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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 06.07.2012, 23:03   #1
männlich AndereDimension
 
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Standard Ostfront (Die Lieder der Vergessenen)

Ostfront (Die Lieder der Vergessenen)

Das Blut steht in den Stiefeln der Soldaten,
Der Krieg hat lang der Wolga Hass gesät,
Ein Oberst, der zum feigen Rückzug rät,
Gesellt sich zu den Todeskandidaten.

Der letzte Brief verfehlt den Adressaten,
Ein mütterlicher Trost, er kommt zu spät,
Gefreite, die noch in der Pubertät,
Sie folgen ihrem Bruder, tragen Spaten.

Und Lieder legen tausend kleine Brände,
Ein lockend süßer Ruf liegt in der Nacht,
Auch Tränen, die in Richtung Heimat führen.

Die Liebe gab uns Rosen in die Hände,
Doch hat sie sich die Dornen ausgedacht,
Damit wir sie in Demut sanft berühren.
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Alt 07.07.2012, 02:01   #2
weiblich C.Alvarez
 
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Hallo AD,

dein Gedicht kommt mir für das Thema fast zu gut vor. Zu schön, zu blumig - ich weiss nicht - ich vermute du schreibst über den 2.Weltkrieg. Der Kampf in Russland. Aber in so schönen, gesetzten Worten? Ich vermisse das Leiden, das Grauen, den Schmerz. Und - ich vermisse die russischen Soldaten, die kommen überhaupt nicht vor. Gut, aus deutscher Sicht verständlich, dennoch...
Ein sehr schöner Text, aber, verzeih, für mich für das Thema zu schön.

Liebe Grüsse

CDP
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Alt 07.07.2012, 05:38   #3
weiblich Ilka-Maria
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Das stößt mir sauer auf, vor allem der "feige Rückzug". Ich nehme an, es war nicht gewollt, daß in diesem Gedicht so viel Verherrlichung und Verbrämung angesammelt ist. Ich gehe sogar davon aus, daß Dir der Unterton nicht bewußt war.

Der erste Vers ist sogar richtig gut ... aber dann ...

Trotzdem liebe Grüße an einen großen Dichter,
Ilka
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Alt 07.07.2012, 07:34   #4
weiblich Ex-Nitribitto
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Standard Ostfront

Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber ich nehme an, so ganz jung bist du auch nicht mehr und solltest Zeit genug gehabt haben, dich über den zweiten Weltkrieg - und gerade über Stalingrad - zu informieren. So ganz blind wie ein Hühnchen sollte man nun doch nicht durch die Welt gehen, sonst stößt man sich das Köpfchen. Was du hier ablässt, ist Landserromantik allerschlimmster Provinienz, anders schrieben das die Nazidichter auch nicht. Und wer bezeichnete jeden Rückzug als feige? Ich denke, das sollte dir bekannt sein. Komm mal wieder zu dir.

Ich bin entsetzt, dass du nicht einschätzen kannst, was du mit deinem dümmlichen chauvinistischen Gereime anstellst. Dies, deine Ahnungslosigkeit, will ich zumindest zu deiner Entlastung annehmen. Ich habe allerdings schon mehrere Texte von dir gelesen und dadurch den Eindruck gewonnen, dass du dich zumindest in äußerst reaktionären Kreisen bewegst, um es mal so zu sagen. Zumindest weisen fast alle deine Texte Gedankengut aus, das auf bestimmte Kreise hinweist.

Ich fordere die Verantwortlichen dieses Blogs auf, diesen Text sofort zu entfernen.

Gruß, Keinreim
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Alt 07.07.2012, 07:55   #5
Thing
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Halli Hallo, Keinreim -

von Ilka-Marias berechtigtem Einwand abgesehen:

"...hat lang der Wolga Hass gesät" ist eine etwas unglückliche Wendung in meinen Augen.
Du meinst der Wolga entlang/die Wolga entlang, nehme ich an.
Dafür steht der Ausdruck längs, aber der ist auch nicht so besonders.
Warum nicht schlicht und einfach "...an der Wolga".
Wer Dein Gedicht liest, weiß , worum es geht.
(Sehe ich bei den Liedern auch "Lili Marlen", das von den Soldaten so geliebt wurde?)

Ich finde es gut, daß Du Stalingrad in Erinnerung rufst, wenn ich auch die Form etwas arg süßlich finde.
Es waren nämlich keine Rosen, es waren Disteln und Kameldorn.

LG
Thing
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Alt 07.07.2012, 08:38   #6
männlich AndereDimension
 
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Hallo Corazon de Piedra
Hallo Ilka - Maria
Hallo Keinreim

Nicht aus Unhöflichkeit, aber wegen der Vereinfachung...versuche ich euren Fragen und Einwände in einer Antwort gerecht zu werden:

Zunächst; auch wenn ich "nur" zu den Enkeln dieser Generation gehöre, weiß ich sehr gut über diese Zeit bescheid. Der Autor hat immer auch eine Bringschuld
( Ausdruck, Wissen, Recherche....) und der Leser im gewissen Maße auch eine Holschuld...wenn er sich zum Inhalt äussert. So reflektieren z.B. deine Antworten, Keinreim, in keinster Weise mein Gedicht...im Gegenteil...deine Antworten verraten mir eine vorgefasste Meinung und eine recht eindimensionale Interpretation. Ich schreibe nicht von Stalingrad...sondern von der Ostfront und ich schreibe weder politisch...noch verherrliche oder romantisiere ich.

Zitat:
Das Blut steht in den Stiefeln der Soldaten,
Der Krieg hat lang der Wolga Hass gesät
,

Das Blut in den Stiefeln steht für die langen Märsche
und der gesäte Hass entspricht einfach nur der Tatsache.

Zitat:
Ein Oberst, der zum feigen Rückzug rät,
Gesellt sich zu den Todeskandidaten.
"feige" in den Augen derer die ihn richten - und nicht in meinen Augen.

Zitat:
Der letzte Brief verfehlt den Adressaten,
Ein mütterlicher Trost, er kommt zu spät,
Gefreite, die noch in der Pubertät,
Sie folgen ihrem Bruder, tragen Spaten.
Das ist der Kern des Gedichtes. Es geht nicht explizit um den Krieg, sondern in erster Linie um die Schicksale extrem junger Männer. An der Ostfront waren sehr viele 17 -18 -19 -jährige. Kindern die an eine Front "geprügelt" wurden irgendeine Schuld zuzuweisen...entbehrt jeder Grundlage.
Das waren in erster Linie keine Krieger, sondern Menschen - und speziell um diese jungen Leute geht es mir auch. Was wahrscheinlich viele von euch nicht wissen; Denen die in Gefangenschaft kamen, wurde diese Zeit nicht bei der späteren Rente angerechnet - als hätten sie 7 oder 8 Jahre einfach nur Urlaub gemacht. Das ist eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit...die nur durch eine fehlende Lobby überhaupt so geschehen konnte. Diese Jugendlichen hatte keine andere Wahl - sie wurden ihren Müttern entrissen um für ihr ihr Land zu kämpfen -und dieses Land hat seine Kinder einfach vergessen.

Das Schicksal derer die an der Ostfront in Gefangenschaft kamen, war einfach einfach ein ganz anderes als derjenigen die im Westen dem "Feind" in die Hände fielen.

Wer sich zu diesem Thema informieren möchte....dem empfehle ich " ERINNERN - um nicht zu - VERGESSEN" von Wilhelm Sauer.
Hier schreibt ein "einfacher" alter Mann in einfachsten und verständlichen Worte...ohne jeden Pathos...und ohne jede Romantik. Der Autor ist mein Nachbar - ich weiß wovon ich rede.

Ich würde mein Gedicht immer wieder so schreiben...denn es ist in jeder Hinsicht perfekt.

Euch allen mein Dank und viele Grüße
A.D.
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Alt 07.07.2012, 08:42   #7
Thing
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Halli Hallo, AD -


Ein Oberst, der zum feigen Rückzug rät,
Gesellt sich zu den Todeskandidaten.


stimmt nach Deiner Erläuterung natürlich voll und ganz.
Ich hatte anders interpretiert. Um keinen Zweifel zu lassen, hätte ich feige in Gänsefüßchen gesetzt.

Gut, daß Du so ausführlich geantwortet hast!


LG
Thing
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Alt 07.07.2012, 10:50   #8
weiblich Ilka-Maria
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Lieber AnDi,

ich habe aufgrund Deiner Ausführungen das Gedicht nochmal gelesen. Leider kommt es aber nicht so rüber, wie es in Deinen Erklärungen steht. Es ist ein Unterschied, ob ein Dichter einen Rückzug als feige bezeichnet, oder ob der Rückzug von der Staatsführung als feige beurteilt wird. Letzteres geht aus dem Gedicht aber nicht hervor, es liest sich vielmehr wie die Meinung des Dichters. Auch ändern Deine Erklärungen nichts an dem romantischen Unterton.

Den Kommentar von Keinreim finde ich allerdings überzogen. Dich in die reaktionäre Ecke zu stellen ist völlig daneben.

Liebe Grüße
Ilka
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Alt 07.07.2012, 21:07   #9
weiblich C.Alvarez
 
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Zitat:
Zitat von AndereDimension Beitrag anzeigen
Ich würde mein Gedicht immer wieder so schreiben...denn es ist in jeder Hinsicht perfekt.
Ein toller Satz! Dafür bekommst du von mir die volle Punktzahl

An deinem Gedicht habe ich nur bemängelt, dass es mir für das Thema zu sanft war. Mehr nicht.
Ich habe sofort verstanden, was mit "feigem Rückzug" gemeint war, und wäre nie auf die Idee gekommen, deinen Text mit NS Propaganda Dichtungen zu vergleichen oder gar von Landserromantik zu sprechen.
Und jetzt gar eine Löschung zu fordern, das halte ich nicht für überzogen, das halte ich für den total sinnfreien Quatsch.
Dein Kommentar und wiederholtes Lesen machen mir dein Gedicht immer verständlicher und ich habe jetzt den Zugang zu dem Text gefunden.
Dass ich zunächst die fehlenden russischen Soldaten bemängelt habe, ziehe ich zurück, ich habe mittlerweile erfahren, was die mit unschuldigen Frauen und Mädchen gemacht haben.

Liebe Grüsse an den Dichter dieses perfekten Werkes

Corauon
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Alt 08.07.2012, 11:46   #10
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Hallo Thing,

"lang der.." ist umgangssprachlich und somit vielleicht verwirrend...da gebe ich
Dir gerne Recht. Geographisch gesehen ist es richtig...denn das Heer musste
den Fluss überqueren (wobei viele ertranken..).

Ich halte meine Gedicht nicht für zu romantisch...denn ich erzähle ja nicht über den Krieg...sondern von Gefühlen während dieses Krieges. Gefühle sind überall gleich...hier spielt nicht der Ort...sondern die Situation die entscheidende Rolle.
Du kannst Tage alleine auf den höchsten Gipfeln der Welt verbringen und dich dabei geborgen fühlen...du kannst dich aber auch unter tausenden von Leuten einsam sein.

Zitat:
Es waren nämlich keine Rosen, es waren Disteln und Kameldorn.
Die Rosen haben hier mit dem Krieg nichts zu tun. Sie stehen für das Schöne...das Wertvolle...das wir immer wieder mit Füssen treten...weil wir es
entweder vereinnahmen oder zerstören.

Danke und viele Grüße
A.D.
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Alt 08.07.2012, 11:55   #11
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Liebe Ilka Maria

warum willst Du diesen jungen die Romantik nehmen? Hat nicht jemand der sich im Krieg befindet auch das Recht sich nach seiner Familie...nach der Heimat zu sehnen? Was unterscheidet ihn von jemanden der im Dschungel mit dem Flugzeug abstürzt und wochenlang umherirrt?. Die meisten dieser Männer gingen nicht freiwillig in den Krieg und schon gar nicht freiwillig an die Ostfront. Nur weil man eine Uniform trägt, legt man nicht automatisch seine Gefühle ab.

Ebenso stehe ich auch zu dem "feige"...denn nur so erklärt sich auch der Todeskandidat. Übrigens ist ein Gedicht grundsätzlich immer losgelöst vom Autor
zu betrachten.

Viele Grüße
A.D.
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Alt 08.07.2012, 11:58   #12
männlich AndereDimension
 
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Hallo Corazon De Piedra

ich hatte an deinem Kommentar auch gar nichts zu bemängenl.

Meine Antwort richtete sich in erster Linie an Keinreim...denn ihren/seinen
Kommentar halte ich für unangemessen und darüber hinaus auch für
unqualifiziert.

Viele Grüße, A.D.
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Alt 08.07.2012, 11:58   #13
Thing
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Ja, AD -

ich habe da wohl zu vorgefaßt gelesen.
Loriot hat seinen schlimmsten Frontstunden Shakespeare-Sonette gelesen und auswendig gelernt, was ihm, wie er erzählte, das seelische Leben rettete.
Das sind Rosen.

Verrzeih, wenn ich zu kurzsichtig (auf Plivier eingeschränkt) gelesen habe.
Das ist manchmal so, wenn man fixiert ist, ohne es zu bemerken.

Aber in meinen Augen hast du auch schon lobende Böcke geschossen.

LG
Thing
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Alt 08.07.2012, 17:25   #14
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von AndereDimension Beitrag anzeigen
Liebe Ilka Maria

warum willst Du diesen jungen die Romantik nehmen? Hat nicht jemand der sich im Krieg befindet auch das Recht sich nach seiner Familie...nach der Heimat zu sehnen?
Ja, das Recht hat jeder. Aber dieses Recht nützt einem Soldat wenig, er braucht Hoffnung und Mut und die Gewißheit, sich auf seine Kameraden verlassen zu können. Ich habe auch Kriegsgedichte geschrieben, aber die fallen weit nüchterner aus. Ich will hier auch keine Links dazu einstellen, denn ich finde es ausreichend, meine Ansicht im Kommentar abzugeben. Und es ist Dein Faden.

Wir beide kennen den Krieg nicht aus eigener Erfahrung, nur aus den Erzählungen unserer Väter und Großväter. Und das läßt mich genug erschauern. Mir wäre es nicht möglich, ein Gedicht in dem Tenor zu schreiben, wie Du es getan hast. Ich kann mich da in keine Romantik oder Heimatsehnsucht hineinfühlen. Krieg ist für mich das nackte Grauen, und nur so kann ich darüber schreiben.

Ich weiß, daß Du einer der fähigsten Schreiber in diesem Forum bist, wenn nicht der beste überhaupt - aber an der Umsetzung dieses Themas scheiden sich unsere Geister.

Die Schlußszene in dem Film "Im Westen nichts Neues" ist (scheinbar) romantisch: Die gehöhlten Hände des Soldaten, um im Schutt und Dreck einen Schmetterling zu umfangen - und dann der Kopfschuß.

Oder das Ende im Film "Zeit zu lieben und Zeit zu sterben": Ein kurzes Zögern im Angesicht des Feindes, weil man den Sinn des Tötens in Frage stellt - aber der Gegner ist pragmatischer und schießt.

Und noch ein Beispiel aus der Realität: Ein junger Verwandter von mir, der im besetzten Frankreich gefangene Resistenzler in einem Pariser Gefängnis abliefern mußte, erschoß sich, weil er die Schreie der Gefolterten nicht mehr ertragen konnte. Der dachte mit Sicherheit nicht eine Sekunde lang an die Familie daheim, denn die konnte sein Problem nicht lösen.

Im Gegenteil: Als die Bombardierungen auf die Städte losgingen, wünschten sich viele Soldaten, die auf Urlaub waren, wieder an die Front, weil sie gar nicht wußten, wie sie ihre Familien hätten schützen sollen. Sie waren heillos überfordert.
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Alt 10.07.2012, 20:37   #15
weiblich Ex-Nitribitto
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Standard Ostfront (Die Lieder der Vergessenen)

Andere Dimension, der Text ist schlimmster Landserkitsch, Goebbels hätte ihn propagandistisch benutzt. Kitsch gefällt immer, er ist süß, er ist sentimental, er ist eingängig, er hat so etwas wie Ewigkeitswert. Mit ernsthafter Literatur hat dieser Text nicht im geringsten zu tun. Es ist nicht der erste Text, den ich von dir lese, und ich gestehe, mir hat noch nicht einer gefallen, mich ergriff immer ein kleines Schütteln angesichts der Sentimentalität, die überall präsent war. Aber, wie gesagt, Kitsch gefällt immer, und weniger kritisch denkende Menschen halten ihn für Kunst.

Nun ist das aber nicht irgendein Kitsch, über den man abwinkend hinweggehen kann. Dieser Text hat eine Prämisse, eine Absicht - wie jeder Text. Ich lese aus dieser Überhöhung heraus, dass es den Hitler-Soldaten schlecht erging an der Ostfront, als es mit dem Siegen Asche war. Ostfront, das wusste jeder Rekrut, das war ein potentielles Todesurteil, da stach die Wehrmacht nicht mehr "mit dem Messer rein wie in Butter" wie beim "Blitzkrieg" gegen Frankreich, besonders nicht, als die Tour wieder nach hinten losging.

Es ist doch nichts Neues, dass unter Soldaten Kameraderie herrschte und wabernde Sentimentalität, wenn sie an ihre "Lieben zu Hause" dachten, gerade in Zeiten, als es nicht mehr ums Siegen, sondern ums nackte Überleben ging, und wenn dann das Grammophon noch "Lili Marlen" spielte, kamen ihnen die Tränen, aber nicht darüber, dass sie soeben Menschen getötet haben, sondern dass es im Schützengraben nicht so gemütlich war wie zu Hause auf Mutterns Sofa. Natürlich haben auch die Nazisoldaten ganz normale menschliche Gefühle gehabt, es gab ja auch einige junge Männer, die durchaus nicht zum Barras wollten (auf Verweigerung stand oftmals das Bataillon 999 oder sogar die Todesstrafe), aber die meisten waren derart manipuliert und, Andere Dimension, von Herzen froh darüber, dass sie endlich, endlich gegen "Untermenschen" kämpfen durften - im Namen des Führers! Ich wäre sehr vorsichtig in meiner Einschätzung, wenn sich so ein ehemaliger Hitler-Soldat an seine Kriegszeit erinnert. Bist du sicher, dass deine Informanten nicht in Kriegsverbrechen eingebunden waren?

Du bestreitest, dass du Stalingrad meinst. Bekanntlich liegt diese Stadt aber an der von dir erwähnten Wolga. Kiew in der Ukraine konnte es also nicht sein, aber auch Kiew war Ostfront, dort siegte man noch, jedenfalls vor dem "feigen Rückzug" (in dieser Formulierung ist es Autorenmeinung, was meine Ansicht über den Text noch bestärkt). Und Kiew war vor allem Babi Jar, wo auch die Wehrmacht nachweislich mitgemordet hat. Nur zur Richtigstellung.

Noch mal zur Absicht dieses Textes. Wenn du es vielleicht in deiner Naivität und Ahnungslosigkeit nicht beabsichtigt haben solltest, sondern dich lediglich auf das Leiden der Soldaten konzentrieren wolltest - herausgekommen ist eine Verherrlichung des Soldatenlebens, und nicht irgendeines Soldatenlebens, sondern des Lebens der Hitler-Soldaten. Deutlicher kann man es dir doch nicht schreiben.

Corazón, dieser Text handelt vom schlimmsten Kapitel deutscher Geschichte. Ich denke, dass dein Wissen darüber verständlicherweise nicht allzu ausgeprägt ist. Es verlangt ja niemand, dass du darüber fundiertes Wissen hast, die wenigsten Deutschen haben das, und das Ergebnis ist dann solch ein Machwerk.

Aus all diesen Gründen bestehe ich weiterhin darauf, dass dieser perfide, kriegsverherrlichende Text (auch wenn er scheinbar das Gegenteil aussagt) aus diesem Blog entfernt werden muss. Auch angesichts dessen, dass rassistische und kriegsverherrlichende Texte lt. Satzung zum sofortigen Ausschluss führen können.
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Alt 10.07.2012, 20:48   #16
männlich Martand
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Zitat:
Corazón, dieser Text handelt vom schlimmsten Kapitel deutscher Geschichte. Ich denke, dass dein Wissen darüber verständlicherweise nicht allzu ausgeprägt ist. Es verlangt ja niemand, dass du darüber fundiertes Wissen hast, die wenigsten Deutschen haben das, und das Ergebnis ist dann solch ein Machwerk.

Aus all diesen Gründen bestehe ich weiterhin darauf, dass dieser perfide, kriegsverherrlichende Text (auch wenn er scheinbar das Gegenteil aussagt) aus diesem Blog entfernt werden muss. Auch angesichts dessen, dass rassistische und kriegsverherrlichende Texte lt. Satzung zum sofortigen Ausschluss führen können.
Na ja, dass derartige Themen Emotionen wecken, ist ja klar, aber dass ein solcher Text direkt gelöscht wird, halte ich dann doch für übertrieben. Poetisch wertvoll, und Erklärungen gab es ja zur Genüge..

Lediglich Vers 7 stört mich ein wenig
Zitat:
Gefreite, die noch in der Pubertät,
Da fehlt irgendwas, der Satz klingt verbrochen, wahrscheinlich ist er ohne Prädikat.

VG
Martin
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Alt 11.07.2012, 08:06   #17
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Keinreim Beitrag anzeigen
Aus all diesen Gründen bestehe ich weiterhin darauf, dass dieser perfide, kriegsverherrlichende Text (auch wenn er scheinbar das Gegenteil aussagt) aus diesem Blog entfernt werden muss. Auch angesichts dessen, dass rassistische und kriegsverherrlichende Texte lt. Satzung zum sofortigen Ausschluss führen können.
Diese Forderung geht entschieden zu weit. Auch wenn der Text Kontroversen auslöst, ist längst nicht bewiesen, daß er eine kriegsverherrlichende Intention hat. Bernhard Wickis Film "Die Brücke" hatte man auch anfangs diesen Stempel aufgedrückt, was völlig absurd war.

Der Zweite Weltkrieg ist ein schlimmes Stück deutscher Geschichte, dem stimme ich zu, aber nicht das schlimmste Stück. Der Erste Weltkrieg war wesentlich grausamer, und noch verheerender ging es im Dreißigjährigen Krieg zu, der ja de facto auch ein Weltkrieg war.
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Alt 11.07.2012, 21:24   #18
männlich AndereDimension
 
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Eigentlich sollte man auf verbalen Dünschiss gar nicht antworten...um Leuten wie Keinreim keine Bühne zu geben...aber wenn sich dann schon mal
Möchtegern-Feingeister als Kleingeister verraten...sollte man ihnen
auch den Spiegel der Wahrheit vors Gesicht halten.

Grundsätzlich gilt: Ein Autor ist immer nur für das verantwortlich...was in den Zeilen steht. Wenn dann jemand wie Keinreim Dinge hinein interpretiert die nirgends geschrieben stehen...dann ist das sein/ihr eigenes Problem - und dieses Problem zeigt oft nur andere Probleme auf...die viel tiefer sitzen und mit dem vermeindlichen Corpus Delicti überhaupt nichts zu tun haben. Aber es ist weder meine Absicht noch Intention hier therapeutische Hilfe zu leisten.

Mehr mag ich dazu gar nicht sagen...denn dafür ist meine Zeit viel zu kostbar.
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Alt 12.07.2012, 19:16   #19
männlich Kurier
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Da hat sich wohl keiner das Thema richtig angesehen, und erst recht nicht verstanden.
Es lautet „Ostfront, die Lieder der Vergessenen“
Hier geht es nicht um große geschichtliche militärische Operationen, um Schuld und Verbrechen deutscher Soldaten, es geht um menschliche Schicksale, und nichts weiter.
Politik wird hier gar nicht angesprochen.
Das Thema hat A.D. mit sehr viel Gefühl und großer Umsicht gefühlvoll behandelt und - was keiner der Könner hier offensichtlich bemerkt hat- in einem beispielhaften Sonett hervorragend umgesetzt.
Da wird von Schöngeistern und (angeblich) Geschichtsbewanderten wild interpretiert, verurteilt und dann die eigene Meinung, und sei sie noch so hanebüchen, verteidigt; den Gipfel leistete sich Keinreim (nach völlig abwegigen Interpretationen) mit einer abstrusen Forderung.
Kurier
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Alt 19.07.2012, 18:54   #20
männlich Kurier
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Hi Martand,
Du bist offensichtlich der Einzige, der das Gedicht auch richtig gelesen hat. Du triffst, auch wenn Du nicht genau definierst hast, warum, den Kern dieses Gedichtes: ... Poetisch wertvoll ...
Du zeigst mit Deiner Antwort auch mehr lyrisches Verständnis als all die anderen, die sowohl das Thema, als auch die handwerkliche Gestaltung gar nicht erkannten, und, da sie das Thema verfehlt, mit ihren Beiträgen (Kritiken können es ja nicht sein, da sie sich nicht auf den Text beziehen) unnütz ganze Seiten gefüllt haben.

Es wäre sinnvoller und sicherlich auch verträglicher, wenn man nicht irgendwie wild drauflos schreibt, sondern auch die Folgen der eigenen Schreiberei, bevor man sie veröffentlicht, hinterfragt.

A.D. wurde die Zugehörigkeit zu äußerst reaktionären/rassistischen Kreisen, sowie die Verbreitung von rechtsextremistischem Gedankengut unterstellt. (Ein schwerer Vorwurf!)
Dies ist selbst bei erkennbar intellektueller Überforderung der Kritikerin nicht entschuldbar.
Die naiven Bemerkungen CDPs zu den von ihr angesprochenen russischen Soldaten werfen plakativ den entsprechenden Schatten.
HG Kurier
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