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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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28.12.2017, 22:02 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Sonettflüchter
Auch ich bin vor Sonetten stets geflohen,
zu sehr gekünstelt muss sich meine Zunge dem fremden Rhythmus beugen und der Lunge gelingt es nicht, die lyrisch schönen, hohen Gesänge eines Shakespeares nachzusingen. Betrübnis schleicht sich ein in meine Seele, ach, könnte ich doch auch aus voller Kehle wie Nachtigallen oder eine Lerche klingen. Mir werden nie so nette Rilketöne, wie‘s andern hundertfach gelingt, entfahren, und alles Gute, Große, wahrhaft Schöne, das muss Petrarca meisterhaft bewahren, vielleicht noch seine selbsternannten Söhne. Ich werde mir Sonette strikt ersparen. |
28.12.2017, 22:08 | #2 |
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Hammer, gut, musste lachen.Kann Ilka's Antwort kaum erwarten.
LG |
28.12.2017, 22:12 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.877
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Hallo Amir,
was kann einem besseres widerfahren als das Lachen eines Lesers in der Rubrik "Humorvolles"? Danke für Deinen Kommi und einen guten Rutsch in ein (so) nettes neue Jahr! Heinz |
28.12.2017, 22:17 | #4 |
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Bravo! Das liest sich wie geschmiert.
Kann es sein, dass ich eine neue Disziplin eröffnet habe? Wer will nochmal, wer hat noch nicht .... |
28.12.2017, 22:22 | #5 |
Dabei seit: 10/2006
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Hallo Ilka-Maria,
danke fürs Bravo! Neue Disziplin? Glaub ich eher nicht. Ein bisschen Wahrheit (was meine Einstellung zu Sonetten angeht) steckt schon in meinem Gedichtlein drin. Gruß, Heinz |
28.12.2017, 22:34 | #6 |
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28.12.2017, 22:42 | #7 | |
Zitat:
Ein Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=svLFzbjjpQw . |
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28.12.2017, 23:20 | #8 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.877
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Hallo Vers-Auen,
ich weiß nicht, ob Du mit Deinem Link einen anerkannten Kenner der Höhen und Tiefen auf den Arm nehmen willst. Die Nachtigall (oder Lerche), die da eine Händel-Arie singt, ist ausgerechnet ein Countertenor, die früher als Kastratensänger bekannt waren. Bitte nimm meine Antwort nicht zu ernst - ich habe mich amüsiert. Also: Einige Männer können das recht gut und in Ächtung der Kastrierung gehört schon eine Menge Sangeskunst dazu, so jubilieren zu können. Guten Rutsch ins neue Jahr, Heinz |
28.12.2017, 23:25 | #9 |
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Nunja - mehr schlecht als recht
Ich bin mal so frei Ilka (Da das der Humorfaden hier ist) Nun schaut wohin das führt, nur Hass gegen Sonetti. Ich glaub ich wurd verführt, ein Hassender zu seien. Jetzt bring ich bittren Spott, und werde euch entzweien! Und aus (so netten) Scheiß, erbau ich gleich Konfetti! Nun klingt das leider schroff, aus Lyrik Schrott zu dichten. Der Alex aß die Driner, die Knacker war sein Diener, am Ende sprachen beide, wie abgefrackte Wiener aus Österreich dem Lande! Sie alle wollten richten! Doch bleiben wir bei dem Sonett, das Nettigkeiten nicht zu verzeihen mag, denn Rhythmus und der Verse betrieben schon seit tausend Jahren Eitelkeiten. Und wär das nicht genug, verlangen die Terzette, als würde sich nur alles um sie ständig drehen, neben dem Reimen, den Versen, auch noch Quartette! Euch allen einen guten Rutsch! Gute Nacht! |
28.12.2017, 23:40 | #10 | |
Zitat:
Hallo Heinz, wollte dich nicht auf den Arm nehmen, dazu bist du ein zu schwerer Wonnebrocken. D.h. ich erlaubte mir nur ein kleines Späßchen! Haben eigentlich alle Kontra Tenore keine Eier in den Hosen, bzw. wurde sie alle „wegen dem Operngesang“ kastriert? Wünsche euch Allen, ebenfalls einen guten Rutsch ins neue Jahr. |
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28.12.2017, 23:40 | #11 |
Dein Sonett ist gut gelungen, lieber Heinz.
Sehr gern gelesen. LG gummibaum |
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29.12.2017, 02:07 | #12 |
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Lieber Vers-Auen,
das Kapitel der Kastratentenöre ist ein langes und sehr trauriges. Übrig geblieben ist der Begriff "Konservatorium". (Kommt tatsächlich von "konservieren" - und konseversiert wurden durch Kastration die hellen Knabensoprane). Hintergrund: Frauen durften nicht auf der Bühne auftreten. Die Sopranstimmen der Knaben wurden erhalten, damit die weiblichen Rollen von Männern übernommen werden konnten. (Dass bei der Kastration, brutal ausgedrückt, durch das Herausscnneiden der Hoden, unzählige Knaben ihr Leben verloren, hat die Urheber - den Klerus - nicht sonderlich gestört). Einer der berühmtesten Kastratentenöre war der sagenumwobene Farinelli (es gibt einen großartigen Film und bei YouTube kann man sich fast alles ansehen und -hören. Die Stimme des Farinelli ließ die Zuhörerinnen reihenweise in Ohnmacht fallen. Die "Filmstimme" war von keinem lebenden Sänger zu imitieren und man mischte die Stimme eines Countertenors mit der einer Sopranistin. Countertenöre werden auch Altisten genannt - sie liegen stimmlich knapp unter dem weiblichen Sopran. Ganz eindeutig: Heute gibt es keine Kastratentenöre mehr. Die Altisten (Countertenöre), die ich kenne, sprechen mit einer ganz normalen Männerstimme, haben alle noch "ihre Eier" und verblüffen auf unglaubliche Weise die Zuhörer, wenn sie beginnen zu singen. Nebenbei: Der Geschlechtstrieb der früheren Kastratentenöre war durch die Kastration nicht automatisch futsch. Sie waren, und das Schicksal teilten sie mit den Eunuchen, nicht zeugungsfähig. Das alles trifft auf die heutigen Countertenöre nicht zu. Der Countertenor heute schafft es durch seine Technik, die hohen Töne zu erzeugen. Wie sie es schaffen, sozusagen ihre Stimmbänder zu verkürzen, ist mir genauso rätselhaft, wie die Fähigkeit meines Freundes (Heldentenor), auch beim leisesten Pianissimo den entferntesten Zuhörer in einem Konzertsaal zu erreichen. Ich hoffe, meine Auskunft ist ausreichend. Liebe Grüße, Heinz |
29.12.2017, 02:23 | #13 |
Hallo Heinz,
vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung. Habe bei Wiki über die Kastraten gelesen. Das Schicksal dieser armen Opfer hat mich recht traurig gestimmt. Gottseidank, ist die Kastration heutzutage verboten. Aber es ist dennoch sehr erstaunlich, das Mann solch eine Stimme haben kann. LG |
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29.12.2017, 02:41 | #14 |
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Lieber Gummibaum
hab Dank für Dein Lob! Lieber gursky, nimms nicht so ernst. Es gibt wunderbare Sonette und der wahre Hintergrund meiner "Sonettverweigerung" ist vielleicht den strengen Regeln geschuldet, die ich nicht so mag. Liebe Grüße Euch beiden, Heinz |
29.12.2017, 04:03 | #15 |
abgemeldet
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Lieber Heinz!
"mehr schlecht als recht" war nicht auf dein Sonett bezogen! Und nein, ich nehme es nicht so ernst. Was Dein Sonett betrifft, so möchte ich dieses nachträglich noch belobigen! Und zolle Dir Zustimmung und wenn ich etwas in diese Richtung schreibe, dann verstößt es zuweilen gegen Regeln Gruss zur Nacht gursky |
29.12.2017, 09:26 | #16 | |
Lieber Heinz,
ein schönes Gedicht in Sonettform, das uns mitteilt, dass du Sonette angeblich nicht kannst - also selbst an die Form trauen würde ich mich nicht, aber ich mag das Sonett an sich und dein Gedicht . Ich finde es schön, wie ein Sonett "schwingt". Zitat:
LG DieSilbermöwe |
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29.12.2017, 11:08 | #17 |
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Liebe Silbermöwe,
danke für Dein liebenswürdiges Lob! Von einem klassischen Sonett bin ich meilenweit entfernt. Zwar habe ich ein paar Regeln eingehalten (die beiden Quartette, die beiden Terzette, den jambischen Versfuß und eines der möglichen Reimschemata), unberücksichtigt (und bestenfalls zufällig) ist die Forderung nach These, Antithese und Synthese. Bestenfalls erfülle ich also nur wenige Bedingungen, die diese komplizierte/kunstvolle Gedichtform hat. Zu den Countertenören (Altisten, Kontratenören - alles dasselbe) bist Du einer Fehlinformation aufgesessen. Es gibt eine Gesangsgruppe der fünf Countertenöre, das ist richtig. Darüber hinaus gibt es jede Menge Countertenöre; ich habe bei meinen Hamburger Konzertbesuchen mindestens ein Dutzend kennen gelernt und im Gesangsstudium gibt es ein Spezialfach für Countertenöre. Übrigens - es gibt auch Kontrabässe (nee, nicht das Instrument), deren abgrundtiefe Stimmen Du Dir mal bei Youtube anhören solltest. Es ist unglaublich, welche Tiefen diese Burschen erreichen. Ein Freund von mir ist Bass am Trierer Theater gewesen und von ihm weiß ich, dass die Kontrabässe zwar unglaubliche Töne singen, ihr Stimmrepertoire allerdings sehr eingeschränkt ist. Liebe Grüße, Heinz |
29.12.2017, 11:15 | #18 |
Gast
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Re: Sonettflüchter
Lieber Heinz,
nicht schlecht! Mit so einem Sonettflüchter könnte ich mich anfreunden- egal, ob atsächlich so geeint oder ironisch. Übrigens: Shakespeare hat sich in seinen Sonetten schon sehr von Petrarca inspirieren lassen. LG H. H. Karg Geändert von Ex-DrKarg (29.12.2017 um 11:17 Uhr) Grund: Textergänzung |
29.12.2017, 11:43 | #19 |
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Lieber dr. Karg,
nicht absichtslos sind Shakespeare, Rilke und Petrarca in meinem stümperhaften Sonett erwähnt. Ich klebe mir ein Lorbeerblatt an den zerfledderten Kranz auf meinem Haupt: Dr. Karg ließ sich herab, mal ein Gedicht zu kommentieren. Gruß, Heinz |
29.12.2017, 11:44 | #20 |
Forumsleitung
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Übrigens: Mary Stuart war eine leidenschaftliche Dichterin und bekannt für die Schönheit ihrer Sonette. Leider sind sie nicht publik.
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29.12.2017, 11:53 | #21 |
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und nun fragst Du Dich, liebe Ilka-Maria, weshalb ich mich hüte, schöne Sonette zu schreiben! Bedenke das Ende! Wir werden den wahren Grund ihrer Hinrichtung wohl nie erfahren - vielleicht war alles ganz anders und Elisabeth war nur eifersüchtig?
Gruß, Heinz |
30.12.2017, 21:18 | #22 |
Auch ich mag mich an Formen nicht so halten,
doch lernte ich, dass gern in manchen Kreisen man ihrer sich bedient um sich zu preisen, doch engen sie mir sehr die Wortgewalten. Ich lobe mir ein jedes Wort mit Sinn und Wert, sobald es irgendwie nur mich berühret, mich anpackt und hinweg entführet, auch wenn von einer Form es nicht beschwert. Und wenn ich selber gern in Reinem schreibe, weil mich im Innern etwas dazu bringt, so kann ich auch erfreuen mich beileibe, an einem Werk, das ohne Formen schwingt, das einen lyrischen Gedanken trägt im Leibe aus dem die trock'ne Seele Leben trinkt. LG Schnulle |
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30.12.2017, 23:53 | #23 |
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Liebe Schnulle,
besten Dank für Deine sonettige Antwort. Hoffentlich habe ich nicht den Eindruck erweckt, ich sei ein Gegner von Formen im allgemeinen oder Sonetten im besonderen. Das Gegenteil ist richtig: Ein "gutes" Gedicht muss für mich sowohl formvollendet als auch inhaltlich bedeutsam sein. Vielleicht bin ich da zu "konservativ", aber ich empfinde den "Zwang" der Form nicht als Fessel, sondern halte mich da an Schiller: Freiheit ist der Zweck des Zwanges - wie man eine Rebe bindet, dass sie statt im Staub zu kriechen, frei sich in die Lüfte windet. Schwierig wird es dann, wenn Gedichtformen eines anderen Kulturkreises mechanisch für unsere Zunge übernommen werden. Liebe Grüße, Heinz Geändert von Heinz (31.12.2017 um 01:30 Uhr) |
31.12.2017, 00:07 | #24 |
Keine Sorge Heinz, weiß doch, dass du hohe Ansprüche setzt. Für mich war's mal ein Versuch, ob ich ein Sonett hinbekommen würde. Ernsthaft schreiben würde ich in der Form wohl nicht. Mein Betätigungsfeld ist auch eher das locker Humorige, was aber durchaus auch sorgfältige Ausarbeitung erfordert um so zu wirken.
LG Schnulle |
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31.12.2017, 01:33 | #25 |
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Liebe Schnulle,
mir geht es, was Sonette angeht, genau so wie Dir. Dabei bin ich mir bewusst, dass ich die Sonettform nur "mechanisch" nutze - die Geheimnisse eines vollendeten Sonetts sind mir größtenteils verschlossen. Liebe Grüße, Heinz |
01.01.2018, 21:02 | #26 |
Gast
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Re: Sonettflüchter
Ach, lieber Heinz,
ich mag Dich doch! Da muss ich mich nicht herablassen... LG H. H. Karg |