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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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21.08.2008, 20:20 | #1 |
Trauerweide
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neigen sich alle tausend Gesichter von ihr zu Boden. Schwere auf der Kopfhaut schwelgt. Um das Grau des Bodens zu bestaunen, hineinzusprechen, um vielleicht die Toten zu erwecken. Nur die Äste, der Stamm, alles Geschlossene, Hängende, Baumelnde - Umgriffenes im Wind; alles dies markant, ist Lacrimosus. Die Blütenkätzchen schnurren. Diözisch klaubt sich das Grün ein Hermaphroditengeschlecht. Findet es nicht. Trauert. Und heiratet dann christlich. Trauernd ergeben sich alle tausend Antlitzer von ihr dem Gewicht des Laubkleids. Baumkrone schwärt. Schon auf dem Thron verwurzelt, doch nun tritt sie ab. Und vielleicht sind es die Wechseljahre, die die Misteln in ihr Haar locken. Sukkulent war sie. Doch nun geschieht ein Samenbegräbnis. Und was des nächtens so an Blitzkrieg wütete! Rauschte um ihren Torso doch einmal ein Feuer, keimt nur totes Holzfleisch noch! Segnendes Licht, das eine Kerbe in die Rindhaut reißt! Und vielleicht rührt Miserdendrie. Ängstlich verstecken sich die Augen in der hohen Krone. Blumengewesenes räkelt an ihren Füßen sich. Der Stamm ist wie ein Windstillsturm. Standhaft! Aus der Reihe stehend. Uneingliederbar. Entwaffnend. Vielleicht schleppt depressives Denken Körper mit. Geht den Totentanz wurzeln. An dir überall die Narben, die erzählen von dem Klingenwind, der wiederfahren. Ihr Name klingt schon tags nach Düsterem. Das bitt're Hautharz blutet jahrelang in Regel - menstruiert sich durch die Furchen. Und doch: tote Räume schenket dir, was der Hügel nicht weiß - aber bietet. Nähre dich an der Wolle deines Bettes! Schlage nur Wurzeln in meinem Geist! Bis endlich ein Himmelschrei sommers dich doch farbenfroh macht, aber nicht wärmen kann hin und wieder. |
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22.08.2008, 20:00 | #2 |
Gefaellt sehr gut.
Ich liebe die "Kraftausdruecke" die wild durch die Weiten gewirbelt werden, um sich spaeter wieder zusammen zusetzen zu einem Schwachen Ding an sich. Irgendwie habe ich das Gefuehl ein angedeutes Alpha und Omega, durch diesen witzigen Baum zu erleben. |
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22.08.2008, 20:07 | #3 | |
Zitat:
Anfang und Ende, wie du sagst, Alpha und Omega, Geburt und Tod, die Passion eines Menschen in Angst. Dargestellt anhand eines Baumes, der Trauerweide. |
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