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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 06.08.2022, 19:14   #1
weiblich Ottilie
 
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Standard Wär ich ne Frau mit voller Brust…

Wär ich ne Frau mit voller Brust
und trüge einen Bart,
kämen die meisten Männer wohl
bei mir gar nicht in Fahrt.

Wär ich ein Banker mit Hartz 4,
ich hätt der Spötter viel.
Der schönsten Schadenfreude wär
ich ein beliebtes Ziel.

Wär ich ein Forscher und berühmt,
so käm ich durch die Welt.
Mein fett’ges Haar, der Wahn im Blick
wär nix, das wen verprellt.

Und wär ich schwarz und schwul und Jude auch,
wer glaubte mir da was?
Vor meiner Nase schlügen Türen und
entgegen mir der Hass.

Doch wär ich schwarz und schwul und Jude auch
und Nazi noch dazu:
Hätt ich ein Label, ich wär Rapper und
ich trüge gold’ne Schuh.
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Alt 07.08.2022, 00:24   #2
weiblich Schreibfan
 
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Liebe Ottilie.

Inhaltlich gefällt mir dein Gedicht sehr gut, insbesondere die Pointe am Schluss. Die ist sehr hintersinnig.

Meines Sprachgefühls nach holpert das Metrum etwas, insbesondere in den ersten beiden Strophen in jeweils Zeile 3 und 4.

LG Schreibfan
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Alt 07.08.2022, 11:06   #3
weiblich Ottilie
 
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Hallo Sprachfan,

ich hab die Silben natürlich abgezählt, es kann trotzdem sein, dass mein Sprachgefühl mich trügt und ich keine Hinkefüße sehe, wo sie anderen auffallen. Mach doch mal einen Vorschlag für den eleganten Galopp der Füßchen! LG Ottilie
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Alt 07.08.2022, 17:03   #4
weiblich Schreibfan
 
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Hi, Ottilie.
Die Silbenanzahl passt, aber das hat erstmal nichts mit dem Metrum, also der Betonung zu tun.
Dein Gedicht lese ich überwiegend jambisch, also im Wechsel mit einer unbetontem und betonten Silbe.
Die letzte Silbe deiner Zeilen ist immer betont und du beginnst die nächste Zeile folgerichtig mit einer unbetontem Silbe.

Aber in Strophe 1 z.b. ist die letzte Silbe der Zeile 2 und die erste Silbe der Zeile 3 betont und das wirkt dann holperig, zumal du bei "kämen die meisten Männer" vom Jambus zum Daktylus wechselst (also betont, unbetont, unbetont).

Ebenso endet Zeile 3 in Strophe 2 betont und die nächste Zeile startet auch wieder betont.

Du kannst das beheben, in dem du in Strophe 1 schreibst:
"die meisten Männer kämen wohl..."

Und in Strophe 3:

"Der allerschoensten Schadenfreud
wär ich beliebtes Ziel."

Ich hoffe ich konnte helfen, es waren wirklich nur kleine Kritikpunkte an einem sonst gelungenen Gedicht
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Alt 08.08.2022, 09:24   #5
weiblich Ottilie
 
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Wär ich ne Frau mit voller Brust
und trüge einen Bart,
die meisten Männer kämen wohl
bei mir gar nicht in Fahrt.

Wär ich ein Banker mit Hartz 4,
ich hätt der Spötter viel.
Gemeinster Lust am Schaden wär
ich ein beliebtes Ziel.

Wär ich ein Forscher und berühmt,
so käm ich durch die Welt.
Mein fett’ges Haar, der Wahn im Blick
wär nix, das wen verprellt.

Und wär ich schwarz und schwul und Jude auch,
wer glaubte mir da was?
Vor meiner Nase schlügen Türen und
entgegen mir der Hass.

Doch wär ich schwarz und schwul und Jude auch
und Nazi noch dazu:
Hätt ich ein Label, ich wär Rapper und
ich trüge gold’ne Schuh.
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Alt 08.08.2022, 09:25   #6
weiblich Ottilie
 
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Hallo Schreibfan,

ich habe Deine Vorschläge aufgegriffen! Danke für die Tipps, VG Ottilie
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Alt 10.08.2022, 22:28   #7
männlich Heinz
 
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Liebe Ottilie,
abgesehen davon, dass Du ohne ersichtliche inhaltliche Begründung willkürlich mit den Versfüßen umgehst, taucht hier ein sehr egozentrisches Wesen auf. Fünfzehn Mal kommt das Wort "ich", bzw. "mir" und "meiner" vor, und das ist mir zuviel des Guten.
Widersinnig scheinen mir die beiden Verse zu sein:

Mein fett’ges Haar, der Wahn im Blick
wär nix, das wen verprellt.

Das fettige Haar und den Wahn im Blick sind doch zwei Sachen, die geradezu verprellen.
Wenn aus dem Gedicht was werden soll, bedarf es der Glättung und Verbesserung der Aussprache und Vermeidung der allzu vielen "ichs".
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 17.08.2022, 17:00   #8
weiblich Ottilie
 
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Hallo Heinz,

Deinen Anmerkungen kann ich leider nicht folgen. Es handelt sich rundweg um "männliche" Versfüße - passen da ein paar Ichs mehr nicht ganz gut? Erinnere Dich an Rosa Luxemburg, Sie hat in einen Satz mit 7 Worten dreimal ein Ich gestopft: "Ich war, ich bin, ich werde sein!"

Du bist wohl auch der Einzige, der einen Widersinn an einer Stelle entdeckt zu haben meint, wo keiner ist (an anderer Stelle möglichweise, da könnte man sich drüber unterhalten): Ein promovierter IT-Spezialist, besser noch ein Forscher mit Nobelpreis dürfte überall gern gesehen sein, und sähe er noch so abgefahren vergeistigt aus.

Alles in allem leider ein wenig hilfreicher Beitrag. Schade.
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Alt 17.08.2022, 18:34   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Ottilie Beitrag anzeigen
Es handelt sich rundweg um "männliche" Versfüße - ...
Aha; "männliche Versfüße".
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Alt 17.08.2022, 19:06   #10
männlich MonoTon
 
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Zitat:
Zitat:
Es handelt sich rundweg um "männliche" Versfüße - ...
Aha; "männliche Versfüße".
Haben bestimmt O-Beine weil ein Apostroph dazwischen liegt. (')
Bei manchen ist es schon ein halbes (l) und wenn er aufliegt (L) stolpert Mann ständig.
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Alt 18.08.2022, 00:07   #11
männlich Heinz
 
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männliche Versfüße, liebe Leute, was das ist, müsst ihr doch wissen!
Jeder Fuß hat bekanntlich eine Ferse. Wenn diese Ferse an einem muskulösem, behaarten Bein befestigt ist, spricht der Fachmann von einem männlichen Fersfuß. Ziert die hornhautbefreite Ferse den unteren Abschnitt einer schlanken Wade, ist für jeden ersichtlich, dass es sich nur um einen weiblichen Fersfuß handeln kann. Dass zwei weibliche Fersfüße mal Platz für ein oder zwei männliche Fersfüße machen, ist hinreichend bekannt. Der Fachausdruck lautet dann "paarige" oder "sich paarende", im Extremfall auch "kreuzweis paarige Fersfüße"
H.
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Alt 18.08.2022, 01:15   #12
männlich MonoTon
 
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Ahhhh ich lerne.
Wenn also links und rechts die weiblichen Versfüße liegen befindet sich dazwischen immer automatisch eine männliche Hebung die sich rhythmisch wiederholt.
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Alt 18.08.2022, 04:54   #13
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von MonoTon Beitrag anzeigen
Wenn also links und rechts die weiblichen Versfüße liegen befindet sich dazwischen immer automatisch eine männliche Hebung die sich rhythmisch wiederholt.
Allmählich kristallisiert sich eine einleuchtende Definition heraus, was ein männlicher Versfuß ist und worin er sich von einem vollbusigen weiblichen Versfuß unterscheidet.
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Alt 18.08.2022, 08:08   #14
männlich Nöck
 
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Und was ist mit den gegenderten Versfüßen?
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Alt 18.08.2022, 09:49   #15
männlich Heinz
 
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Diese Frage zu erwidern
fand ich wohl den rechten Sinn:
Künftig werde ich in meinen Liedern
gendern und beginn
dem Versfuß eine Füßin beizufügen
und nen Orden*in dafür kriegen.
H.
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Alt 18.08.2022, 10:33   #16
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Und was ist mit den gegenderten Versfüßen?
Das gleiche wie mit der bemannten Raumfahrt und der Fußballfrauenmannschaft (!).
Und allen Wörtern, die auf -heit, -keit und -ung enden und denen hoffentlich pralle Brüste wachsen.
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Alt 18.08.2022, 14:22   #17
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Finde ich ganz toll, alleine solche Gedanken machen die WElt besser
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Alt 18.08.2022, 14:26   #18
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DerHutmacher Beitrag anzeigen
Finde ich ganz toll, alleine solche Gedanken machen die WElt besser
Wer will denn die Welt besser machen ? Sie ist doch super, sonst wären wir nicht hier.
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Alt 18.08.2022, 19:32   #19
männlich MonoTon
 
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Ja, aber was ist denn jetzt der diversfuß?
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Alt 21.08.2022, 01:39   #20
männlich Heinz
 
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der Diversfuß ist die feminine Vorstufe zu den Quadratlatschen.
Wobei die ...latschen mich daran erinnern, dass wohl die Mehrzahl der deutschen Hauptwörter "die" als Artikel für sich beanspruchen. Um nicht ganz in die Ecke gedrückt zu werden, erwarte ich, dass
die Mutter ein der Mutta,
die Senke ein der Senker,
die Natur ein der Natter,
die Familie ein der Famulus,
die Girlande ein der Girlander
zur Seite gestellt wird (die Seite - der Seitliche).
H.
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Alt 21.08.2022, 06:00   #21
männlich Nöck
 
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Lieber Heinz,

deine Vorschläge sind keine befriedigende Lösung, ich plädiere für:

Dä Heinz, Dä Mudder, Dä Vadder usw.

sacht Dä Nöck
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Alt 21.08.2022, 11:38   #22
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Liebe*)r Nöck*)in,
weshalb sich komplizierte Lösungen einfallen lassen, wenn es auch einfach geht!?
Heinz
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Alt 21.08.2022, 12:59   #23
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Liebe*)r Nöck*)in, ...
Die Klammer hat uns gerade noch gefehlt. Fußnotensternchen mitten im Wort - völlig durchgeknallt! Aber was ist nun mit den divers+_*(en)_+innen Versfüß+_*(en)_+innen? Und was mit dem/die/denen am Anfang und in der Mitte?
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Alt 21.08.2022, 15:20   #24
männlich Heinz
 
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Irgendwann, liebe Ilka-Maria, strecke ich die Waffen.
Wenn irgendwelche durchgeknallten Sprachverschlimmbesserer meinen, sie müssten unsere Sprache verhunzen, dann sollen sie es unter sich tun.
Ich lass mich nicht auf solche Spielchen ein, die angeblich was mit Gleichberechtigung oder Modernisierung in der Sprache zu tun haben.
Die Klagen meiner Professoren, auch die der weiblichen, beruhten auf ganz anderen Sachen, z.B. auf der Unleserlichkeit abgegebener schriftlicher Arbeiten und /oder dem sprachlichen, unterirdischen Niveau des Ausdrucks sowie der Unkenntnis von allgemeinem Basiswissen.
Das Lesen des Vortrages von Rainer Kunze war Balsam für mein kleines Herz.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 21.08.2022, 17:02   #25
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Wenn irgendwelche durchgeknallten Sprachverschlimmbesserer meinen, sie müssten unsere Sprache verhunzen, dann sollen sie es unter sich tun.
Genau das passiert seit über zwanzig Jahren, aber anfangs schleichend und wenig bemerkt. Doch in der letzten Zeit hat sich die Gender-Ideologie massiv breitgemacht, wie auch die blödsinnigsten Anglizismen, die Schlampigkeiten in der Grammatik und Rechtschreibung und die Reduzierung unseres Sprachschatzes aufgrund einer übertriebenen und oft falschverstandenen "Politischen Korrektheit". Corona ist nicht die einzige Pandemie, die zu uns geschwappt ist und von der sich mittlerweile die Presse, das öffentlich-rechtliche Fernsehen, die Universitäten und die Behörden bereitwillig anstecken lassen. Gibt es eigentlich auch Beatmungsgeräte für Leute, bei denen man den Eindruck hat, sie müssten logopädisch behandelt werden?

Steht dieser Zwang zu einer gekünstelten "Korrektheit" nicht im Widerspruch zu den immer einfallsreicheren und oft unverschämten, da volksverblödenden Euphemismen, die uns täglich aufgetischt werden, um uns bei Laune zu halten?
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Alt 21.08.2022, 21:33   #26
männlich Heinz
 
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Gar tröstlich ist, das sagten mir schon meine Tanten,
dass sie sich nicht, "sie", das sind die Masturbanten,
so schnell aus eigner Kraft vermehren
und lieber mit sich selbst nur manuell verkehren.

Liebe Ilka-Maria,
ich bin ein geborener Optimist und die Bezeichnung Opti-Mist sagt es schon: Ich seh den Mist mit offnen Augen und glaube, dass sich am Ende Qualität durchzusetzen vermag.

Liebe Grüße,
Heinz

Geändert von Heinz (22.08.2022 um 08:13 Uhr)
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Alt 21.08.2022, 23:23   #27
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Ich seh den Mist mit offnen Augen und glaube, dass sich am Ende Qualität durchzusetzen vermag.
Wer soll denn Qualität durchsetzen, wenn niemand mehr weiß, wie sie ausgesehen hat? Die Kinder und Jugendlichen werden doch mit all dem ideologischen Mist längst erzogen und unterrichtet. Wenn dann noch Schlagzeilen wie z.B. "Kann Olaf Scholz Kanzler?" in der Presse gang und gäbe werden, meinen die Heranwachsenden doch, das sei korrektes Deutsch. Oder in der Werbung: "Da werden Sie geholfen!"

Da wird dich in der Tat geholfen! Nämlich strikten Wegs in den Irrsinn.
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Alt 22.08.2022, 08:57   #28
männlich Heinz
 
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Liebe Ilka-Maria,
Kulturpessimismus, dass es den gibt, bestätigt nur die Feststellung, dass es nichts Neues unter der Sonne gibt.
Mein Optimismus ist mir sozusagen angeboren, hat aber auch mit den Händen greifbare Gründe.
Ich nehme mal meinen Namen und den von drei Freunden (Schmidt, Meier und Wachsmuth - letzterer bedeutet so viel wie "stark, groß werden") und schau mir die Personen an.
Der Köhler, die Erläuterung des Namens ist überflüssig) vor dreihundert Jahren:
Des Lesens und Schreibens unkundig, sein Lebensinhalt: Aus Holz Holzkohle herstellen, sein Umfeld viel Wald, sein Freizeitvergnügen: Vögel belauschen, ab und zu mal einen Klaren kippen, seine "Reichweite" vom Meiler bis ins nächste Dorf, seine Lebenserwartung ca. dreißig Jahre, ärztliche Versorgung - null, Sterberate innerhalb der Familie recht hoch.
Der Köhler heute: Lebenserwartung ca. 80 Jahre, relativ weit gereist innerhalb Europas, Schulbildung Studium mit Abschluss, in der Freizeit: Konzertbesuche, Theater, Lesen, Schreiben, Reisen. ärztliche Versorgung: Durch eine entzückende Ärztin rundum gesichert, Bekannten-/Freundeskreis sehr groß, Buchbestand gelesener Bücher recht umfangreich, Einkommen durch Rente lebenslang gesichert. Sterberate innerhalb der Familie: 1 früh verstorbene Cousine vor siebzig Jahren, Großeltern mit ca. 8o Jahren gestorben, der "Stammesälteste" kürzlich mit 92 J., meine Eltern mit 50 bzw. 8o Jahren, 1 Schwägerin mit 35 J. gestorben, alles sehr überschaubar.
Wie sieht es mit Schmidt, Meier und Wachsmuth aus?
Schmidt - Sparkassendirektor, Tochter Pädagogin. Meier: Oberstudienrat, Töchter Oberstudienrätinnen, Sohn IT-Fachmann, Enkel bis auf einen alle im Studium. Wachsmuth - leitender Angestellter in einem großstädtischen Energieunternehmen, Tochter Hotelfachfrau mit Neigung zum BWL-Studium.
Freizeit: Hauptsächlich mit einem hochseetauglichen Boot unterwegs.
Andere Menschen in meinem engeren Bekanntenkreis: Frau und Herr Simianowski aus inzwischen polnischen Staatsgebiet. Ich traf "Tante Simi" kürzlich und fragte sie: "Tante Simi, wie tut dich gehen?". Sie:
"Ach, fragst du mich, wie soll mich gehen?
Weissu (weißt du): Hab keine Zähne mehr und kann nicht beißen,
Hab Hämorrhoiden, kann nicht scheißen
und Antek sein tut nicht mehr stehen,
da fragst du noch: Wie soll mich gehen!"
Dazu ist zu sagen: Sie ist 85, Antek 87 J. alt.
Vieles andere habe ich gar nicht erwähnt, z.B., dass es in meiner Küche einen silberfarbenen Knopf gibt. Wenn ich an ihm drehe, kommt aus der Wand durch ein Rohr Wasser heraus. Meine Tante Berta, Gastwirtin in Jena, versorgte die Gaststätte und ihre Wohnung mit Wasser aus der "Enhügelquelle". Zu diesem Zweck latschte sie mehrere Male am Tag ca. 8o Meter bis zur Quelle, um jeweils zwei Eimer Wasser bergauf zu schleppen.

Fragst du nun noch nach Gründen für meinen Optimismus?

Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 22.08.2022, 09:20   #29
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Fragst du nun noch nach Gründen für meinen Optimismus?
Nee, danach habe ich schon vorher nicht gefragt, und jetzt frage ich auch nicht danach. Optimistisch bin ich selber, soweit es mein Leben betrifft. Hier geht es um etwas ganz anderes. Im sprachlichen Bereich findet einerseits ein Verfall, andererseits ein Eingriff durch Ideologen statt, der ihm nicht guttut. Geredet und geschrieben wird eine Menge, besonders was die Handhabung von Smartphones angeht. Dafür geht nachweislich das Lesen von Büchern und Zeitungen rasant zurück, Tendenz steigend. Von Versandhandelsriesen wie Amazon, Hugendubel und Thalia sollte man sich nicht blenden lassen, denn nicht alle Bücher, die "man gelesen haben muss" und deshalb gekauft worden sind, werden tatsächlich gelesen. Allgemein wird auf Qualität keinen Wert mehr gelegt, anspruchsvolle Literatur wie die Klassiker sind zu umfangreich und widersetzen sich deshalb der Aufmerksamkeitsspanne, die allenfalls noch für einen Krimi der Reihe "Dutzendware" reicht, und überhaupt ist es bequemer, sich von Netflix berieseln zu lassen. Im Kino gibt es sowieso immer weniger Filmkunst zu sehen, denn man braucht Blockbuster und Familienfilme, die für alle Altersklassen freigegeben sind, damit viele Zuschauer kommen und die Kassen füllen.

Um meine eigene Kultur bin ich nicht besorgt, Heinz, um die unseres Landes aber durchaus.

Wir kommen jedoch von Ottilies Gedicht ab. Der Spott über den Genderwahn mag ja noch einen Bezug dazu haben, aber die persönliche Wahrnehmung von Kultur insgesamt ist ein viel weiter gehendes Thema.
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