Hinter dem Vorhang

[Max Vödisch]

Sie nennen dich Schatten, doch sie jagen dein Licht,
sie kommen bei Nacht und sie scheuen dein Gesicht.
Sie kaufen sich Wärme, sie kaufen sich Haut,
doch schämen sich später, als wär’s nicht erlaubt.

Du gibst, was sie suchen, im Flüstern, im Schweigen,
doch wirst wie ein Gut durch die Straßen getrieben.
Wie Fleisch ohne Namen, wie Ware, wie Staub –
ein Leben, das niemand im Tageslicht braucht.

Keiner fragt nach dem Morgen, nach dem Warum,
kein Blick in dein Herz, das ist schon lange stumm.
Sie sehen nur Stunden, Verlangen und Preis,
nicht die Tränen, die Kälte, das innere Eis.

Sie nennen dich Hure, ein Wort wie ein Stein,
doch du trägst Geschichten, verborgen, allein.
Ein Feuer, das brennt, hinter dem Vorhang und Glas,
zu wahr für die Stadt, die so tugendhaft war.

Denn dort, wo Moral im Schaufenster glüht,
wo jeder verurteilt, doch jeder auch zieht,
bist du die Wahrheit, die niemand bekennt –
zu nah, zu echt, bis sie schweigend verbrennt.

[TravisBeamer]

Hi Max Vödisch,

ich finde da ist dir ein sehr dunkles, doch gleichzeitig auch einfühlsames Werk gelungen. Sehr hintergründig und subtil ausgedrückt.
An manchen Stellen könnte man noch glätten, da ruckelt es ein bisschen. Da hilft es oft einfach ein paar Worte umzustellen oder vielleicht ein ähnliches Wort zu suchen. Und Reime wie Staub/gebraucht und Glas/war sind mir ein bisschen zu unrein. Das geht noch besser.
Aber ich mag den Grundton des Gedichts. Es ist nun mal auch ein düsteres Thema.

Freundliche Grüße,
Travis Beamer