Der letzte Wunsch, Teil 1
Ein Blumenmeer aus Tausenden Farben, zieht Phillip Wasser in einen Bann, dem er nicht wieder entgleiten zu vermag. Eine feuchte Brise, die aus dem Osten weht bringt eine Spur Zitrusduft mit sich, die sich wohlwollend seinen Weg in Phillips Nüstern sucht, welche den Geruch dankbar aufnehmen und das paradiesische Schauspiel abrunden lassen. Sein Körper marschiert mittels Autopilot, sein Geist ist ganz und gar auf sein bezirzendes Umfeld gerichtet, ein Umstand, der bei dem jungen Mann oft vorkommt, denn er ist ein verträumter Mensch, den das Hier und Jetzt verunsichert und abstoßt, während er in der schillernden Welt der Gedanken Trost und Unterschlupf findet. Dies ist in einem Gesamtbild betrachtet suboptimal, ja gar ein Handycap, denn nicht selten verliert er dadurch den Anschluss zum treibenden Strom des Lebens, voranschreitend, ohne auf seine verträumte Lässigkeit Acht zu nehmen und so ist er ein Meister darin, sich stets in unvorteilhafte Positionen zu begeben, seine Pflichten zu vernachlässigen und damit den Weg für ein erfolgloses Leben zu ebnen. Gewiss, er hätte nach dem Abschließen seiner Schule große Probleme gehabt, sich ins Gefüge der Arbeitsgesellschaft einzufinden. Er verabscheute nichts mehr, als das primitive Leben der einfachen Menschen, tagtäglich schuftend ohne je Reichtum anzuhäufen, von Schuldberg zu Schuldberg eilend ihre einst gehegten Träume und Ideale auf den Scheiterhaufen werfend und dies alles zu tun ohne sich je ebenjener Unsinnigkeit dieses Zykluses bewusst zu werden. Für ganze fünfzig Jahre befindet man sich auf diesem Hamsterrad, bis man wie ein verfaulter Apfel weggeworfen und für unbrauchbar empfunden wird. Man hat ausgedient und den Nutzen für seinen Staat verloren, den man jahrzehntelang bot. Nun ist man nicht mehr als ein verrostetes Wrack, sich von Wartezimmer zu Wartezimmer, Therapie zu Therapie schleppend, hoffend auf den erlösenden Tod, mit der ungültigen Freikarte zum Himmel in der Hand. Wenn man dann endlich das Zeitliche segnet, nimmt die Habgier der nächsten Generation ihren Lauf und das bisschen Besitz, dass man im Diesseits noch beanspruchen konnte, durchtrennt nun das Familienband, macht Geschwister zu Feinden und den eigenen Tod zu einer Schuldtat. Beim Gedanken an das ganze Albtraumsszenario ergreift Phillip ein Unwohlsein und er widmet seine volle Aufmerksamkeit wieder der himmlischen Landschaft, die nun um einen plätschernden Bach ergänzt wird, als ein ohrenbetäubender Lärm und die kreischenden Schreie seiner Kameraden ihn urplötzlich wieder in die Realität befördern. Das Erste was seine nun weit aufgerissenen Augen erfassen ist, wie seine unmittelbaren Vordermänner Oskar,Werner und Johann(Jungspunde allesamt, die bis jetzt kaum Gefechte miterlebt haben) durch eine MG Salve niedergemäht werden und röchelnd zu Boden fallen, dabei eine Blutfontäne ausströmend, die Phillip wie ein kalter Wassereimer ins Gesicht trifft und ihm den Ernst der Lage bewusst macht. Er schmeißt sich unter den Zurufen des Hauptmannes zu Boden und greift mit zittrigen Händen zu seiner verhassten Maschinenpistole.
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