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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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08.10.2016, 11:09 | #1 |
Ausritt am Weinberg
Vorbei an Rebe und Traube
auf den Lippen die Süße vom Kuss so reiten wir zur Laube es regnet in einem Guss Das Wasser tropft aus den Sachen schnell prasselt ein Feuer im Herd am meisten wärmt mich dein Lachen auf der Koppel weidet das Pferd Dein Haar kämst du mit den Fingern ich koche uns Tee für die Nacht in deinen Augen schimmert ein zögern ich Antworte mit meinem Blick sacht Wir tuscheln im Schein der Laterne und träumen von großen Gefühlen auch wenn wir beide vielleicht gerne würden lieber die Kissen zerwühlen Wir erzählen dem Mond unsere Geschichte und den Sternen singen wir ein Lied bis die Schatten im Fenster sich lichten und es naht der bittere Abschied Unsre Hände wollen sich nicht lösen und unsre Lippen sind plötzlich verstummt nur ein Versprechen kann uns jetzt erlösen um uns herum die Welt zärtlich summt |
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08.10.2016, 20:48 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Gylon,
Du präsentierst eine behutsam erzählte kleine Episode einer beginnenden Liebesgeschichte. Offensichtlich ist, dass Du auf jegliche Interpunktion verzichtest - dafür wirst Du einen Grund haben, den ich gern wissen möchte. Da ich bei den Äußerlichkeiten bin: Die kleinen Fehlerchen sind leicht zu beheben. Dieser lapidare Vers "auf der Koppel weidet...." lässt mich ratlos. Mit dem verwendeten, bzw. den verwendeten Versfüßen habe ich auch ein kleines Problem. Sehr häufig verwendest Du den Daktylus (den ich liebe), aber es gibt Abweichungen: "Vorbei an Rebe und Traube" = xXxXxxXx wäre leicht zu beheben: "Vorüber an Rebe und Traube" = xXxxXxxXx dann wechselst Du in den vorwärtsdrängenden Anapäst: "auf den Lippen die Süße vom Kuss" = xxXxxXxxX "so reiten wir zur Laube" = xXxxxXx es regnet in einem Guss = xXxxXxX Das Wasser tropft aus den Sachen schnell prasselt ein Feuer im Herd am meisten wärmt mich dein Lachen auf der Koppel weidet das Pferd Dein Haar kämmst du mit den Fingern ich koche uns Tee für die Nacht in deinen Augen schimmert ein Zögern ich antworte mit meinem Blick sacht Wir tuscheln im Schein der Laterne und träumen von großen Gefühlen auch wenn wir beide vielleicht gerne würden lieber die Kissen zerwühlen.........eine unschöne Satzvergewaltigung Wir erzählen dem Mond unsere Geschichte und den Sternen singen wir ein Lied bis die Schatten im Fenster sich lichten und es naht der bittere Abschied....das ist kein schöner Reim auf Lied Unsre Hände wollen sich nicht lösen und unsre Lippen sind plötzlich verstummt nur ein Versprechen kann uns jetzt erlösen......gleicher Reim um uns herum die Welt zärtlich summt Es ist Dein Gedicht und ich weiß, dass sich alles im Autor sträubt, wenn es um eine Überarbeitung geht, meistens mit der Begründung, so sei es vom Herzen gekommen. Du hast hier, wie ich oben sagte, eine hübsche Episode in Reime gefasst. Mein Vorschlag wäre: Vergiss doch einfach mal die einengenden Reime und schreib mal in Blankversen (5 x Jambus, mal mit männlicher, mal mit weiblicher Kadenz). Das könnte sich so anhören(bitte, das ist nur ein Beispiel): Das Regenwasser tropft aus Hemd und Bluse-------xXxXxXxXxXx ein Feuer prasselt bald im Herd und mehr noch-----xXxXxXxXxXx erwärmt dein zauberhaftes Lachen mich------------xXxXxXxXxX Mit besten Grüßen, Heinz |
09.10.2016, 17:17 | #3 |
R.I.P.
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Lieber Gylon,
die zweite Strophe gefällt mir am besten. An den Anregungen von Heinz ist was dran, aber ich würde nicht in Blankverse wechseln. Liebe Grüße von Thing Übrigens habe ich gerade d i e Liebesszene in einem bezaubernden Roman gelesen. |
09.10.2016, 17:32 | #4 |
Lieber Heinz,
vielen herzlichen Dank für die Intensive Auseinandersetzung mit meinem Text! Ich scheue mich eigentlich nicht, Texte zu überarbeiten. Besonders nicht, wenn Annregungen an mich heran getragen werden. Ich bin da eigentlich pflegeleicht, so lang ich mich in meinem Text wiederfinde. Texte kommen bei mir grundsätzlich aus dem Kopf, auch wenn mein Bauchgefühl ein Wörtchen mitzureden hat. Meine Interpunktion ist nicht besser wie meine Rechtschreibung, und ich möchte die Leser nicht unbedingt mehr verwirren als nötig. In meinen Kommentaren und Prosatexten setzte ich sie, aber immer mit einem äußerst unsicheren Gefühl. Dass ausgerechnet mir, der Drang zu schreiben und zu veröffentlichen in die Wiege gelegt wurde, sehe ich eigentlich als schlechten Witz, aber ich habe es fast zwanzig Jahre geschafft dem Drang zu widerstehen. Doch dann musste es raus, die Eitelkeit siegte. Da mir bis jetzt netterweise das Gefühl vermittelt wurde, das meine Textideen nicht ganz daneben sind, haben wir jetzt den Salat. Der Rhythmuswechsel S1V1 zu S1V2 stört mich eigentlich nicht. Bei deinem Vorschlag „Vorüber“ gefällt mir der Klang besser, da das ü bei Süße noch einmal auftaucht. „Auf der Koppel weidet das Pferd“ ist in erster Linie dem Reim geschuldet. Ich konnte mich mit dem Bild aber anfreunden, da es für mich eine Ruhe und Harmonie ausstrahlt die mir gut gefiel. Die Satzvergewaltigung „würden lieber die Kissen zerwühlen“ gefällt mir auch nicht so gut, dafür aber das Bild und als Überleitung zur nächsten Strophe. Ich hatte über alternativen nachgedacht, aber keine brauchbare Lösung gefunden. Der Reim Lied / Abschied ist für mich völlig OK. Der gleiche Reim bei lösen / erlösen ist nicht so schön. Ich hatte zwar eine alternative, aber die hätte die Geschichte anders ausgehen lassen. Ich lasse den Text noch mal ruhen. Im Augenblick bin ich noch zu nah dran im Kopf und mit den Bildern gefangen. Danke noch einmal! Liebe Grüße Gylon Liebe Thing, „Übrigens habe ich gerade d i e Liebesszene in einem bezaubernden Roman gelesen“ Das ist ja amüsant! Ich stand vor einigen Tagen in der Küche und verzehrte Weintrauben, während ich darauf wartete, dass der Tee fertig zieht. Eine Reiterin kam vorbei die offensichtlich vom Weg abgekommen war. Kurze Zeit später entstanden dir ersten Zeilen. Dankeschön! Liebe Grüße Gylon |
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09.10.2016, 23:05 | #5 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Lieber Gylon,
ich bin ja schon mal heilfroh, dass Du mein Zerpflücken nicht als bösartigen Eingriff in Dein Gedicht empfunden hast! Mit dem Reim "Lied - Abschied" liegst Du (leider) völlig daneben, weil Du nur auf die "ied"-Endung schaust. Du musst schon den "Kontext" dazu nehmen: Wir erzählen dem Mond unsere Geschichte und den Sternen singen wir ein Lied bis die Schatten im Fenster sich lichten und es naht der bittere Abschied Vor "Lied" steht das unbetonte "ein"; würdest Du "ein Lied" so sprechen wie "Abschied", fiele Dir sofort auf, was ich meine. "Mit Tränen sah ich, wie sie von mir schied"----ein Lied - mir schied ,das wäre eine reimmäßig saubere Lösung. Gruß, Heinz |
16.10.2016, 14:32 | #6 |
Lieber Heinz,
habe ich verstanden! Worauf ihr so alles achtet. Dankeschön! Liebe Grüße Gylon |
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16.10.2016, 20:57 | #7 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.492
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Gefällt mir auch richtig gut, diese einfache Atmosphäre die das Gedicht verbreitet.
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16.10.2016, 22:03 | #8 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.492
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Stimmt, hab ich auch schon verlernt, das mag ich bei Gylon auch. Irgendwie muss ich immer an Toni Mahoni denken, gemixt mit jemandem den ich früher mal kurz kannte. So ein entspanntes betrachten, aber doch irgendwas vorkramen was dem Ottonormalperfektionisten nicht aufgefallen wäre.
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16.10.2016, 22:24 | #9 |
R.I.P.
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Das Wasser tropft aus den Sachen
schnell prasselt ein Feuer im Herd am meisten wärmt mich dein Lachen auf der Koppel weidet das Pferd Das ist ein Beispiel für "Reim dich oder ich fress dich". Die Strophe zeigt eigentlich eine enge Dramaturgie a) Istzustand, nicht wirklich angenehm b) Gegenmassnahmen, schaffen Abhilfe und versprechen Zukunft c) Transfer, die Wärme des Feuerbildes wird zum Vergleich herangezogen für die Beziehungswärme, die am wärmsten wärmt. Ja, und da ist die Strophe nun zu Ende, aber es fehlt noch ein Reim. Das ist ein insgesamt kleines Problem. Ich stelle mir vor, der gnaze Text ist so gehalten, etwas lakonisch, mit banalen Feststellungen in jeder vierten Zeile. Aber da sind andere Strophen, da geht es wild drunter und drüber, verstechnisch wie grammatikalisch. Deshalb wollte ich nur an dieser, der in meinen Augen schönsten Strophe, aufzeigen, welche Schwäche sie allenfalls zur Stärke umwandeln könnte. Gute Nacht Url |
21.10.2016, 17:23 | #10 |
Lieber Jonnny,
ich freue mich wieder sehr, dass du den steinigen Weg zu meiner kleinen Laube am Weinberg gefunden hast und wohlwollende Worte hinterlässt. Wir scheinen die gleiche Wellenlänge zu haben, aber das ist uns glaube ich nicht wirklich neu. Dankeschön! Lieber Dr. Frankenstein, ich weiß zwar nicht, wer Tony Mahoni ist, aber das „entspannte betrachten“ und die „einfache Atmosphäre“ gefallen mir schon gut. Ich danke Dir sehr für dein Gefallen! Lieber urluberlu, einen lieben Dank für deinen Kommentar und deine Analyse. Dass es in meinen Texten zumeist drunter und drüber geht, dürfte dich eigentlich nicht mehr überraschen. Ich würde auch gern alle meine Schwächen in Stärken umwandeln, aber irgendwie klappt dass aus verschiedenen Gründen nicht immer so, wie ich mir das vorstelle. Manchmal will ich auch einfach nicht. Aufgrund eurer Anregungen habe ich noch einmal Kleinigkeiten verändert. Ich befürchte, ich bin für dich nicht radikal genug zu Werke gegangen, aber vielleicht habe ich zumindest etwas optimiert. Liebe Grüße Gylon Ausritt am Weinberg Vorüber an Rebe und Traube auf den Lippen die Süße vom Kuss so reiten wir zur Laube es regnet in einem Guss Das Wasser tropft aus den Sachen schnell prasselt ein Feuer im Herd am meisten wärmt mich dein Lachen das Unwohlsein macht einfach kehrt Dein Haar kämmst du mit den Fingern ich koche uns Tee für die Nacht in deinen Augen schimmert ein Zögern ich antworte mit meinem Blick sacht Wir tuscheln im Schein der Laterne und träumen von großen Gefühlen dabei würden wir doch so gerne viel lieber die Kissen zerwühlen Wir erzählen dem Mond unsere Geschichte und den Sternen singen wir ein Lied bis die Schatten im Fenster sich lichten und die Nacht langsam von uns schied Unsre Hände wollen sich nicht lösen und unsre Lippen sind plötzlich verstummt nur ein Versprechen kann uns jetzt erlösen um uns herum die Welt zärtlich summt |
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21.10.2016, 22:19 | #11 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Schöne Worte aus deiner Feder.
Ja, für romantisch veranlagte Frauen, wie mich, ist das genau das Richtige. Ach, wär ich gern dabei gewesen...., als Hauptdarstellerin natürlich. Danke für´s "Lesendürfen", es grüßt Unar |
21.10.2016, 22:25 | #12 |
R.I.P.
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Mir gefällt die Originalfassung besser.
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22.10.2016, 23:13 | #13 |
abgemeldet
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für mich wein-ehrliche pornografie
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13.11.2016, 20:56 | #14 |
Liebe Unar die Weise,
danke für diesen wirklich schönen Kommentar! Ich freue mich sehr, dass der Text eine romantische Stimmung bei Dir erzeugt hat. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass dies nicht in meiner Absicht gelegen hätte. Das es mir scheinbar geglückt ist stimmt mich zufrieden. Was will man als Schreiber mehr. Danke! Liebe Grüße Gylon Liebe Thing, du hast die Freie Auswahl Liebes Ralfchen, lange warst du fort. Schön das du noch aktiv bist. Ich hoffe du tauchst nicht nur auf, weil es dir an Inspiration fürs Malen fehlt, oder dir einfach die Farben ausgegangen sind. Das Wort Pornografie, scheint mir doch leicht überzogen im Bezug zu meinem Text. Das du ehrlich weinen musstest, beweist wieder einmal mehr, das sich hinter deinem harten Kern auch nur ein Weichei versteckt. Willkommen im Club! Liebe Grüße Gylon |
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14.11.2016, 23:59 | #15 |
alle so vorsichtig
auch orloberlo nur das ralphchen nicht. bin ich nicht so abgeschieden im nichtssehen. ich mag nur: "Dein Haar kämst du mit den Fingern ich koche uns Tee für die Nacht" ansonsten: gereimte privatheit. ich irre gern, gylon. |
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28.12.2016, 11:17 | #16 | |
Lieber fennigpfux,
Zitat:
Liebe Grüße Gylon |
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