Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 31.12.2010, 18:58   #1
männlich Schreiberling 2
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Braunschweig
Alter: 31
Beiträge: 20


Standard Abwesenheit

Ein schlauer Satz - Nur einer - Irgendeiner. Vor langer Zeit war das kein Problem für ihn gewesen. Doch jetzt, jetzt schwirren zu viele Gedanken wirr umher und unterdrücken Kreativität. Scheiße. Dabei ist alles was er braucht nur ein Anfangssatz der ein bisschen was aussagt, nur ein schlauer Satz wie man ihn von den Großen Poeten immer hören konnte, egal in was für einer Lage sie in dem Moment waren oder was sie innerlich durchmachten, einen schlauen Satz hatten sie immer auf Lager.

Und er? Nein er nicht, zumindest nicht jetzt. Doch es gab mal eine Zeit wo er es konnte. Doch die ist schon lange vorbei. Grübeln setzt ein. Wenn er jetzt schon wieder aufgibt dann kann er es gleich ganz sein lassen, manchmal muss man einfach dran bleiben, auch wenn partout kein Wort auf sein Blatt möchte, denkt er sich und ist kurz am zweifeln. Vielleicht ist er einfach kein Schreiber, macht sich in seinem Kopf breit, vielleicht war es damals einfach nur Glück das er die Worte fand die Begeisterung verursachten, dass er mit diesen Worten Sätze bildete, die vielen Menschen an einsamen Tagen Wärme spendeten. Vielleicht war das alles einfach nur Glück. Wie gern würde er wieder so schreiben können.

Der Zorn packt ihn und er greift zu der Rotweinflasche die neben seinem Block auf dem Schreibtisch steht, setzt sie an seinen Mund und leert sie schnell. So viele unnötige Gedanken. Wenn er doch nur die Unnötigen verbannen könne, denkt er sich, so dass nur noch die übrig bleiben die seinen Text wachsen lassen, die Sinnvollen, die Kreativen. Sein Kopf fängt an zu schmerzen, ihm wird heiß und der Schweiß läuft ihm das Gesicht runter. Scheiß Alkohol. Es gab mal eine Zeit da trank er nie, aber diese ist schon lange vorbei. Jetzt trinkt er regelmäßig, jeden Abend mindestens eine Flasche und wenn er schreiben will sogar noch mehr, aus Gründen die er gerne vergessen würde, die in seinem Kopf nichts zu suchen haben seiner Meinung nach.

Er fängt an seine Schläfen zu massieren. Vielleicht ein bisschen frische Luft. Ein Blick nach draußen. Klarer Himmel, Dunkelheit, Sterne, Schnee - Kurzum es ist Winter. Oder etwas länger, eine wunderschöne Winternacht.


Nun steht er draußen, dick eingepackt denn es ist eisig. Ein kurzer Blick in den sternenklaren Himmel, dann schließt er seine Augen, atmet tief ein und lässt anschließend die im Mund angesammelte Luft in den nächtlichen Himmel entweichen. Er ist ratlos, er ist am verzweifeln und der Alkohol tut sein übriges. Er ist völlig am Ende. Er geht ein paar Schritte und versucht dabei den Kopf etwas frei zubekommen.

Nach ein paar mehr Schritten erreicht er eine große Wiese die bedeckt ist von Schnee. Am Anfang dieser Wiese steht eine Bank ebenfalls bedeckt von Schnee. Er befreit die Sitzfläche von der weißen nasskalten Masse, anschließend setzt er sich und starrt über die Wiese. Schön ist sie diese Wiese, in dieser kalten Nacht. Er verbindet viele Erinnerungen mit diesem Ort. Ein paar Momente später nimmt eine junge Frau neben ihm auf der Bank Platz. Er schaut zu ihr rüber und lächelt. Sie lächelt zurück. "Schön das du da bist, sagt er und eine Träne läuft ihm die Wange herunter, ich habe dich schrecklich vermisst". Beide schauen sich tief in die Augen. Sie sind glücklich. Er ist glücklich. So glücklich wie damals. Sie schauen sich noch eine lange Zeit weiter so an, ohne ein Wort zu sagen, denn Worte sind überflüssig in diesem Moment. Ihre Augen sprechen mehr als tausend Bände. Sie nimmt seine Hand und legt sie sanft in die ihre. Dann bewegt sie ihr Gesicht langsam auf seines hinzu und auch er kommt ihr näher. Ihre Münder sind schon leicht geöffnet und es trennen sie nur noch ein paar Millimeter.


Doch dann urplötzlich ein grelles Licht.


Dunkelheit, in seiner Wohnung. Er zündet sich eine Kerze an, ein Lächeln huscht ihm über sein Gesicht und er fängt an zu schreiben. So wie damals.


31.12.2010
Copyright by Schreiberling 2
Schreiberling 2 ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Abwesenheit



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Abwesenheit malvina Liebe, Romantik und Leidenschaft 3 26.01.2007 20:24


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.