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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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19.10.2014, 21:30 | #1 |
Eine Schwalbe im Nebel
Eine Schwalbe im Nebel
Das bin ich Ein geflügeltes Wesen Das ohne Orientierung Durch ein dichtes Grau irrt Eine Seele ohne Körper Die nach ihrem Zuhause sucht Das bin ich Ich bin der Zweifel Der nicht weiß Ob er rechts ist oder links Tot oder lebendig Atmend oder erstickend Ich bin ein zerstreutes Bewusstsein Das durch die Welt stürzt Wie Kieselsteine durch Das Auge eines Orkans Ein Bewusstsein, das weint Und nur selten lacht Das sich in den Armen Der Dunkelheit wiegt Und vom Busen gehörnter Unterweltengel nährt Das Stimmungen wie Spinnennetze strickt Und den gesamten Raum damit füllt Um alles und jeden darin Gefangen zu nehmen Das bin ich Ich bin ein versinkendes Schiff Das die Ertrinkenden darin Nicht los lässt Ein vages Gefühl von Unbehagen Das dir nachts den Schlaf raubt Ein Puppenspieler ohne Puppe Ein Haus ohne Türen Ein erloschener Leuchtturm Der zusieht, wie Schiffe An den Klippen zerschellen Ich bin die letzte Grenze Hinter der nichts zu finden ist Ich bin das Om in Omega Ich bin die verborgene Zunge Griechischer Büsten Und der letzte Speer Der Lakedaimonier Das bin ich Ich bin der zerrissene Mond An einem Scherbenhimmel Das umhergeisternde Echo Längst verstorbener Bergarbeiter Die verschüttet und niemals Gefunden wurden Ich bin ein titelloses Gedicht Eine versteinerte Figur In Medusas Garten Und die Asche tausend Verbrannter Tagebücher Ich bin eine Schwalbe im Nebel |
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26.10.2014, 13:47 | #2 |
Grüß dich Saturnaut,
ehrlichgesagt weiß ich gar nicht so recht, was genau ich schreiben soll. Das Gedicht 'Eine Schwalbe im Nebel' löst in mir sehr viele Emotionen aus und bringt vor allem viele Gedanken an die Oberfläche. Zunächst erinnert es mich an die Tatsache, dass wir oft nach Idealen streben, die wir aber niemals erreichen können/werden. Wir sins nunmal alle wie wir sind ganz nach den Worten des lyrischen Ichs 'Das bin ich'. Wir sind alle auf unsere Weise 'anders' und 'unnormal', zerrissen, ohne Orientierung, ohne Seele. Es stehen noch mehr gute Vergleiche geschrieben: Ein Puppenspieler ohne Puppe, ein Haus ohne Türen, das Om in Omega. Alles definiert eine gewisse 'Unvollständigkeit' mit der sich das lyrische Ich gleichsetzt/identifiziert. Dazu gehört auch immer Mut und Selbstbewusstsein. Sich so anzunehmen wie man ist, auch wenn man vom Standpunkt der Ideale aus unvollständig und unvollkommen ist. Ich finde, dass dein Gedicht eine wertvolle Erkenntnis transportiert, die sich jederman zu Gemüte führen sollte. Gerade in der heutigen Gesellschaft ist es von großer Bedeutung, sich so anzunehmen und zu mögen wie man ist, denn anderenfalls wird es einen selbst nur in die Verzweiflung treiben. Man sollte immer dazu stehen, dass man eben mehrere Gesichter hat und gewissermaßen zwiespältig ist. Genau das macht den Einzelnen doch aber auch interessant und tiefgründig. :-) Gruß, Atropula |
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26.10.2014, 14:21 | #3 |
Lieber Saturnaut!
Ich finde die Worte wie du dein ich beschreibst sehr bewegend und sicherlich für viele von uns Menschen ( ich bin auch absolut dabei) als sehr zutreffend Der Puppenspieler ohne Puppe trifft es wohl am ehesten, gefällt mir sehr gut und dein ganzes Werk beschreibt sehr wahrhaftig und schwermütig die Perspektivlosigkeit oft bedingt durch die Umstände und den Zeitgeist in den wir eingewoben/eingekettet sind. Danke für diese wirklich gelungene Schwalbe, hoffentlich findet sie wieder mal Klarheit im Nebel ihrer/unserer Zeit du sprichst mir wirklich aus der Seele... Weiters guten Flug und schönen Sonntag Stefan |
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27.10.2014, 21:46 | #4 |
Vielen Dank für euer wertvolles Feedback!
Traurigerweise habe ich das Gedicht nicht mit dem Kopf geschrieben. Es gibt keine konkrete Aussage, die ich damit transportieren wollte. Ich habe das Gedicht nur nach meinen eigenen Gefühlen geschrieben. Es ist während meiner letzten depressiven Episode entstanden. Die Orientierungslosigkeit, der fehlende Halt, das Gefühl der Unvollkommenheit, all das hat tatsächlich versucht mich zu verschlingen. Es in einem Gedicht ausdrücken zu können hat mich oben gehalten. Viele Grüße, Alex |
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28.10.2014, 13:22 | #5 |
Hey Saturnaut,
das ist doch wunderbar, wenn du dadurch deine Gedanken nach außen tragen konntest. Ich mache das auch sehr oft und erst im Nachhinein erkenne ich, dass das Geschriebene obendrein einen Sinn ergibt. Ich kann es auch Freunden und Familie nicht oft genug raten, das was einen zermürbt, aufzuschreiben. Ob wortwörtlich, als Gedicht, als Geschichte, allegorisch... vollkommen egal, hauptsache man verarbeitet es überhaupt. Malen hilft mir auch oft und im Endeffekt kommt es aufs Gleiche hinaus: Man tut etwas Produktives und damit wächst man auch über seine 'Probleme' hinaus. Viel Kraft und liebe Grüße, Atropula |
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28.10.2014, 16:51 | #6 |
Gibt keinen besseren Ghostwriter als das Gefühl - gut gemacht!
Gruß, A.D. |
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Lesezeichen für Eine Schwalbe im Nebel |
Stichworte |
melancholie, schwermut |
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