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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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23.08.2015, 13:16 | #1 |
Forumsleitung
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Demenz
Es stimmt: Ich bin ein altes Weib,
vertrocknet, faltig, schwer an Leib, vergesslich, launisch, unzufrieden, vergangnen Zeiten anbeschieden, kenn keinen Enkel mehr beim Namen, fall völlig aus dem Zeitenrahmen, beschau mir meinen fremden Hund, der um mich wedelt, kerngesund, bin bei mir selbst nicht mehr zu Haus und wünsch nur eins: Reißaus, Reißaus! Ich sei zu Haus, so sagt man mir, was um dich ist, gehört nur dir, und drückt mich auf die weiche Couch, gibt Pillen mir, dass ich im Rausch mich mit der Gegenwart versöhn. Neunzig plus … wie ist das schön! 23.08.2015 Ilka-Maria |
23.08.2015, 19:29 | #2 |
Dabei seit: 05/2015
Ort: all alone in space and time
Alter: 25
Beiträge: 218
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Nett. Mir gefällt der sarkastische Schluss
Und die unterschwellige Kritik. Ich frage mich dann immer, ob es nicht - Pharmaindustrie hin oder her - in manchen Situationen trotz allem das Beste ist, einen mit Pillen bei Laune zu halten. Das Leben ist zum Lachen da Drum nehm ich Psychopharmaka -Die Ärzte, Living Hell LG |
23.08.2015, 19:54 | #3 |
R.I.P.
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Liebe Ilka-Maria -
ebenso brutal wie wahr. Von der Güte, die zu erwarten war. Thing (betroffen) |
23.08.2015, 19:58 | #4 |
Dabei seit: 05/2015
Ort: all alone in space and time
Alter: 25
Beiträge: 218
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Sie hat auch extra "neunzig plus... wie ist das schön" geschrieben, damit alle wissen, dass sie sich nicht selbst meint, sondern dich, Thing
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23.08.2015, 20:05 | #5 |
R.I.P.
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24.08.2015, 06:01 | #6 |
Forumsleitung
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Das funktioniert jedoch nicht, gegen Demenz und seine Erscheinungsformen gibt es keine Pillen. Man kann mit ihnen lediglich lästige Dinge wie aggressives Verhalten eindämmen, um mit den Patienten leichter umgehen zu können. Mit "guter Laune" hat das nichts zu tun, denn oft sind die Medikamente so stark, dass sich die Demenzkranken wie erschlagen fühlen. Bei der Ehefrau meines früheren Chefs ist das so, und bei ihr begann die Demenz schon dramatisch früh, im Alter von etwa 60 Jahren, möglicherweise auch früher. So genau erkennt man das am Anfang ja nicht. Wenn es aber klar ist, worum es geht, kann man nur noch machtlos zusehen, wie das Tempo des Verfalls drastisch zunimmt. Die Frau ist noch keine 70 und bereits ein Pflegefall schwerster Art, obwohl sie körperlich und organisch ansonsten völlig gesund ist.
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24.08.2015, 21:28 | #7 |
Dabei seit: 05/2015
Ort: all alone in space and time
Alter: 25
Beiträge: 218
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Ok, sehe ich ein, dass es da was anderes ist. Das ist dann natürlich echt schwierig. Demenz ist echt übel... aber wer weiß. Vielleicht finden wir ja irgendwann noch ein Medikament dagegen.
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24.08.2015, 21:42 | #8 | |
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Zitat:
Es mag sich zynisch anhören, aber das sicherste Mittel gegen Demenz ist, jung zu sterben. Vielleicht ist es eine Zivilisationskrankheit, zu alt zu werden. Dagegen sprechen natürlich all die Menschen, die mit hundert Jahren noch fit im Kopf sind und körperlich klar kommen. Schwierig, schwierig ... letztendlich ist es eine Sache der eigenen biologischen Uhr. Aber mit Deinen 16 Jahren solltest Du Dich damit nicht beschweren. Vor Dir liegen noch Jahrzehnte, in denen die Medizin weiterkommen wird. Die Altersforschung sowieso, sie hat ja erst begonnen. Lebe einfach Dein Leben und genieße es. Sorgen machen kannst Du Dir, wenn sie anklopfen. Aber vielleicht finden sie ja nie zu Deiner Tür. Deine Chancen stehen ziemlich gut. Lieben Gruß Ilka |
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24.08.2015, 23:24 | #9 | ||
Dabei seit: 05/2015
Ort: all alone in space and time
Alter: 25
Beiträge: 218
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Das denke ich auch oft
Zitat:
Zitat:
Ich freue mich immer, wenn man mir sagt, ich hätte keine Sorgen/Probleme und ich sei ja noch so jung. Ok, ab einem gewissen Alter offenbar schwer vorstellbar, aber ICH bin 16 und fühle mich alt. Und an dieser Stelle sei noch mal erwähnt, nein, ich bin keine 30-jährige, die hier als wahnsinns Jungtalent dastehen will und ein falsches Alter angibt. Anhand meines Schreibens wird das aber vermutlich klar. Also, dass ich nicht 30 bin. Egal. Ich fühle mich deshalb alt, weil ich schon zu viel Zeit verschwendet oder falsch verwendet habe. Hinterher ist man immer schlauer. Ja. Trotzdem wird irgendwie immer angenommen, niemand habe es besser als Kinder und Jugendliche. Ähhhh... nein. Das stimmt so nicht immer. Whatever. Dann gehe ich wieder meinem Hobby nach, zu zweifeln, und ehrlich gesagt, und auch wenn es grad vielleicht anders rüberkam, manchmal kann ich es nicht leugnen, dass ich verhältnismäßig wenig Sorgen habe. Egal. Sorry. Gute Nacht. |
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25.08.2015, 06:08 | #10 | |
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Zitat:
Damit, dass Deine Chancen gut stehen und Du vielleicht weniger Probleme bekommen wirst, als Du heute befürchtest, meinte ich die Fortschritte, die von Generation zu Generation gemacht werden, wie z.B. gerade in der Medizin. Ich bin jedenfalls froh, in diesem jetzigen Zeitalter mit all seinen komfortablen Einrichtungen zu leben, obwohl - oder gerade weil - es immer Aufgaben und Probleme zu bewältigen gibt. |
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25.08.2015, 12:18 | #11 | |
Zitat:
Da muss ich euch enttäuschen. Es ist kein Schutz vor Demenz, jung zu sterben. Die vaskulaere Demenz kann sich beispielsweise aus einem Schlaganfall entwickeln, und auch für diesen muss man nicht zwingend alt sein. |
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27.08.2015, 11:59 | #12 |
Hallo Ilka-Maria, hart aber wahr - und sehr ergreifend in seiner Traurigkeit. Du hast mein Herz berührt ...
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03.09.2015, 13:53 | #13 |
abgemeldet
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Liebe Ilka,
der abschließende Sarkasmus passt hier unwahrscheinlich gut, wie ich finde. Ich finde diese Erkrankung furchtbar. Im Film "Still Alice - Mein Leben ohne gestern" mit Julianne Moore in der Hauptrolle wird einem ganz mulmig... Es könnte ja schließlich jeden treffen. Beispielsweise macht man oftmals Späße über Anzeichen einer Demenz bei jüngeren Menschen. Ich möchte jetzt nichts verallgemeinern, aber so einen Fall kenne ich sehr gut. Der Film ist echt klasse, ebenso Dein Gedicht. Alles Liebe Lara |
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