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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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19.04.2016, 17:04 | #1 |
Menschen
Ich bin ein Mensch,
der die Dinge sieht. Das Alltägliche, was vielen egal ist. Die Asche im Feuer, die langsam verglüht. An der auch niemand mehr interessiert ist. Den Schmerz in den Augen, so erfolgreich verdrängt. Weil der Einzelne sowieso nicht mehr zählt. Doch sag mir, warum tun wir uns das an. Dass niemand dem anderen mehr helfen kann? Niemanden juckt es, was du erlebt hast. Deine Geschichte geht keinen was an. Und wenn du im Vertrauen etwas erzählt hast, tja, alle Welt wusste es dann. Deine Ideen, deine Meinungen, brauchen sie nicht. Solange sie keinen Nutzen daraus ziehen. Warts ab, wenn’s brennt dann wirst du ihnen wichtig. Dann werden sie sich um dich bemühen. Nun sag mir, warum tust du dir das an. Verstellst dich für die Typen von nebenan? Wir sind Menschen, die das Schicksal umgehen. Die das Wesentliche direkt vor den Augen nicht sehen. Die im Vorbeigehen so tun, als ob sie sich nicht kennen. Die andere nach ihrer Herkunft trennen. Als Pflanzen hätten wir es einfacher. |
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19.04.2016, 17:12 | #2 |
Stell ich mir sehr langweilig vor, so ein Leben als Pflanze.
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19.04.2016, 17:24 | #3 |
Vielleicht langweilig, aber ehrlich (:
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19.04.2016, 19:38 | #4 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Den meisten Menschen ist nicht alles egal. Sie sind interessiert, vor allem an den Menschen, die ihnen am nächsten stehen. Sie sind sogar an den Menschen interessiert, die Zuflucht bei uns suchen. Sie sehen den Schmerz in den Augen und leiden mit ihnen. Der einzelne Mensch zählt genauso viel wie der Mensch in einer Gruppe oder Familie. Als Pflanzen hätten wir es nicht einfacher, denn sie können nicht weglaufen, sich nicht wehren und nicht zurückbeißen. Wir Menschen haben alles, und wirklich ALLES, in der Hand. Der Individualismus hat zugenommen, das ist richtig, aber trotzdem sind wir immer noch soziale Wesen, die einander brauchen. Und das wissen wir. Menschen sind Egoisten, das stimmt. Aber das funktioniert nur insoweit, als andere Egoisten diesen Egoisten die Grenzen setzen. Und auch diese Egoisten stoßen an ihre Grenzen. Der einzelne Mensch kommt nicht weit, alleine geht er zugrunde. |
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19.04.2016, 21:04 | #5 | ||
Zitat:
Zitat:
Situation: zwei Kinder, die sich nicht kennen, sind in einem Raum und bekommen etwas zu essen. Jedes Kind ein Tablett mit einem abgedeckten Teller. Die Kinder dürfen erst beginnen zu essen (Teller aufdecken), wenn sie wieder alleine sind. Was die Kinder natürlich nicht wissen, ist, dass ein Teller leer ist. Resultat: Junge Kinder machen das Natürlichste der Welt und das Kind mit dem vollen Teller teilt, wie selbstverständlich, das Essen mit dem anderen Kind. Ab einem gewissen Alter ist es mit diesem sozialen Verhalten allerdings vorbei und ein Kind fängt an, sich mengenmässig zu bevorteiligen, beginnt sogar, das Essen gegen das andere Kind zu schützen oder gar zu verteidigen. Soweit ich weiss, gibt es noch keine eindeutige, schlüssige Erklärung für den Ursprung dieser Verhaltensänderung bei jungen Kindern. Man schreibt aber einen nicht unerheblichen Teil dem anerzogenen Wettbewerbsdenken (Kindergarten/Schule) zu. Wie denkst du, oder ihr darüber? |
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20.04.2016, 02:10 | #6 |
Forumsleitung
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Ich denke, dass dieses Experiment nichts wert ist, weil es nichts beweist.
Ich spreche auch ab, dass derartige Verhaltensweisen anerzogen sind. Ich bin auch sicher, dass sich nicht alle Verhaltensweisen, die vielleicht doch auf Anerziehung beruhen, ein Leben lang aufrecht erhalten lassen. Viele Menschen, die unter hohem Druck an Körper und Seele in Lagern zubringen mussten, haben gezeigt, dass sie zu Verhaltensweisen fähig waren, die sie über sich hinauswachsen ließen. Sie bauten entweder genügend inneren Widerstand auf, um sich bei aller Demütigung eine Würde zu bewahren, oder sie boten sich zum Pfand, um einen Mitmenschen zu schützen. Solche Haltungen und Überzeugungen müssen selbst erworben werden, Erziehung kann nur ein kleiner Schritt dorthin sein. Tatsache ist, dass bei Hunger ebenso viele Menschen ihr Brot verstecken und für sich behalten, wie es Menschen gibt, die ihr Brot teilen. Diejenigen, die teilen, werden dabei schlanker, aber sie tun mehr für die Arterhaltung als die Menschen, die nicht teilen, dem Sterben zusehen und am Ende selbst nichts mehr haben. Sie verkürzen den Weg zu den besseren Tagen, die niemand erreicht, weil niemand mehr etwas hat. Experimente, wie Du sie als Beispielt bringst, sind weltfremd. Menschen sind unterschiedlich, und jeder handelt anders. Vor allem handeln sie dann anders, wenn realer Stress entsteht. Gestellte Experimente gehen an dem, was Menschen im Stress wirklich entscheiden müssen, meilenweit vorbei. Der eine reagiert in Panik, der andere rational, der eine richtig und dennoch desaströs, der nächste kopflos und trotzdem erfolgreich, weil er reaktionsschnell war ... Wenn die Hütte brennt, nützen alle Experimente der Welt nichts. Dann muss gelöscht und müssen Leben gerettet werden. |
20.04.2016, 02:52 | #7 | |
Zitat:
Alles, was das Handeln unter Stress und Panik angeht, da stimme ich dir natürlich 100%ig zu. |
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20.04.2016, 06:50 | #8 | |
Zitat:
Ich persönlich denke, Egoismus ist eher Charaktersache. Manche Menschen muss man regelrecht dazu bringen, auch an sich selbst zu denken, während andere nur ihren eigenen Vorteil sehen. |
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20.04.2016, 09:09 | #9 | |
Zitat:
Es ist ebenfalls sicher richtig, dass alle Menschen, von Geburt her, verschiedene Anlagen mitbringen, aber es ist eben die Frage, ob und in welcher Art und Weise man sie fördert. |
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20.04.2016, 09:35 | #10 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Babys bzw. kleine Kinder sind alle Egoisten, weil sie auf Fürsorge angewiesen sind, das ist völlig natürlich und normal, denn es geht wortwörtlich um das nackte Überleben. Sie müssen im Laufe der Jahre sozialisiert werden und lernen, sich in die Gesellschaft einzufügen. Mit den charakterlichen Eigenschaften hat das nichts zu tun, die bilden sich nicht für oder gegen diese Sozialisierung aus, sondern parallel zu ihr, da diese Charaktereigenschaften zum größten Teil genetisch festgelegt sind, zum anderen Teil aus den eigenen Erfahrungen mit der Umwelt gebildet werden. Zwar können dem Menschen gewisse Verhaltensweisen aufgezwungen werden, aber er wird sie ablegen, sobald er die Zwangsjacke abstreifen kann, wenn er sich mit diesen Verhaltensweisen nicht identifizieren kann - es sei denn, sie sind mit Vorteilen für ihn verbunden, dann spielt er seine Rollen weiter und führt seine Mitmenschen an der Nase herum. Ein Mensch ist viel zu kompliziert und unberechenbar, um ihn auf einfache Formeln zu reduzieren. |
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20.04.2016, 16:53 | #11 |
Dass andere Leute darüber anders denken könnten als du, kommt dir gar nicht in den Sinn, oder?
Ach - geschenkt (ganz altruistisch). Die Zeiten, in denen ich lange Diskussionen führte, sind vorbei, weil's eh meist verlorene Mühe ist. Ich teile deine Meinung nicht, auch wenn noch soviele Psychologen und Soziologen irgend etwas festgestellt haben wollen. |
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20.04.2016, 17:47 | #12 | |
Forumsleitung
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Zitat:
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20.04.2016, 18:08 | #13 | |
R.I.P.
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Zitat:
Hallo, MädlvomLande - Da ist LI aber gewaltig an die Falschen geraten? Ich persönlich bin der Meinung, daß es wichtig ist, wen "man" sich zum Vorbild erkiest. Bei mir waren es: die Mutter; der Großvater; Lehrerinnen und Lehrer; zwei deutsche und ein französischer Politiker; einige Schriftsteller - um den Kern zu nennen. Ich glaube, im Pflanzenbereich ist der struggle for life mindestens so gnadenlos wie im Tierbereich (Primaten und uns Menschen zähle ich dazu). Freundlichen Gruß von Thing |
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20.04.2016, 18:47 | #14 | |
Liebes MädlvomLande,
Dein Gedicht regt zum Nachdenken an, was in der heutigen Gesellschaft eigentlich alles schief läuft. Wie sich die Meisten nur um sich selber kümmern und sich mit Ellenbogen und Fäusten durchkämpfen; kaum auf diejenigen achten, die dabei zu Boden gehen und zurück bleiben. Das ist mir auch schon öfter so aufgefallen und hat mich persönlich richtig schockiert (gerade wie einem in Schule oder Studium so ein egoistisches Verhalten richtig gehend antrainiert wird, hat mich wirklich erschüttert.). Klar, ist der Mensch von Grund auf ein egoistisches Wesen aber doch irgendwie in der Lage sich in andere hineinzuversetzen, wenn sie diese Fähigkeit nicht selber blockieren würden. Da ist mir unter anderem auch aufgefallen, wie man allein schon in der Sprache/in der Art zu kommunizieren eigentlich sehr vieles falsch macht, wenn es eigentlich immer nur darum geht, was die anderen falsch gemacht haben, statt in sich selbst zu gehen und zu erfühlen, was man selbst braucht/welche Bedürfnisse man hat und diese auch dementsprechend zu äußern bzw. die Verantwortung der eigenen Gefühle auch immer mal gern dem anderen zugeschoben wird, statt sie sich selbst zu geben, weil das eben leichter ist. Wenn man stattdessen seine Gefühle/Bedürfnisse besser erkennt, ist man auch selbst in der Lage sich in das Gegenüber einzufühlen und mit ihm einfühlsam umzugehen. Dieses einfühlsame aufeinander zugehen und sich gegenseitig respektieren, fehlt schon irgendwie. Natürlich ist das aber nur meine Meinung. Du hast es in Deinem Gedicht aber irgendwie auf den Punkt gebracht: diese Ohnmacht gegenüber dem Verhalten der anderen. Dieses Gefühl der Isolation und Einsamkeit, obwohl man von so vielen umgeben ist, dass man doch irgendwie jedem egal ist. Da hast Du wirklich eine Saite in mir zu klingen gebracht, die wirklich genau diese Dinge so empfindet. Andererseits zum Thema Pflanzen bin ich eher der gleichen Meinung wie Thing: Zitat:
VLG, Noya |
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21.04.2016, 21:55 | #15 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.496
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Ich kann dir Untergang des Abendlandes teil 2 empfehlen.
Als Pflanze sind wir Einheit. und fest verwurzelt. Da zu hause wo wir sind. Aber als Mensch sind wir auf der Suche nach einem Platz die Möglichkeit weg gehen zu können, macht es uns schwer einfach da zu sein wo wir sind, bei uns auf dem Boden auf dem wir stehen. Um den Ort mit unserm Dasein zu bereichern. |
21.04.2016, 23:05 | #16 | |
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Zitat:
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22.04.2016, 16:53 | #17 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.496
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Der Mensch ist ein Rudeltier, was sein Lymbisches System erst möglich macht. Und aus dem Rudelgefühl kommt wahres altruistisches Verhalten, wenn du dich Verbunden fühlst mit einer Gemeinschaft für die du dich auch opfern würdest. Wie in Gangs oder Kriegstruppen oder ein Wolfsrudel. Und das frei programmierbare neuere Hirn macht es möglich, dieses Verhalten auf ein größeres Rudel auszuweiten, zb. Ein Volk oder alle die du triffst. Egoismus ist Intellekt gepaart mit dem Reptilien Hirn, somit ist auch ein vorgetäuschter Altruistismus möglich.
Wie das größte Geschenk mitbringen. Ich glaube eher wir sind dazwischen, mal sind wir blind für die Bedürfnisse anderer. Weil wir erzogen wurden zu konsumieren als einsame Jäger. Oder was ist daran egoistisch jemand traurigen zu trösten oder einen Dieb aufzuhalten, weil jemand ruft: Achtung Dieb. Viele würden gern irgendwas helfen. aber es fragt ja niemand mehr, weil alle es alleine schaffen wollen und angst haben ,was schuldig zu sein. Ein Teufelskreis |
22.04.2016, 19:05 | #18 |
R.I.P.
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22.04.2016, 20:04 | #19 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Das Limibische System ist noch nicht eindeutig erforscht und steht mit allen anderen Regionen des Gehirns in Wechselwirkungen, die noch niemand hieb- und stichfest erklären kann. Es gibt ebenso viele Menschen, die lieber im "Rudel" leben, wie es Menschen gibt, die lieber die Wohnungstür hinter sich zumachen und froh sind, wenn sie für sich sind. Dazu kommt, dass gesellige Menschen sich nicht nur in einem Rudel bewegen, sondern in verschiedenen Rudeln. Insoweit ist der Vergleich mit den Wölfen ein Witz. Ein Mensch wechselt ständig die Seiten. Einmal will er für sich sein, ein andermal ist er im Kegelclub, dann wieder macht er umringt von fremden Rudeln einen Einkaufsbummel, bei dem er in lose Kontakte kommt, dann wieder begibt er sich in die Arme seiner Familie, die ihn alsbald dermaßen nervt, dass er das Fernsehgerät einschaltet und sich in die innere Emigration begibt usw. usf. Das Limbische System mag einiges steuern, aber was alles, das wissen wir nicht. Mit Sicherheit ist dort nichts in Stein gemeißelt. |
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22.04.2016, 20:10 | #20 |
R.I.P.
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Ilka-Maria -
vergeude nichts! |
22.04.2016, 20:16 | #21 |
Forumsleitung
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liebe, menschen |
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