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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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26.05.2006, 22:25 | #1 |
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Ecce-Homo
Sein Leben wurde Vorbild
seine Wunder wirkten Glauben sein Wort ward Lehre bis das große Licht verlosch und Dunkelheit einsetzte von nun an diente sein Leben ihrer Legitimation seine Wunder der Verblendung sein Wort der Unterdrückung bis die Menschen sich eine kleine Lampe anzündeten von nun an ward sein Leben ihnen Ärgernis dünkten seine Wunder ihnen Märlein stellte man sein Wort zur Disposition Bis einer kam und die Lampe auslöschte. |
27.05.2006, 02:09 | #2 |
es bringt mich irgendwie zum lächeln, schmunzeln. ob das dein ziel war, vermag ich allerdings gerade nicht zu sagen. ich mag's
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27.05.2006, 10:42 | #3 |
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Hallo ravna,
eigentlich nicht. Es soll 3 Epochen der Geschichte aufzeigen und
die Entwicklung der Einstellung der Menschen zum Glauben an den Sohn Gottes. Wahrscheinlich hat Dein Lächeln der letzte Vers bewirkt, den man auch ironisch deuten könnte. Ich werde mir wahrscheinlich einen anderen Schluß überlegen. Nochmals Danke für Dein Feedback. Lieber Gruß von Albatros |
27.05.2006, 11:36 | #4 |
das habe ich gelesen. und ich finde es schmunzelnswert. auch, aber nicht nur wegen des letzten satzes.
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27.05.2006, 12:15 | #5 |
an albatros: mit dem titel, zumindest sehe ich es so, spielst du auf nietzsche an. er steht ja gewissermaßen für das antichristliche, siehe "gott ist tot". da du aber "ecce homo hodie", also "siehe mensch heute" verwendet hast, erlaube ich mir zu sagen, daß du eine kontroverse sicht auf glauben oder nicht-glauben hast.
das zeigt für mich vorallem die letzte zeile, die zweideutig ist auch leicht ironisch ist; und dein verweis auf einen "diskussionspunkt". ich muss sagen inhaltlich gefällt es mir, von der gestaltung her sage ich nichts, denn das ist immer geschmackssache. |
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27.05.2006, 12:29 | #6 |
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Hallo stoppelfeld,
hättest Du meine Beiträge im Philosophie-Forum zum Thema: "Gott, wie
man ihn sehen mag" gelesen, wäre Dir klar gewesen, wie die Zeilen zu verstehen sind. An Nietzsche hab ich bei der Titelvergabe offen gesagt gar nicht ge- dacht. Aber jetzt, wo du es sagst, finde ich die Idee sogar gut, weil sie die Gedanken des Lesers in eine gewisse Richtung führt. Selbst- verständlich vertrete ich eine völlig konträre Meinung gegenüber Nietzsche. Und das mit der Zweideutigkeit des letzten Verses ist, wie schon ravna gegenüber angedeutet, unbeabsichtigt. Trotzdem freute es mich natürlich, das Du daran Gefallen finden konntest. Lieber Gruß von Albatros |
27.05.2006, 13:03 | #7 |
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Hm, da du Stoppelfeld da nicht widersprochen hast: Soll das "hodi" wirklich Latein sein und "heute" heißen? Das scheibt sich doch hodie...
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27.05.2006, 14:05 | #8 |
fällt mir jetzt auch auf. ja es stimmt: es müsste eigentlich "hodie" heißen. dann heißt es übertragen auch wirklich "heute". hab mich leider verlesen. tut mir leid.
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27.05.2006, 14:43 | #9 |
Hi Albatros,
ich möchte einfach mal versuchen zu interpretieren, was du geschrieben hast. - Wobei ich mir damit ziemlich sicher bin. Die erste Strophe zielt merklich auf den Jesus Christus ab, auf die Neue Botschaft und sein Wirken seiner Zeit, Licht als Symbol des christlichen Glaubens, welches dann mit Beginn der mittelalterlichen Epoche verlosch. Man nennt sakrale Staaten auch heute noch "dunkle" oder "schwarze" Staaten. Das Leben Jesus Christus, bzw. die durch ihn entstandene Religion dient dann - dies glaubte Marx in der Religion erkannt zu haben - als "Opium des Volkes", also als Betäubungsmittel (Verblendung), dass die ausgebeutete Arbeiterklasse (Unterdrückung) den Schmerz ihrer sozialen Demut nicht spüren mussten. Reich und gelehrt waren Fürstenfamilien und Bischöfe (Religion als Instrument der Legitimation ihrer Macht). Die kleine Lampe ist die Laterne des tollen Menschen Nietzsches oder aber ein Ausdruck der Aufklärung (im Französischen "siècle des lumières", im Englischen "age of enlightment"), wobei beide Ineterpretationen natürlich in dieselbe Richtung zeigen. Mit der letzten Strophe komme ich nciht ganz klar, mag aber daran liegen, dass ich nicht weiß, was ich unter "Märlein" verstehen kann. Ob heute alles so gut ist, ohne ihn oder vielmehr ohne die Nächstenliebe, die scheinbar auch mit der Religion verlorenging, ist die Frage. "Seht nur, was für ein Mensch!" Gruß. |
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27.05.2006, 14:55 | #10 |
Da kommt mir noch eine zündende Idee zur letzten Strophe: Mir kam Hans Küng in den Sinn, das "Projekt Weltethos", also ein Dialog (Diskursion) um global verbindliche moralische Normen. Denn gerade in "letzter" Zeit gab es einige Ärgernisse aufgrund des Glaubens (Bush als von Gott berufener, Stichworte: Irak, Afgahnistan).
Vielleicht sollte ich aber einfach noch auf das "Märlein" warten. (: |
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27.05.2006, 17:11 | #11 |
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Hallo ferdi, hallo stoppelfeld,
tut mir leid. Sollte wirklich "hodie" im Sinne von heute heißen. Da ich des Lateinischen nicht mächtig bin, habe ich meinen jüngeren Sohn gefragt, und da gab es wohl bei der Übermittlung ein Missverständnis. Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit. Gruß Albatros |
27.05.2006, 17:20 | #12 |
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Hallo abulafia,
im Großen und Ganzen hast du das Gedichtlein richtig interpretiert. Es
zeigt ziemlich kontrahiert den Wandel des Werteverständnisses von Leben, Wunder und Wort Jesu. Der erste Vers zielt auf die Zeit hin, als er noch lebte. Mit seinem Tod verlosch das Licht. Der zweite Vers beschreibt, wie du richtig bemerktest, das dunkle Mittelalter mit all seinen negativen Erscheinungsformen. Der dritte Vers zeigt die Zeit nach Einsetzen der Aufklärung, wobei ich mit dem Licht, auch wenn der Titel dies suggerieren könnte, auf keinen Fall Nietzsche gemeint ist, sondern die menschliche Vernunft, die alles mit dem Verstand zu erklären sucht, auch das, was Glaubenssache ist. Und Märlein ist einfach ein altes Wort für Märchen und soll nur sagen, dass die Botschaft, so wie sie in der Bibel steht, von vielen nur noch rein symbolisch angesehen, aber keinesfalls mehr geglaubt wird. So, ich hoffe, das konnte etwas das Dunkel lichten. Nochmals lieben Dank für Deine Zeilen. Gruß Albatros |
27.05.2006, 17:51 | #13 |
Danke, Albatros, für das Märlein-Leternlein.
Ich finde nicht, dass du dich bei den zwei eindeutigen stellen noch um Nietzsche herumreden kannst. ;-) Dies hier noch ein Link zum Text "Der tolle Mensch" von ihm: http://www.3sat.de/3sat.php?http://w...325/index.html (Wobei ich anmerken möchte, dass "toll" vielmehr von der Tollwut kommt, als vom positiv besetzten Adjetiv unserer Tage.) Gruß. |
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27.05.2006, 21:18 | #14 |
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Hallo abulafia,
vielen Dank für Deinen Wink und Deinen Link. Habe in mir durchgelesen,
bin aber nicht der Meinung, dass Gott in den Herzen aller Menschen tot ist. Auch als Elia aus Verzweiflung sterben wollte, weil er sich als letzter verbliebener Gerechter wähnte, teilte ihm Gott mit, dass er sich noch übrigbleiben hat lassen 7000 Gerechte, die ihre Knie nicht vor Baal ge- beugt hatten. Und so kann dieser Glaube an Gott nie und nimmer, auch nicht durch einen Herrn Nietzsche ausgerottet werden, wiewohl ich der Mei- nung bin, dass er durch seine Brandschriften viel zur Vergottlosung un- serer Zeit beigetragen hat. Wenn wir uns das dritte Reich betrachten, dass ihm in manchen seiner Ansichten gefolgt ist, kann einem nur Angst und Bang werden. Also nochmal, ich bin auf keinen Fall ein Anhänger Nietzsches. Gruß Albatros |
28.05.2006, 22:45 | #15 |
Zugegeben bin ich auch kein großer Jünger seines Zarathustras - so leicht verführt mich der Teufel auch nicht - auch, wenn ich manchmal dazu geneigt bin, mit dem Hammer zu philosophieren. :-)
Ich stimme mit dir überein was die "Vergottlosung" betrifft. Gruß. |
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29.05.2006, 18:02 | #16 |
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Hallo abulafia,
jetzt muss ich mich noch einmal melden, auch wenn wir jetzt bald einen extra
Thread aufmachen können. Ich gebe nur zu bedenken, dass mit unserer Ab- kehr von unseren christlichen Wurzeln auch automatisch eine solche von ihren Werten (Geboten/Nächstenliebe) einhergeht, und davor wird mir ehrlich ge- sagt höllisch Angst. Einmal abgesehen davon, was im Namen des Christentums alles verbrochen wurde. Gruß Albatros |
29.05.2006, 20:39 | #17 |
ja aber unmenschliches kannst du im namen von alles und jedem begehen. da ist egal welches (religiöse) programm das vielleicht verböte. wenn die religion interessen durchsetzten wollte hat sie dies getan, wie viele andere auch.
ich denke, daß mit der abkehr vom christentum in erster linie kein wirkliches konzept der lebensführung für die leute mehr vorhanden ist. nichts vorgegebenes, sicheres, worauf man sich verlassen kann. und ich denke, daß es schwieriger ist jemanden im namen der aufklärung zu erziehen, als im namen einer religion, da es keine traditionellen brauchtüme, in dem was man aufklärung nennt, gibt. werte wie nächstenliebe erfordern nicht unbedingt eine religion oder konfession. es ist eine sache der menschlichen einstellung. wobei ich recht gebe, daß wir, seitdem die religion numehr aus dem öffentlichen leben mehr und mehr verschwunden ist, ein echtes erziehungsproblem haben. eben weil erziehung zum aufgeklärten menschen eben wesentlich schwieriger ist. und zudem auch nie abgeschlossen ist. und, albatros, eigentlich dachte ich, daß dein gedicht ein bisschen in diese richtung geht. halt einfach in einer aufklärerischen erziehung die sogenannten "christlichen werte" zu vermitteln, da ich dachte, daß du dich etwas mehr auf die ursprüngliche lehre jesu beziehst. und somit das ganze mittelalterliche ornament und die verfälschungen durch die kirche bereinigen wolltest und den ursprünglichen jesus aufzuzeigen gedachtest. gruß |
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29.05.2006, 20:53 | #18 |
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Hallo stoppelfeld,
wer meine Beiträge im Forum "Philosophie" und hier im Thread "Gott wie
man ihn sehen mag" gelesen hat, weiß, dass ich eine christliche Grund- einstellung vertrete. In meinem Gedicht wollte ich eigentlich nur die Ent- wicklung aufzeigen, die christliche Religion oder Vorstellung seit ihrer Gründung genommen hat und aus der (fast) völligen Umkehr der Werte zum Nachdenken anregen. Natürlich steckt noch etwas mehr drin, aber das soll sich jeder selbst für seinen Teil denken. Ich meine, dass die christliche Moralvorstellung erst dazu geführt hat, dass das Abendland einen solchen Aufschwung erlebte. Gruß Albatros |