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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 01.03.2023, 21:05   #1
männlich Dionysos von Enno
 
Benutzerbild von Dionysos von Enno
 
Dabei seit: 07/2021
Alter: 47
Beiträge: 274

Standard Das eine Feuer in der Nacht

Ein erstes, zartes Grüßen in den Mai
Die Sonne in das Haar gestrichen
Und vor dem Spiegel noch ein letzter,
stiller, in die Brust gesteckter
Schrei

Die Zunge fährt ganz sinnlich
um die
Lippen

Ich bin soweit
Ich bin jetzt reif
Mich soll ein König
pflücken


In hohle Hand legt sie den Ring und durch
des Steines Princess Cut
malen die Sonnenstrahlen alle Seiten dieses
handgeformten Tals als dunkelrotes Blatt
gleich neben Muster, wie von Ananasdamast
aus goldgetränkter Pinienschale

Drinnen prunkt, als sei er ganz aus
Sternenstaub gefasst, der Ring und
der Rubin darin scheint so entfernt von
jeder Schwere, jeder Last, als sei er
gar nicht wirklich hier; als dringe gar sein
Licht durch einen Spalt der noch
verschlossnen Himmelstür, als sei sein
Feuer nicht von dieser
Welt

Doch ist das Feuer, das ihn so über uns
Erdenschwere stellt gar nicht aus seinem
Schliff gemacht !

Es kommt von diesem Engel, der so
glücklich lacht; der ihn so leicht in Händen hält.
Es ist das gleiche Feuer, das die Seelennacht erhellt.
Es ist das

eine Feuer in der Nacht
Dionysos von Enno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.03.2023, 22:08   #2
Friedrich
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237

Hallo Dionysos von Enno

ein insgesamt recht schönes Gedicht über eine verliebte Frau und einen Rubinring. Es könnte noch an Schönheit gewinnen, wenn man einige metrische Unebenheiten und sprachliche Ausdrücke glätten würde. Im folgenden ein paar Vorschläge dazu.

Am Anfang steht ein Mädchen vor dem Spiegel und macht sich schön für ihren Liebhaber, dem sie sich (wohl) hingeben will.
Zitat:
Ich bin soweit /Ich bin jetzt reif / Mich soll ein König / pflücken
Dann folgt die Beschreibung des Rubinrings, den sie als Geschenk erhält. Zuletzt stellt sich heraus, daß das Mädchen mit ihrer Schönheit das Feuer des Rings noch übertrifft.
Zitat:
Die Sonne in das Haar gestrichen
Das Verb ist nicht glücklich gewählt, ich mit " sich ins Haar streichen", assoziiere ich ein Bild als hätte sie die Sonne wie Haargel in den Händen.
Zitat:
ein letzter,/ stiller, in die Brust gesteckter / Schrei
Wie kann man sich einen Schrei in die Brust stecken? Versteckter oder erstickter Schrei wäre besser.
Zitat:
durch/ des Steines Princess Cut / malen die Sonnenstrahlen alle Seiten
Cut ist eine betonte Silbe und malen beginnt mit einer. Es sollte aber eine unbetonte Silbe folgen. Wenn Du "malen" hinter die Sonnenstrahlen stellst, würde das vermieden werden.
Zitat:
gleich neben Muster, wie von Ananasdamast
Dieses Bild kann ich mir nicht vorstellen.
Zitat:
der Rubin darin scheint so entfernt von / jeder Schwere
der Rubin, er scheint so fern von jeder Schwere, fände ich besser.
Zitat:
Doch ist das Feuer, das ihn so über uns / Erdenschwere stellt gar nicht aus seinem /Schliff gemacht !
Vorschlag: "das Feuer, das ihn (.) über unsre Erdenschwere stellt", fände ich besser.
Zitat:
gar nicht aus seinem / Schliff gemacht !
anstelle von "aus" wäre "durch" besser.

Insgesamt eine ansprechende Beschreibung der Schönheit. Gern gelesen.

Lieber Gruß

Friedrich
Friedrich ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.03.2023, 15:43   #3
männlich dunkler Traum
 
Benutzerbild von dunkler Traum
 
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.615

... DvO, bin gern durch diesen Text geschwebt. Friedrich mag die Fehler sehen, ich nahm sie nicht wahr. Deine Texte haben für mich so etwas ätherisches und dieser war sogar noch verständlich.

wsT
dT
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.03.2023, 18:38   #4
männlich Dionysos von Enno
 
Benutzerbild von Dionysos von Enno
 
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Alter: 47
Beiträge: 274

Zitat:
Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
Hallo Dionysos von Enno

ein insgesamt recht schönes Gedicht über eine verliebte Frau und einen Rubinring. Es könnte noch an Schönheit gewinnen, wenn man einige metrische Unebenheiten und sprachliche Ausdrücke glätten würde
Hi Friedrich,

vielen Dank für Deine profunde Beschäftigung und Auseinandersetzung mit dem Text.

Anbei ein paar Anmerkungen zu Deinen Überlegungen:

1) Das "eine Feuer" , das ich hier beschreiben wollte, ist die "Beseelung oder Belebung" des Gegenstandes durch die Schönheit eines Menschen, die darauf abstrahlt und ihn erst richtig leuchten lässt, bzw. ihn erst wertvoll macht, das "Manna"

Deine Interpretation, die mehr dem gängigen Assoziationspfaden folgt ist aber auch sehr schön.

2) Die Sonne in den Händen: Ja, so habe ich es mir auch vorgestellt - es ist ein weiteres Bild dafür, wie Gegenstände durch die "Aura der menschen" zu einer besonderen Ästhetik und Einheit finden und natürlich ein spielrisches, kreatives Bild, ebenso wie der in die Brust gesteckte Schrei, so als stecke man sich eine Blume ans Revers, die Lebensfreude sollte in diesen Bildern rüber kommen und das aus sich selber glücklich-Sein des Seins

3) ob eine unbetonte Silbe folgen sollte, da bin ich mir nicht sicher: wer sagt das ? Mir gefällt der Klang so - die Hinleitung zum Blatt, das Rutschen auf der Welle des handgeformten Tals sehr gut. Das ist aber sicherlich Geschmackssache.

4) Ananasdamast ist ein roter Seidenstoff mit einem ganz eleganten Muster von Ananas (eigentlich pinienzapfen). Damit wird die Reflektion des Schliffs von dem wir später erfahren, dass er ja gar nicht wirklich für den Glanz verantwortlich ist, auf eine Stufe mit dem königlichen Zierat gesetzt.

5) Im Hinblick auf die weiteren Anmerkungen hast du schon völlig zu Recht angemeerkt, dass du sie besser fändest und mir steht es natürlich nicht zu, diese hoch subjeltiven Eindrücke zu bewerten, denn insofern verschenkt sich ein Gedicht ja auch immer an seine Leser und erwächst in diesen immer wieder neu (und anders)

Merci !

compliments

Dionysos
Dionysos von Enno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.03.2023, 18:39   #5
männlich Dionysos von Enno
 
Benutzerbild von Dionysos von Enno
 
Dabei seit: 07/2021
Alter: 47
Beiträge: 274

Zitat:
Zitat von dunkler Traum Beitrag anzeigen
... DvO, bin gern durch diesen Text geschwebt. Friedrich mag die Fehler sehen, ich nahm sie nicht wahr. Deine Texte haben für mich so etwas ätherisches und dieser war sogar noch verständlich.

wsT
dT
Hi DT

vielen Dank für Deine Zustimmung und die Rückmeldung ,dass da eine Leichtigkeit rüberkommt, die so ein bisschen durch den Text schweben lässt. So geht es mir selber auch bei den manieristischen Ausschmücken und Extrarunden in meinen Texten und daher befürchte ich immer gleich eine gewisse Geschwätzigkeit. Es ist schön, wenn das auch anders gesehen wird.

merci !

mes compliments

Dio
Dionysos von Enno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.03.2023, 20:55   #6
Friedrich
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237

Hallo Dionysos,

schön, mit jemand ins Gespräch zu kommen, der sich für für das Schöne so begeistert wie Du und der auch das Talent hat, es sprachlich zu Wort kommen zu lassen. Schön auch, daß Du Dich mit meinen Verbesserungsvorschlägen so intensiv auseinandergesetzt hast. Da war meine Mühe doch nicht umsonst.

Ich denke, es ist immer interessant zu wissen, wie sein Werk auf andere wirkt, auf solche, die es intensiv lesen, es auf sich wirken lassen, und denen dazu auch etwas einfällt.
Zitat:
ob eine unbetonte Silbe folgen sollte, da bin ich mir nicht sicher: wer sagt das ?
Ich sage das, und zwar aus folgendem Grund. Ein Gedicht ist für mich sprachlich schön, wenn man es "singen" kann, wenn betonte und unbetonte Silben sich abwechseln. Bei Dir ist es in Deinem Gedicht auch überall so, nur an den angemerkten Stellen nicht. Ich fände es schöner, wenn es überall so wäre und deswegen habe ich Dich darauf hingewiesen. Wenn Du allerdings findest, es ist gerade so schön, wie es ist, dann ist mir das auch recht. Es ist Dein Gedicht und Du mußt es mögen.

Ich hoffe, Du bringst auch weiterhin schöne Sachen hervor,

viele Grüße

Friedrich
Friedrich ist offline   Mit Zitat antworten
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