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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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15.04.2017, 13:50 | #1 |
Gedanken eines Don José
Wie bin ich für dieses Weib entflammt,
dies' Weib mit der Akazienblüte! Ist's wahr: „Die Liebe von Zigeunern stammet“, warum hat mich kein Gott behütet? Sie sagten, deine Liebe währt sechs Wochen lang, Carmencita, du versprachst doch, mich zu lieben, meinem Herzen wurd' es angst und bang, was hat zum andern dich getrieben? In den Karten stand's geschrieben: Uns beiden ist nur Tod geblieben. |
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16.04.2017, 18:22 | #2 |
Ich habe einen Verbesserungsvorschlag erhalten, wurde darauf hingewiesen, dass es sich nicht um Akazien-, sondern Kassienblüten handelt sowie, dass Don José von der Prophezeiung, die Carmen in den Karten sieht, nichts wissen kann und das Gedicht darauf hin noch einmal überarbeitet, hier ist die zweite Fassung (mit Dank an den Hinweisgeber):
Gedanken eines Don José, Fassung II Wie bin ich für dieses Weib entflammt, dies' Weib mit gelber Kassienblüte! Ist's wahr: „Die Liebe von Zigeunern stammet“, warum hat mich kein Gott behütet? Sie sagten, deine Liebe währt sechs Wochen lang, Carmencita, du versprachst doch, mich zu lieben, meinem Herzen wurde angst und bang, was hat zum andern dich getrieben? Meine Hand hat mit dem Dolch geschrieben: Dir ist Tod und mir Gefangenschaft geblieben. |
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16.04.2017, 21:22 | #3 |
Liebe Silbermöwe,
schön, wie du das Thema umsetzt. Ich habe es mal auf ein einheitliches Versmaß gesetzt. Aber vielleicht gefällt dir deine Version doch besser. Gern gelesen. LG g Wie war ich für dies Weib erntflammt, im Haar die gelbe Kassienblüte! Wenn Liebe von Zigeunern stammt, so fleh, dass dich ein Gott behüte. Versprachst du, Carmencita, nicht, mich heiß und ewig treu zu lieben? Und gleich hat dich dein flackernd Licht zu einem anderen getrieben! Mein Dolch nahm ihr das junges Leben, um mir Gefangenschaft zu geben... |
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17.04.2017, 16:27 | #4 |
Lieber gummibaum,
mit deinem Kommentar und das Umsetzen auf ein einheitliches Versmaß hast du mir eine große Freude gemacht! Mein Gedicht ist in S1 Jambus, S2 und 3 Trochaeus (hm, glaub ich zumindest)- ich wusste, dass es nicht gleich ist . LG DieSilbermöwe |
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17.04.2017, 18:31 | #5 |
R.I.P.
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Liebe Silbermöwe,
jede Fassung hat ihren eigenen Reiz! Die nicht zutreffende Akazienblüte gefällt mir persönlich besser als die Kassienblüte. Und wärst Du eventuell bereit, entflammt mit ...stammt zu reimen, obwohl es im Libretto stammet heißt? (Wohl keine wörtliche Übersetzung). gummibaums Variante ist mir ein bissel mager, knapp, bei einem so leidenschaftlichen Thema. Die beiden Schlußverse gefallen mir in der zweiten Fassung besser. Allergernst gelesen von Thing |
17.04.2017, 20:11 | #6 |
ein Vergnügen, die Fassungen zu lesen,
es geht zwar um die selben Wesen, doch scheinen Möwes Zeilen einem größeren Drama zu zu eilen, kann in beiden gut verweilen und gleichmäßig Lob verteilen. Das gilt auch für den Kommentar, für wahr. lg, talking head |
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17.04.2017, 23:05 | #7 |
abgemeldet
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liebe SM...
(was für ein nick) bissu Eine Operetteuse? Aus dem "entflammt" und "stammet" könntest Du noch einen unreinen Reim entmachen. Bizet wird Dir es übelnehmen, wenn Du aus dem "stammet" ein "stammeln" woodoozierst. Die Gedanken, die sich Don José macht, sind offensichtlich die, die ihn nach der vernünftigen entscheidung des abwurfs der alten nun unbrauchbaren Carmen überfielen. Demzufolge beginne das so: Wie war ich einst für dieses Weib entflammt, nun ist sie alt und faltig so verdammt. Bin ich froh sie ist nun bei diesem Dillo, wie heißt er nur? Ah Escamillo Viele liebe Grüße! r |
18.04.2017, 10:20 | #8 |
R.I.P.
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Ralfchen, Du bist ein unverbesserlicher Spaßvogel!!
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18.04.2017, 12:47 | #9 |
Liebe Thing,
ich dachte, man müsste das wörtliche Zitat aus der Oper übernehmen, da lautete es "stammet". Danke für dein Lob! Hallo Ralfchen, ich hatte Don Jose' in seiner Gefängniszelle nach dem Mord an Carmen vor mir, wie er darüber nachgrübelt, was passiert ist. Hallo talking head, danke fürs Lesen und Kommentieren! LG DieSilbermöwe |
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19.04.2017, 23:58 | #10 |
abgemeldet
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ich hatte die Carmen ich denke es war 1992 mit engen freunden in rom gesehen. mit Pavarotti. die inszenierung war unbeschreiblich und ebenso das bühnenbild. es bestand aus nackten holzböden die sich in einer endlosen perspektive schräg nach oben im kulissenbild verloren. es war einfach unglaublich. ein kleines bon mot am rande: es war eine premiere und ich wollte meine smokinghose imhotel anziehen und stellte fest, dass ich die in Malibu mit anderen alten kleidungsstücken entsorgt und dafür eine dünne schwarze zerknitterte leinenhose hatte. die jacke war zu eng und ich musst mit dem hotelnähzeug schnell noch den knopf versetzen...es war zum schreien und: ich schrie.
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20.04.2017, 07:55 | #11 |
gelöscht
Geändert von gummibaum (20.04.2017 um 12:36 Uhr) |
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20.04.2017, 09:45 | #12 |
Forumsleitung
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Die ersten Bilder, die eine Autorin beim Schreiben vor sich sieht, sind oft die besseren. Das schließt nicht aus, Formmängel später zu beseitigen. Doch finde ich, dass Silbermöwe bei ihren ersten Schlussversen der Geschichte von Carmen und José am nächsten gekommen ist. Die Oper lässt nämlich offen, was José nach der Ermordung Carmens widerfährt. Vermutlich wird er die Tat nicht lange überleben, denn entweder endet er am Galgen, oder er bringt sich selbst um, oder der Torero wird an ihm Rache üben. Deshalb ist der Vers "... uns beiden ist nur Tod geblieben" für mich absolut stimmig. José ist Carmen derart verfallen gewesen, dass die Rückkehr in ein normales Leben sowieso unmöglich geworden ist. Das deutet sich schon früh in der Oper an, als Micaela vergeblich versucht, José zurückzugewinnen. Seine ungezügelte Leidenschaft zieht ihn ungebremst in den Abgrund.
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20.04.2017, 20:31 | #13 |
Liebes Ralfchen,
ich habe die "Carmen" in einer modernen Aufführung gesehen, gesungen auf französisch. Ich habe natürlich nicht alles verstanden und mir daraufhin das Reclam-Heftchen "Carmen" von Georges Bizet besorgt und in einem Rutsch durchgelesen. Egal, was du für eine Hose getragen hast - "Carmen" ist ein tolles Stück. Lieber gummibaum. ich habe deine Zeilen noch gelesen. Sie waren nicht so schlimm, dass du sie hättest löschen müssen. Liebe Ilka-Maria, danke für deinen Kommentar! Aber eigentlich bin ich auf die letzten beiden Zeilen in der zweiten Fassung schon ein wenig stolz ....und es stimmt ja, dass Don Jose' von der Prophezeiung in den Karten, die Carmen sieht, nichts wissen kann. Micaela wäre natürlich auch ein Gedicht wert ... |
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20.04.2017, 21:10 | #14 |
Forumsleitung
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Findest du?
Ich habe Zweifel, denn sie gehört in dieser Geschichte zu den schwächsten Figuren. Sie ist nur vordergründig das Mädchen, das José liebt und ihren künftigen Ehemann in ihm sieht. Psychologisch gedeutet ist sie sein Alter Ego, sein Gewissen, die innere Alarmglocke, die letzte Aufforderung zur Umkehr. Aber Micaela hat keine Macht über José. Sie muss sich sogar auf seine Mutter berufen als das letzte Mittel, sein Gewissen zu wecken - vergeblich. Wenn du also ein Gedicht über Micaela machen würdest, wäre es gleichzeitig ein Gedicht über José, der nicht der Vernunft und der wahren Fürsorge (in Gestalt der Micaela), sondern der Leidenschaft (in Gestalt der Carmen) folgt. Was die Oper beschreibt, ist die gespaltene Seele in der einen Brust. Carmen und Micaela sind nur Sinnbilder für Josés Zerrissenheit und Schwäche. Er wäre an jeder anderer Leidenschaft genauso zugrunde gegangen. |
Lesezeichen für Gedanken eines Don José |
Stichworte |
carmencita, don josé, oper |
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