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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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25.03.2022, 13:23 | #1 |
Ein Lob dem Versagen
Du zeigst deutlich
wie es nicht geht. Gibst Gelegenheit nochmals die Mittel zu bedenken und auch das Ziel. Regst an zu kreativen Umwegen. Bist Prüfstein der Liebe. |
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26.03.2022, 08:51 | #2 |
abgemeldet
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Hi AlteLyrikerin,
Es hat alles wohl seine guten Seiten Auch wenn am Ende traurige Szenarien bei rumkommen können Liebe Grüße |
26.03.2022, 10:29 | #3 |
Hallo AlteLyrikerin,
erstmal, meine Bewunderung für maximale Aussage mit minimalen Worten. Das muss man erstmal schaffen! Du hast es geschafft. Bravo! Vielleicht liegts nur an mir, aber mich erinnert das Gedicht an Gott, der gerade in unserem Versagen und unserer Schwäche in und durch uns wirken kann. Zitat:" Du zeigst deutlich wie es nicht geht. Gibst Gelegenheit nochmals die Mittel zu bedenken und auch das Ziel." Das klingt nach (meinem) sündhaften Leben vor der Umkehr. "Denn wenn ich schwach bin, bin ich stark." (2. Korinther 12:8-10) Gott sagt: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“. Falls ich Dich nicht falsch interpretiert habe, ist es erstaunlich, wie Du das Kapitel "Umkehr" in so wenige treffende Worte gepackt hast. Grüße vom Blindschleicher |
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26.03.2022, 11:46 | #4 |
Forumsleitung
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Guten Morgen, AlteLyrikerin,
mit diesem gutgemeinten Text habe ich einige Probleme. Im ersten Vers sprich das Lyrische Ich das Lyrische Du an, so dass er Eindruck entsteht, das Du sei das Subjekt des Versagens. Im weiteren Verlauf wird aber erkennbar, dass das erzählende Ich versagt hat und dem das Du Anerkennung zollt, dass es ihm eine neue Chance gibt. Der erste Vers erzeugt damit ein Missverständnis - es sei denn, meine Lesart ist völlig falsch. Liege ich richtig, hätte das kleine Wörtchen "mir" ("du zeigst mir deutlich ...") für Klarheit gesorgt. Ich bin außerdem nicht sicher, ob man vom "Lob des Versagens" sprechen kann, denn ein Versagen geht immer mit Nichtkönnen, Nichtwollen oder einer Schwäche einher. Daran kann nie etwas lobenswert sein. Ich hätte lieber den Begriff "Fehlschlag" gewählt, denn auch beim besten Willen kann einmal etwas schief laufen, z.B., wenn man von der falschen Prämisse ausgeht. Wenn schon etwas lobenwert ist, dann die Haltung des Verzeihenden. Aber wie gesagt: Ich könnte dein Gedicht möglicherweise falsch verstanden haben. Besten Gruß und ein schönes Wochenende, Ilka |
26.03.2022, 12:51 | #5 | |
Herzlichen Dank für Eure Gedanken
@Tristanhirte:
Ob am Ende " Ende traurige Szenarien" zurückbleiben, hängt davon ab, wie ich mit dem "Versagen" umgehe. Persönlich habe ich das grundlegendste und wertvollste in meinem Leben aus Situationen des Scheiterns gelernt. Ein Beispiel: Als Entwicklerin in SAP-Projekten stand ich stets unter einem enormen Leistungsdruck. Oft waren die Zeitschätzungen für ein Projekt total unrealistisch. In einer solchen Situation beobachtete ich auch, dass sich bei mir Angst breit machen wollte. Nach einigem Nachdenken - man könnte es auch meditieren nennen - kam ich zu dem Schluss, ich werde in diesem Projekt mein ganzes Können, meine ganze Kraft, alle (Er)findungsgabe einsetzen. Wenn das nicht reicht, dann stimmen die Rahmenbedingungen nicht. Sollte ich dann im Sinne der Auftraggeber "versagen", also die Budgetgrenzen des Projektes sprengen, dann werde ich damit leben können. In dieser Haltung konnte ich gut schlafen und in einem angstfreien Raum arbeiten. Das Projekt habe ich dann gut abgeschlossen (und vorher die unrealistische Zeitanforderung nach oben eskaliert). @Blindschleicher: Herzlichen Dank für Deine Interpretation. Um ehrlich zu sein, habe ich beim Schreiben des Textes an diese Lesart nicht gedacht. Aber sie steckt auch darin! Die innere "Welt" schreibt eben auch mit, und die ist bei mir im Religiösen verwurzelt. @Ilka-Maria: Das "Du" im Text ist das Versagen, dem ein Lob zugesprochen wird. Wenn Du schreibst Zitat:
In persönlichen Beziehungen habe ich schon eklatant versagt, auch im Sinne einer moralischen Schuld. (Keine Angst, es kommt nun keine Enthüllung, wir sind ja nicht bei RTL.) Aus dieser selbst verursachten Krise ist aber etwas Gutes erwachsen, eine Vertiefung der Beziehung. Auch hier ist das Versagen also letztlich etwas "Gutes" gewesen. Euch allen herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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26.03.2022, 13:11 | #6 |
Forumsleitung
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Auch da mache ich einen Unterschied: Es handelt sich, wenn es um Leistung geht, nicht um ein Versagen, das eher eine moralische Wertung ist, sondern um ein Scheitern. Aber du hast recht: alle diese Begriffe - Versagen, Scheitern, Fehlschlag - sind im Deutschen absolut negativ besetzt, so dass man lieber darüber schweigt und sich wie ein geprügelter Hund in eine Ecke verzieht. Vielleicht wäre es für die Kommunikation hilfreicher, schlicht von "Fehlern" zu sprechen, denn wer macht im Leben keine Fehler? Das Gefühl der Schuld und der Scham, das normalerweise mit dem Versagen einhergeht, ließe sich so vermeiden oder zumindestest auf ein erträgliches Maß reduzieren.
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26.03.2022, 13:57 | #7 |
Nun ja, das Wort Fehler birgt auch verschiedene Fallen. Ein Fehler ist z.B., wenn ich mich verrechne, oder in einem Programm eine Anweisung falsch einsetze. In der Politik wird, wenn überhaupt etwas zugegeben wird, in der Regel von "Fehlern" gesprochen. Darüber ärgere ich mich beständig. Vor allem, wenn durch den sogenannten "Fehler" Menschen Unrecht erleiden bzw. die Gemeinschaft beschädigt wird. Wer in Pandemiezeiten sich sechsstellige Summen "verdient" durch Beschaffung von Masken, der hat keinen Fehler begangen sondern sich schuldig gemacht. Es wäre wohl ein Hohn, wenn Putin - falls er je soweit käme - den Angriff der Ukraine als seinen Fehler bezeichnen würde.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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26.03.2022, 14:19 | #8 | |
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Zitat:
Aber ich will dich mit meiner linguistischen Korinthenkackerei nicht ägern. Bleibe du bei deiner Variante. Für mich ist der Umgang mit der Sprache halt ein Sport. |
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26.03.2022, 23:32 | #9 |
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@AlteLyrikerin
da hast du grundsätzlich natürlich Recht; der Vollständigkeit halber sollte man aber wohl noch hinzufügen, dass nicht alle Leute immer zur Selbstreflexion fähig sind und gerade in Wahnzuständen auf geradezu pathologische Weise dazu neigen, immer wieder ihren Kopf gegen ne Wand zu hämmern, bis sie am Ende draufgehen, oder jemand von außen die Güte hat und sie von der Wand entfernt oder die Wand von ihr. Ich glaube, von solchen Menschen gibt es mehr, als man glauben mag Liebe Grüße |
28.03.2022, 13:16 | #10 |
Wer den Kopf "gegen die Wand hämmern" muss, der ist freilich in einer üblen Verfassung. Leider gibt es bei psychischen Erkrankungen immer noch große Tabus. Niemand käme auf die Idee, eine ernsthafte somatische Erkrankung in Eigenregie heilen zu wollen. Aber bei psychischen Erkrankungen wird eine Therapie meist erst bei erheblichem Leidensdruck in Erwägung gezogen. Da hilft dann auch keine Selbstreflektion sondern nur eine passgenaue Therapie.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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28.03.2022, 14:18 | #11 |
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Das stimmt leider, ja. Viele reden sich ihren Wahn dann schön, indem sie glauben, sie würden Stärke zeigen, in Wirklichkeit aber nur krampfhaft bestimmte Seiten ihrer Persönlichkeit überspielen, statt mit ihnen leben zu lernen (und damit oft einhergehend einer ungeliebten äußeren Wahrheit), bis es irgendwann zu spät ist und ihnen vom ständigen Gehämmer dermaßen der Kopf dröhnt, dass sie nur noch schwindelig vor der Wand taumeln und ein paar letzte Reststösse hinzufügen können.
Herzliche Grüße zurück |
28.03.2022, 15:11 | #12 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Nicht jede psychische Erkrankung geht mit Wahnvorstellungen einher. Manche psychischen Störungen äußern sich z.B. in körperlichen Erkrankungen, wie Magersucht, Selbstverstümmelung etc. Schwere psychische Erkrankungen haben nicht mit der Vortäuschung von Stärke zu tun, sondern gehen meistens mit Angst einher; deshalb ist es schwierig für die Betroffenen, sich die Krankheit einzugestehen und mit ihr leben zu lernen. Die vermeintliche "Stärke" der Betroffenen besteht in Wahrheit darin, sich gegen eine Therapie zu wehren, weil die Angst zu groß ist, die Selbstkontrolle aufgeben zu müssen und für immer als "verrückt" abgestempelt und letztendlich in die Psychiatrie abgeschoben zu werden. Logischerweise wird diese Angst mit einem unüberbrückbaren Misstrauen gegenüber allen Menschen begleitet, was eine Behandlung noch schwieriger macht. Es ist in harten Fällen schier unmöglich, mit den Betroffenen vernünftig über ihre Lage zu reden, so dass es dann nicht mehr ohne gerichtlich veranlasste Einweisung in ein Pflegeheim geht. |
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28.03.2022, 15:56 | #13 |
abgemeldet
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Danke für die Differenzierung Ilka. Du hast natürlich Recht, Angst spielt immer eine große Rolle. Ich habe mich wahrscheinlich auch falsch ausgedrückt: manche glauben nicht, sie seien stark, sondern stellen vielmehr immer wieder eine sich oftmals schon an der Oberfläche als gekünstelt entpuppende Stärke ostentativ zur Schau und versuchen sich einzureden, diese Stärke sei echt (zumindest war das in den von mir erlebten (eher wenigen) Einzelfällen der Fall (aktuell grad wieder einer)). Sehr wahrscheinlich gibt es oft zwischen dem Ausmaß der Angst und der Intensität der Kompensationsversuche einen Zusammenhang; ob auch systematisch kann ich nicht sagen, da bin ich nicht vom Fach. Der Versuch aber, die kompensierenden Phantasmen krampfhaft aufrechtzuerhalten, wenn sie von außen zwanghaft immer wieder mit ihrer Angst konfrontiert werden, kann dann aus der Distanz von Laien wohl als wahnhaft empfunden werden. Korrigier mich gerne bei anderen Erfahrungen / mehr vorhanden Fachwissen
Liebe Grüße |
28.03.2022, 16:13 | #14 | |
Forumsleitung
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Zitat:
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