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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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25.12.2012, 10:35 | #1 |
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Mein Land
Ich atme noch, obwohl ich nicht mehr dürfte,
und obendrein von Schuld und Sünde frei, die Fünf-vor-zwölf-Rhetorik: Einerlei - ein stumpfes Schwert, das nichts als Ängste schürfte. Ich esse noch, obwohl ich nicht mehr sollte, und doch mit Lust und mit Gewissen rein im Angesicht des Hungers und der Pein und Kriegen, die ich keinem Menschen wollte. In starkes Land ward ich hineingeboren, gebettet nicht auf Rosen, aber warm, und hatte stets gewonnen, nie verloren, war niemals wie die Großeltern so arm, ging durch mein Leben weithin ungeschoren in einer Heimat ohne Not und Harm. 25. Dezember 2012 by Ilka-Maria Mit Dank an meine Eltern, die Deutschland nach dem Krieg mitaufgebaut, mir alle Wege geöffnet und mir zu einem sorgenfreien, sebstbestimmten Leben verholfen haben. Geändert von Ilka-Maria (25.12.2012 um 14:55 Uhr) |
25.12.2012, 11:30 | #2 |
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Mein Land
Du Glückliche. Beinahe könnte man dich beneiden. Gruß, Nitribitto
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25.12.2012, 12:46 | #3 |
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Das können wohl viele von uns über sich sagen. Und ich gönne es Dir und uns allen.
Ausgehend davon, dass dieser Text eine authentische Aussage Deiner Person trägt, stellt sich doch die folgende Frage: Berechtigt diese persönliche Erfahrung schon zu der Behauptung, es würde sich hierbei um die Regel handeln? Bane |
25.12.2012, 15:08 | #4 |
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06.01.2013, 19:30 | #5 |
R.I.P.
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Liebe Ilka,
ein schönes Gedicht; die Definition des Heimatbegriffes, weitestgehend eine individuelle, hast Du für mich durchaus treffend in Deinem Sonett umgesetzt. Die Frage, ob dieses Gedicht autobiografische Züge aufweist, scheint mir von minderer Bedeutung. Lediglich die Zeile 8 lässt (leicht) stocken. HG Dieter |
06.01.2013, 21:37 | #6 |
Hallo Ilka,
Dankbarkeit kommt nicht nur in Gedichten zu kurz und ist hier -angesichts von Weltuntergangsängsten - schön formuliert zu Wort gekommen. Man sollte sich schließlich nicht schämen, wenn man Glück erlebt hat und froh und zufrieden sein kann. LG gummibaum |
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06.01.2013, 22:17 | #7 | |
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Zitat:
Ich danke für die postive Aufnahme meines Gedichts, das - so hoffe ich - auch politisch neutral gelesen werden kann. |
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06.01.2013, 22:22 | #8 |
Liebe Ilka-Maria,
es ist schön, wenn man so wie du zu schätzen weiß, was für ein Glück fürsorgliche Eltern und ein warmes Nest bedeuten. Die Möglichkeit unter solchen Bedingungen aufwachsen zu können wäre jedem Kind zu wünschen, ist aber leider nicht so. Du hattest dieses Glück und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass diese Grundlage zu den wichtigsten Dingen im Leben zählt. LG Daisy |
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11.01.2013, 20:37 | #9 |
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Liebe Ilka-Maria,
ein ergreifendes Gedicht. Sicher, in unserem Land ist Vieles nicht ideal. Und doch können wir unseren Eltern dankbar sein, die dieses Land mit aufgebaut und uns ein sorgenfreies Leben ermöglicht haben. Ich persönlich versuche dieses Privileg zu nutzen, um jenen zu helfen, denen es nicht so gut geht wie uns. Und ich denke, die Suche nach der Wahrheit, das Bemühen um eine bessere Welt ist auch dein Anliegen. Du machst es dir und Anderen nicht leicht, und das ist gut so. Lass dich nur nicht beirren! Lieben Gruß Rosenblüte |
11.01.2013, 21:41 | #10 | |
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Zitat:
das ist richtig. Aber ich helfe direkt, in meiner nächsten Umgebung, und zuerst natürlich den Menschen, die mir lieb und teuer sind. Ich habe Müttern, die von ihren Ehemännern im Stich gelassen wurden, den Weg zurück ins Berufsleben geebnet (ich hatte damals eine Funktion, in der ich mein Personal selbst aussuchen konnte). Ich habe für Schuldner und für Arbeitslose Bürgschaften unterschrieben, habe Menschen in der Erwachsenenbildung kostenlos unterrichtet und ihnen bei der Prüfungsvorbereitung geholfen, bin fast täglich auf Anruf zu einer Freundin gerast, wenn ihre Angstattacken kamen. Aber warum nicht? Auch ich erlebte eine Zeit der Not, in der ich Hilfe bekam. Klar, in unserem Staat ist nichts perfekt, das wird auch nie der Fall sein, weil die Verantwortlichen es nicht jedem recht machen können. Das Bildungssystem ist ein gutes Beispiel: Auf der einen Seite blicken andere Staaten bewundernd auf unser duales Ausbildungssystem, auf der anderen Seite haben die schulischen Anforderungen nachgelassen (nicht überall, aber in Hessen durchaus). Schon am Ende meiner Schulzeit begann eine Welle von "Reformen", unter denen das Bildungswesen bis heute leided. Und trotzdem: Wer Bildung haben will, kann sie bekommen, wenn er sich die Mühe macht, Informationen zu sammeln oder einfach mal seine autodidaktischen Fähigkeiten zu prüfen. Keine Sorge, ich lasse mich nicht beirren. Nachdem auch ich ein Tief im Leben hatte, weiß ich, wie meine Kräfte gelagert sind und was ich mir zutrauen kann. Mehr noch: Ich habe alle jene Träume, die Freundinnen von mir ebenfalls hatten, in die Tat umgesetzt, wie z.B. das Abitur nachzuholen, viel auf Reisen zu gehen, Sprachen zu lernen, in der Rentenzeit mietfrei zu wohnen, einen bestimmten Autotyp zu fahren und so weiter und so fort. Ich habe gesät und geackert, und jetzt ist Erntezeit. Um dorthin zu kommen, hatte ich mit meinem Elternhaus, mit meinen Paten, meiner Großmutter und mit diesem Staat die beste Unterstützung. Sicherlich darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass Deutschland in meinen jungen Jahren noch von der Aufbauzeit profitierte. Das "Wirtschaftswunder" war kein Wunder, sondern eine Notwendigkeit. Es gab soviel zu tun, dass wir auf Gastarbeiter angewiesen waren. Arbeitslosigkeit war überhaupt kein Thema. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass in der heutigen Zeit sich jemand einen Krieg wünscht, um wieder Trümmer wegräumen und neue Arbeitsplätze schaffen zu können. Unsere Probleme sind anders gewachsen und bedürfen anderer Lösungen. Aber nach einem Zeitungsartikel, der vorgestern erschienen war, geht es den Deutschen im Vergleich mit Südeuropa gar nicht so schlecht: In Spanien ist jeder zweite Jugendliche ohne Job, in Deutschland jeder zehnte, und die Arbeitslosigkeit insgesamt ist in den südeuropäischen Ländern wesentlich höher als bei uns. Schlimm für einen Freund meines Sohnes, der - da spanische Mutter und der Landessprache mächtig -, vor einigen Jahren aus Deutschland nach Spanien geflüchtet war; jetzt hat er die Traufe. Zum Abschluss aber noch eine Frage: Kannst Du Dir etwas Schrecklicheres vorstellen als Perfektion? Grüße Berlin von mir, vor allem das Hotel in der Hedemannstraße 11. "Winters" ist auch in Offenbach beheimatet . Liebe Grüße aus M., Kreis Offebach am Maa, Ilka |
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12.01.2013, 14:30 | #11 |
Hallo Ilka - Maria,
das was dir wichtig war hast Du auch gut getroffen. Mir gefällt dein Sonett, einzig "ward" ist nicht so mein Fall. Deine Eltern, und viele andere dieser Generation, haben angepackt und nicht gejammert. Eben genau das Gegenteil von den Labersäcken...die uns erklären wollen wie wir sie durchzufüttern haben. Gruß, A.D. |
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