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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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29.12.2005, 18:31 | #1 |
Fernwehend (Mohntonfolge, stilles Auslauten)
Er hat wieder über die Haut geleckt mit geschlossenen Augen und Blicken. Mit der Zunge die so eitel ist, weil nur in selbstgemachten Löchern Kerben Tiefen das Lied vom heißen Sterben singt, wie sie sagt.
Und siehe, ein letztes Knacken bricht den Halm – Entbundene Wirbel sähen Handgräber dort, an denen ich kniewund verweile ... (so lausche) nieder gelegt nicht die blumen und nichts zu tragen wagt der sinn nur blüten von faulbraunen köpfen fallen zu grabe dahin sie haben blassrotes auf wangen das gleicht zarten furchen von hand und was karg und schwach war verlaufen als schmarren sich reißend verband ein fluss wie das weh heißer lippen so strömt jener schmarren zum meer zieht schlingend das holz eines lebens und still sinkt mein geist hinterher [LIED VOM HEISSEN STERBEN] Ich singe [ Ein Wimmern ist mir ganz Innen. Darüber ein Mantel geflochtener Schlingen.] und schweige die Mohntonfolge – Dass es nun ist, wie begonnen, nur etwas später und fremd Blut weiter. Was ok ist, weil wieder wird, was schon immer gewesen im Treiben aller Tage: Fernwehend ein Gebären toter Kinder. Ich muss an brüchiges Fleisch denken und schmecke Erde klammend im Rachen liegen. Weit darunter eine Erinnerung mit Fingern wie zierlicher Stacheldraht. Fühliges letztes Bitten ... Halt mich aus, atme die Luft an! Doch Asche nur streut aus den Augen Aus Rumpfmitte wächst ein Tod ins Gesicht. leise ver.rauscht ein lied |
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29.12.2005, 18:57 | #2 |
hmm... mist das mit den farben hier... so ist das ende nur halb so gut.
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29.12.2005, 18:58 | #3 |
gesperrt
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Ich weiß, es ist Off-Topic, aber warum, verdammt noch mal, lese ich in diesem Forum so wenig positive Gedichte? Wenn die Welt so schlecht ist, warum ist der Drang zum Guten so gering? Lyrische Resignation in Gewalt- und Trauerphantasien, mich macht das grantig.
Wo ist denn da die hoffnungsvolle Aufbruchsstimmung, die ich und der sehr geehrte Bundespräsident -jenseits unseres Geschlechts- einzig teilen? Die Menschen, die den Leidenden Wege zeigen, aus ihrem Schmerzhorizont zu entfliehn, das Glück und die Schönheit und die Freude zu finden, zu dichten OHNE die Sucht nach Blut, Verletzung oder was auch immer in dieser Richtung, wo sind sie denn? Bin ich etwa der letzte ihrer Art? Man wird mir entgegenhalten ich schreibe nicht frei, weil ich mir Grenzen setzte. Aber das stimmt nicht, denn die Grenzen setzten sich mir von selbst, ohne dass ich es bewußt wollen würde; Nun kann man argumentieren, das gehe den anderen genauso, nur andersherum. Doch ich kann nicht glauben, dass der Mensch zu Dunklem geschaffen ist. Er ist ein Kind des Lichts und strebt dahin. Stimmt es denn, dass Mürbes, Moderiges so mächtig, modern ist, dass es alles, was des Lebens Sonnenseite preist mit in des Kitsches Abgrund reißt? |
29.12.2005, 19:15 | #4 |
@ buddha
also deine positive einstellung zur welt usw. in ehren (- bewahr sie dir von mir aus und bezieh dein weltbild weiterhin aus ansprachen des bundespräsidenten - das ist wahrscheinlich sogar gesund) - wenn du sowas nicht magst und keine antenne dafür has, dann klick halt nicht drauf |
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29.12.2005, 19:29 | #5 |
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Ähem, Joghurt, was sind denn da für Bakterien aus deinem Darm in dein Hirn gewandert?
Ach quatsch, natürlich hast du gemerkt, dass der Vergleich mit dem BuPrä, sarkastisch gemeint war (meine Aufbruchsstimmung sieht ganz anders aus als seine, ich steh nicht so auf Niedriglohnarbeiten respektive Konsum steigernden Kaufwahn [was dazu noch nicht einmal zusammenpasst].) Sicher werde ich, was diesen Themenkomplex betrifft, in Zukunft zum Schweigen verbannt sein (mich selbst verbannen), aber die Kritik wollte ich schon einmal anbringen, denn es is ja nicht so, dass dieser Negativstil ausschließlich ist, sich selbst bedingt, oder? @Alpha: Was hälst du davon, wenn du mal ein positives Gedicht schreibst? Ich hau dafür im Gegenzug auch eins mit viel Blut, Tod, Verwesendem raus EDIT: Hab mir das Gedicht grad nochmal durchgelesen, und je weiter ich kam, desto lauter musst ich lachen. Ich habe mich von einem negativ besetzten Wort zum anderen gehangelt und immer lauter lachte ich. So schlimm ist das Gedicht garnicht, zumindest wenn man sich überwinden kann es aus einer zynistischen Perspektive zu rezipieren. Es wird schon wieder komisch, so traurig ist es konstruiert. Ist Ernst darin, so geht der mir noch immer ab. So und nun steinigt mich |
29.12.2005, 19:37 | #6 |
hüstel buddha - mit den details wollte ich dich gar nicht weiter identifizieren. wenn du gegen ach-so-schlimmen konsum was hast - meinetwegen. ich dachte dir ginge es eher um so positive vibes - os von der grundstimmung her. das halt.
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29.12.2005, 19:48 | #7 | |
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Zitat:
Positive Vibes sind doch nicht automatisch da. Manche Werte glänzen erst im Schatten. Wer Köhlers Auffassung von Wirtschaft, Gesellschaft kritiklos übernimmt, dem kann ich diesbezüglich nicht zustimmen. Ich habe übrigens nichts gegen den ach-so-schlimmen-Konsum, sondern gegen eine bestimmte Propagierung von Konsum durch staatliche "Autoritäten". Und auch dagegen, die Gehirne der der Leute mit schwachsinnigmachender Waschmittelwerbung weichzuspülen. Naja, diese morbiden Gedichte, sie haben etwas davon. Nur riechen sie nicht nach künstlichen Aromen, sondern stinken wie fauliges Fleisch. Ungeniessbar, sofern man nicht grad die Luft anhhält (und Mikrobiologe ist). |
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30.12.2005, 01:56 | #8 |
*gähn* Was soll ich dazu sagen? Ich habe etwas gegen Sonnen-Kuschel-Gedichte. Und alles andere ist, wenn auch nicht offensichtlich, immer von einer Art Schmerz geprägt.
Mag in meiner Natur liegen, aber das meiste "Postive" ist naiv, oberfächlich und langweilig. Wenn du über diesen Text, aus welchem Grund auch immer, lachen kannst - ist mir ehrlich gesagt völlig egal. Überhaupt über (mögliche) Formen des "postiven" und "negativen" Schreibens nachzudenken ... ist mir einfach zu doof. Da ging meine Kraft für Bedeutenderes drauf ... |
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30.12.2005, 13:26 | #9 |
@Ra-Jah: Wie Du selbst schon festgestellt hast, ist diese Diskussion offtopic. In diesem Thread soll das Gedicht von Alpha behandelt werden und keine Grundsatzpositionen definiert werden. Wenn Dich die Frage, warum viele Gedicht düster sind, interessiert, dann erstelle einen entsprechenden Thread im Unterforum "Alles weitere zum Thema" oder "Eure Schreiberfahrungen".
Danke, Don - als Moderator - |
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30.12.2005, 13:37 | #10 |
Ähm ja, hätte ich auch vorgeschlagen, wenn du mir nicht zuvor gekommen wärst. Das Thema an sich ist ja schon interessant ...
Was ich aber zum Text an sich noch los werden wollte: Es handelt sich hier nicht um ein (reines) Gedicht. Lyrische Prosa? Nein, eigentlich ist es Lyrik, die in gebundener sowie ungebundener Form vorliegt und, sagen wir's so, das lyrische Ich in den ungebundenen Stücken stärker erzählend wird, ohne aber die Inhaltsdarstellung/beschreibung an einen extra Erzähler weiterzugeben. Aber mit den Genre-Einteilungen ist das so eine Sache, da das wissenschaftlich korrekte nicht ganz mit den im alltäglichen Umgang eingeprägten Definitionen konform geht. (Wollts bloß erwähnt haben) db.A |
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30.12.2005, 14:35 | #11 |
@ Ra-Jah: Im Grunde ist schon alles gesagt. Aber - Hatte mich geärgert über Deinen Kommentar. Ich fand es dann auch müßig Deine weiteren Ausführungen zu lesen. Letztlich ist doch Poesie Ausdruck einer individuellen Lebenswahrnehmung - auch klar.
@ tagedieb: Mich geht hier jedes Alpha-Gedicht noch mit Nachdruck an. Manchmal muss ich einen Bogen machen ... eben weil. |
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30.12.2005, 14:39 | #12 |
@ tagedieb: Hm, aber du hast keinen Bogen darum gemacht. Bereust du es? Oder, stell dir doch einfach vor, du hast den Text irgendwo gefunden, so, völlig fremd. Das müsste doch helfen (...)
@ Alpha: hmmpf ... |
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30.12.2005, 14:49 | #13 |
@ tagedieb: Vielleicht würde alphas Idee es nur schwieriger machen. Weiß nicht.
@ alpha: tolle Idee. Klappt bestimmt. @ Ra-Jah: "eine Erinnerung mit Fingern wie zierlicher Stacheldraht" ... kennst Du nicht? So glücklich? Aua. |
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30.12.2005, 15:00 | #14 |
@ Tagedieb: Ein Versuch ist es wert. ALLES ist einen Versuch wert.
@ Alpha: Glaubst doch selbst nicht. Du elende Lügnerin. |
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30.12.2005, 15:04 | #15 |
@ alpha: ja
@ alpha: klingt überzeugend @ tagedieb: später |
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30.12.2005, 15:07 | #16 | |
gesperrt
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Zitat:
Ich konstruiere nicht gerne Bilder, die etwas erzählen, was verletzt(e). Von Zeit zu Zeit schon, vielleicht. Aber doch bitte nicht ausschließllch? Und was das Zwielicht jenes Stils angeht, dazu hab ich mich hier schon genug ausgelassen. |
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30.12.2005, 15:15 | #17 |
Ich schreibe auch nicht ausschließlich so. Nur überwiegend ... *tztz*
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30.12.2005, 15:50 | #18 |
abgemeldet
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ui...und ich mag es nach wie vor wie du schreibst...und ich hoffe du wirst keine rosabrillenbdieblümcheninnaivegesichterzaubernged ichte schreiben :-) nene...bleib ma schön dabei...is nahezu perfekt und wunderschön!
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30.12.2005, 16:03 | #19 |
Naja, perfekt will ich (als Perfektionist) mal überlesen haben *g* Aber keine Angst, ich werde nie Blümchenlyrik schreiben. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich aufgrund meines Drangs zur Vielseitigkeit es schon versucht habe. Aber ich war nie mit zufrieden. Und geglaubt hat man es mir auch nicht *grummel*
Naja, ähm ... |
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30.12.2005, 16:38 | #20 |
aber wunderschön, alpha! wie blutegel auf dem herz.
nur das verblassen, das morphologische gegenecho fehlt am ende. das kann nur eine website... nachtrag 22/01/20:11 b-Moll-Fuge... mohntonfolge... endraum.net... |
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30.12.2005, 16:40 | #21 |
Hja ... aber einen Link zu setzen schien mir dann doch ein wenig unpassend ... *seufz*
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