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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 19.05.2023, 23:51   #1
Ex-Pennywise
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Beiträge: 599

Standard Hafenromanze

Das Wasser trifft gluckernd im nachtschwarzen Hafen
die Kaimauer unterhalb unserer Bank.
Ein Großteil der Menschen versucht sich im Schlafen,
die Stadt hat grad Pause von Hektik und Zank.

Klabautereck nennt sich die kleine Spelunke
am Rande der Docks unterm flackernden Licht.
Der Schutzmann beendet recht früh seine Runde,
er öffnet die Tür und die Stille zerbricht.

Danach mischt sich wieder das Großstadtgeschweige
mit spärlichen Resten der scheidenden Nacht.
Solch Hafenromantik, die mochten wir beide,
die Bank wurd zu unserem Treffpunkt gemacht.

Wir teilten hier Blicke und Küsse samt Stunden,
der Kern der Gedanken, das warst für mich du.
Nun bist du seit einigen Tagen verschwunden
und unten im Wasser, da treibt noch dein Schuh.
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Alt 20.05.2023, 13:28   #2
männlich Faber
 
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Beiträge: 384

Eine sehr düstere Romanze, aber wie immer von dir sehr schön in Worte gefasst. Gerne gelesen.

LG
Faber
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Alt 20.05.2023, 19:19   #3
männlich Nöck
 
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Beiträge: 2.662

Hallo Pennywise,

perfekt gereimt mit originellen Wortschöpfungen und rhythmisch fließenden und aussagekräftigen Versen. Hafenbecken haben eine starke Anziehungskraft.

Sehr gerne mehrmals gelesen.
Nöck
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Alt 21.05.2023, 01:00   #4
Ex-Pennywise
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@ Faber
Danke. Dunkel und düster mag ich es ja öfter. "Romanze" ist hier auch eher als makabere Wortwahl zu sehen.

@ Nöck

Danke sehr. Ja, dieses Hafenbecken war besonders anziehend.

Grüße an Euch beide.

Pennywise
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Alt 21.05.2023, 18:11   #5
männlich aufgeklappt
 
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wenn da nichts von Perry kommt,
verstehe ich die Welt nicht mehr

finde ich toll!

LG
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Alt 23.05.2023, 00:05   #6
Ex-Pennywise
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Moin Aufgeklappt,

schönen Dank fürs Gefallen.
Dir einen schönen Abend.

Gruß

Pennywise
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Alt 23.05.2023, 00:32   #7
weiblich Ilka-Maria
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Nee, mir gefällt der Text überhaupt nicht. Er enthät alles, wass man nicht machen sollte.

Was soll im ersten Vers das "gluckernd". Es ist ein hässliches Wort und zudem im Partizip. Der Zeile hätte nichts gefehlt, hätte sie gelautet: Das Wasser trifft nachtschwarzen Hafen.

Zeile zwei: Es spielt keine Rolle, wieviele Menschen sich "im Schlafen versuchen". Menschen schlafen. Punkt.

Und was soll das "grad" vor "Hektik und Zank"? Und wieso steht eine Stadt für "Hektik und Zank", als ob es das nicht auf jedem Dorf gäbe?

Sorry, aber das ist ein Text mit Blähungen.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
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Alt 23.05.2023, 07:44   #8
Ex-Pennywise
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Beiträge: 599

Moin Ilka,

ich kann mit so Dingen wie "Menschen schlafen" nichts anfangen. Sorry. Ich hab ja schon mal unter einem anderen Text gefragt, ob Lyrik nur emotionslos und nüchtern aussehen soll und selber erklärt, wie ich das sehe. Da kam leider keine Antwort. In Kommentaren ist scheinbar alles erlaubt, aber die Lyrik selbst soll gesittet auf dem Teppich bleiben und nicht blumig sein? Der Text hat halt Blähungen... Ok.
Mir ist auch nicht bekannt, dass es in einem Dorf eher hektisch zugeht, oder dass "gluckern" ein häßliches Wort ist. Wer legt das fest? Wo steht das? Oder ist das ein subjektives Gefühl?

Lieben Gruß

Pennywise
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Alt 23.05.2023, 08:38   #9
männlich MonoTon
 
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Beiträge: 1.107

Ich sehe das Wort "versucht" mehr als einen Hinweis auf das darin liegende Detail.
Nur weil etwas nach außen ruhig wirkt, muss das nicht bedeuten, dass es innerlich ebenso ruhig ist.
Außerdem werden die die wirklich "schlafen" im Text gar nicht erwähnt, da sie weniger als den Großteil darstellen, der sich nur im schlafen versucht.
Das heißt, dass die Unruhe ohnehin im Gesamtbild überwiegt.
Jeder wirklich "schlafende" stört hier das Paradox der "Unruhe".
Des weiteren würde eine Kürzung den melancholischen Unterton brechen.

Für mich passt jedes Wort in einen Text, wenn dessen Umfeld den gebrauch zulässt.
Gluckernd finde ich selbst als sehr gut gewählt.
Es zeigt, das nicht mal das Wasser zur Ruhe kommt und unnötig laut sein muss mit ungewohnten Tönen.
Ruhe würde ein rauschen vermitteln (Stetigkeit) und ein gluckern erinnert ans ertrinken. (unstet)
Es bricht die sonst vermittelte Ruhe.
Ein Ton, aus dem das letzte bisschen Luft gepresst wird und welches ein hörbares untergehen simuliert.
Eine Versinnbildlichung einer Stadt, in welcher man es schwer hat oben zu bleiben, ohne unter zu gehen.
Jeder der hier wirklich schläft ist entweder sorglos Naiv, bereits tot, oder hat nichts zu befürchten weil er/sie zu höheren Kreisen gehört. Der Großteil "versucht" es ihnen gleich zu tun und ist daher unruhig/schlaflos, weil Ziele verfolgt werden. (oder Marionetten gespielt werden) Ansichtssache

Lg Mono
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Alt 23.05.2023, 08:48   #10
Ex-Pennywise
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Beiträge: 599

Ich wollte eigentlich eher eine brüchige Stille beschreiben. Und mit dem "versucht sich" wollte ich unruhigen Schlaf ausdrücken, aber halt doch Schlaf. Eventuell kommt das nicht deutlich rüber.
Was "gluckernd" betrifft... Ich wollte auch noch den im Wasser treibenden Unrat erwähnen, der das Wasser fast schon zäh zu machen scheint, aber es hätte den Rahmen gesprengt. Ich verbinde mit gluckernd kein rauschendes Meer, sondern mehr ein versifftes Hafenbecken. Es soll keine schöne Szenerie sein, sondern eine Atmosphäre, die zwar ihren Reiz hat, aber nicht unbedingt einen Großteil der Menschheit anzieht. Keine Ahnung, ob es in Gänze so rüberkommt. Aber das war mein Gedanke.

Gruß

Pennywise
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Alt 23.05.2023, 10:20   #11
männlich Nöck
 
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Beiträge: 2.662

Hallo Pennywise,

mir gefällt dein Gedicht immer noch, auch wenn das Versiffte des Hafenbeckens nicht deutlich rüberkommt. Da dein Text mich reizt (Ich habe selbst ein ähnliches Gedicht "Hafengrab" geschrieben) und immer noch beschäftigt, habe ich versucht, ihn ein wenig "versiffter" zu machen:


Das Wasser leckt schmatzend im nachtschwarzen Hafen
die Kaimauer unterhalb unserer Bank.
Ein Großteil der Menschen versucht sich im Schlafen,
die Stadt hat grad Pause von Hektik und Zank.

Klabautereck nennt sich die kleine Spelunke
am Rande der Docks unterm funzligen Licht.
Der Schutzmann beendet recht früh seine Runde,
er öffnet die Tür und die Stille zerbricht.

Allmählich verebbt das Großstadtgeschweige,
das Becken wogt schwärzlich, als wär es noch Nacht.

Solch Hafenromantik, die mochten wir beide,
die Bank wurd zu unserem Treffpunkt gemacht.

Wir teilten hier Blicke und Küsse samt Stunden,
der Kern der Gedanken, das warst für mich du.
Nun bist du seit einigen Tagen verschwunden
und unten im Wasser, da dümpelt dein Schuh.

Lieben Gruß
Nöck


Falls es interessiert, hier ist der Link zum "Hafengrab":

https://www.poetry.de/showthread.php?t=67475
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.05.2023, 13:23   #12
männlich dunkler Traum
 
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Beiträge: 1.596

... es liest sich locker und unterhaltsam weg. Auch Nöcks Version hat was. Aber die letzten beiden Zeilen ziehen mich einfach in die Tiefe. Warum? Weshalb? Wer wars?
Einfach herrlich, meist stelle ich dann fest, dass ich mein Gedicht heute nicht einstelle. *seufz *trän *schäm

wünsche schöne Träume
dT
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
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