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04.04.2007, 14:40 | #1 |
Der Feind in dir
Sie sitzen auf der Couch. Nur wenige Zentimeter von einander entfernt. Doch Welten liegen zwischen ihnen- unsichtbar.
„Ich will sterben“, sagt er und schaut sie von der Seite an. Sie schaut ihm ins Gesicht. „Ich weiß.“ „Morgen werde ich mich erhängen“, sagt er entschlossen. „Das wirst du nicht“, entgegnet sie und schaut ihm fest in die Augen. „Doch das werde ich!“, sagt er etwas lauter. Sie wendet sich kopfschüttelnd von ihm ab. „Du hast mir nicht zu sagen, was ich tue!“ Er wird wütend. „Ich weiß“, sagt sie ruhig und starrt vor sich auf den Boden. „Ich kann selbst entscheiden, was ich tue!“ Er wird lauter. „Ich weiß“, sagt sie nur und bleibt still. „Du hast mir nichts zu sagen!“, brüllt er sie beinahe an. „Das habe ich nie versucht...“ Sie schaut ihm traurig ins Gesicht. „Du versuchst immer alles unter Kontrolle zu haben! Du musst über alles herrschen..! Du willst mich ständig kontrollieren!“ Er braust auf, seine Wut setzt sich durch. „Das wollte ich nie..“ Sie schaut ihm flehend in die Augen. Er musste doch verstehen, dass das nie ihre Absicht gewesen war. Aber das tat er nicht. „Ich hasse dich!“ Er warf ihr die Worte ins Gesicht. „Ich weiß...“ Sie wandte sich langsam von ihm ab. „Und deine verdammte Lässigkeit! Wie kannst du nur so ruhig bleiben?!“ Er beschimpfte sie dafür, dass sie die Beherrschung nicht verlor. „Weil ich dich liebe“, entgegnete sie leise. „Du hast mich nie richtig geliebt!“,schrie er sie an. Sie lügt schon wieder, dachte er. „Doch das habe ich“,entgegnete sie immer noch leise, beinahe vor sich hin flüsternd. „Lüg doch nicht! Verdammt, kannst du nicht einmal deine wahren Gefühle zeigen?! Kannst du nicht einmal deine Meinung sagen?! Kannst du nicht einmal nicht versuchen wollen, es allen recht zu machen?! Du gehst mir auf die Nerven!“, schrie er ihr entgegen. „Willst du dich deshalb umbringen?“ Ihre Stimme war kaum mehr ein Flüstern. Tränen standen in ihren Augen. Schmerz war ihr ins Gesicht geschrieben. So viel Schmerz. „Oh Gott, nein..!“ Seine Worte überschlugen sich beinahe, als er erschrocken seine Stimme senkte. „Das denkst du doch nicht wirklich, oder?“ „Ich weiß es nicht..“ Sie war den Tränen nahe. Doch verbissen kämpfte sie gegen den Schmerz an. Versuchte, sich unter Kontrolle zu haben. Versuchte, ihm nicht zu zeigen, wie sehr er ihr weh tat, wie sehr sie ihn liebte. „Lane... So ist es nicht...“ Er suchte sinnlos nach Worten. Seine Stimme war sanft, ehrfürchtig. Er wollte ihr nicht weh tun. Nein. Das hatte er nicht gewollt. „So ist es nicht- das darfst du nicht denken...“ „Wie ist es dann?“ Ihr Stimme war kurz vor dem Bruch. Die Tränen waren kurz davor, sich aus ihren Augen zu verlieren. Er schaute in ihre dunklen Augen. Sie hatte so wunderschöne Augen. Sie war so verletzlich. Er erschrak über sich selbst. Er hatte es nie gesehen, wie zerbrechlich sie war. Er wollte sie in den Arm nehmen, sich entschuldigen, alles wieder gut machen. Doch er wusste nicht, wie. Sie war so stark. Und er? Er hatte sie die ganzen Jahre beschimpft, hatte ihr so verdammt weh getan. Das alles sah er heute zum ersten mal. „Es tut mir so leid!“, sagte er leise und legte vorsichtig seine Hand auf ihr Bein. Doch sie schaute ihn nicht an. „Ich will leben... Ich weiß nur nicht wie...“, sagte er leise, mehr zu sich selbst als zu ihr. Doch sie schaute langsam zu ihm auf. „Ich weiß..“, sagte sie leise. Es war nicht nur Schmerz, den er in ihren Augen lesen konnte. Etwas anderes, das er kannte- doch das er nie erkannt hatte. Etwas, das er verloren geglaubt hatte. Und mit einem Schlag wusste er, dass sie da sein würde. Dass er nicht aufgeben würde, und dass sie ihm helfen würde. Dass das Leben sich ändern würde, und dass sie es zusammen schaffen konnten... Es war Vertrauen, das er in ihren Augen las.. |
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09.04.2007, 19:15 | #2 | ||
Eine sehr schöne, gefühlvolle Geschichte. Hat mir sehr gefallen.
Vertrauen ist schwer in eine Kurzgeschichte zu fassen doch meiner Meinung nach ist es dir gelungen. Zitat:
Der Wendepunkt, an dem sie ihn fragt ob er sich wegen ihr umbringen will gefällt mir. Ihm wird zum ersten Mal klar, was seine Drohung für sie bedeutet. Zitat:
Meine Geschichten werden immer etwas gefühlskalt, wie bekommt man so ein Gefühl für zwischenmenschliche Dinge? Hast du die Situation selbst erlebt oder hast du alles frei erfunden? LG Mugen |
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09.04.2007, 20:28 | #3 |
Danke=)
...Ich habe sie nicht selbst erlebt... aber ich habe mir oft gewünscht, dass meine mutter so wie dieser mann sein würde...und erkennen würde, wie weh sie mir tut... ich weiß nicht... ich hab einfach geschrieben... ich mag geschichten/filme/bücher/gedichte, die eine botschaft haben... danke für die liebe bewertung=) lg lorelai |
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