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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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01.03.2012, 14:31 | #1 |
Es stinkt so sehr
Meine Glieder sind nunmehr Gebeine noch.
Es dringen aus dem Halse warme Eiterwellen, die unaufhaltsam auf die Arme weiter schnellen. Beruhigend will ich lächeln und ich weine doch. "Ich habe solche Angst; So lass mich nicht allein! Ein Tag! Ein Tag! Oh Gott, ich will doch nur noch einen. Noch einmal soll, nein muss für mich die Sonne scheinen! Oh, es stinkt so sehr. Sag schlaf ich... schlaf ich ein?" Nun wünsch ich mir nur, dass ich schlief, da alles krampft. Wie schnell mein Wunsch die Richtung ändert und zerplatzt! Meine Bratwursthaut ist schon längst aufgekratzt. Ich will ein letztes Mal noch fallen, fallen sanft. |
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01.03.2012, 15:18 | #2 |
R.I.P.
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Oha -
das ist wirklich sehr abgründig oder doch schon sehr nahe am Abgrund. Welch ein Aufschrei! Da muß ich erst mal tief durchatmen, Licht und Luft aufnehmen. Vorerst: Das "nunmehr" würde ich ändern in "nurmehr", weil dem schaurigen Inhalt näher. Ich kommentiere später weiter. LG Thing (mit Gänsehaut) |
01.03.2012, 15:20 | #3 |
Ja, ich hab tatsächlich selbst Gänsehaut beim Schreiben gekriegt. Erinnert mich an ne Freundin, die ihren Gruselroman nicht zu Ende schreiben konnte, weil es sie so geängstigt hat.
Das "nurmehr" übernehme ich. Danke! |
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01.03.2012, 15:51 | #4 |
Ich finde das Gedicht inhaltlich wirklich toll!
Gänsehaut hat es mir nicht exakt gegeben, aber es hat wahrscheinlich die menschlichen Poesievoyeurismusgelüste in mir befriedigt. Dadurch, dass es formal relativ konventionell ist (sofern man von Konventionalität sprechen kann, in der Lyrik) und auch dementsprechend strukturiert, ist die Wirkung umso stärker, als wenn man evt. den freien Vers oder eine etwas experimentellere Form nimmt. Ich sehe es als Treffpunkt einer klassischen Düsterlyrik mit Gothiceinschlag, und einigen expressionistischen Remineszenzen. Das groteske Element scheint durch einige Wörter wie "Bratwursthaut" gut zu blühen. Es kann auch eine sehr gelungene Metapher für die derzeitige Form der Verteidiger in der deutschen Fußballnationalmannschaft sein. Oder die letzten Gedanken eines Restaurantkritikers, der an einem tödlichen Käse nagt. Also: Durch das Zusammenspiel von Form und Inhalt, ist es eins der Gedichte, die wirklich wirken. |
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01.03.2012, 18:01 | #5 |
Freut mich, dass es deine Voyeurismusgelüste bedienen konnte, auch wenn es dafür natürlich nicht gemacht war.
Es ist natürlich provokant, aber (so hoffe ich) ohne die Provokation in den Mittelpunkt zu rücken. Ich wollte das Sterben mal etwas unverblümter zeigen, als es in der zeitgenössischen Darstellung (z.B. in Hollywoodfilmen) üblich ist. Das Sterben ist beängstigend und ekelhaft und hat meist wenig damit zu tun, dass jemand bereit und friedlich die Augen schließt. Insofern freue ich mich sehr über das Lob bzgl. der Verbindung von Form und Inhalt! Danke! Ja, einige groteske, pseudo-expressionistische Elemente birgt das Gedicht, aber ohne die Angelegenheit ihrer Ernsthaftigkeit zu berauben, denke ich. LG P.S.: Das Wort "Bratwursthaut" habe ich schon seit Juni im Sinn und nun habe ich endlich das Gedicht dazu gefunden. |
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01.03.2012, 18:29 | #6 |
R.I.P.
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Die Bratwursthaut hat mich peinlichst an mich selbst erinnert....
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02.03.2012, 14:27 | #7 |
Oh, das tut mir leid!
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02.03.2012, 17:40 | #8 |
Hallo, Schmuddelkind,
ich glaube, dass ist nicht gerade dein stärkstes Gedicht. LG gummibaum |
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02.03.2012, 18:28 | #9 |
R.I.P.
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Ich lese den verzweifelten Aufschrei eines Todkranken.
Und schaudere. Starke Zeilen! LG Thing |
02.03.2012, 18:54 | #10 | |
Zitat:
Irgendwie stört mich gerade die olle Bratwurst in deinem Text. Der Rest hat mir meine Lasagne zwar nicht schmackhafter gemacht aber war doch ganz interessant zu lesen. Liebe irre Grüße |
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02.03.2012, 19:07 | #11 | |
abgemeldet
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Ich finde, das Gedicht spricht nicht nur mit Worten. Die Worte erklingen, ohne dass sie einem über die Lippen kommen - und genau das ist meiner Meinung nach das Poetischste und Schaurigste an deinem Gedicht, Schmuddel.
Zitat:
Grüße und so, Fünfzehn. |
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02.03.2012, 19:23 | #12 |
R.I.P.
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Man könnte auch das Entsetzen des zum Tode Veruteilten an seinem letzten Tag herauslesen.
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02.03.2012, 21:23 | #13 |
abgemeldet
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02.03.2012, 21:54 | #14 |
Huch, so viele Kommentare? Na dann versuche ich mal auf alles einzugehen...
@gummibaum: So hoch habe ich die Latte auch nicht gelegt, aber trotzdem danke für deinen Kommentar! @Thing: Ja, deine erste Interpretation kommt meiner am nächsten. Deine zweite Version hat auch was für sich, aber da wären dann so einige Bilder, die nicht so recht passen. Jedenfalls freue ich mich sehr über dein Lob! @WUI: Ja, die Bratwurst fällt natürlich etwas aus dem Rahmen, aber das finde ich nicht so schlimm; ich lese das hier schon etwas expressionistisch und da ist ja Vieles zerstückelt. Oh, tut mir leid! Wollte dir dein Abendessen nicht schlecht machen! @15: Freut mich sehr, wenn es auch dich auf schaurige Weise berühren konnte! Ja, das Flehen und dann als die Schmerzen unerträglich werden, doch diese Todessehnsucht, die sich durchsetzt. Das ist es, was den Tod so interessant macht - diese emotionale Unausweichlichkeit. Man kann Vieles verdrängen, aber nicht das Sterben. Der Tod beschäftigt irgendwann jeden und das auf eine für mich ambivalente Weise. LG an alle! |
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02.03.2012, 21:57 | #15 | |
Zitat:
Ich bin da nicht so empfindlich Ich finds gut. Ist mal was anderes. Irre Grüße |
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02.03.2012, 22:04 | #16 |
Dann bin ich ja beruhigt.
Freut mich! Danke! Ja, was Anderes ist es jedenfalls. LG |
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02.03.2012, 22:38 | #17 |
Wobei, Herr Schmuddelhoffman () hat ein paar Motive in "Das Monster" und "Der letzte Gruß" gebracht, die hier versteckt auftauchen...v.a. das letzte Gedicht ist lesenswert.
Bratwursthaut hat schon was; die Klangeske (=grotesker Klang) könnte ein gutes Sprachmittel für solche Stoffe sein... |
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03.03.2012, 02:11 | #18 |
schmuddel-K,
wie immer ist dieser text wirklich gut. ungebratene grüße Zych |
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03.03.2012, 16:22 | #19 | |
Zitat:
@Zych: Vielen Dank! |
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Lesezeichen für Es stinkt so sehr |
Stichworte |
angst, leid, tod |
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