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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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07.06.2011, 22:06 | #1 |
Ekstase
Es regnet heiße Funken,
verbreitend ihre Wellen in die Atmosphäre. Das Fleisch in Flammen, erregend jede Nervenfaser. Des Geistes Dunst sich lösend von den Knochen. So auch der Verstand sich kniend vor dem Unendlichen des Abgrunds und der Logik. Die Seele unbemerkt erfasst vom Wahnsinn, der sich leise angeschlichen. Die Hülle bläht sich auf durch die Fülle und explodiert. Der Kern ist leer - die Seele frei. |
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07.06.2011, 22:15 | #2 |
Forumsleitung
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Ich hatte noch Erwartungen, sag jetzt aber nix mehr und überlasse des Feld "the rest of the community".
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07.06.2011, 22:25 | #3 |
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Ich sag' nur: scheußliche Partizipien.
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08.06.2011, 11:57 | #4 |
Da hat Schamansky sicherlich recht, aber ansonsten finde ich es ganz gut (für einen Frosch). Schöne Wortwahl, inhaltlich überzeugend. Wenn du die Partizipialkonstruktionen ändern würdest, kann das ein schönes Gedicht werden!
LG |
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08.06.2011, 19:02 | #5 |
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Ich finde die Grundidee des Gedichtes gut.
Den ersten Satz irgendwie zu kompliziert...(Müsste es nicht "der Atmosphäre" heißen? Ernsthafte Frage...) Die Partizipien finde ich insofern interessant, als das sie als Stilmittel die Geschwindigkeit reduzieren, und das bringt mich auf folgendes: muse, du schilderst hier ja eine Explosion. Und mit den Partizipien setzt du schon ein Stilmittel zur Beeinflussung der Lesezeit ein. Vielleicht könntest du die Zeit noch besser steuern, also (wenn es deiner Intention entspricht) die Zeilen immer schneller werden lassen, bis es knallt! Eine Explosion ist so schön bildhaft, dass man Form & Inhalt sehr gut miteinander spielen lassen kann... Jack Ach so: Zu den Partizipien noch: Die schaffen sehr große Distanz zum Geschehen...willst du das wirklich? Und: Das Fleisch in Flammen, erregend jede Nervenfaser... Wenn du das Verbrennen von menschlichem Fleisch suggerieren willst, ist das Wort "erregen" entschieden zu zahm...schreien, kreischen oder ähnliches, passt wohl besser, ich dachte sonst an einen Grillnachmittag, der einem Riechenden das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt...(nicht böse gemeint!) Jack |
08.06.2011, 19:08 | #6 | |
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Zitat:
Der Worte derlei Ordnung,Es regnet heiße Funken, sie verbreiten ihre Wellen in die Atmosphäre. Das Fleisch in Flammen erregt jede Nervenfaser. Geistesdunst (vorangestellte Genitive sind seit 150 Jahren mega-out) löst sich von den Knochen. --- Derart umstrukturiert, klingend besser so? |
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08.06.2011, 19:25 | #7 |
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Gelungene, angewandte, produktive Kritik, Charmantsky...
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08.06.2011, 19:47 | #8 |
Hi Jack,
entschuldige, wenn ich schmunzle, es ist faszinierend zu beobachten, wie unterschielich Gedichte interpretiert werden, was ich auch gänzlich gutheiße. Betrachte das Gedicht doch mal als eine einzige große Metapher, nimm Abstand vom Körperlichen und konzentriere dich auf das, was den Menschen wirklich ausmacht, wonach er sich sehnt. Welche Frage quält uns am meisten, auf die jeder für sich eine Antwort finden muss? |
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08.06.2011, 20:22 | #9 | |
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In Ordnung, jetzt sag ich doch noch was. Die Partizipien scheinen hier der Störfaktor zu sein. Dabei kann man sie leicht umgehen.
Heiße Funken durchwellen die Atmosphäre,Diesen Ausdruck finde ich besonders gelungen: Zitat:
Ilka-M. |
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08.06.2011, 20:44 | #10 |
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Das meine ich doch, die Partizipien in Verben auflösen, und der Fisch ist gegessen.
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08.06.2011, 21:14 | #11 |
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Na klar ist das eine Metapher, so hab ich das auch gesehen aber Gefühlsströmungen laufen doch genauso.
Wenn ich es auf eine seelische Entwicklung anwende, also auf einen Lernprozess, an dessen Ende ich mich von der Anspannung löse und quasi, meine Seele von einer Last befreie, so funktioniert das in jedem Fall in einer Steigerung: In der Wirklichkeit spiralförmig, in der Literatur meist linear gesteigert. Aber jeder Lösung eines Konfliktes geht, im übertragenen Sinne, eine Eskalation voraus. Ich meinte die Explosion also körperlich und bildlich. Mein Gedankengang ist für mich immer noch passend. Die Antwort auf deine Frage ist vermutlich (ich höre grade die Jeopardy-Melodie in meinem Kopf): Was ist das Leben? Ach verflixt, hab das Gedicht nochmal gelesen- klar, Ekstase, schon gut... Aber grade dort...also wenn es da keine Steigerung zu einer Explosion gibt, keine Anhebung des Tempos/der Anspannung... War doch alles richtig...!?! |
08.06.2011, 23:46 | #12 |
Jeopardy...der war gut
Du hast recht. Wer bin ich? Was ist der Sinn des Lebens? Eine spirituelle Entwicklung, die ihren Höhepunkt in der absoluten Erkenntnis findet, betrachte ich als einen langsamen, konstanten Prozess, dem keine Steigerung vorausgeht. Die letzten beiden Sätze sind ein Ausdruck für die Dimensionserweiterung, die das Loslösen von der irdischen Vorstellung des Daseins bewirkt. Was ist schon richtig oder falsch?! Es ist deine Wahrheit, und sie ist niemals falsch. Und ich zeige dir meine. "Wenn es nur eine einzige Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen" Pablo Picasso |
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09.06.2011, 09:06 | #13 |
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Eine Entwicklung muss immer eine Steigerung bedeuten, weil jeder neue Stein der dazu kommt auf dem vorhergehenden fußt.
Keine Steigerung- keine Entwicklung- kein Prozess. So wie auch der Erkenntnis Teilerkenntnisse vorausgehen. Ich dachte außerdem, es ginge jetzt um Sex... Aber das spielt für die Grundstruktur natürlich keine Rolle... Jack |
09.06.2011, 15:44 | #14 |
Du hast mich überzeugt, Jack!
äähm, ja, vielleicht schreit es auch ein wenig nach Orgasmus |
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10.06.2011, 15:36 | #15 |
Sorry, dass ich keinen konstruktiven Kommentar zu dem Gedicht habe (tut mir wirklich leid), aber als ich Ilka-Marias Frage las, musste ich einfach eingreifen!
Ja, wie schreibt man das????? Immer wenn ich in Word einen Text schreibe à la "Sie schrien laut" wird das "schrien" unterringelt. Richtig wäre "schrieen". Rettet mir das Leben und sagt mir bitte, wie man das schreibt! (Könnte man da eigentlich keinen eigenen gesammelten Thread für Fragen zum Thema Rechtschreibung starten - nur wenn es um einzelne Worte geht, Ausdrucksweisen, Formulierungen etc., keine allgemeinen Rechtschreibregeln - ??? z.B. ob man - wie ich gerade getan habe- nach einem Gedankenstrich das Satzzeichen des Hauptsatzes setzen darf bzw. den abschließenden Gedankenstrich noch setzen muss....(???????) - ist das 'ne idiotische Frage? Oder gibt es einen solchen Thread schon und ich bin einfach nur zu blind?) |
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10.06.2011, 15:58 | #16 | |
Noch einmal: tut mir leid. Habe einen eigenen Thread für meine Frage gestartet.
Dafür schreib ich doch was zum Gedicht: Ich habe nichts gegen Partizipien, im Gegenteil. Doch kann man es leicht mit ihnen übertreiben und bei vielen Worten wirkt die Form auch seltsam (man nehme "seiend"). Aber Zitat:
Dennoch würden sich die Partizipien (wenn schon) am Ende des Satzes besser anhören, finde ich. Das Fleisch in Flammen, jede Nervenfaser erregend. Nur in Maßen. |
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10.06.2011, 18:58 | #17 |
Ich verstehe euer aller Einwand.
Nur, wie gesagt, ich schreibe aus dem Bauch heraus. Für mich hört es sich gut und richtig an. Und ich vertraue meiner Intuition. Über subjektive Wahrnehmung lässt sich nicht streiten. Ich glaube nicht, dass ein Kandinsky jemand anderen auf seiner Leinwand hätte pinseln lassen. Oder kannst du seine Farben hören?! |
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10.06.2011, 19:27 | #18 | |
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Zitat:
So wie sich auch Goethe und Schiller ausgetauscht, gegenseitig kritisiert und zu neuen Ideen angeregt haben. Wie hätten denn Epochen wie Sturm und Drang oder die Romantik ohne diesen Austausch und diese Strömungen entstehen können? Als ich noch zur Schule ging, hätte ich mich auch gerne auf den Standpunkt gestellt, über Subjektivität ließe sich nicht streiten; meine Lehrer waren da ganz anderer Meinung, was sich in der Beurteilung meiner Arbeiten und letztendlich in den Noten niederschlug. |
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10.06.2011, 20:56 | #19 |
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Der Unterschied zwischen Kandinsky und einem Laienmaler ist der, daß Kandinsky bewiesen hat, daß er auch Landschaften, Portraits, Tiere, Stilleben etc. kann, und zwar bevor er abstrakt wurde.
Künstler auf dieser Ebene haben ihr handwerkliches und technisches Können perfektioniert und außer Zweifel gestellt, und genau das legitimiert sie, nachdem die "objektiven" Hausaufgaben lange erledigt sind, ihrer kreativen Subjektivität freien Lauf zu lassen. Ein Stümper (keiner wird hier persönlich angesprochen) kann nur subjektiv. Der wahre Künstler kann beides, und deshalb hat seine Subjektivität eine ganz andere Qualität als die des nur-subjektiven Dilettanten: der Künstler hat das durchgeackert und überwunden, an was sich der Dilettant wohlweislich nie herangetraut hat bzw. woran er seine Grenzen gefunden hat. Und diesen Unterschied kann man sehen, bzw. lesen und hören. |
10.06.2011, 21:08 | #20 |
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aber die userin könnte draus was machen indem sie das ganze stück ultrapartizipiepsend verfeinert, etwa so:
Heiße Funken regnend, ihre Wellen verbreitend in die Atmosphäre. Das Fleisch flammend, erregend jede Nervenfaser. Der Geist dunstend, sich lösend von den Knochen. So auch der Verstand kniend vor dem Unendlichseiend des Abgrunds und der Logik. Die Seele unbemerkt erfassend vom Wahnsinn, der sich leise anschleichend. die Hülle aufblähend füllend und explodierend. Der Kern sich leerend – die Seele befreiend. |
10.06.2011, 21:09 | #21 |
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Erbarmen habend!
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10.06.2011, 21:10 | #22 |
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hihihihihihi
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10.06.2011, 21:32 | #23 |
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Irgendwie muss ich an diese angebliche Begegnung von Goethe und Heine denken, bei der Heine, auf Goethes Nachfrage, woran er denn grade arbeite, gesagt haben soll, er schreibe grade auch einen Faust, woraufhin Goethe ihn echauffiert hinausgebeten haben soll...
Das Problem ist auch wenn man die Gedichte so festschreibt, dass es nur noch auf zwei Arten von Statements hinausläuft: Gefällt/Gefällt nicht. Wenn du hundertprozentig das getroffen hast, was du sagen willst und genau das auch bei deinem Gegenüber ankommt (falls dir das überhaupt wichtig ist), dann bist du fertig. Vielleicht noch Erkenntnisse aus anderen Bereichen, aber deine Dichtkunst wäre dann (für dich) perfekt. Ist es das? Jack (ernsthaft fragend) |
10.06.2011, 21:46 | #24 | |
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Zitat:
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10.06.2011, 22:44 | #25 |
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Ich mag's nicht, wenn mir jemand "kann nicht" als "will nicht" andrehen will.
Nicht verkauft. |
10.06.2011, 23:23 | #26 |
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Eine Art von Purismus...
Aber das gibt es, außer in dunklen Höhlen, die zuvor chemisch gereinigt wurden, soundso nicht... |
10.06.2011, 23:49 | #27 |
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Ich bin ein ziemlicher Partizipienreiter.
"Für mich hört sich das gut und richtig an" ist kein Zeichen von Qualität oder Können oder von Talent. Sondern von vernagelt. |
10.06.2011, 23:54 | #28 |
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Was denkst du dann über Dada?
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10.06.2011, 23:57 | #29 |
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Hurrz!!!
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11.06.2011, 00:07 | #30 |
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Der Wolf?
Das Lamm? Aber in gewisser Hinsicht ist es mit Nicht- Gegenständlicher Malerei das Gleiche. |
11.06.2011, 10:05 | #31 |
An Ilka-Maria:
Auch ich habe Vorbilder, die mich stark beeinflussen, indem sie mir als Denkanstoß und Inspiration dienen, ohne mich in der Entfaltung meiner Persönlichkeit zu hindern. Du, jedoch, zeigst mir Grenzen auf, anstatt zu versuchen, die eigenen zu erweitern. Liegt die Herausforderung in der Kunst nicht darin, den Betrachter zu provozieren und ihn anzuregen, über den eigenen Horizont zu schauen, neue Dimensionen zu entdecken? Und - hätte das Gedicht die selbe Wirkung gehabt, wenn ich es auf die "übliche" Art und Weise geschrieben hätte? An Jack: Die Frage ist doch: spricht das Gedicht den Leser an, und kann er sich mit dem Gedanken identifizieren? Daraus ergibt sich die subjektive Meinung: gefallen/ nicht gefallen. Da sich in diesem Gedicht meine Sicht auf die Dinge wieder spiegelt, und ich eine unkonventionelle Formulierung wähle, um die Bedeutung des Inhalts hervorzuheben, ist es für mich, ich würde nicht sagen perfekt, aber wahr. |
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11.06.2011, 10:54 | #32 |
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Das Problem liegt meiner Ansicht nach an dem Punkt, an dem du sagst:
Dieses Gedicht ist (eventuell auch/grade mit seinen Schwachpunkten) ein direktes Produkt meiner Gefühls- und Erlebniswelt, dass ich in diesen Worten ausgedrückt habe, die es meiner Ansicht nach treffen. Dann ist dieses Produkt ein organischer Teil von dir- über den man nicht reden kann, bzw. schon kann, aber es würde ja in jedem Fall ergebnislos bleiben, weil dein Produkt für dich ein persönliches Zeit-, Gefühls- und Gedankenzeugnis ist, an dem nichts mehr verbessert werden darf, weil es, auch in seinen Unstimmigkeiten, ja Ausdruck deines subjektiven Befindens ist und daher nicht kritisiert werden kann. Dementsprechend würde z.B. ein Denkfehler in deinem Gedicht stehen bleiben müssen, weil er Ausdruck deiner derzeitigen Befindlichkeit ist: Weil du zum Zeitpunkt des Schreibens z.B. unkonzentriert warst. Ich kann das gut verstehen, wenn man so etwas haben möchte, es ist eine Art Tagebuch und hat für den sich selbst Betrachtenden sicherlich großen Wert. Nur dann würde ich es nicht ins Forum zur Diskussion stellen. (Ist nicht Böse gemeint, will das ausdrücklich klarstellen, es geht mir um die Verfolgung des Gedankens!) Jack |
11.06.2011, 11:46 | #33 |
R.I.P.
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Halli Hallo, muse -
nur ganz kurz: Für mich ist der Inhalt völlig bedeutungslos, will heißen: Ich sehe nichts Bedeutendes, geschweige denn eine wirkliche Bedeutung. Und die Form finde ich persönlich tagebuchhaft, nicht mehr und nicht weniger. Zum Nachdenken wurde ich nicht angeregt. Auch sehe ich NICHTS in Deinem Elaborat, was meine Grenzen (die Du nicht kennst) erweitern könnte. Thing |