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15.09.2015, 08:38 | #1 |
Dabei seit: 09/2015
Ort: Dresden
Beiträge: 60
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Ohne Pass: Leben passiert eben.
Ohne Pass: Leben passiert eben.
Passierte Tomaten sind Früchte, die passiert wurden. Und die vorher passiert sind. Durch Vermehrung von Tomaten. „Passieren!“ sagt der gnädige Grenzbeamte und lässt Flüchtlinge passieren. Dabei meint er nicht, dass Menschen nun passiert, also durch den Wolf, oder ein sonstiges Passiergerät, gedreht werden sollen- obwohl auch das gemacht wird. Sondern dass sie über die Grenze gehen dürfen. Was ist dem Grenzer da passiert? Scheinbar unabhängig von höheren Anordungen hat er entschieden, dass Menschen passieren dürfen. Menschen dürfen passieren, das hat nichts mit ihrer bereits stattgefundenen Passiertheit zu tun. „Du bist schwanger? Wie ist das passiert?“ wird die junge Frau gefragt, die längst einen Pass hat, der ihre eigene Passiertheit, ihr ohne Antrag geschehenes Dasein dokumentiert. Ihr Kind müsste, wenn es nicht nur biologisch passiert bleiben sollte, sondern auch artgerecht verwertet würde, nach guter alter Hausfrauenart so passiert werden: waschen, vierteln, bei Jungen den „Strunk“ entfernen (beschneiden? Ein Kreuz einritzen- bei Christen?) kochen, pürieren und durch die flotte Lotte drücken. Zur perfekten Koch- und Passierkunst gehört das Ziehenlassen des Erhitzten. Das weiß ein kluger Grenzbeamter auch. Er lässt den erhitzten verschwitzten Flüchtling passieren und ziehen. Wäre es nicht für alle- Tomaten, Kinder, Grenzbeamten, Frauen und überhaupt allen eben mal so entstandenen Menschen und anderen Lebensformen, die ihren Eltern passiert sind, besser, man ließe sie überall passieren, statt von ihnen einen Pass zu verlangen, zu dessen Erlangung man sich durch den Wolf drehen lassen, also passieren lassen muss? Vergesst Eure Pässe! Aus Leidenschaft fürs Leben. Aus Passion. Passion statt Pass- Union. Leiden ist trocken. Leben ist nass. Trocken ist die Bürokratie. Und unsere Asche am Ende, wenn alles passiert ist, was passieren kann, die ist auch verdammt trocken. Wie Pass- Papier. Pässe verbrennen! Ashes to ashes. |
15.09.2015, 10:40 | #2 |
Hallo Wolf65!
"Passiert ist passiert", würde der Volksmund sagen. Deine Kurzgeschichte gefällt mir - hat eine gewisse Spritzigkeit. PS: Ich mag Dresden und die Mentalität der Dresdner VG Pitti |
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15.09.2015, 10:51 | #3 |
Dabei seit: 09/2015
Ort: Dresden
Beiträge: 60
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Danke. Allerdings ist das eher eine Glosse, keine Geschichte. Übrigens habe ich in den 12 Jahren, in denen ich in Dresden lebe, ein gespaltenes Verhältnis zu hiesigen Mentalitäten. In letzter Zeit spaltet sich das noch mehr. Mein neuer Freund heißt Birol und kommt aus der Türkei. Mein neuer Feind ist Mitglied eines Kleingartenvereins...
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15.09.2015, 11:17 | #4 |
Der Text gefällt mir: Geht sehr klug mit Sprache um und auch die Botschaft ist stark.
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15.09.2015, 11:26 | #5 | |
Dabei seit: 09/2015
Ort: Dresden
Beiträge: 60
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Zitat:
Nichts gegen Dich, doch reines Daumen hoch oder runter ist weder ein gutes Lob noch ein begründeter Verriss. Bei Facebook geht´s zu wie in einer Gladiatoren- Arena. |
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Lesezeichen für Ohne Pass: Leben passiert eben. |
Stichworte |
flucht, flüchtlinge |
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