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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 20.07.2024, 16:41   #1
männlich Cornelius
 
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Ort: Lampertheim
Alter: 50
Beiträge: 567

Standard Der Maler an sein Modell

"Verehrteste, Ihr mögt soeben
das Kinn ein wenig höher heben
und unter wohlgeformten Brauen
vergnügter aus der Wäsche schauen,

den Blick noch einmal seitwärts wenden,
dann kann ich Euer Bild vollenden.
Alleine unterhalb der Nase
bedarf es etwas mehr Emphase.

Sonst male ich Madonnenbilder,
gelegentlich auch Kneipenschilder,
die Eberbrunst im Morgendunst
und andre solche Einwegkunst,

im Kloster auch schon mal ein Fresko.
Nun, Euer Mann, Signor Francesco,
will fürstlich mich dafür bezahlen,
Euch nach dem Leben abzumalen.

Das Feld, auf dem ich Lorbeer jäte,
ist das der technischen Geräte.
Drum sprach ich: 'Wartet doch geschwinde,
bis ich das Polaroid erfinde.

Ich bin auf gutem Weg dorthin.
Das brächte Ruhm und auch Gewinn.'
Doch er in seinem Kaufmannsstolz
beharrte: 'Öl auf Pappelholz!'

Man ist ja wahrlich gut betucht
als Seidenhändler ... Ei, verflucht!
Da habe ich in meinem Wahn,
die Linie bräuchte mehr Elan,

den Pinsel wohl zu rasch geschwungen.
Das Lächeln Eures Munds: Misslungen.
Seht selbst: Dies ausdruckslose Grinsen,
das ging mal gründlich in die Binsen.

Das kann ich so nicht präsentieren,
es hieße meinen Ruf riskieren.
Wir müssen uns erneut bequemen.
So wird das kein Museum nehmen ..."
Cornelius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.07.2024, 15:21   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
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Einfach köstlich !

LG DieSilbermöwe
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Alt 22.07.2024, 16:21   #3
weiblich ftatateeta
 
Dabei seit: 11/2022
Beiträge: 374

Kompliment, Cornelios. Ich lache immer noch.

LG
ftatateeta
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Alt 23.07.2024, 02:25   #4
weiblich Ilka-Maria
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Ich hätte es bei den ersten vier Strophen belassen. Der Rattenschwanz danach passt nicht mehr. Die Polaroid wirkt albern. Auftragsarbeiten für Privatpersonen waren nie für ein Museum gedacht, auch wenn sie (manchmal) dorthin fanden. Meistens blieben die Proträts im Familienbesitz und schmückten die eigenen Hallen. Ging ja nicht anders, denn Fotoapparate gab es noch nicht.

Gedichtet wie immer bei deinen Versen rhythmisch und gereimt tadellos, aber der Inhalt überzeugt ab Strophe fünf nicht mehr. Auch nicht unter "Humorvolles".

LG
Ilka
__________________

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Alt 24.07.2024, 21:12   #5
männlich Cornelius
 
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Beiträge: 567

Vielleicht hätte ich noch eine weitere Nacht darüber schlafen sollen. Mittlerweile überzeugt es mich auch nicht mehr. Nur die ersten vier Strophen übrig zu lassen, hilft auch nicht, da hätte ich beim Lesen das Gefühl, dass da noch etwas fehlt. Also am besten das Ganze in den Papierkorb.
Cornelius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2024, 06:09   #6
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
. Nur die ersten vier Strophen übrig zu lassen, hilft auch nicht, da hätte ich beim Lesen das Gefühl, dass da noch etwas fehlt. Also am besten das Ganze in den Papierkorb.
Hallo Cornelius,

bloß nicht! Das hat das Gedicht nicht verdient.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2024, 21:48   #7
männlich Cornelius
 
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Alter: 50
Beiträge: 567

Bitte um Pardon fürs Heraufholen dieser ollen Kamelle, aber die von dir, liebe Ilka, angesprochenen Kritikpunkte sind mir immer wieder durch den Kopf gegangen. Deshalb möchte ich mich an einer gekürzten Neufassung versuchen (den letzten Anstoß hat TravisBeamers Mona-Lisa-Gedicht gegeben):

"Verehrteste, Ihr mögt soeben
das Kinn ein wenig höher heben
und unter wohlgeformten Brauen
vergnügter aus der Wäsche schauen,

den Blick noch einmal seitwärts wenden -
dann kann ich Euer Bild vollenden.
Sonst male ich Madonnenbilder,
gelegentlich auch Kneipenschilder,

im Kloster auch schon mal ein Fresko.
Nun, Euer Mann, Signor Francesco,
will fürstlich mich dafür bezahlen,
Euch nach dem Leben abzumalen.

Ich fand, dass eine Bleistiftskizze
den Euch gemäßen Charme besitze,
doch er in seinem Kaufmannsstolz
beharrte: 'Öl auf Pappelholz!'

Nun lächelt einmal ganz entspannt ...
die rechte auf die linke Hand ...
es wird, das mögt Ihr wohl verstehen,
bis auf uns Drei ja Niemand sehen."
Cornelius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2024, 17:21   #8
männlich Nöck
 
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Beiträge: 2.752

Hallo Cornelius,

ansprechend und originell finde ich dein Malergedicht, aber dass diese so zutreffenden Verse aus Version eins

Zitat:
Zitat von Cornelius
Da habe ich in meinem Wahn,
die Linie bräuchte mehr Elan,

den Pinsel wohl zu rasch geschwungen.
Das Lächeln Eures Munds: Misslungen.
Seht selbst: Dies ausdruckslose Grinsen,
das ging mal gründlich in die Binsen.
so sang und klanglos untergegangen sind, hat Mona Lisa wahrhaftig nicht verdient. Sie geben dem Bild ja erst die entsprechende Würze.

LG Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2024, 21:44   #9
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 33.011

Zitat:
Zitat von Cornelius Beitrag anzeigen
Bitte um Pardon fürs Heraufholen dieser ollen Kamelle, aber die von dir, liebe Ilka, angesprochenen Kritikpunkte sind mir immer wieder durch den Kopf gegangen.
Ach herrjeh! Ich habe eine Meinung über dein Gedicht, die darauf beruht, welche Wirkung es auf mich gemacht hat. Ein Maßstab ist meine Meinung deswegen noch lange nicht. Wer mich länger im Forum beobachtet hat, weiß, dass ich nicht zu den Romantikern, Verherrlichern und Schwärmern gehöre, sondern zu den Abrissbirnen der Wände, hinter denen die nüchterne Realität wohnt.

Wer von der Kunst, vor allem von einer ganz bestimmten Kunst und einem auserwählten Gemälde begeistert ist, möge es aus ganzem Herzen besingen. Volles Verständnis dafür. Gerechtfertigt auch, große Meister für ihre makellose Kunst zu verehren. Ich kann durchaus die Meisterschaft eines Künstlers erkennen; aber trotzdem mag ich, um ein Beispiel zu nennen, Renoirs Bilder nicht besonders. Toll, wie er Figuren in Szene setzt, die Idylle der Bürgerlichkeit darstellt und mit Licht und Schatten umgeht. Gerade deswegen sind seine Bilder für mich uninteressant: zu viel bürgerliche Idylle, keine Spur vom Dreck des Alltags. Da waren ihm andere Maler voraus. So geht es mir auch mit den Ballerinas von Degas: zu viele duftige Tutus und schlanke, junge Mädchen beim Üben der perfekten Tanzfiguren, die aber dem Betrachter keine Idee davon liefern, wie hart dieser Beruf im Paris seiner Zeit war. Da war Toulouse-Lautrec mit seinen plakativen Zeichnungen des Lebens im Moulin Rouge schonungsloser. Aber er war reich und konnte sich Ehrlichkeit leisten.

Und so betrachte ich auch Gedichte. Das ist eben meine Art, Kunst zu sehen und zu bewerten. Also mache dir keine Gedanken, weil ich ein paar deiner Verse nicht verknusen konnte. Du bist der Autor, du denkst dir bei jedem Vers etwas dabei, was du schreibst. Kommt es aus dem Moment und aus dem Herzen, ist es okay. Dann musst du dir keine Gedanken mehr machen, was eine Ilka daran herumzumeckern hat.

Wenn ich kritisiere, will ich doch niemanden draufheben, sein Gedicht umzuschreiben oder wegzuwerfen. Es sollen Anstöße sein, es beim nächsten Gedicht auch mal anders zu versuchen. Aber nicht, um es mir recht zu machen, sondern um eine andere Perspektive auszuprobieren.

Du schreibst super Gedichte, toll gereimt und unterhaltsam. Ich sehe dich als einen Gewinn für das Forum. Und das ist keine Bauchpinselei, sondern aufrichtig gemeint.

Und so alt ist die "Kamelle" nicht, dass du dich dafür, dass sie jetzt wieder besprochen wird, entschuldigen müsstest. Niemand ist gezwungen, darauf zu reagieren.

Liebe Grüße
Ilka
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Alt 16.11.2024, 09:42   #10
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
aber trotzdem mag ich, um ein Beispiel zu nennen, Renoirs Bilder nicht besonders. Toll, wie er Figuren in Szene setzt, die Idylle der Bürgerlichkeit darstellt und mit Licht und Schatten umgeht. Gerade deswegen sind seine Bilder für mich uninteressant: zu viel bürgerliche Idylle, keine Spur vom Dreck des Alltags. Da waren ihm andere Maler voraus. So geht es mir auch mit den Ballerinas von Degas: zu viele duftige Tutus und schlanke, junge Mädchen beim Üben der perfekten Tanzfiguren, die aber dem Betrachter keine Idee davon liefern, wie hart dieser Beruf im Paris seiner Zeit war. Da war Toulouse-Lautrec mit seinen plakativen Zeichnungen des Lebens im Moulin Rouge schonungsloser. Aber er war reich und konnte sich Ehrlichkeit leisten.
Ich liebe die Bilder von Renoir, und zwar genau deswegen, weil sie hübsch sind. Ich glaube nicht, dass die Leute auch auf Bildern unbedingt noch „Dreck vom Alltag" sehen wollten damals.
Aber ich mag auch die Bilder von Toulouse-Lautrec.

Mich fasziniert da jeder Stil.
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2024, 10:02   #11
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Ich liebe die Bilder von Renoir, und zwar genau deswegen, weil sie hübsch sind.
Kann ich verstehen, auch wenn ich einen anderen Blick darauf habe. Großartig malen konnte Renoir ohne Zweifel.

Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Ich glaube nicht, dass die Leute auch auf Bildern unbedingt noch „Dreck vom Alltag" sehen wollten damals.
Kommt darauf an, welches Motiv mit einem Kunstwerk in welcher Art und Weise behandelt wird, ob sich der Rezipient damit identifizieren kann. Wer von seiner Kunst leben will, muss sich nach dem Zeitgeschmack richten, wer hingegen die Welt wiedergeben will, wie sie wirklich ist, muss mit Ablehnung und im schlimmsten Fall mit Skandalen rechnen. Das ist in jeder Kunst so.

Mir ging es bei diesem Vergleich in erster Linie darum, dass ich auch in Gedichten und anderen literarischen Texten eher die nüchterne Realität anstatt beschönigende Idealisierungen suche.
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.11.2024, 21:18   #12
männlich Cornelius
 
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Liebe Ilka,

Dein Kommentar zu meinem Gedicht ist mir sehr willkommen, und da ich die Kritik am Handwerklichen - zuviel Klimbim, unlogische Pointe - als berechtigt empfinde, wollte ich mich an einer Überarbeitung versuchen. Nun mag wiederum jeder selbst entscheiden, welche Version die weniger misslungene sei ...

Natürlich zählt neben objektiven Kriterien, nach denen man ein Werk beurteilen kann, immer auch der subjektive Eindruck. Welchen Eindruck die "Mona Lisa" macht (oder auch nicht), darüber wurde im Faden von TravisBeamers Mona-Lisa-Gedicht ja schon ausführlich diskutiert. Ich gehöre zu den Banausen, die Mühe haben, im Gesicht der Dame überhaupt ein Lächeln zu erkennen. Eher scheint es, als leide sie unter einer leichten Lähmung der Mundwinkel - eine Theorie, die in der Fachwelt schon ernsthaft erwogen wurde.

Lieber Nöck,

wenn man ein Werk überarbeitet, geschieht es leicht, dass Details auf der Strecke bleiben, die ein anderer dann vermisst. Das warum auch immer berühmte Lächeln kommt ja in einer Zeile noch vor. Wenn dir die von dir zitierten Zeilen erhaltenswert erscheinen, darfst du sie bei deiner Lektüre gerne wieder einfügen
..

Grüße
Cornelius
Cornelius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.11.2024, 22:01   #13
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Ich gehöre zu den Banausen
Nein. Du bist ein Profi. Du schreibst nicht erst seit ein paar Tagen, das spürt man. Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, denn von dir kann man lernen.
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