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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 22.04.2023, 18:44   #1
männlich Feuerflut
 
Benutzerbild von Feuerflut
 
Dabei seit: 04/2023
Beiträge: 2

Standard Kaminesglut

Feuer, Feuer, Ungeheuer,
meine Zeit scheint mir so teuer,
wenn das lodernd, brennend Haus,
mitsamt alteingesessnem‘ Graus,
spuckt die Töne,
meiner schöne-,
n‘ Heimat, Himmel, Herdensgeist,
der meiner Seel‘ die Zügel weist,
wenn‘s mit den Pferden, raus, heraus,
instinktiv verlässt, das Haus.

Kind, du verbrennst in den Zimmern dieses Hauses,
du erstickst an den schwarzen Wolken dieses Rauches,
wenn du noch immer nicht gehen magst,
auch wenn du dich jeden Abend fragst,
was dich in diesem Zimmer hält,
wenn‘s wied‘ aus Nachbarsraume schellt:
Wie lieb ich dich,
wie liebst du mich,
und trotzdem lass ich dich im Stich,
da wich, und wich, mein damals‘ Ich,
Herr Gott, für mich ist‘s unwichtig [ch],
das dich und mich und mich und dich,
ja, so gehörts für Lieb‘de sich,
verband, wie A und B der Strich,
was ist geschehn‘, Alt‘, liebe mich!
Mein deutsches Weib, so lehrt es sich!

Ein Baum der einst im Walde stand,
die Rinde war des Holz‘ Gewand,
das Harz war dick des Holzes Blut,
heut Nacht ist‘s unsres Feuers Glut,
dass‘ jeder warm im Bette ruht.

Feuer, Feuer, Ungeheuer,
Kind, bloß keine Abenteuer,
mit der heißen, tauben Flut,
kokelnder Kaminesglut!

Doch’s Burschenhand war gefügig dem Doktrin,
Und kam nicht ran, an den Kamin,
der wie es dieses Nachtes schien,
auch nicht des Unheils Quelle war,
bloß ist’s von außen stets nicht so klar.

Wenn’s Bauernhause schwarzen Rauch,
im nächtlich blasend Windeshauch,
zu Nachbarshöfen weiterschickt,
sodass schon dort man fast erstickt,
dann übt es sich und trügt’s sich nicht,
im flackerndem Öllampenlicht,
den Hofe jener einzusehn’,
bei den’s, man kann’s nun so entnehmn’,
der schwarze Rauch schein zu entstehn’!

Kaminholzglimmer,
flimmer, flimmer,
Rettet‘s Kind aus seinem Zimmer,
Holt den Mann und holt die Frau,
Und dass ja noch einer schau,
hinter ihren Ackerbau,
wo Schweine, Kühe, Hühner stehn,
ob diese noch gesund aussehn!

Nicht lang braucht‘s und sie stehen da,
Männer einer Rettungsschar,
die kühnen, strammen Wittelkittel,
mitsamt Feuerbekämpfungsmittel,
eingeschult und Kampfbereit,
doch kein Feuer weit und breit?

Ein Streichholz lodert faszinierend,
für den Knaben irritierend,
wie die Flamme, hübsch und hell,
das Holz in kurzer Zeit, ganz schnell,
zu einer größren Flamme macht,
das Holz in kurzer Zeit, ganz schnell,
zu einem roten Tanz entfacht!

Im Bette liegt des Kindes Leib,
rot die Wangen, leer der Blick,
Männer, sagt, dass ich euch schick,
und holt mir das besorgte Weib,
denn soll sie noch ein letzt‘ mal sehn,
bevor der Herr sagt, er darf gehn,
er glüht wie Feuer, ist rosarot,
bald ist dieser Knabe tot.
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Stichworte
einsamkeit, familie, hilfe

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