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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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31.01.2023, 08:10 | #1 |
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Spuren
Schattige Wiesen.
Hier geht meine Spur. Der Wind noch fragt nicht danach. Die große Stille, die dereinst mich umfangen wird, ich spüre sie hier, mit jedem Pulsschlag. Dies ist mein Suchen. Schwarz empfängt mich der Wald mit dem Geruch des Vorjahreslaubs und dem erschrockenen Schweigen der Vögel. Ich frag nicht, wohin führt mich der Weg. Ich laufe und sehe das Sonnenlicht in den Zweigen der Buchen, den hohen alten, die um ihr Dasein kämpfen. Gütig reichen sie mir ihre mageren Schatten. Ihr Buchen, Schwestern, sag ich, dies ist die Erde. Aus dem Gezweig das Schackern einer Elster. |
31.01.2023, 15:37 | #2 | |||||
Hallo Rumpelstilz
das ist ein schöner Vers Libré, er malt ein interessantes Bild. Melancholisch und vergänglich tritt das Lyr.ich auf. Es wirkt müde und die Ausdrücke orientieren sich ebenfalls viel an den Farbgebungen Grau und schwarz, durch Schatten. Selbst die Sonne kann den Schatten nicht verdrängen, sie erzeugt allenfalls noch mehr. Das ist aber alles eine Frage der Perspektive. Blicke ich in die Bäume hoch, sehe ich etwas Licht und viel Schatten. Sehe ich auf die Bäume herunter, sehe ich wie das Licht die Bäume trifft. Vielleicht steht Lyr.ich nur am falschen Ort um mehr Licht ins Leben zu lassen. Zitat:
Es wird aber nicht von Wolken gesprochen, welche die Wiese überschatten. Nur Vage angedeutet durch den Wind? Der Wind "noch" oder "doch" fragt nicht danach. Zitat:
Ohne viel Vorwort wird eine Art Todessehnsucht dargestellt. Etwas das wie ein Omen über Lyr.ich dräut. Ich sage Sehnsucht, weil "dereinst" sehr ungenau als Zeitdefinition steht. Ich will fast behaupten, dass es kein gegenwärtiger Ausdruck ist, im Bezug auf die Zeitform. Es klingt nach Vergangenheit. Für mein Geschmack ist die Strophe zu abgeklärt. Der Grund der Suche ist der Tod. Zitat:
Was ist Vorjahreslaub? Ich assoziiere damit tatsächlich etwas modriges. Dennoch beherbergt Laub viel Leben. Igel, Insekten, Füchse. Wie gesagt, man muss nur hinschauen. Zitat:
Die große Stille, den großen Gleichmacher. Bei Buchen muss ich etwas fragen. Warum gerade die Gattung Laubbäume mit dem lichtdurchlässigsten und hellsten Blattgrün, welches leuchtend die Sonne zum Boden durchlässt? Selbst im Herbst leuchten sie in buntem Blattkleid von Orange, Rot bis Pink. Zitat:
Es klingt hübsch, aber näher betrachtet weiß ich nicht was ich davon halten soll. Das Wort "schackern" finde ich niedlich, das hab ich noch nie gehört. Habe ich einen Hexensabbat zu ehren der Buchenhexen und ihren Schwestern gelesen? Vermutlich nicht. Allerdings gefällt mir der Vergleich von Mensch zu Baum und von ihnen als "Schwestern" zu sprechen. Alt, Erfahren, Weise (schützend über uns). Immerhin stehen sie schon länger im Leben als wir. Ich bin unschlüssig, ich mags aber ich habe glaube ich viele Ungereimtheiten herausgelesen. Lg Mono |
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31.01.2023, 16:05 | #3 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.636
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... gefällt mir, versucht eine eigenartige Stimmung zu erzeugen.
Wenn Buchen magere Schatten werfen, muss es Winter sein oder sie sind einfach ohne Laub. Schwester der Buchen sollte nur ein anderer Baum sein können, hier also ein wandelnder Baum mit Bewusstsein. Interessant. wünsche schöne Träume |
01.02.2023, 09:11 | #4 |
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Spuren
Hallo Monoton,
hab vielen Dank für die Beschäftigung mit dem Gedicht. In diesem Gedicht benutze ich Metaphern, einige auf den ersten Blick erklärlich, andere nicht so leicht. Wenn du der Ansicht bist, Wiesen sind nicht schattig, dann hast du zwar recht, aber dass dies der Stimmung des Ichs entspricht, dass es sogar sonnig überstrahlte Wiesen als schattig ansieht, hat mit der Stimmung des Ich zu tun. Als Leserin würde ich nach einer Erklärung suchen. Dann die "große Stille": Bist du nicht auch der Ansicht, dass unsere Welt viel zu laut ist? Ich will gar nicht aufs Politische abheben, da schreit sie. Und dann bedenke, schon die Einleitung weist darauf hin, dass dieses Ich Probleme hat, die tiefer liegen. Und da es um mich geht, die Schreiberin des Gedichts, bringe ich hier auch mein Alter ein. Es ist keine Todessehnsucht, sondern die Gewissheit, dass der Tod kommen wird, dass da nur noch wenige Jahre sind, wenn es hoch kommt. Umfangen, das ist ja ein positiver Ausdruck. Zum Vorjahreslaub: Warst du schon einmal in einem Buchenwald? Die ganze Erde rings um die Bäume ist sogar mit mehrjährigem trockenem Vorjahreslaub bedeckt, anders ist ein Buchenwald gar nicht denkbar. Es ist ein wunderschönes Gefühl, sich in einem Buchenwald aufzuhalten. Für mich ist er der schönste Wald. Die mageren Schatten insofern erklärbar, als Buchen sehr lange Zweige haben, die sehr lichtdurchlässig sind. Und wenn das Ich die Buchen als Schwestern, also menschliche Wesen anspricht, dann drückt sich darin die Verehrung und Achtung vor der Natur aus. Aber beide wissen, dass nichts unvergänglich ist, "dies ist die Erde". Zum Schackern der Elstern: Dazu muss man natürlich jemals eine Elster gehört haben. Das ist der Begriff für den Ruf einer Elster, der sich sehr unterscheiden kann. Wenn man genau hinhört, kann man "verstehen", was die Elster ruft. Auf unserem Hof gibt es ein Elsternest. Im späten Frühjahr wurden die beiden Jungen aus dem Nest geworfen und liefen dann ratlos auf der Wiese umher und beklagten sich mit kläglichen Rufen. In dem Gedicht war es aber ein durchdringender Warnruf. Der Mensch, der die Natur stört und zerstört. Die Tiere haben da ihre Erfahrung. Ich hoffe, dass ich auf alles eingegangen bin, das dir noch nicht erklärlich war. Hab noch mal vielen Dank für die Ausführlichkeit, das hilft auch mir. Lieben Gruß, Rumpelstilz |
01.02.2023, 09:23 | #5 |
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Spuren
Hallo Dunkler Traum,
hab vielen Dank für deinen Kommentar. Du hast natürlich recht, wenn du der Ansicht bist, dass Buchen keine Schwestern des Menschen sind. Aber beide sind Teil der Natur, insofern auch Schwestern. Wenn man das so versteht, hat man die Chance, auch tiefer ins eigene Dasein eindringen zu können. Die Zweige der Buchen sind tatsächlich mager gegenüber anderen Bäumen, die man kennt. Geh in einen Buchenwald, dort kannst du dich davon überzeugen. Und das mitten im Sommer. Lieben Gruß, Rumpelstilz |
01.02.2023, 16:56 | #6 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.636
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... auf die Zweige habe ich nicht geachtet.
Unter Buchen wächst nur Buche, weil sie alles beschattet. Die Eiche lässt mehr Leben zu. Hab beides hinterm Haus und such es mit Wölfchen täglich auf. wünsche schöne Träume |
01.02.2023, 20:38 | #7 |
Hallo Rumpelstilz,
Mir gefällt dein Gedicht,es lädt zum träumen ein. Gruß Liina. |
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02.02.2023, 09:17 | #8 |
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Spuren
Dankeschön, Liina.
Lieben Gruß, Rumpelstilz |
02.02.2023, 09:23 | #9 |
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Spuren
Ja, das ist richtig, du findest unter Buchen immer nur trockenes Laub.
Eichen gewähren anderen Pflanzen genügend Licht, um zu wachsen, das habe ich auch bemerkt. Das ist dein Vorteil gegenüber uns Stadtbewohnern, die schon glücklich sind, wenn sie vor ihrem Haus einen Baum stehen haben und nicht nur das kahle Straßenpflaster. Lieben Gruß, Rumpelstilz |
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