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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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23.07.2009, 07:22 | #1 |
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Auschwitz
In Reihen stehen die brennenden Särge,
begierig zu fressen die Leichenberge, die Lohen lechzen nach dünnem Fleisch, das ist ihr Heilsgruß ans Deutsche Reich. "Da stöhnt ja einer, der ist noch nicht tot!" "Mein Junge, das tut dem Teufel nicht not, mach deine Arbeit, laß mich in Ruh, schieb ihn hinein, mach die Klappe zu!" Und die feurigen Zungen beißen sich in das schreiende, heulende Federgewicht, das dem Todesgase wie Wunder entronnen, doch dem Flammenfraß kann es nicht entkommen. Dies ist die grausamste Stätte auf Erden, die dazu verdammt, gleich zweimal zu sterben, mager, entwürdigt und ganz ohne Kleider durch die Hände der Todesfabrikarbeiter. © Ilka-M., 31. Januar 2007 |
23.07.2009, 12:56 | #2 |
Liebe Ilka..
es freut mich immer..wenn sich jemand an ein solches Thema wagt und ich finde du hast das toll gemeistert. Gruß A.D. |
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23.07.2009, 13:37 | #3 |
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Lieber AnDi,
ich habe mal gelesen, daß es so in den Krematorien zugegangen sein soll. Es muß schrecklich für die Menschen gewesen sein, die in Akkordarbeit die Leiber in die Öfen schoben, um selbst noch eine Weile zu überleben. Ich mußte das einfach irgendwie verarbeiten. LG Ilka-M. |
23.07.2009, 15:34 | #4 |
Irre, wie du so gekonnt ein solch ernstes, und schweres Thema umsetzt!
Dein Gedicht erinnert mich sehr an das Lied. Leben von Pur. Echt gelungen, gut gemacht! |
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23.07.2009, 15:52 | #5 |
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Sonja, den Song und die Gruppe kannte ich nicht, habe mich soeben im Internet darüber informiert. Danke für den Hinweis.
LG Ilka-M. |
23.07.2009, 16:04 | #6 |
Kein Problem.
Es schoss mir nur sofort in den Kopf. |
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23.07.2009, 20:35 | #7 |
hallo ilka..
das kann ich dir nachfühlen..aber es ist schwer für etwas worte zu finden..für etwas das einem die sprache verschlägt. gruß a.d. |
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23.07.2009, 21:06 | #8 |
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AnDi,
ich hatte mich für das Thema der Judenverfolgung entschieden, als ich mich für das Begabtenabitur vorbereitete. Das Thema meiner Prüfungsarbeit waren die Judengesetze zwischen 1933 und 1939. Unserschwer erkennbar an den Daten: Von der Machtergreifung bis zum Überfall auf Polen (= Beginn des 2. Weltkriegs). Als ich in dieser Phase war, kam die Diskussion über die Judenverfolgung in Deutschland richtig hoch - aber ausgerechnet durch eine US-Fernsehserie, nämlich "Holocaust", mit der Meryl Streep ihren Durchbruch hatte. Ich bin heilfroh, ein Kind der 50er gewesen zu sein. Besser konnte es nicht laufen. Vorher war's Scheiße, und nach mir ist' s auch Scheiße. Sorry für die krassen Worte. Trotzdem einen schönen Abend, Ilka-M. |
10.08.2009, 21:42 | #9 |
Ich finde dein Gedicht sehr bewegend und die Bilder, die durch deine Methapern heraufbeschworen werden, spiegeln dieses menschliche Grauen sehr stark wieder.
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11.08.2009, 01:57 | #10 |
Forumsleitung
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Danke, Miri. Das Schlimme ist, daß der Mensch zur Grausamkeit veranlagt ist, auch wenn wir das nicht gerne zugeben. Stammesfehden, Hexen- und "Ketzer"-verbrennungen, Judenverfolgung, Kulakenmord, künstlich geschaffene Hungersnöte, "medizinische" Versuche an Wehrlosen, Kindesmißbrauch und Prostituiertenmord vor der Kamera, Massenvernichtungswaffen - die Liste scheint mir endlos zu sein. Aber das ist die Geschichte der Menschheit.
LG Ilka-M. |