleine Änderungsvorschläge hätte ich anzumerken: "Das Bieten eines Auswegs verbat" in S2V1 finde ich sprachlich nicht so gelungen - vielleicht besser "die Ahnung eines Auswegs verbat" o.ä.; und inhaltlich fände ich im allerletzten Vers aus den oben angeführten Gründen eine Wendung wie zum Beispiel "die Partitur der Leningrader Sinfonie" noch passender. Liebe Grüße und einen schönen Abend EPI |
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#3 |
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Nun, zumindestens hatte ich es gehofft, schön von dir zu lesen!
Ja stimmt, die ersten Sätze sind noch in Erwartung des bevorstehenden Angriffs entstanden, während der Schluss dann in Moskau entstanden ist wenn ich mich recht erinnere. Was mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist dass ich die Sinfonie stellenweise als auffällig leise empfunden habe, was ich anfangs garnicht recht einordnen konnte, weil ich diese "Ruhe" nicht erwartet hatte. Dass aber gerade dort eine teils fast schmerzhafte Spannung erzeugt wird ist stilistisch muss ich heute aber auf jeden Fall sagen grandios! Und was mir bei Schreiben des Gedichts dann noch aufgefallen ist, zum Ende hin, um um bei in der 65 Minuten beginnt eine Violinenmelodie, die unter anderem durch Peter Fox "Alles neu" bekannt ist Mit dem Orchester schaue ich gleich lieber nochmal nach, ich meine mich zu erinnern dass ich einen längeren Zeitungsartikel gelesen habe und über das eingeflogene Orchester, das erwähnt war, gestolpert bin, weil ich die Geschichte zwar länger kannte, aber auch nur von eingeflogenen Noten wusste. Ich stell den Punkt sehr gerne nochmal auf den Prüfstand, denn ich muss sagen dein Vorschlag "die Partitur .." gefällt mir wirklich richtig gut! Eigentlich gefällt er mir so gut, dass ich ihn glaube ich direkt übernehme ![]() Ich versuche es trotzdem kurz aus dem Kopf einmal zusammenzubekommen, ich glaube es wurde eine Zweitbesetzung für die Orchesterspieler eingeflogen, weil für Vollständigkeit und Gesundheit der Orchesters sonst nicht garantiert werden konnte, für die Teilnahme an den Proben hat es sogar Extrarationen gegeben. Aber ich kann mich auch täuschen, ich schau interesse halber mal nach, aber deinen Vorschlag übernehme ich! Mit der zweiten Stelle die du ansprichst bin ich auch nicht 100% glücklich, da AUSweges zumindest nur sehr widerwillig einen Akzent auf das es drücken lässt, bzw jetzt schwanke ich, Ausweg ist klar Hauptbetont auf der ersten Silbe, aber Auswege, ich glaube ich könnte grd Mist geschrieben habe, könnte auch zu den Worten zählen die zwar Hauptbetont auf der ersten Silbe sind, aber an den Akzent mit Wege ein Wort ansetzt, das eigenständig nach den Regeln der Metrik auch Hauptbetont auf der ersten Silbe wäre, und so eher einen Hebungsdrall gibt und das wäre ein absolutes Ausschlusskriterium. Und ich befürchte so könnte es sein. Auswege .. Ausschüsse .. Arbeiter ..Blockhütte .. Gott segne den Hebungsdrall Danke für den Hinweis! "die Ahnung eines Auswegs verbat" hätte leider wiederum mit AUSwegs verBAT eine Senkung zu viel, aber da hast du einen guten Punkt aufgeworfen Wäre es eine Option zu schreiben das Bieten eines Auswegs gar verbat Aus wenn ich das Kürzen zu Auswegs in einem Sonett eigentlich nicht elegant fände, ist es wohl doch besser, als genaugenommen einen Bruch im Takt zu haben Epi, ich habe mich sehr gefreut von dir zu lesen! Liebe Grüße Delf |
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#4 |
Hallo Anixamandala,
ich bin da fachlich nicht so bewandert, was Musik betrifft, aber ich finde das Gedicht sehr beeindruckend! Und von dem Ereignis, das du beschreibst, wusste ich nichts, es ist also auch lehrreich in Hinsicht auf Geschichte. Danke für dieses Gedicht! LG DieSilbermöwe |
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#5 |
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wie angemerkt, hatte ich über das "nicht eingeflogene Orchester" nur schnell bei Wikipedia gelesen - einer bewährten Quelle für verkürzte oder unvollständige Informationen. Du hast da viel umfassender recherchiert, lieber Anaxi, und wirst das jetzt sicher nochmals tun (die Partitur im letzten Vers kann ja trotzdem so stehen bleiben).
Bei "das Bieten eines Auswegs gar verbat" gefiel mir vor allem die Doppelung des Wortstamms Bieten/verbat nicht. Das "gar" hatte ich übersehen/vergessen, es ist hier wahrscheinlich als typisches metrisches Füllwort unabdingbar, für mich aber akzeptabel. "Die Ahnung eines Auswegs gar verbat" (oder vielleicht auch "die Hoffnung" wären hier demnach meine Vorschläge. Liebe Grüße EPI |
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#6 | ||
![]() Zitat:
Ja, das Ereignis ist eines, von dem ich gerne schon in der Schule erfahren hätte. Ich bin irgendwann mal durch Zufall darauf gestoßen und war von dem Akt der Menschlichkeit einfach beeindruckt. Freut mich, dass dir die Zeilen gefallen ![]() Zitat:
Aber so oder so finde ich die letzte Zeile wie sie jetzt im Gedicht steht viel eleganter. Ah ja, die Dopplung ist mir so durch die unterschiedliche Form garnicht aufgefallen, aber du hast recht. Das gar habe ich erdt nachdem ich deinen Kommentar gelesen habe eingefügt, ursprünglich hatte ich wirklich "Das Bieten eines Ausweges verbat" geschrieben. Ungünstig ist allerdings auch die Dopplung das/dass an den Zeilenanfängen der ersten beiden Zeilen im zweiten Quartett. Mein Vorschlag wäre, um diesen Abschnitt doch etwas eleganter zu gestalten "Die Hoffnung auf Errettung selbst verbat" Was hälst du davon? Liebe Grüße Delf |
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#7 |
Passt
![]() LG, EPI |
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