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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 03.08.2016, 00:32   #1
männlich Schmuddelkind
 
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Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Standard Dem Berg

Ehrlich sind die Berge,
die, wenn ich ihrer würdig bin, mich grüßen
oder mich auf meinen Platz verweisen.
Ich lege dir mein Leben ganz zu Füßen,
doch will dir meine Mündigkeit beweisen.

Ich muss dich anerkennen,
um am Weitblick der Natur zu reifen,
muss... will mit dir eines Sinnes sein,
schenk dir mein Gehör, muss dich begreifen
mit meinen Händen an dem nackten Stein.

Ich will dich kennenlernen,
Stück für Stück - und noch ein kleines Stück,
dann blicke ich in deine tiefe Seele.
Ein Missverständnis würfe mich zurück;
Geduld nur trägt mich - wenn ich mich empfehle.

Und mit dem Nebel steigen
Erinnerungen älter noch als ich
in mir empor.
Darunter tritt in neuem Licht
Zurückgelassenes hervor.
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Alt 04.08.2016, 16:46   #2
weiblich Ilka-Maria
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Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.042

Das Gedicht ist ganz zauberhaft, Schmuddelkind. Dir ist mit diesen Bildern etwas Ungewöhnliches gelungen. Dass das Gedicht aus einer Mischung von freien Versen und freien Rhythmen besteht, stört nicht im geringsten.

Besten Gruß
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.08.2016, 16:51   #3
Thing
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Lieber Schmuddelkind -

Dein Gedicht kommt doch etwas ungelenk und hölzern daher (nicht steinern);
die lyrische Prosa oder prosaische Lyrik stünden ihm gut an.
Mein Eindruck.

Jaja, die Berge - sie haben etwas. Nicht nur das Majestättische.
Das Besondere, das in Deinem letzten Vers aufleuchtet.
Schön!

Lieben Gruß
von
Romulus Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.08.2016, 17:02   #4
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Dankeschön, Thing und Ilka,
für eure ehrlichen Eindrücke!

Zitat:
Dass das Gedicht aus einer Mischung von freien Versen und freien Rhythmen besteht, stört nicht im geringsten.
Das stört mich auch eher weniger. Was mich aber tatsächlich stört, ist diese Gleichförmigkeit im Satzaufbau, wo dann am Ende meist ein Verb im Trochäus steht: grüßen, verweisen, beweisen, anerkennen, reifen...

Deswegen wohl auch Things Eindruck, es sei hölzern; da kann ich nur zustimmen.

Zitat:
die lyrische Prosa oder prosaische Lyrik stünden ihm gut an.
Sehe ich auch so. Vielleicht versuche ich es einfach mal ganz von vorne, wenn ich Muse und so viel Abstand zu dem Gedicht habe, dass ich mich von seiner Form lösen kann.

Freut mich allerdings, dass ihr dennoch etwas Besonderes in dem Gedicht erkennt - oder in dem Thema. Wenn man mit viel Mühe so eine Steilwand hinaufgelangt und diesen atemberaubenden Ausblick für sich hat und weiß: "das habe ich mir erarbeitet." Das ist so ein erhebendes Gefühl! U.a. das wollte ich mit meinen Zeilen ausdrücken.

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.08.2016, 17:08   #5
Thing
R.I.P.
 
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Mir hat das Geisterhafte, Gespenstische, nicht zu fassende in der letzten Strophe besonders gut gefallen!
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.08.2016, 12:05   #6
männlich Schmuddelkind
 
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Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

"Erinnerungen älter noch als ich" - das ist ein Gefühl, das sich mir oft aufdrängt, wenn ich mich ganz auf die Natur einlasse und dann kommt es mir zuweilen auch geisterhaft vor.

Freut mich, dass du dies zu schätzen weißt, Thing!
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.08.2016, 12:22   #7
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo Schmuddelkind,

Ilka hat treffend beschrieben, "etwas Ungewöhnliches ist dir gelungen". Die wechselnde Form stört hier wirklich nicht. Das sage ich, der nur in Reimen dichtet!

Beim Lesen deiner Zeilen beschreibt das "Ungelenke" oder besser "Zögernde und den Rhythmus Störende" sehr treffend die Hand, die hier tastend, da energischer, die Wand "liest" und bezwingt.

Diese Strophe gefällt mir besonders gut:

"Und mit dem Nebel steigen
Erinnerungen älter noch als ich
in mir empor.
Darunter tritt in neuem Licht
Zurückgelassenes hervor."

Liebe Grüße
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.11.2016, 11:57   #8
männlich Schmuddelkind
 
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Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Hallo Nöck.

Zitat:
Beim Lesen deiner Zeilen beschreibt das "Ungelenke" oder besser "Zögernde und den Rhythmus Störende" sehr treffend die Hand, die hier tastend, da energischer, die Wand "liest" und bezwingt.
Klar, das war natürlich genauso gewollt.
Nein, im Ernst: kam halt eher so, da ich aus der Übung bin. Aber deine Lesart hat trotzdem was für sich. So gelesen macht es tatsächlich Sinn. Danke dafür!

LG
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berg, blickpunkt, selbsterkenntnis

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