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#1915 |
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Ein Milliardär finanziert eine Weltraummission zum Abbau von Mineralien im Asteroidengürtel. Irgendwie hat mich die Story diesmal nicht gepackt, alles zu vorhersehbar.
Dämon und Darknet von Suarez nahmen mich damals richtig mit, aber in Delta V fehlte mir die Spannung. Die Charaktere sind gut heraus gearbeitet, alles spitzenleistende Extremsportler. Irgendwie nebenbei wird auch auf das mörderische Wirtschaftssystem erwähnt, doch zum Schluss nutzt man es selbst. abgehakt, erledigt dT |
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#1916 |
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Manohman, das Buch ist aus den 60er Jahren, übersetzt aus dem Russischen ins Deutsche. Im violetten Tod wird die Profitgier im Kapitalismus an den Pranger gestellt.
Ein Meteorit mit "Schimmel" wird gefunden. Schimmel vernichtet Insekten und Kleinsäuger und soll vermarktet werden. Ein Beteiligter will erst mehr erforschen und wird selbst getötet, ein anderer Beteiligter will den Schimmel nun an die Waffenindustrie verkaufen, ein Dritter vernichtet den Schimmel. Ne kleine Liebesgeschichte ist auch dabei. Ich bin teilweise quer über die Seiten geflogen, als ostdeutscher Jugendlicher konnte ich es noch normal lesen und für gut befinden, heute nicht mehr. Im sechsten Genius geht es um einen Forscher im Nachkriegswestdeutschland. Er hat alle seine Erfindungen im Kopf, war 6 Jahre im Krieg und bemerkt, dass überall die alten Nazis weiter das sagen haben. Alte Nazis und Amis versuchen als erste an waffenfähige Erfindungen zu kommen. Aus Frust vernichtet er seinen einzigen Apparat. Wesentlich interessanter gestaltet. Der Forscher schildert seine Erlebnisse vor und im Krieg und seine Jetztzeit. Er hat eine Faible für Gemälde und diese an den verschiedenen Kriegsschauplätzen in sich aufgenommen, damit interagiert er ein Leben lang mit den Bildern und Personen darauf. dT |
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#1917 |
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Daniel Liebermann: "The Story of the Human Body - Evolution, Health and Disease", Penguin Books, London, 2014.
Liebermann schildert die Entwicklung des Menschen von seinen diversen Vorfahren bis zum heutigen Cro-Magnon und wie sich sein Körper in dieser Zeit zu vielen Vorteilen verändert hat. Trotz vieler Befähigungen des modernen Menschen, die seine Vorfahren noch nicht hatten und ohne die die Erfindungen seit den Hochkulturen bis heute nicht möglich gewesen wären, sei der menschliche Körper nach wie vor nicht für die Lebensweise unserer Zeit gebaut. Viele moderne Krankheiten (Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes, Osteroporose, Immunkrankheiten, Allergien, Karies etc.) seien, so Liebermann, nicht naturbedingt, sondern auf falsche Ernährung (industriell verarbeitete Lebensmittel, Junk Food, zu viel Zucker und Weißmehlprodukte), zu wenig Bewegung und Aufnahme von schädlichen Substanzen zurückzuführen und vermeidbar. Dabei begnügt sich der Autor nicht mit mahnenden Worten, die man anderweitig schon oft genug gehört hat, sondern schildert detailliert, wie der frühere nichtsesshafte Mensch ("hunter-gatherer") gezwungenermaßen zu Bewegung und gesunder Ernährung gezwungen war (kleine Gruppen, keine Acker- und Viehwirtschaft) und zudem durch einen breiteren Körper- und Schädelbau sowie einer stärker ausgebildeten Muskulatur die meisten Krankheiten, die dem modernen Menschen zu schaffen machen, vermieden bzw. sie gar nicht kannten (z.B. Probleme mit den Weisheitszähnen, da die Schädel breiter waren und somit der Kiefer genügend Platz für die Zähne hatte). Auch kannte der frühe Mensch keine Überbevölkerung und keine Hungersnöte, denn man streifte umher und aß, was man bekommen konnte, was für kleine Gruppen immer genug war, um auch in mageren Zeiten zu überleben. Das änderte sich mit der Sesshaftigkeit und dem Übergang zur Land- und Viehwirtschaft. Durch die Einseitigkeit des Anbaus und der Tierhaltung kam es bei negativen Einflüssen (Erkrankung der Pflanzen und der Nutztiere oder durch Kriege) zu verheerenden Hungerepidemien. Als Beispiel bringt Liebermann die Kartoffelfäule in Irland, die seit 1845 vier Jahre lang hintereinander den größten Teil des Anbaus vernichtete, so dass es zu einem Massensterben kam. Liebermann sagt nicht, dass wir zurück in die Steinzeit gehen sollen, und er behauptet auch nicht, dass es vor der Sesshaftwerdung des Menschen nur idyllisch auf Erden zugegangen sei. Doch er empfiehlt, Krankheiten vorzubeugen, indem wir Menschen mehr auf die Bedürfnisse achten sollten, die unserem Körper angeboren sind. Wer fit und gesund bleiben will, darf nicht rosten, sondern muss sich ein gewisses Maß an Anstrengung abfordern ("use it or lose it" - "no strain, no gain"). Im letzten Teil des Buches ist Liebermann allerdings auf etliche Hypothesen angewiesen, woraus zu schließen ist, dass wir zwar vieles, aber noch längst nicht alles über den menschlichen Körper wissen. Trotzdem ist es bestimmt besser, die Treppe statt den Aufzug zu nehmen, öfter zu Fuß zu gehen, wenn das Ziel auch ohne Auto gut zu erreichen ist, und sich zu fragen, ob man wirklich einen Hamburger von MacDonalds oder Eintopf aus der Dose braucht. Am wichtigsten ist jedoch, den inneren Schweinehund zu bekämpfen und seinen Lebensstil, so weit es eben geht, umzukrempeln. |
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#1918 |
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Ed Conway: "Material World - Wie sechs Rohstoffe die Geschichte der Menschheit prägen", Hoffmann und Campe, 3. Auflage 2024.
Es geht um Sand (damit auch um Glas), Salz, Eisen (damit auch um Stahl), Kupfer, Öl und Lithium. Der Autor hat bewusst diese Reihenfolge gewählt, denn die Bearbeitung dieser Rohstoffe ist ohne die anderen nicht denkbar. Auch ist die Verarbeitung von Sand, die Erfindung von Glas, die Verwendung von Salz und das Schmieden von Eisen ungleich älter als die Verwendung von Kupfer, Öl und Lithium. Sand ist nicht gleich Sand, habe ich gelernt. Nicht jeder Sand eignet sich zum Bauen, und die Herstellung von Glasfasern für unsere hochmodernen, datenübertragenden Netze ist ohne Quarzsand (eine extrem reine Form des Siliziums, die man nicht überall findet) nicht möglich. Salz ist nicht gleich Salz? Doch. Wer viel Geld im Supermarkt für rosa oder schwarzes Salz hinblättert, wer glaubt, "sel de fleur" sei hochwertiger als Salz der Marke "Bad Reichenhall", sitzt einem Irrtum auf. Salz ist Salz, und kein Salz schmeckt besser als das andere. Aber die Salzgewinnung war in der vorindustriellen Zeit teuer, was es wertvoll machte. Und es war das einzige Mittel, Lebensmittel über lange Zeit haltbar zu machen, bevor es Kühltruhen gab. Ich überspringe das Eisen, denn es ist das Erz, das am reichhaltigsten in der Erde vorhanden ist. Also hin zum Kupfer, unter allen Metallen eines der seltenen. Für jede technische Neuerung, die mit der Elektrifizierung unserer Industrie und Mobilität einhergeht, sind Tonnen mehr an Kupfer notwendig als in der Vergangenheit. Zur Erinnerung: Ein Metall, das die Erde nur in sehr begrenztem Umfang von sich gibt. Das Zentrum des Abbaus befindet sich in Chile. Wer sich dafür interessiert, findet dazu Dokumentationen auf youtube. Ach ja, wusste schon jemand, dass der Name "Zypern" auf "Kupfer" zurückgeht? Sozusagen griechisch "kypern"? Dort ruhen noch Vorkommen. Die Kapitel über Öl und Lithium liegen noch vor mir. Aber schon jetzt ist mir klar: Das CO2 ist nicht unser Hauptproblem. Was ich nicht wusste: Um Kupfer zu gewinnen, werden Berge in gewaltiger Größe abgetragen und, wo sie standen, Krater ausgehoben, in die man einen Wolkenkratzer hineinstellen könnte. Und das alles nur, um ein bisschen des seltenen Kupfers zu gewinnen. Das benötigt wird, um z.B. in die Bestandteile von Elektroautos, Elektrobussen, Windrädern, Solarzellen, Computern, Smartphones etc. verbaut zu werden. Und zwar das Drei- bis Fünffache, das für die bisherige Produktion notwendig war. Schöne neue Welt. Aber wir sind total fixiert auf den CO2-Hockey-Schläger und die Anzeige unseres Celsius-Thermometers. Derweil lassen Investoren mit Unterstützung windiger Wissenschaftler die Erdoberfläche schleifen und ein Gebiet nach dem anderen unbewohnbar machen. Damit wir naiven Endverbraucher tagaus, tagein billig telefonieren und spielen können. Das steht in diesem Buch so nicht drin - das ist mein ureigenes Fazit. |
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#1919 |
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David Graeber: "Bullshit Jobs - Vom wahren Sinn der Arbeit". Klett-Cotta, 7. Aufl., 2024 (Taschenbuch)
Nachdem ich von diesem Autor "Schulden - Die ersten 5000 Jahre" gelesen hatte, in dem er die Menschheitsgeschichte unter dem Aspekt diverser Formen von gegenseitiger Verschuldung beleutet hatte, nahm ich mir "Bullshit Jobs" vor. Darin geht es um Arbeit, die gesellschaftlich nichts bringt, sondern eher ABM-Maßnahmen gleicht und de facto überflüssig ist, sowie um Mitarbeiter in falschen Positionen (vor allem oft, wenn es sich um Vorgesetzte handelt) und die psychologisch negativen Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl der Menschen. Um das alles zu wissen, muss man das Buch nicht lesen, denn viele Menschen geraten mindestens einmal im Leben an einen "Bullshit Job" und berichten ihrer Umwelt darüber. Der Autor bringt eine Menge Beispiele dafür, wie sich Mitarbeiter in ihren Positionen fühlen, sowohl hinsichtlich ihrer wirtschftlichen (Un-)Bedeutung für ein Unternehmen als auch ihres wachsenden Unbehagens. Viele dieser Aussagen sind sich ähnlich, so dass das Buch wie eine Ansammlung von Wiederholungen wirkt, die den Leser ermüden. Ich habe es deshalb nur zur Hälfte gelesen und die restlichen Seiten kurz überflogen. Letztendlich kann man sich seine Anschaffung jedoch ersparen. |
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#1920 |
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Gustave le Bon: "Psychologie der Massen", Neuauflage von 2024, Nikol-Verlag, Hamburg. Rund 200 Seiten.
Gibt es zwar auch als Hörbuch auf youtube, aber die Auflage von Nikol kostet lediglich 5 Euro. Lohnt sich offensichtlich für den Verlag trotzdem, denn das Buch ist ein Klassiker und Dauerbrenner (seit 1911 die 30. Auflage in Deutsch). Interessant ist es deswegen, weil es neben "Propaganda" von Edward Bernays der Leitfaden für Politiker und Diktatoren des 20. Jahrhunderts war, auf eine hohe Zahl von Menschen einzuwirken. Befremdlich für die heutige Zeit sind Begriffe wie "Rasse", "Kasten" und "Klassen", denn le Bon definiert sie anders als heutige Leser. Das muss man erst einmal herausfinden, um seine Überlegungen zu verstehen. Auffällig ist sein negatives Frauenbild, was die Urteilskraft angeht; für ihn sind Frauen, wie früher allgemein angenommen, rein emotionsgelenkt. Es gilt aber zu bedenken, dass die Psychologie noch in den Kinderschuhen steckte, als er sein Buch schrieb. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass der Autor als Franzose vornehmlich von der französischen Gesellschaft und Geschichte ausgeht. Viele Beispiele, auf die er sich beruft, gehen auf die Französische Revolution und ihre Protagonisten zurück, wobei er oft auf Details verzichtet, also gewisse Geschichtskenntnisse beim Leser voraussetzt. Erschreckend sind diejenigen Schilderungen, die heute noch gelten, z.B. die Wirkung von Nimbus bei Rednern im Parlament, die stärker ist als vernünftige, sachkundige Argumente; oder auch seine Kritik an der Presse (1911!), die er für parteiisch und lenkbar im Sinne der aktuellen Machthaber erklärt. Mit dem Dreigestirn "Psychologie der Massen", "Propaganda" und "Il principe" von Nicolo Machiavelli bekommt man eine Ahnung davon, wie Herrschaft funktioniert. |
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#1921 |
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Christine Féret-Fleury: "Das Mädchen, das in der Metro las". Weitere Angaben zu Verlag etc. erspare ich mir, denn der Roman ist alles andere als empfehlenswert. Das letzte Viertel habe ich sausen lassen und das Buch in die Kiste der Aussortieren geworfen.
Gelockt hatte mich, dass die (nichtvorhandene) Story in Paris spielt. Selten habe ich jedoch einen Roman gelesen, der langweiliger war als dieser. Er hat keine richtige Handlung, sondern lebt vor allem vom "name dropping", d.h. dem Aufzählen von Autoren der Weltliteratur und ihren bekanntesten Werken, sage und schreibe über 40 Namen und Titel, auf ca. 170 Seiten verteilt. Mehr Seiten hat das Buch nicht. Dazu muss man sich Lücken rechnen, denn jedes der kurzen Kapitel beginnt auf der nächsten rechten Seite. Linke Seiten, die dazwischenliegen, sind also nicht bedruckt. Ich hätte schon ab dem dritten Absatz meiner Eingebung folgen sollen, das Buch in die Ecke bzw. besagte Kiste zu werfen. Wenn eine Autorin von Spinnen als "Insekten" schreibt, also offensichtlich ihrer Bildung nicht durch Recherchen auf die Sprünge geholfen hat, dann hätte sie sich mal mit einem echten Hobbyinsektenkundigen unterhalten sollen, anstatt den fiktiven in ihrem Roman ebenfalls in Kapitel 17 über Spinnen als Insekten schwadronieren zu lassen. Spinnen haben - im Gegensatz zu Insekten - acht Beine, also zwei mehr, und sind eine eigene Gattung, nämlich Spinnentiere (Arachniden). "Ein Roman über die magische Macht der Literatur" zitiert der Buchrücken das Urteil des Deutschlandfunks. Dieses Urteil muss zweifeln lassen, ob beim Sender jemand das Buch wirklich gelesen hat. |
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#1922 |
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Gert v. Paczensky, Anna Dünnebier: "Kulturgeschichte des Essens und Trinkens", btb Taschenbücher, 9/97.
Fast 600 Seiten geballtes Wissen über alles, was von der Frühzeit der Menschheit bis zur Moderne Leib und Seele zusammenhält, wobei auch Einflüsse der Religion, der Etikette und der Küchentechnik berücksichtigt werden. Unterhaltsam zu lesen und aufgrund der Gliederung des Inhalts zum Nachschlagewerk geeignet. |
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#1923 |
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Dabei seit: 04/2010
Alter: 72
Beiträge: 11.070
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Press & Siever: Allgemeine Geologie (ca. 650 S.). Gut verständliches wissenschaftliches Lehrbuch, das mit tollen Abbildungen die anorganischen Prozesse auf der Erde darstellt.
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#1924 |
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Habe mich mal wieder einem Sachbuch von Michael Tsokos zugewandt: "Dem Tod auf der Spur" (mein drittes von diesem Autor). Viel spannender als die meisten Krimis, die nur Massenware und wenig originell sind! Im Gegensatz zu Ferdinand von Schirach, der mit den Augen des Anwalts sein Interesse auf die Motive der Täter richtet, konzentriert sich Tsokos als Gerichtsmediziner auf die Frage: "Wie ist es passiert?" Oder auch: "Wer ist die unbekannte Leiche?" Natürlich hat er von den abertausenden Fällen, die er auf dem Seziertasche hatte, die kuriososten herausgesucht, so z.B. den Fund einer Leiche aus dem 19. Jahrhundert, die nicht verwest war. Es handelte sich um eine sog. "Wachsleiche", d.h., dass bei bestimmten klimatischen Verhältnissen aus dem toten Körper ein wachsartiges Fett austritt, ihn überzieht und somit konserviert.
Tsokos' Bücher sind Leuten zu empfehlen, die selber gerne Krimis schreiben oder lesen oder einfach mit dem, was die Fernsehsender produzieren, nicht zufrieden sind. Das nächste wartet schon auf mich: "Die Zeichen des Todes - Neue Fälle von Deutschlands bekanntestem Rechtsmediziner". Droemer-Taschenbuch. |
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#1925 |
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Matthias Heine: "Der große Sprachumbau - Eine gesellschaftliche Katastrophe", LMV München, 2025.
Das Buch habe ich innerhalb von zwei Tagen gelesen - es war einfach zu spannend, um nicht dranzubleiben. Im ersten Teil beschreibt der Linguist Heine die Entwicklung der deutschen Dialekte zu einer einheitlichen Sprache. Hier ist natürlich in erster Linie von Luther, Opitz und Gottsched sowie von der Notwendigkeit einer solchen Maßnahme aufgrund der Erfindung des Buchdrucks zu Rede. Er geht auf die amtlichen Reformversuche von der Reichsgründung 1871 bis in unsere Zeit ein, die allesamt gescheitert sind, sowie auf den Streit um die Fremdwörter oder auch, warum Wörter auf "-ig" nicht hart, sondern weich ausgesprochen werden ("Könich", "wenig" usw.) und was dies mit Deutsch als Theatersprache zu tun hat (wichtig zu wissen für Lyriker, die richtig = "richtich" reimen wollen). Im zweiten Teil befasst sich Heine mit der Aktivität der Linken, durch Sprachumbau die Gesellschaft zu verändern und den "neuen Menschen" hervorzubringen. Es geht also um "geschlechtergerechte" Sprache, Ächtung vermeintlich diskriminierender Wörter, "tiefergelegtes" Deutsch (anders ausgedrückt: Deutsch für Dumme), Denglich und Globish u.a. - kurz gesagt um Sprache als politischer Kampfplatz. |
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#1926 |
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Egon Flaig: Weltgeschichte der Sklaverei, C.H.Beck, 3. Aufl., 2018.
Ein hochgelobtes, und wie ich nach dem Lesen bestätigen kann, empfehlenswertes Buch, umfassend und dennoch kompakt (ca. 220 Seiten). Flaig räumt mit etlichen Vorurteilen, Einseitigkeiten und Verschwiegenem auf und zeigt kein Verständnis für die Weigerung vieler Historiker, sie zu thematisieren. Über vieles, das er in seinem Buch schildert und mit Quellen belegt, habe ich nicht schlecht gestaunt. Zum Beispiel, dass der Imperialismus und Kolonialismus nicht nur Ausbeutung anderer Kulturen durch die Europäer mit sich brachte, sondern auch dazu beitruge, die indigene Sklaverei in diesen Ländern abzuschaffen. Oder auch, dass es einen "Color-Line"-Rassismus bis ungefähr ins Hochmittelalter nicht gab. In der Antike machten die Intellektuellen die Überlegenheit der Mittelmeervölker nicht an Hautfarben fest, sondern am Temperament: Außerhalb des Mittelmeerraums waren ihrer Auffasung nach die Menschen zwar mutig, aber dumm; nur am Saum des Mittelmeers - also in den südlichen Staaten Europas, in der Maghrebine und in der Levante - hielten sich Mut und Intelligenz der Menschen die Waage. Sie führten dies auf die klimatischen Verhältnisse zurück. Der "Color-Line"-Rassismus war eine Theorie der islamischen Staaten, die am stärksten und längsten in der Geschichte die Versklavung von Menschen und den Handel mit ihnen betrieben, nicht nur von Menschen aus Afrika, sondern auch aus Osteuropa, Mesopotamien und Indien. Es gab zahlreiche Handelsrouten, die Flaig anhand von Karten aufzeigt. Die Jäger und Verkäufer von Sklaven aus Afrika waren übrigens selbst afrikanische Könige und Fürsten. Der transatlantische Handel begann im Gegensatz zur Sklavenjagd und dem Sklavenhandel der islamischen Völker im südlich der Sahara gelegenen Afrika erst spät, denn die arabischen Schiffe waren für die atlantische Hochsee nicht geeignet. Erst die neuen Schiffstypen machten die Fahrt an der afrikanischen Westküste und eine Überfahrt in die Neue Welt möglich. Die Finanzierung war teuer, der Gewinn weniger lukrativ, als uns von manchen Hollywood-Filmen weisgemacht wird. Starben bei der Überfahrt 15 Prozent der "Menschenware", war das Geschäft quasi wertlos. Wer Erfolg mit seiner Investition hatte, bekam den Gewinn stufenweise ausgezahlt, den vollen Gewinn somit erst nach vielen Jahren. Nach Flaig war es der Protestantismus, der maßgeblich zur Abschaffung der Sklaverei beitrug. Die regligiöse Frage verführte die Geistilichkeit, die Philosophen und andere Intellektuelle immer wieder zu abenteuerlichen Kapriolen, die Sklaverei entweder zu verdammen oder gegen sie zu argumentieren. Aber mehr will ich nicht verraten. Wer jetzt gespannt auf das Buch geworden ist, möge es selber lesen. Es kostet nicht viel Zeit, ist spannend und lohnt sich. |
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#1927 |
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Richard David Precht: "Geschichte der Philosophie - Band IV: Mache die Welt", Goldmann Verlag, 2023.
Über die Geschichte der Philosophie gibt es eine Menge Werke, darunter auch etliche Standardwerke. Was Prechts umfangreiche, auf fünf Bände angelegte Philosophie-Geschichte betrifft, setzt sich sein Werk durch den durchdachten Aufbau und eine klare, auch dem Laien verständliche Sprache ab, ohne dadurch die Expertise des Autors zurückzustellen. Band IV ragt bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts hinein und endet mit den Vertretern der Sprachpsychologen und der analytischen Philosophie. Daran hat mich vor allem Wittgenstein interessiert, dem das letzte Kapitel (teilweise) gewidmet ist. In Band V soll es dann bis in unsere moderne Zeit hineingehen. Ich bin gespannt darauf. |
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#1928 |
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Jan Hegenberg: "Der Weltuntergang findet nicht statt - Warum die Wende der Klimakrise viel einfacher ist, als die meisten denken, und was jetzt zu tun ist", KomplettMedia 2022.
Tja, so geschwätzig wie der Titel ist das ganze Buch geschrieben: Flapsige Sprache, aufgebläht mit überflüssigen Nebensätzen, die humorvoll klingen sollen, wie auch mit Absätzen, die man hätte weglassen können, ohne dem Inhalt wehzutun. Kurz: nerviger Stil. Mehr Sachlichkeit hätte dem Buch besser gestanden. So kann ich nur raten, die Finger wegzulassen und sich die Kosten dafür zu sparen. Neues hat es ohnehin nicht zu bieten, auch wenn der Autor mit einigen medial gepflegten, gebetsmühlenartig vorgetragenen Vorurteilen aufräumt. Die eigentliche Frage, warum nämlich trotz jahrzehntelanger Warnungen über den unvermeidbaren Klimawandel die Klimaaktivisten erst jetzt in die Gänge gekommen sind und viele Staaten sich lange schwer damit taten, in die umweltfreundlicheren und energiesparsameren Techniken und Industrien zu investieren, beantwortet der Autor nicht. Ein Schelm, der vermutet, dass hinter dem aktuellen Klima-Hype andere Absichten als die Rettung der Welt stehen könnten. Besser, die Klimaberichte der zuständigen Behörden zu lesen, die sachlicher mit dem Thema umgehen und in denen übrigens nicht von Katastrophen, bevorstehendem Weltuntergang und der Ausrottung der Menschheit die Rede ist. |
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#1929 |
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Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 901
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Ich habe mir zwei Lyrikbände gekauft.
Einmal von Mascha Kaleko-Mein Lied geht weiter und einmal ''Der Tote ist nicht von uns'' von Ana Tcheishvilli, die neulich einen Gedichtwettbewerb über 8.000 Euro gewonnen hat. Von Mascha Kaleko hab ich gekriegt, was ich erwartet habe. Gedichte mit viel Tiefe verwebt mit alltäglichen Dingen, etc. Von Ana Tcheishvilli hab ich bekommen, was ich befürchtet habe. Ungereimte, etwas wirre Satzkonstruktionen, die man vielleicht 5 mal lesen muss, um dahinter zu kommen. Ich weiß es nicht. Muss noch ein bisschen lesen. Freundliche Grüße, Travis Beamer |
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#1930 | |
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Zitat:
ich wünschte, mehr Menschen würden ihre Gedichte lesen. Sie ist mein absoluter Favorit. Viel Tiefe ... scharf von dir erkannt! Und sehr klug. Aus dem Leben gegriffen. Ohne Firlefanz. Mit einem sicheren Gespür für Sprache, die jeder versteht und man sie kaum mehr antrifft. Und dennoch auf hohem Niveau. Natürlich, unverkünstelt, klar und unverblümt. Sie schildert das Leben, wie es ist. Ich lege jedem, der Maschas Gedichte mag, die Biografie von Jutta Rosenkranz ans Herz: https://www.amazon.de/Mascha-Kal%C3%...ps%2C95&sr=8-4 |
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#1931 |
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Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 901
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Also in Facebook ist sie ein Renner. Es gibt vielleicht noch Bekanntere, aber unter Lyrikbegeisterten glaube ich schon, dass sie Anerkennung bekommt. Wie du schreibst: Völlig verdient!^^
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#1932 |
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Ich bin nicht auf Facebook. Auch sonst auf keiner Plattform.
Ich wurde mit Mascha in den späten 70ern bekannt, als mir eine Freundin ein schmales Büchlein mit dem Titel "In meinen Träumen läutete es Sturm" zu Weihnachten schenkte. Es zu lesen war eine Offenbarung. Inzwischen verfüge ich über die gesammelten Werke der Dichterin. By the way: ist dir Robert Gernhardt ein Begriff? |
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#1933 |
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Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 901
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Ich hab ihn schonmal gegoogelt und ein paar Sachen von ihm gelesen. Viel kenne ich von ihm nicht. ''Dreiakter'' hab ich grad eben nochmal gelesen. Das ist sehr gut.
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#1934 |
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Lies mal sein "Sonett".
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#1935 |
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Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 901
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Das ist natürlich auch nicht schlecht. Muss man erstmal so hinkriegen.^^
Freundliche Grüße, Travis Beamer |
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#1936 |
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Robert Gernhardt ist sehr gut. Ich habe auch einen Gedichtband von ihm. Beeindruckt hat mich aber nicht so sehr sein Sonett, sondern „Marleens Sommer." Das ist so lustig und gleichzeitig so absurd, das musst du mal lesen.
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#1937 |
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Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 901
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Joa das ist auch ganz witzig. Habe bei dieser Gelegenheit noch ''Wenn der Sommer nicht mehr weit ist'' von Konstantin Wecker gelesen. Das kommt auch recht flott daher.^^
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#1938 |
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Harald Walach: "Verschachtelte Wahrheit - Ein Corona-Roman", etica.media, 2025.
Der Autor wollte eine Zusammenfassung darüber schreiben, was in den Corona-Jahren an Aktivismus, Fehlentscheidungen und Täuschung der Öffentlichkeit geschehen ist. Weil darüber aber bereits genügend Lektüre auf dem Markt ist, kam er auf die Idee, die ganze Chose als Roman aufzubereiten. Das hatte mich, obwohl des Themas überdrüssig, neugierig gemacht. Nach der Hälfte des Romans kann ich nur raten: Finger weg! Er taugt nichts. Angesiedelt ist der Roman in einer roboter-gesteuerten Zukunft in einer weitgehend autokratischen, dem chinesischen Diktat unterworfenen und stark reglementierten und überwachten Welt. Erzählt werden die Geschehnisse der Corona-Jahre und das Leben in jener früheren Zeit von zwei Charakteren, die das noch kennengelernt hatten. Dabei ist der Ton durchgehend belehrend, gibt dem Leser des Romans jedoch keine neuen Erkenntnisse, sondern erzählt lediglich, was er sowieso schon weiß. Dazwischen jede Menge Abschweifungen, z.B. die Anleitung eines Opas an einen Jungen, wie man einen Drachen baut (als ob das in der schönen neuen Roboter-Welt noch jemanden interessieren würde). Oder auch die Vorbereitung einer Protagonistin auf ihre Gesangsrolle an der Berliner Oper (könnte das ein Roboter nicht besser?). Dieser Roman ist pure Langeweile und für mich weitgehend erledigt. Die geschwätzigen, überflüssigen Seiten überspringe ich einfach, und dann kommt dieses Machwerk in die Entsorgung. |
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#1939 |
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Hanno Sauer: "Moral - Die Erfindung von Gut und Böse", Piper München, 2023.
Es geht um Geschichte. Die Geschichte der Moral reicht zurück bis 5 Millionen Jahre vor unserer Zeit. Dort fängt der Autor an. Dann macht er Sprünge zu 500.000 Jahren, 50.000, 5.000, 500 und 50 Jahren vor unserer Zeit und landet mit "5 Jahre" in der Neuzeit, wie sie aktueller nicht sein kann. Wie haben sich die Moralvorstellungen im Laufe der Jahrtausende verändert? Wo und warum? Zu welchem Vor- und welchem Nachteil? Welche moralischen Werte sind universell und welche partikular? Was ist dem einen edel, dem anderen aber verwerflich? Warum sind viele moralische Werte bei allen Völkern der Erde gleich, während andere völlig gegenteilig sind? Ein spannendes, gut recherchiertes Buch, in dem der Autor nie wertet, sondern schreibt, was ist. Wem zu lesen zu viel Mühe bereitet, hier ein Link zum anschauen: https://www.google.com/search?client...Mm0kfhmGY,st:0 |
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#1940 |
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Michael Maar: "Die Schlange im Wolfspelz - Das Geheimnis großer Literatur", Rowohlt, 8. Aufl. 2021
In Kapitel I - III befasst sich Maar mit Stilistik, das sind etwa 170 Seiten. In Kapitel IV untersucht er den Stil von Autoren anhand von Textbeispielen (klassiche wie auch moderne). Kapitel V widmet sich der Lyrik (ca. 30 Seiten), das letzte Kapitel dem erotischem Schreiben. Über Stilistik gibt es zwar schon etliches an Büchern, aber der Umfang, in dem Maar aus großen, aber auch weniger bekannten Werken zitiert, ist ungewöhnlich. Dabei schlägt er einen vergnüglich zu lesenden Ton an. Möglicherweise wird es aber manchem Leser nicht schmecken, dass er einigen erfolgreichen Schriftstellern wenig bzw. kein Lob ausspricht, wie z.B. Heinrich Böll, um nur einen zu nennen. Wer keine Zeit um Lesen hat oder sich einen ersten Eindruck verschaffen will, kann auf youtube ein Interview mit Michael Maar über sein Buch anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=4QTQ_Qnco00 Man muss das Buch sowieso nicht am Stück lesen, sondern kann es wahlweise nach den Themen, Autoren oder Werkstiteln tun, die einen gerade interessieren. |
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#1941 |
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Michael Maar: "Hexengewisper - Warum Märchen unsterblich sind", Rowohlt, 2024.
Ein schmales Bändchen von nicht einmal 100 Seiten, das sich in einem Rutsch lesen lässt, aber ein paar neue Sichtweisen auf die Gattung "Märchen" herausfordert. Neben den bisherigen Deutungsversuchen altbekannter Märchen knüpft der Autor Verbindungen zu Werken der Weltliteratur, die Märchenmotive verarbeitet haben, wie z.B. "Der Zauberberg" von Thomas Mann oder "Das Schloss" von Franz Kafka. |
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#1942 |
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Angela Ackerman & Becca Buglisi: "The Emotion Thesaurus - A Writer's Guide to Character Expressions", Writers helping Writers, 2012/2019.
Die Einführung umfasst ca. 20 Seiten, ist also schnell zu lesen. Der "Rest", weit über 200 Seiten, ist ein Wörterbuch, das eine Fülle an Emotionen und Beispielen liefert, wie ein Autor sie nutzen kann. Eine Goldgrube! |
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#1943 |
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Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 901
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Ich habe mir gestern E.T.A. Hoffmanns Nussknacker und Mäusekönig gekauft und bin schon ganz gespannt, was mich erwartet. Ich mag Hoffmanns Art zu schreiben einfach sehr. Seine dunklen Geschichten, die er mit sehr bildhafter Sprache aufs Papier bringt, wirken bei mir oft lange nach. Bei Büchern wie ''der Sandmann'' oder ''Das Fräulein Scuderi'' könnte er die Geschichten auf hunderte von Seiten schreiben, komprimiert aber stark, um eine extrem dichte Atmosphäre zu schaffen, die mich jedes mal von den Socken haut.
Ich habe schon viel von ihm gelesen und kann ihn jedem empfehlen, der auf magische Zeilen zwischen dunklen Schicksalen und märchenhaften Nachtgedanken steht. |
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#1944 |
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Birgitta Sticher: "Polizei- und Kriminalpsychologie", Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt, 2007.
Das Buch hatte ich mir vor einigen Jahren im Rahmen meines Autoren-Lehrgangs gekauft, als das Genre "Krimi" an der Reihe war. Das meiste in dem Buch unterscheidet sich aber kaum von allen anderen Büchern über allgemeine Psychologie, allenfalls mit der Ausnahme, dass es Beispiele im Verhalten von Polizisten bei direkter Konfrontation mit Menschen in Konfliktfällen schildert. Am interessantesten ist das Kapitel über Vernehmungssituationen (im Volksmund fälschlich "Verhör" genannt). Da kann ein Schriftsteller, der auf Krimis spezialisiert ist, eine Menge lernen. Die letzten 100 Seiten des Buches sind dagegen nicht mehr lesenswert, denn sie sind lediglich ein Abriss der Psychologiegeschichte von Freud bis heute, was allgemein bekannt ist. Fazit: Muss man nicht lesen, wenn man wie ich zu Krimis keinen Bezug hat. Außerdem sind diese Bücher - eben Lehrbücher in geringer Auflage - ziemlich teuer. |
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#1945 |
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Wilfried Stroh: "Latein ist tot, es lebe Latein! - Kleine Geschichte einer großen Sprache", List Taschenbuch, 2008.
W. Stroh war mir bereits aus dem Internet als begeisterter Fürsprecher der lateinischen Sprache bekannt. Ich hätte das Buch also nicht lesen müssen, wenn ich es nicht geschenkt bekommen hätte. Gelohnt hat es sich dennoch, denn es ist, da es die Geschichte des Lateins erzählt, gleichzeitig ein Auffrischungskurs in allgemeiner Geschichtskenntnis. Außerdem geht es im Anhang auf die richtige Aussprache ein (z.B. "Kaisar" statt "Cäsar" oder "Kikero" statt "Cicero"). Ein großer Teil des Buchs, besonders wenn es in unsere moderne Zeit hineinreicht, ist allerdings nichts weiter als "name dropping". Diese Seiten kann man überspringen, da die meisten Namen nicht geläufig sind und schnell wieder vergessen werden. Wie gesagt: Dieses Buch muss man nicht gelesen haben. Es genügt, sich die Vorträge von W. Stroh im Internet anzuschauen. |
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#1946 |
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Friedemann Bedürftig (offensichtlich kein Pseudonym!): "Als Hitler die Atombombe baute - Lügen und Irrtümer über das Dritte Reich", Serie Piper, 2004.
Nicht viel Neues, aber eine Ergänzung zu der dtv-Ausgabe von 1992 von Wolfgang Benz: "Legende, Lügen, Vorteile - Ein Wörterbuch zur Zeitgeschichte", das wesentlich umfassender ist. Erstaunlich, wie viele Mythen, die längst konkretisiert wurden oder als nicht verifizierbar ad acta gelegt werden mussten, immer noch kursieren. Hier ist z.B. Heisenberg und sein Forschen an einer Atombombe zu nennen, worauf der Titel des Buches verweist. Angeblich hat er die Forschung absichtlich verzögert, aber das ist wohl eher eine Schutzbehauptung gewesen. Oder auch, Hitler habe die Autobahn erfunden (die Anfänge der deutschen Autobahnen waren bereits in den 1920er Jahren). Hitler sei homosexuell gewesen wechselt sich mit dem Verdacht ab, er habe ein Liebesverhältnis mit Leni Riefenstahl gehabt ... und und und. Selbst die Gerüchte um das sog. "Nazi-Bordell" (gemeint ist das Projekt "Lebensborn") haben mit der Wahrheit wenig gemein. Eine Menge der Mythen geht auch auf das Bestreben zurück, nach dem verlorenen Krieg die Verbrechen der Nationalsozialisten zu relativieren. Das ging soweit, dass man sich sogar das Tagebuch der Anne Frank als eine Fiktion zu entlarven bemühte. Und wer ist schon stolz darauf, dass die deutschen "Wunderwaffen" - die U-Boot-Torpedos wie auch die V1- und V2-Raketen - in großer Zahl auf ihrem Weg zum Ziel schon krepierten? Aber die Verbrechensrate ging während des Nationalsozialismus zurück, das ist doch etwas Gutes! Ja, aber was war der Grund? Die Menschen, vor allem die Frauen, schufteten in der Waffenindustrie und sanken abends müde ins Bett. Wegen der Luftangriffe waren die Städte unbeleuchtet, also ging auch niemand mehr auf die Straße und hätte überfallen werden können. Wo dennoch Straftaten passierten, verschwieg man sie. Man denke an den Mörder, den Mario Adorf in dem Film "Nachts, wenn der Teufel kam" spielte. Von diesem Film und dem authentischen Fall dahinter steht zwar nichts in den beiden oben genannten Wörterbüchern, aber er ist mir bekannt, weil ich ihn in jungen Jahren gesehen habe. Ab und zu sollte man in solchen Büchern, die als Wörterbücher angelegt sind, mal blättern oder nachschlagen. |
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