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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 09.01.2025, 14:00   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Apodiktisch

Sich zu empören ist modern
und dem Verhandeln möglichst fern,
wer sich am Hufend wiederfindet,
hat nichts, das Meinungen verbindet.

Am meisten schuld sind stets die andern,
die schweigend mit der Herde wandern
und glücklich scheinen wie ein Kind,
solang die Tröge randvoll sind.

War er als Vorbild nicht bemüht?
Doch was war ihm zum Dank erblüht?
Dass man ihm frech zu sagen traut:
Du hast doch selber Mist gebaut!

Nun steht der Querulant allein
in einer Welt, fies und gemein,
die ihn aufs Korn genommen hat,
und diese hat er gründlich satt.

Der Menschheit gilt fortan sein Hass,
er hat noch kräftig Gift im Fass
für jedes Schaf, das arglos bäht
und seinem Herrn die Weide mäht.

Was nahe liegt, das sieht er nicht:
Die Innenschau, das Selbstgericht.
Auch sein Fuß drückt ins Erdenrind,
doch dieser Narbung bleibt er blind.
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Alt 09.01.2025, 14:27   #2
männlich dunkler Traum
 
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Standard hallo Ilka

... musste ich schon lesen, weil ich wissen wollte, was hier unumstößlich sei.

Wenn ich deine Werke lese, beneide ich dich stets um deinen Wortschatz und merke, wie meiner schrumpft.

"Wer sich am Hufend wiederfindet" - hab ich noch nie gehört. Erscheint schlüssig. Woher kommt das?

dT
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Alt 09.01.2025, 15:06   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von dunkler Traum Beitrag anzeigen

"Wer sich am Hufend wiederfindet" - hab ich noch nie gehört. Erscheint schlüssig. Woher kommt das?
Von der Hufeisentheorie.

An den beiden Enden es Hufeisen finden sich immer die Extreme ein. Auf unsere aktuelle Politik bezogen könntest du sagen: Afd gegen BWS. Historisch gesehen: Kommunismus gegen Kapitalismus. Philosophisch gesehen: Idealismus gegen Materialismus.

Das sind die radikalen Enden des Hufeisens. Im hohen Bogen des Hufeisens vereinen sich indessen die Verhandlungspartner, die nach einer Annäherung und Konfliktlösung streben.
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Alt 09.01.2025, 15:37   #4
männlich dunkler Traum
 
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... ach ja, jetzt kommts wieder.

Extremismus an den Enden und die gute politische Mitte in der Biegung, muss ich schon sehr früh verworfen haben. Da wurden Bilder in die Köpfe projiziert, die eigentlich nicht passen.

In die Streittheorie passt es aber ganz gut, danke, für die Aufhellung.

dT
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Alt 09.01.2025, 18:13   #5
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Bemerkenswert an dem Bild des Hufeisens finde ich, wie nah sich die vermeintlich gegenüberliegenden Positionen tatsächlich sind. Um bei Ilka-Marias Beispiel zu bleiben: AfD und BSW vertreten ähnliche Ideen zur EU, zum Verhältnis zu Russland sowie zur Migrations- und Außenpolitik im Allgemeinen. Mit der Devise „Extremismus um jeden Preis“ lässt sich zur Not schnell die Seite wechseln.

Meines Erachtens gesellen sich jedoch zu den vernünftigen, kompromissbereiten Verhandlungspartnern in der Mitte zu viele, die sich über den Rand ihrer eigenen vollen „Tröge“ hinaus um nichts scheren.
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Alt 09.01.2025, 18:22   #6
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Ilka,

ein recht flüssig zu lesendes Gedicht!

Und vom Inhalt her sehr interessant; das mit der Hufeisentheorie hatte ich auch schon mal gehört, aber komplett vergessen.

LG DieSilbermöwe
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Alt 09.01.2025, 20:40   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von dunkler Traum Beitrag anzeigen
In die Streittheorie passt es aber ganz gut, danke, für die Aufhellung.
Deswegen ist es ja eine "Theorie". Theorien sind Denkmodelle, mit empirisch nachweisbarem Wissen haben sich nichts zu tun. Das gilt für den größeren Teil dessen, was wir "Wissenschaft" nennen, aber von den meisten Menschen für unumstößliche Wahrheiten gehalten wird.
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Alt 11.01.2025, 09:31   #8
weiblich Madasa Hatter
 
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Liebe Ilka-Maria,

Ich habe lange über dein Gedicht nachgedacht und es blieben drei Fragen übrig.

Erstens wie findest du Stéphane Hessels "Empört Euch!"?

Zweitens könnte man sagen, dass es dich empört, wenn andere sich empören?

Drittens stimmst du zu, dass es (darüberhinaus) Nachrichten gibt, auf die Empörung eine gerechtfertigte Reaktion ist?

Bitte nimm mir das nicht übel. Freundinnen werden wir wahrscheinlich nicht, aber zum Feind will ich dich noch viel weniger.

Aus heutiger Sicht kann man zum Beispiel unbestritten sagen, dass Brecht zu Recht Empörung gefordert hat. Wenn etwas aus den Fugen gerät, kann Empörung notwendig sein.

Natürlich verstehe ich das Problem – Achtung Innenschau – wer bin ich schon, die Gegenwart zu beurteilen? Aber dass so manches Beunruhigendes vor sich geht, lässt sich kaum leugnen.
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Alt 11.01.2025, 10:28   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Madasa Hatter Beitrag anzeigen
Erstens wie findest du Stéphane Hessels "Empört Euch!"?
Kenne ich nicht und ist deshalb für mein Gedicht ohne Belang. Sehen und Denken kann ich selber.

Zitat:
Zitat von Madasa Hatter Beitrag anzeigen
Zweitens könnte man sagen, dass es dich empört, wenn andere sich empören?
.
Nein, darum geht es nicht. Um mich persönlich erst recht nicht.

Zitat:
Zitat von Madasa Hatter Beitrag anzeigen
Drittens stimmst du zu, dass es (darüberhinaus) Nachrichten gibt, auf die Empörung eine gerechtfertigte Reaktion ist?.
Auch darum geht es in meinem Text nicht. Nachrichten lassen mich ohnehin kalt, denn sie haben eine extrem kurze Halbwertzeit. Die idiosynkratischen Berufsempörer benötigen gar keine Nachrichten, sie finden immer etwas zum Meckern und sich selbst zu Opfern zu stilisieren.

Lange über etwas nachzudenken führt nicht unbedingt zum Verstehen.

Zitat:
Zitat von Madasa Hatter Beitrag anzeigen
Bitte nimm mir das nicht übel. Freundinnen werden wir wahrscheinlich nicht, aber zum Feind will ich dich noch viel weniger.

Blödsinnige Anmerkung. Ich kenne dich nicht, also stellt sich das "Problem" nicht. Du könntest genausogut ein Möbelstück auf dem Sperrmüllhaufen sein. Aber wen interessiert das?
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Alt 11.01.2025, 10:51   #10
weiblich Madasa Hatter
 
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Danke für die umgehende Antwort.

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Lange über etwas nachzudenken führt nicht unbedingt zum Verstehen.
Dem stimme ich ohne Vorbehalt zu. Viellecht könnte man es allerdings wohlwollend als Versuch zu verstehen werten.

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen

Blödsinnige Anmerkung. Ich kenne dich nicht, also stellt sich das "Problem" nicht. Du könntest genausogut ein Möbelstück auf dem Sperrmüllhaufen sein. Aber wen interessiert das?
Eben weil du mich nicht kennst, frage ich mich, warum du eine Bemerkung wie diese mit einer boshaften Beleidigung schmücken musst.
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Alt 11.01.2025, 11:05   #11
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Madasa Hatter Beitrag anzeigen
Eben weil du mich nicht kennst, frage ich mich, warum du eine Bemerkung wie diese mit einer boshaften Beleidigung schmücken musst.
Weil sie dumm und überflüssig ist und mir unterschwellig eine Haltung zuschreibt, die ich nicht habe. Meine Antwort verstehe ich nicht als Beleidigung, sondern als einen Vergleich zu dem Stellenwert, den fremde Menschen für mich haben. Ich liebe meine Nächsten, also Menschen, die mir nahe stehen, wie es die Bibel empfiehlt. Der Rest der Menschheit ist mir über den üblichen Respekt hinaus wurst.

Vielleicht ändert sich meine Haltung dir gegenüber, wenn du lange genug Gast in meiner Forenwohnung gewesen bist. Von Bezugnahmen auf vermeintlich persönliche Attitüden solltest du allderings grundsätzlich Abstand nehmen. Wessen Freund oder Feind du zu Menschen werden könntest, die dir im Leben nie begegnet sind, ist völlig abstrakt, lächerlich und uninteressant.

Ich leite dieses Forum nicht, um Freunde zu gewinnen oder mir Feinde an die Hacken zu holen. Hier geht es um andere Dinge.
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Alt 11.01.2025, 18:40   #12
weiblich Madasa Hatter
 
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Schade, vor der Überarbeitung hätte ich dir sehr gern das letzte Wort gelassen. Die erneute Beleidigung kam später dazu oder irre ich mich?

Zitat:
Wessen Freund oder Feind du zu Menschen werden könntest, die dir im Leben nie begegnet sind, ist völlig abstrakt, lächerlich und uninteressant.
Wenn ich schon dabei bin, möchte ich auch das Folgende nicht unkommentiert lassen.

Zitat:
Ich liebe meine Nächsten, also Menschen, die mir nahe stehen, wie es die Bibel empfiehlt. Der Rest der Menschheit ist mir über den üblichen Respekt hinaus wurst.
Wie wäre es, wenn wir diesbezüglich jedem seine Haltung lassen, mit allem, was daraus erwächst? Nicht zuletzt bei "übliche[m] Respekt" gehen unsere Definitionen wohl auseinander.

Ich verspreche, keine weitere Antwort in diesem Thema zu kommentieren. Schließlich ist es dein Gedicht, mit deiner Weltanschauung, in deinem Forum.
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Alt 11.01.2025, 20:28   #13
männlich TravisBeamer
 
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Das hat mit Respekt nicht viel zu tun, Ilka-Maria, aber du bist schon lustig
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Alt 12.01.2025, 01:24   #14
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von TravisBeamer Beitrag anzeigen
Das hat mit Respekt nicht viel zu tun, Ilka-Maria, aber du bist schon lustig
Ja, zuweilen kann ich ziemlich humoresk sein. Das liegt an meiner nordischen Ader.

Zitat:
Freundinnen werden wir wahrscheinlich nicht, aber zum Feind will ich dich noch viel weniger.
Mich verwundert allerdings, dass niemandem die Respektlosigkeit auffällt, die in dieser anmaßenden Bemerkung steckt. Wer zum Größenwahn nicht talentiert ist, sollte es besser gleich lassen und sich auf das beschränken, weswegen wir in diesem Forum sind, nämlich auf das Besprechen von Texten.

Schönen Sonntag.
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