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Alt 05.10.2024, 07:14   #1
männlich Anaximandala
 
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Standard Die Varusschlacht

Es marschierten drei Legionen
nächtens unter Blätterkronen
samt der Auxiliarverbände
in unwegsamem Gelände.

Von Arminius betrogen
und in eine Falle zogen
die Soldaten ins Verderben
um im tiefen Wald zu sterben.

Denn es lauerten im Stillen
und mit eisenhartem Willen,
voll Geduld, doch ohne Gnade,
die Cherusker an dem Pfade

um im Namen ihrer Ehre
über jene Legionäre
plötzlich und mit harten Schlägen
grausam dann hinwegzufegen!

Varus, samt der Offiziere,
ehe man die Chance verliere,
ehrenvoll dahinzuscheiden,
wendeten der Schwerter Schneiden

und sie stürzten, guter Dinge,
jeder in die eigne Klinge.
Im Gemetzel von drei Tagen
ward der Römer Heer zerschlagen.

Als die Kunde von der Schlacht,
die ein Achtel ihrer Macht
auf dem Feld den Römern nahm,
in des Reiches Zentrum kam,

schrie in Rom Cäsar Augustus
laut hinaus "Quinctillius Varus,
gib mir die Legionen wieder!"
Und im Norden sang man Lieder.

Geändert von Anaximandala (05.10.2024 um 11:54 Uhr)
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Alt 05.10.2024, 08:16   #2
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Zitat:
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Denn es lauerten im Stillen
und mit eisenhartem Willen,
voll Geduld, doch ohne Gnade,
die Barbaren an dem Pfade

um im Namen ihrer Ehre
über jene Legionäre
plötzlich und mit harten Schlägen
grausam dann hinwegzufegen!
So einfach war die Sache nicht. Die "Barbaren", in diesem Falle Cherusker, besiegten das römische Heer durch den Verrat des Arminius, wobei ihm das Wetter entgegenkam. Der tagelange Regen weichte den Boden derart auf, dass die Römer mit ihrem schweren Outfit im Schlamm versanken und gegen die leicht bekleideten, wendigen Cherusker wehrlos waren. Sie stürzten sich keineswegs in ihre Schwerter, sondern wurden gnadenlos niedergemetzelt. Von einem "ehrenvollen" Suizid geht man nur bei Varus aus, der die Verantwortung für dieses Desaster trug.

Wenn ich mich richtig an den Hergang dieser Schlacht erinnere, war es Arminius auch gelungen, das römische Heer zuvor zu spalten, so dass er und die Cherusker es mit kleineren Einheiten zu tun hatten. Man vermutet, dass dies alles in der Nähe des heutigen Osnabrück stattfand.

Nicht alle Cherusker waren mit dem Vorgehen des Arminius einverstanden gewesen. Die meisten schätzten die Vorteile der römischen Ordnung. Deshalb ließ Arminius' Schwiegervater ihn später ermorden.

Der Verrat des Arminius ist für den Sieg über das römische Heer dermaßen wesentlich, dass ich mich etwas darüber wundere, dies nicht erwähnt zu finden. Auch fließt bei Osnabrück nicht der Rhein, sondern die Ems und die Weser.
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Alt 05.10.2024, 11:51   #3
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Hallo Ilka,

du hast recht, war war natürlich etwas komplexer, als ich hier in Zeilen gefasst habe. Die genaueren Hintergründe des Verrates wären mir zwar etwas viel glaube ich, das würde zu viel Raum einnehmen, aber weder Verrat noch Arminius zu erwähnen ist wohl falsch gespart ..

Ich hab das Gedicht nochmal überarbeitet und beides versucht kurz mit aufzunehmen.

Es stimmt, Arminius hat das Heer gespalten, indem er vorgegeben hat, Truppen zur Unterstützung holen zu wollen.
Was den Selbstmord angeht, wäre ich auch erstmal nur von Varus ausgegangen, habe beim recherchieren aber gelesen, dass sich scheinbar seine Offiziere gemeinsam mit ihm umgebracht haben, um ehrenvoll zu sterben und der Gefangennahme zu entgehen.
Die Info stammt allerdings von Wikipedia, also vielleicht schaue ich lieber nochmal anderswo und prüfe ob es stimmt.

Mit dem Rhein .. ja ..
Was mir vorschwebte war, dass der Rhein in Folge zu r "Grenze" des römischen Einflusses wurde. Aber das steht da ja nicht.
Ich hab hier wohl schneller geschrieben, als gedacht.

Wie gesagt, ich habe die Zeilen nochmal überarbeitet und ergänzt

Liebe Grüße
Delf
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Alt 05.10.2024, 12:16   #4
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Fein gemacht! Es wirkt jetzt stimmiger, und so viel an Ergänzung hat es doch gar nicht bedurft.

Übrigens kann ich dir, falls du an römischer Geschichte interessiert bist, den Roman "Augustus" von John Williams empfehlen (dtv München, 2016). Er schildert darin, wie Cäsars Neffe Octavian, der sich später Augustus nennt, als Neunzehnjähriger an die Macht kommt, von den einflussreichen Familien nicht ernst genommen wird und allen mit seiner ungeheuren Intelligenz und Willenstärke einen Strich durch die Rechnung macht, die gedacht haben, ihn wie eine Marionette lenken zu können.

LG
Ilka
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Alt 06.10.2024, 19:13   #5
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Standard Vielen Dank, Ilka!

Ein wenig am Text habe ich noch herumgefummelt, aber mehr inWortwahl etc. als im Inhalt; die letzte Strophe war ein Geschenk von einem Freund.

Zu Rom, auf jeden Fall, es ist fast schwer, es nicht interessant zu finden. Das Buch klingt wirklich gut und ist mit Lob ja scheinbar nicht allzu knapp gesegnet.
Und ganz besonders diese Phase, der Beginn des Prinzipats, ist einfach ein Juwel der Geschichte, ich hoffe ich greife nicht zu weit:
Die Republik endet*, die Blütezeit beginnt, das Imperium weitet seine Herrschaftsgebiete radikal aus

*(garnicht wirklich, weil der Princeps Macht und Befugnisse vom Senat verliehenn bekam und Octavian selber alle Macht in die Hände der/s Volkstribun/en legte und der Senat "als "Träger der Macht" sie ihm feierlich verlieh, womit er "großes Glück" hatte.
Ok nein das war natürlich sarkastisch, aber wurde diese formelle Machtübergabe zur Legitimation der Herrschaftsgewalt nicht bis zum letzten Kaiser/Princeps durchgezogen?).

Ein wenig weiß ich dazu und habe gelesen, aber diese Phase dürfte so vielschichtig sein, dass ich schon weiter eintauchen möchte.

Wenn ich mich recht erinnere, hat Octacian das Prinzipat doch ziemlicheigenhändig geschmiedet, in den Kriegen nach Cäsar Tod triumphiert, die Macht an sich genommen und dann vermocht in die Wege zu leiten, sie dem Volk zurückzugeben, das sie ihm dafür aus "Dankbarkeit" zurückverleiht. Du hast da vermutlich weit präziesere Informationen, aber diese Phase, die nächsten 100-150 Jahre, sind "Rom" wie wir es vor Augen haben. Der Name Republik mag fallen, aber wer denkt nicht an seine Kaiser ..

Ok .. zum Text



Es marschierten drei Legionen
nächtens unter Blätterkronen
samt der Auxiliarverbände
durch unwegsames Gelände.

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um im tiefen Wald zu sterben.

Denn dort lauerten im Stillen
und mit eisenhartem Willen,
voll Geduld, doch ohne Gnade,
die Cherusker an dem Pfade

um im Namen ihrer Ehre
über jene Legionäre
plötzlich und mit harten Schlägen
grausam dann hinwegzufegen!

Varus, samt der Offiziere,
ehe man die Chance verliere
ehrenvoll dahinzuscheiden,
wendeten der Schwerter Schneiden

nach Gemetzel von drei Tagen,
als der Römer Heer zerschlagen
und sie stürzten guter Dinge
jeder in die eigne Klinge.

Als die Kunde von der Schlacht,
die ein Achtel ihrer Macht
auf dem Feld den Römern nahm,
in des Reiches Zentrum kam,

schrie im Prinzipat Augustus
laut hinaus "Quinctillius Varus,
gib mir die Legionen wieder!"
Und im Norden sang man Lieder.

(Auf den eigentlich Verräter,
der dann von Verwandten später
gleichfalls ward in einer Nacht
hinterhältig umgebracht. )



Liebe Grüße
Delf
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Alt 06.10.2024, 19:39   #6
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Zitat:
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Du hast da vermutlich weit präziesere Informationen, ...
Nicht so sehr, über die Antike weiß ich nur in einigen Aspekten Bescheid. Oft stammen meine Kenntnisse aus dem Lesen von Biografien, so z.B. über Spartacus und Cicero. Auch habe ich irgendwann in der Steinzeit mal Cäsars "Der Gallische Krieg" gelesen, oder auch das Buch "Die Welt zur Zeit Jesu". Übrigens gibt es eine Verfilmung über die Varusschlacht: "Hermann der Cherusker" (1965, aber erst 1977 in den deutschen Filmverleih gekommen; in der Hauptrolle Hans von Borsody). Habe ich damals im Kino gesehen. Die Bewertungen der Filmkritiker waren nicht berauschend. Kann man auf youtube sehen, allerdings nur in Italienisch:
https://www.youtube.com/watch?v=R3CnAqpn5GQ
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Alt 06.10.2024, 23:14   #7
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Naja gut, ich bin ein Wikipedia-Kind
Immer mal wieder gibt es Themen, bei denen ich mich von Link zu link fresse, und irgendwie sind fie Ecken immer ähnliche. Als ich über Mark Aurel geschrieben habe, bin ich über den Begriff Prinzipat gestolpert und schon das Wort hat in meinen Ohren geklingelt
Da habe ich mich ein wenig zu dieser Zeit, speziell eben Octavvians Weg vom römischen Bürgerkrieg zum ersten, dem besonderer Verdienste wegen die eigentlich Julius Cäsar alleine vorbehaltenen Sondervollmachten verliehen wurden, ich glaube da war der "Erste unter Gleichen" auch noch weniger euphemistisch.
Ich hoffe nur es stimmt, es bleibt die Auseinandersetzung von vielleicht 2 Tagen.

Es ist bisher eigentlich schade, dafür dass es _Rom_ ist, über das man schon Dinge weiß, weiß ich doxheiniges nur zu grob und viel zu wenig konkretes um über Themen für Gedichte zu stolpern. Der Wissensflickenteppich ist zu dünn. Sei es Hannibal bei Canae, Nero das Feuer besingend (ob nun gelegt, oder nur bewundert), Calligulas Pferd, welcher Kaiser auch immer sich prostituiert hat, oder Vespasian über den mir zwar kein wtf Fakt einfällt, aber der einfach beeindruckend ist.
Ok ich bin etwas schwafelig

Icch werde mich mit dem Buch denke ich mal auseinandersetzen!

Hab vielen Dank und einen schönen Abend

LG Delf
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Alt 07.10.2024, 05:28   #8
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Zitat:
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Der Wissensflickenteppich ist zu dünn. Sei es Hannibal bei Canae, Nero das Feuer besingend (ob nun gelegt, oder nur bewundert), Calligulas Pferd, welcher Kaiser auch immer sich prostituiert hat, oder Vespasian über den mir zwar kein wtf Fakt einfällt, aber der einfach beeindruckend ist.
Vergiss nicht Konstantin den Großen, der dem Römischen Reich das Christentum brachte. Die Schlacht an der Milvischen Brücke und das Erste Konzil von Nicäa sind hier die Stichworte. Kaiser auch des oströmischen Reiches und Namensgeber von Konstantinopel (ehemals Byzanz, heute Istanbul).

Wikipedia ist nicht falsch, wenn auch mit Vorbehalt zu genießen. Aber für den Einstieg in ein Thema allemal gut. Es ist ähnlich wie mit den Dokumentationen im Fernsehen oder Internet: Sie sind zwar informativ, aber meistens zu komprimiert und lassen vieles aus. Filmische Produkte sind teuer und deshalb zeitlich und schwerpunktmäßig stark beschränkt. Dessen muss man sich bewusst sein. Wer mehr erfahren möchte, kommt an Büchern von Historikern nicht vorbei. Es gibt aber auch jede Menge Vorlesungen von Uni-Profs auf youtube zu sehen. Biografien sind - wie bereits gesagt - phantastisches Informationsmaterial, denn auch Philosophen, Erfinder etc. waren politisch und sozial in ihrer Zeit eingebunden und spiegeln die Welt von damals wider.

Aber auch bei historischen Quellen muss man vorsichtig sein, denn meistens schrieben zeitgenössische Historiker die Geschehnisse zum Ruhme des jeweiligen Herrschers auf. Wer wollte sich schon mit den Mächtigsten im Lande anlegen und seiner Pfründen verlustig gehen?

LG und viel Spaß am Weiterbuddeln in der Antike.

LG
Ilka
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