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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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09.01.2025, 15:43 | #1 |
Rädchen im Getriebe
Ich bin nur ein Rädchen im Weltengetriebe,
der Motor läuft stetig, doch ich bin so klein, geölt mit Gefühlen wie Trauer und Liebe, rast ich von Geburt an in Andere ein. Ich lerne manch stärkere Kräfte zu formen, im stetigen Spiel mit dem Stützenverbund und eine gemeinsame Drehzahl zu normen, ich greife ganz maßvoll, doch reib ich mich wund. Ich dreh mich beständig so Runde um Runde, manch Rädchen, das einer sonst immer mal sieht, wird einfach getauscht, es erreicht mich die Kunde, doch laufe ich weiter, weil's halt so geschieht. Bis ich irgendwann dann, ganz alt und verrostet, den Platz machen muss für ein neueres Rad, was hat mich mein Einsatz im Leben gekostet? Was hab ich geschafft, welchen Wert hat die Tat? |
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09.01.2025, 21:25 | #2 |
Hallo TravisB,
Du kennst mein Feedback ja schon. Dennoch möchte ich es auch hier kundtun - eben auch, weil mir das Gedicht sehr zusagt. Ein sehr gelungenes Werk! Ja, das Individuum als kleines Rädchen im Universum, in der Gesellschaft, in unserer Umgebung, das nur im Verbund funktionieren kann. Zentral sind für mich aber die beiden letzten Verse: Gekostet hat dieses "Funktionieren" bis auf etwas Reibungsverlust wohl nicht sooo viel - außer natürlich ein gewaltiges Stück Zeit vom eigenen Leben. Kosten also eher nein? Oder eben sehr viel (Zeit). Tja, aber die Wirkung? Diese Frage ist eher philosophischer Natur (da spielt der Sinn des Lebens an sich hinein) - und jeder muss die Antwort für sich selbst finden. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du dir diese Frage im höheren Alter (z.B. insbesondere nach deiner Beschäftigung) noch des öfteren stellen wirst. Zum Formellen: Du hältst das Metrum - wie von dir gewohnt - konsistent durch. Durch die drei Daktylen wirkt das Gedicht wie "getrieben" und mit einem Schuss Melanchologie, was prächtig zum Zahnrad-Getriebe passt. Insofern ein Metrum, das sich dem Sinn und der Stimmungslage der Thematik anpasst - was, wie ich finde, perfekt ist! LG Norbert |
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10.01.2025, 08:03 | #3 |
Hallo rahnnowd,
danke für das ausführliche Lob! Schön, dass du auf meine Gedankengänge eingehst. Ja, ich denke, am Ende, etwas abgerieben und verrostet, wird sich jeder irgendwann fragen, was einem das Leben so gebracht hat. Freundliche Grüße, Travis Beamer |
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10.01.2025, 14:49 | #4 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.971
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hallo Travis
... ich hoffe du selbst siehst dich nicht als Rädchen im Getriebe.
Beim Lesen stellte sich bei mir eine andere Frage: Wer dreht das Rad? Wer oder was ist der Motor? Schließlich heißt es: Amboss oder Hammer sein! wsT dT PS: Nur falls du fragst, auf mir steht der Amboss. |
10.01.2025, 15:19 | #5 |
naja, ich denke wir werden geboren und interagieren mit unsrer Mitwelt, was uns automatisch zu einem Rädchen im Getriebe macht.
Der Motor könnte die Zeit sein, die immer da ist und uns auf unserem Weg antreibt und begleitet. Aber gut, dass du nachfragst, da musste ich jetzt auch kurz nochmal drüber nachdenken.^^ Freundliche Grüße, Travis Beamer |
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10.01.2025, 16:13 | #6 | |
Forumsleitung
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Zitat:
... manch Rädchen, das einer sonst immer mal sieht, wird einfach getauscht, es erreicht mich die Kunde, ... Das Rädchen interargiert also in keiner Weise mit seiner Umgebung, sondern bleibt auf seinem festen Platz, entscheidet nichts selbst und hat nichts weiter zu tun, als zu funktionieren. Charlie Chaplin hatte diesen Gedanken in "Modern Times" auf die Spitze getrieben. Abgesehen davon ein handwerklich angenehm zu lesender Text. Besten Gruß Ilka P.S.: Zu den Anmerkungen von dunkler Traum: Ist es nicht egal, ob man der schwere Hammer ist oder der starke, dessen Schläge wegsteckender Amboss, solange man nicht zwischen den beiden liegt? Ohne das Material zwischen diesen Kräften sind sie ziemlich wertlos. Aber dass dies jetzt niemand zum Anlass nehme, auch darüber ein Gedicht zu machen, das hatte ich nämlich schon vor langer Zeit getan. |
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10.01.2025, 16:32 | #7 |
Natürlich muss es funktionieren, wie du richtig erkannt hast, geht es darum auch in dem Gedicht.
Aber in der ersten Strophe dritte und vierte Zeile heißt es auch, dass das Rädchen mit Gefühlen eingeölt wird und in andere einrastet. Soll heißen, dass man Gefühle hat und mit anderen interagiert. Dass das Rädchen immer an der selben Stelle steht, kann man so sehen, dass man im Leben auch oft gebunden ist durch Kindergarten, Schule, Arbeit und dort (gezwungenermaßen) seinen Teil beitragen muss. Freundliche Grüße, Travis Beamer |
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10.01.2025, 18:09 | #8 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Du bringst Szenen aus aus dem Alltag ein. Aber genau dort findet Interaktion statt. Schule und Arbeit sind nicht jeden Tag gleich. Nein, nein und nochmal nein ... wir alle sind auch entscheidende Wesen, nicht nur Rädchen im Getriebe. Das gilt auch dort, wo wir nicht alles verstehen, was um uns herum aufgetürmt wird. Gerade ich habe oft im Clinch gelegen mit dem Kindergarten und mit der Schule meines Sohnes. Nein, ich kann das, was du schreibst, nicht unwidersprochen schlucken. So ist das Leben nicht. Dazu bin ich viel zu aufmüpfig. Und wo ich etwas nicht verstehe, frage ich nach. Du gehst von Menschen aus, die sich alles gefallen lassen. |
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10.01.2025, 18:29 | #9 |
Ich habe es doch schon dunklen Traum erklärt wie ich das sehe. Wir sind von Geburt an ein Rädchen im Getriebe. Natürlich ist auch in der Schule oder auf der Arbeit nicht jeder Tag gleich, aber ich habe versucht, die Situation vereinfacht darzustellen. Sie erfolgt größtenteils unter Zwang. Dass man sich deswegen alles gefallen lassen muss, habe ich nie behauptet und auch im Gedicht nicht erwähnt, aber man ist in dem Getriebe drin, ob man will oder nicht.
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