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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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03.12.2010, 15:21 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Schnecke
Jüngst, als ermattet vom mühsamen Tagwerk die Sonne
kaum noch die Reben an östlichen Hängen erwärmte, lag ich im Grase und sorglos genoss ich die Stille. Über mir war nur der Himmel und blinzelnd begrüßte Venus das Schwesterchen Luna in dämmriger Stunde. Grillen zirpen, Käfer brummen, - hör ich Nachtigallen schlagen? - Heimwärts letzte Bienen summen, Imsen mühen sich und tragen Lasten über Stock und Steine. Lautlos fliegen Fledermäuse, Mücken stechen in die Beine. Eine Schnecke mit Gehäuse kriecht gemach auf meine Hand, kühlt mit ihrer Silberspur meinen bösen Sonnenbrand, - ach, wie klug ist die Natur! Ich fasse der Schnecke ganz zart ans Gehäuse, berühr mit dem Finger sehr sacht die Tentakel, sie zieht sich zurück und verbirgt sich empört im Schutz ihrer Kalkschalenhöhle und wartet, begierig zu wissen, was ich mit Mollusken so plane. Schnecklein, musst nicht ängstlich sein, komm heraus aus deinem Haus. Dienst mir nicht zum Gaumenschmaus, spiel nur mit dem Fingerlein, - bin in andrer Weise ein Gourmet, - und bevor ich einen Mord begeh, fällt so manch Wollustelspiel mir ein. |
03.12.2010, 15:37 | #2 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Heinzel!
Wie schön Du uns auf den Arm nehmen kannst. Ein Festival der gastropodischen Genüsse (der gastronomisch beinahe angedrohte Genuß fällt bei mir weg) und der Verskunst. Oktaedrischen Gruß mit Kompliment und (ausnahmsweise hier!) Knicks: Thing (belehrbar, venusisch-lunischer Zwilling) |
03.12.2010, 16:01 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Schnecke
Lieber Thing,
wie käme ich dazu, jemanden auf den Arm nehmen zu wollen? Du willst doch hoffentlich nicht behaupten..., nein, das kannst Du nicht! Ich hätte das Ding in eine andere Rubrik stellen sollen. Aber da war es schon zu spät und mein Schatz hatte das Gedichtlein schon gelesen. Dieser Goldschatz hat eine seltsame Art Gedichte zu lesen: Immer fängt er (der weibliche Goldschatz) mit der letzten Strophe an, ja - und da verstehe ich auf einmal, was ich meine. Dankefür das Lob! Liebe Grüße, Heinz |