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22.12.2007, 15:01 | #1 |
Der Nachbar
Der Nachbar
Wie er selbst sagen würde, war er nicht gemacht für die Schule, sein Studium und seine jetzige Arbeit. Dieser Gedanke kam ihm oft wenn er sich wieder Abends bis in die Nacht an seine Arbeit setzte, um die großen Auftragsmengen zu bewältigen, die es gab wenn es für die Firma wieder besser lief... Er hatte trotz seines hart erarbeiteten Reichtums sein eigenes Haus eher schlicht eingerichtet und hatte auch nicht vor daran etwas zu ändern. Es war ihm lieber so, denn er wollte sich nicht von irgendwelchen Modeerscheinungen oder Marketingkampagnen dazu bringen lassen sich Sachen zu kaufen, nur weil ihm unbewusst die Illusion eingetrichtert wurde das sie für ihn wichtig wären. Er wüsste noch genau was für ihn wichtig war und daran sollte sich nichts ändern. Er schob die letzten paar Seiten zusammen und ordnete sie zu den anderen die er schon überprüft hatte, wobei ihm auffiel das der Stapel in letzter Zeit wesentlich schneller wuchs als früher. Ein schwaches Lächeln lies sich kurz sehen, denn er wusste das es wohl sein verdienst war das die Firma so gut lief, dass sie trotz ihrer anfänglichen Schwierigkeiten Heute einen großen Umsatz machte und das er somit wohl auch zwangsläufig selber schuld daran war das er jetzt so viel Arbeit hatte für die er selbst eigentlich keine richtige Freude aufbringen könnte. ... Er wäre lieber Schriftsteller geworden, seine Liebe für die Literatur brachte ihn dazu, aber der Wert eines Buches lies sich für ihn nicht mit Verkaufszahlen oder an anderen Fakten messen und er wollte nicht Erfolglos sein nur weil er nicht schrieb was die Leute grade hören wollten, und auch nicht unbekannt und unverstanden sterben. Mittlerweile hatte sich der Mann samt seines Sessels dem Schreibtisch abgewannt und betrachtete durch das große Fenster die unter ihm liegende Straße, die in ihrem tiefen grau die einzige Verbindung zwischen ihm und der Außenwelt darstellte und sein Grundstück von dem seines knapp dreißig älteren Nachbarn trennte Dieser Nachbar war besonders durch seine kaum wahrnehmbare Existenz aufgefallen, denn man bekam selten und nur flüchtig zu Gesicht wenn er seine „Residenz“ verlies, um mit seinem Auto davon zu fahren wohin er fuhr darüber konnte man nur Vermutungen anstellen. Aber wahrscheinlich ging er irgendwelchen Hobbys nach für die der Mann nun genügend Zeit hatte seit seiner Pensionierung; das der Nachbar Familie hatte erschien ihm unwahrscheinlich dar er ihn noch nie mit Gästen oder Besuch gesehen hatte. Insgesamt hatte der Mann wohl kaum Freunde, oder sie ihm Lauf der Jahre durch seinen zurückgezogenen Lebensstiel verloren, denn keiner schien sich für einsame, im Herzen kaltgewordene ehemalige Geschäftsmänner zu interessieren. Dieser Nachbar hatte hier schon gewohnt als er vor 5 Jahren einzogen war, lange vorher und wahrscheinlich würde er auch hier Sterben, einsam und vergessen trotz seiner erfolgreichen Zeit die er hinter sich hatte. Ja diese Zeit lag hinter ihm, dachte er sich und es würde jetzt niemanden auffallen, wenn der Nachbar von einen auf den anderen Moment Sterbens krank oder gar ganz verschwinden würde, kein Mensch der um ihn trauern würde oder ihn dann vermisste. Man könnte genauso gut sagen das er eigentlich schon lange tot sei, denn weder der Mann selbst schien mehr als nur vor sich hin zu leben, noch war er für ein anderes Leben von Bedeutung. Diese Umstände veranlassten ihn dazu ihm das Leiden seines einsamen Nachbarn so bewegten und er empfand viel Mittleid für ihn, denn er konnte sich nur all zu gut vorstellen wie das Leben dieses Mannes ihn dahin gezwungen hatte wo er sich jetzt befand. Er hatte wohl eben so viele harte Rückschläge erfahren müssen wie er selbst auch und sich immer wieder auf so grausame Weise eine besseren belehren lassen. Seine Augen blickten ins leere Dunkel während er diese Momente die ihn so schmerzhaft formten, die Jahre die er schon einsam und verbittert verbrachte, in sein Bewusstsein holte, bis es ihm unerträglich schien und sein Leben ihm nur aus Ablehnung und Feindseligkeit bestand ihm gegenüber, so dass er dachte ein andere hätte sich umgebracht mit dem Leidensweg den er schon gegangen war. Nein er würde ihn weiter gehen, zum trotz des Leiden selbst der ihm das Leben schwer machte und sich nicht unterkriegen lassen. So wie sein Nachbar der jeden Tag schweigend, ohne es zu zeigen sein leiden Ehrenhaft mit sich trug. |
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