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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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10.01.2025, 12:54 | #1 |
Der nächtliche Reisende
Das Licht der Nacht,
gelb getränkt, die Straßen der Stadt. In kaltem Geruch die dunkle Luft, dort, der rote Schimmer einer späten Flucht. Ziellos aber ist seins, das ferne Ziel, unverstanden, zerrissen, leicht labil. Die eiserne Qual, der Heimat schon längst lose, Form geworden im qualmenden freundes Schoße. Mit treuen Augen spendet er dem Reisenden Sicht, das kreisende Chrom, unermüdlich. Extase, der Rausch stiller Einsamkeit, ein Gemisch aus Frieden und stillem Leit. Verschwommen das Bild, Farben bilden schlier’, weiße Linien, auf schwarzem Papier. Bis zu den entlegensten Ziffern jetzt, in solcher Schnelle, rast die Nadel gehetzt, Kunst ihrer Entschleunigung, ja richtig Flucht, Klänge endlicher Beruhigung, seine letzte Sucht. Der schlaflose Traum vom Tag des Heimatlosen. Doch der Kraft des Mondes längst erliegen, Ebbe ohne Trost, den Reisenden hinfortgezogen. Nur die letzte Linderung, ist verblieben, ein paar Sterne in existenzloser Pracht, in ihrem Grell hochgestiegen, das Licht der Nacht. |
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10.01.2025, 14:42 | #2 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.971
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hallo Henry
... mein Cerebrum scheint mit dieser Aneinanderreihung überlastet, sollte es einen Sinn ergeben?
Sätze, Halbsätze ohne Verben; Irgendwo könnte eine Uhr gemeint sein, der Rest erschließt sich mir nicht. wsT dT |
10.01.2025, 15:50 | #3 |
Einordnung
... ich gebe zu, vielleicht ist das inhaltlich zu subtil. Daher hier meine Intention bzw. Interpretation hinter dem Gedicht.
Der nächtliche Reisende fährt in der einsamen Dunkelheit, der Nacht (im Auto!) durch die Stadt – „der rote Schimmer“ kommt von den Rückleuchten. Das Ganze mit fast klassisch-romantischem Motiv des „Wanderers“. Er hat kein Ziel, fühlt sich aber verloren und hinfortgezogen (die Anziehungskraft des Mondes als Symbol). Diese nächtliche Ruhe und Reise scheinen ihm seine letzte Hoffnung und auch Flucht. Metaphorisch dargestellt durch das spärliche Licht der Sterne. "Verschwommen das Bild, Farben bilden schlier’, weiße Linien, auf schwarzem Papier." Die Verse sollen die Straße darstellen – weiße Mittellinien auf dem Asphalt. Die Strophe – "Bis zu den entlegensten Ziffern jetzt, in solcher Schnelle, rast die Nadel gehetzt," verbildlicht das Tacho und den Geschwindigkeitsrausch. Alles in allem sollte das Motiv des heimatlosen Wanderers in leicht veränderter und symbolischer Form auf den aktuellen Alltag übertragen werden, jedoch ohne die romantische Leichtigkeit, sondern vielmehr mit expressionistischem psychologischen Verfall als Kernthema. Macht diese Erklärung vielleicht die Einordnung etwas einfacher und das Gedicht verständlicher? |
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10.01.2025, 16:00 | #4 |
Forumsleitung
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Der Text ist mit mehr als zwanzig Adjektiven und adverbialen Ausdrücken überladen, was den Substantiven und Verben die Wirkkraft raubt. Dieser Fehler kommt bei Anfängern des literarischen Schreibens oft vor, weil sie dem Irrtum verfallen sind, mit viel Aufgebausche könne man einen Text bedeutungsschwerer machen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall.
Zudem ist die Überschrift grammatisch falsch ausgedrückt. Es gibt eine "nächtliche Reise", aber bei Partizipien muss es "der nächtlich Reisende" heißen. Ein Reisender kann nicht nächtlich sein, er kann lediglich nächtlich etwas tun. Eleganter wäre "Der Nachtreisende" gewesen, oder noch besser "Der Nachtwanderer". |