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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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06.09.2022, 12:38 | #1 |
Vergewaltiger, Hoffnung der Transvestiten
Geschlecht macht Charakter.
Nicht List allein öffnete die Schenkel der Eingesperrten. Goldregen befruchtete die Lustvolle . Die Urkräfte des Geschlechtlichen sind ununterdrückbar und Teil der Kraft die stets das Neue schafft. Aber die Mittel der Liebe sind Krieg. In ihrem Grunde gärt nichts als Todeshass. Und was gärt, begehrt auch bald. Mehr Weib sein, bedeutet mehr geistlose Geilheit. Ich löschte alles Männliche in mir, um für dich benutzbar zu sein, du hinter Bäumen Lauerer, mit deinem Geschlecht in der Hand. Mein Bezwinger sollst du sein. Wie finde ich deinen Hass? Locke mich in dein Reich, mit der eisenbeschlagenen Türe, nichts soll dich stören und nichts soll mich entkommbar machen. Deine aberwitzigen Furcht einflößenden Instrumente wollen alle genutzt werden. Hast du nicht Jahre darauf gewartet und ein mögliches Leben vertan? Habe ich mich nicht Jahre danach gesehnt und gerade deswegen alle Brücken abgebrochen? Dein Geschlecht fordert die Tat. Mein Geschlecht fordert das Opfer. Wir haben beide ein Recht darauf. Was schert uns jetzt die Geistlosigkeit der Welt, die nichts auf uns gab? Geändert von Hera Klit (06.09.2022 um 13:49 Uhr) |
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06.09.2022, 13:40 | #2 | |||
Hallo Hera Klit
Zitat:
Vielleicht wäre es sinnvoller den Satz ins Singular zu setzen? Über den Inhalt möchte ich mir weniger Gedanken machen, allerdings frage ich mich ob die Weiblichkeit nicht eventuell aus den falschen Gründen "gewählt" wurde. Opfer bringen ist für meine Auffassung etwas auf Freiwilliger Basis. Das Gleichsetzen einer Vergewaltigung in Kriegszeiten mit Opferbereitschaft, ist im Hinblick auf das Verbrechen das verübt wird sehr Grotesk. Es gibt an, das man die Option der Wahl hat und nur "Frauen" das "Privileg" der Vergewaltigung erfahren. Ich sage extra "Privileg" in Anführungszeichen, da es hier im Text wirkt, als solle es eine Ehre sein seinem "biologischen" Geschlecht in der richtigen Rolle gerecht zu werden. Eine Art über-sexualisieren des Mannes in Frauenkleidung und dessen Wunschvorstellung wie eine Frau zu sein und behandelt zu werden. Gepaart mit Suggestionen die ihm durch sein "Erscheinen" oft gegeben wurden. Äußerungen wie: "Früher hätte es das nicht gegeben!"/"Ich hoffe du wirst im Krieg als erstes...." Leider fast Alltägliche Beschimpfungen im Leben der Travestie, was ein noch schlechteres Bild auf eine Dysphorie wirft, da sie mit dieser aus der Unwissenheit des Betrachters heraus, gleichgestellt wird. Neben abfälligen Bewertungen und weiteren verletzenden Äußerungen vermutlich. Zitat:
Zitat:
Der ganze Text wirkte auf mich, als wäre Lyr.Ich des Stockholm-Syndroms anheim gefallen. Selbst in der Opferrolle will man es seinem Gegenüber recht machen und glaubt im Täter "Liebe" gefunden zu haben. Der Inhalt will mir suggerieren, das Transvestiten und Transexuelle von der Gesellschaft, im Ernstfall eines Krieges, als Verschleißmittel benutzt werden, da sie sich ihre "Rolle" als Frau ja selbst ausgesucht haben. Ein sehr interessanter Text. LG Mono |
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06.09.2022, 13:48 | #3 |
Vielen Dank, liebe Monoton, für deine geistreichen Ausführung und
die zumindest teilweise Anerkennung meines Werkes. Aber, es geht hier nicht um Krieg, nur weil ich kurz andeute, dass die Mittel der Liebe Krieg sind, solltest du nicht in das Kriegsfahrwasser hereinrutschen. Liebe Grüße Hera |
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06.09.2022, 14:21 | #4 | |
Zitat:
Braucht es den Satz überhaupt für den Text und dessen Verständnis? Er hat mein Augenmerk anscheinend sehr vom wesentlichen abgelenkt und ich wage zu Behaupten, dass ich damit nicht alleine stehe. Mir gefällt die Thematik ausgesprochen gut. |
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06.09.2022, 14:27 | #5 |
Vielen Dank, liebe MonoTon.
Krieg meint hier Kampf, Kampf der Geschlechter. Der Titel ist übrigens inspiriert von Oskar Kokoschkas "Mörder, Hoffnung der Frauen." Vielleicht schaust du dir mal die gleichnamige Oper mit Musik von Paul Hindemith an, um in etwa nachzuvollziehen, was mich umtrieb. Sorry, ich muss jetzt erst mal weg. Liebe Grüße Hera |
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07.09.2022, 18:20 | #6 |
sehr gut!
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07.09.2022, 19:00 | #7 | |||
Zitat:
Ich meine, ja mir gefällt der Text auch gut, aber ich hab zumindest versucht nahe zu legen warum. Ich hörte ein paar Minuten lang in das musikalische Aspekt und bekam Depressionen durch die düstere Grundstimmung. Bitte hilf mir den Text in deinem Sinne zu erkennen. Heißt das du hast dir die Oper angeschaut, oder kanntest du diese schon? Denn anscheinend ist das unabdingbar und man kann sich ohne dieses Hintergrundwissen gar kein Urteil erlauben. Die Autorin sagt klar, das man eine vorgefertigte Meinung durch Kenntnis benötigt und keine eigene Interpretationsgabe für den Text annehmbar ist, auch wenn die Ideen nett sind. Soviel habe ich aus dem Text und der Autorenantwort für mich mitgenommen. ---------------- Zitat:
Zitat:
Ich würde die Mittel der Liebe, nicht von Beginn an mit Krieg assoziieren, denn den Krieg führt man erst sobald man in Fehde liegt und der Streitpunkt "Hass" bereits nicht mehr zugegen ist, da man sich nur noch Tod sehen will. Bzw aus dem Leben des Anderen gelöscht wissen möchte. |
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07.09.2022, 20:57 | #8 |
Keine Ahnung was genau. Aber es wirkt einfach stimmig.
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07.09.2022, 21:03 | #9 |
Vielleicht dieser Wechsel, einmal wird gehadert an den Frauen, denen man sich mimetisch angleicht. Ein weiteres mal wird ein Pfad der Erkenntnis abgeschritten, der im Wechselspiel ist mit der Weiblichkeit, aber sich auf die Erfahrung des Alltag und der Philosophie gründet.
Die Kraft, die stets neues schafft, an der die Frauenwelt Anteil hat. Oder auch der Wald, in dem sich Mann und Frau trifft, in der archaischen Wildheit des Ur-Menschtums und dessen Wald. Oder die Frau die als wahnwitziges Instrument beschrieben ist. Alles Anspielungen, die auf philosophische Erkenntnis zielen; eingeschmiegt in eine Erzählung der Entbehrung und Begehrens. Ist einfach ein stimmiges Gedicht. |
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09.09.2022, 21:44 | #10 | ||
Hi Hera Klit,
der Zugang zu deinem Text setzt in meinen Augen einen Subtext voraus. Ich gehe einfach davon aus, dass der expliziten Aussage deines Textes eine zusätzliche, implizite Bedeutungsebene unterlegt ist, und dass damit Verständnisprobleme vorprogrammiert vielleicht sogar gewollt sind. Da haben die Juristen, die Gleichstellungsbeauftragten und Emanzipationsvorkämpfer das Mann/ Frau Klischee gerade so schön in den Griff bekommen, der omnipotente Mann wurde von seinem Sockel geholt, und das unterdrückte Heimchen wurde aufgewertet...da will uns das Rollenspiel eines Transvestiten wieder in die Gegenrichtung drängen. Dem Leser sollte dabei schnell klar sein, dass es sexuelle Phantasien sind. Und wie z.B. Slave and Master Phantasien nichts mit menschenverachtender häuslicher Gewalt oder gar Sklaventum zu tun haben, so hat das vermutlich nichts mit Frauenverachtung zu tun. Dennoch kitzelt es an so manchen gutbürgerlichen Moral- und Wertevorstellungen von denen, die mit der Transvestie- Szene wenig in Berührung kommen, und ich musste den Text zweimal lesen. Nun, stimmt das wirklich so? Hier wäre natürlich HeraKlits Charakterstudie der Queereszene hochinteressant. Wer hat den stabilsten Charakter? oder ist doch das Testosteron, Östrogen, Oxytocin & Co letztendlich für die "Charakterentwicklung" maßgebend? oder die familiäre Sozialisierung, mit ihren diversen Rollenerwartungen? Zitat:
Wenn hier echter tiefer Hass heraufbeschworen werden soll, muss ich passen. Ich kann es mir jedoch nicht vorstellen, genauso wie die Kriegsmetapher wohl keine Vergewaltigung im Krieg meint. oder wie der Deckhengst sagt: dumm bumst gut! Diese einfache Formel mag in der Transvestiten- Szene antörned wirken, weil mit den Geschlechterrollen gespielt wird. Dieses Spiel wirkt in der Mann / Frau Begegnung leider oft missverständlich, weil es im Krieg und im Alltag die bittere Wirklichkeit erfährt (Okkupationen durch Vergewaltigungen, sexuelle Übergriffe und Gewaltexzesse innerhalb der Beziehung etc.) Als gemeinsames Spiel mit einem Schuss Selbstironie ist das bestimmt hinnehmbar, und hat dort seinen eigenen Reiz. Da ich es aber auch im Kontext als eine Mann/ Frau Nummer lese, wäre für mich eine grundsätzliche Haltung, die sich daraus ableiten wollte, eine recht krude und rückwärtsgewandte Nummer, die so indiskutabel ist, wie ein schlechter Judenwitz. In meiner Welt kann jeder in der wie auch immer gestalteten Beziehung zur "Tat" aufgefordert sein, unabhängig vom Geschlecht. Und jeder findet seine "Opferrolle", die ihm zusteht. So locker und verspielt wie Transvestiten könnte ich es vermutlich nie sehen, weil ich meine Rolle eingenommen habe, und weil sich hinter einem jovialen Patriachat oft blanke Frauen- Verachtung, Zynismus und künstlich aufgepumptes Selbstwertgehabe versteckt. Zitat:
mit gemischtem Gefühl gelesen, Donna p.S. Kokoschka und Hindemith als Subtext einzupflegen, erschien mir dann doch etwas zu schwierig, und ist sicherlich noch weiter erklärungsbedürftig. Geändert von Donna (10.09.2022 um 09:38 Uhr) |
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16.09.2022, 18:19 | #11 |
Liebe Donna,
es geht hier grundsätzlich um Transvestiten und nicht um Frauen. Um Fantasien von Transvestiten sogar, die sich luststeigernd auswirken. Das Ganze ist natürlich spielerisch zu sehen. Als Kokoschka schrieb: "Mörder, Hoffnung der Frauen.", meinte er dies wohl auch nicht bis in die letzte Konsequenz ernst. Transvestiten von der Sorte, von der ich hier rede möchten rangenommen werden als Oper, aber natürlich wollen sie nicht verletzt werden und überleben wollen sie auf jeden Fall. Über das Empfinden von Frauen sollen sich bitte Frauen Gedanken machen und Texte schreiben. Ach, stimmt, da habe ich von Frau Jelinek auch schon einiges gelesen, das sicher für zarte Seelen ungeeignet ist. Also, es gibt auch Frauen, die den Bogen hart anspannen können und wollen. Liebe Grüße Hera |
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17.09.2022, 00:14 | #12 | |
Zitat:
Kokoschka als Ideengeber für die Überschrift, warum nicht. Genauso wie ich mein Problem damit habe, dass das Geschlecht den Charakter ausmachen soll, wage ich zu bezweifeln, dass das LI die Vergewaltigungsphantasien der Transvestiten Szene vertreten kann. Ich gehe mal eher von einer sexuelle Einzelphantasie aus, die ja o.K. ist, zumal das LI einer „Vergewaltigung“ ausdrücklich zustimmt. Genaugenommen ist aber der Begriff falsch gewählt, denn das, was eingefordert wird, wird automatisch zum einvernehmlichen Sex, wenn er vollzogen wird, und nicht zur Vergewaltigung. Vergewaltigung hat etwas mit seelischer Zerstörung gegen den Willen des Vergewaltigten zu tun, es ist ein Ausdruck von Macht, wo Flashbacks und Therapien schon vorprogrammiert sind. Die verstörende Idee einer „lustspendenden“ Vergewaltigung darf nicht außer acht lassen, dass es genügend Männer gibt, die mit der Vorstellung von dauergeilen Frauen und deren heimlichen Vergewaltigungsphantasien durch die Gegend laufen, was mit der Realität herzlich wenig zu tun haben dürfte. Vergewaltigung bleibt Vergewaltigung, bleibt die Anwendung von roher Gewalt, produziert Opfer. Das wird in der gesamten Queere Szene nicht anders sein und auch bei Transvestiten. Bei Frau Jelinek mögen dir die drastischen und eindrucksvollen Szenen eines „hartgespannten Bogens“ als Ausdruck „heimlicher Frauenwünsche“ hängengeblieben sein. Passiert aber nur, wenn sie mit reichlich Männerphantasie gelesen wird. Dabei wird das verstörende, das zerstörende und das anklagende Element ihrer Romane gerne überlesen. Aus der gestörten Mutter /Tochterbeziehung heraus endet bei der Klavierspielerin z.B. der Roman nicht im glücklichen Orgasmus, sondern in destruktiven, suizidalen Vorstellungswelten. L.G.Donna |
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19.09.2022, 07:42 | #13 | ||
Ich frage mich inwiefern die Definition von "Transvestit" im Text wichtig ist, wenn es nur darum geht den Titel des Gedichtes zu erraten. Was ohne konkrete Vorkenntnis ohnehin nicht möglich ist und mehr an ein "Vorführen" erinnert.
Zitat:
Zitat:
Ich schließe aber nicht aus das einige Transvestiten in wahrheit Transexuelle sind, die eventuell keinen anderen Weg sehen, als am Rande einer Randgruppe auf diese Weise Anerkennung zu finden und sich vielleicht auf diese Weise versuchen ihren Herzenswunsch zu erfüllen und etwas "normalität" in ihre Dysphorie zu bringen. Ihnen allen liegt das Schauspielen und verstellen ja zugrunde, besser als jeder Hollywood Künstler, da sie es oft schon von Kindauf üben und tagtäglich praktizieren um in der "Rolle" zu bleiben. Ich habe im Übrigen noch immer nicht Mörder, Hoffnung der Frauen geschaut, das ist es mir nicht Wert nur um einen Gedichtetitel zuordnen und erraten zu können. Obwohl ich kurz hinein gesehen habe und mehr als düstere Töne und depressive Grundstimmung kam mir nicht entgegen. |
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21.09.2022, 18:49 | #14 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.467
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Für mich klingt es nach einem persönlichen Blick eines einzigen Transvestiten, der eben grübelt und seine Theorien aufstellt.
Is zu mindest eine interessante Zusammenstellung von Abgründen. Ich fand ja bei den ARD Filmen über Transgender immer diese Romantifizierung schrecklich und dann bei 2 Filmen die Szene wo sich einer mit der Schere oder dem Messer.... naja lassen wir das Thema. Da finde ich die Darstellung hier viel erfrischender. Obwohl das bei Southpark ja auch schon mal Thema war. Eine für mich ganz intressant dargestellte Fiktion aus deinen Hirnschubladen. |
21.09.2022, 18:53 | #15 |
Vielen Dank, lieber Dr. Frankenstein.
Liebe Grüße Hera |
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