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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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28.02.2008, 12:14 | #1 |
Ich wär' so gern ein Denunziant
Ich wär' so gern ein Denunziant
Ich wär’ so gern ein Denunziant, denn, es ist allgemein bekannt, ein Denunziant hat viele Feinde nur ich, ich habe leider keine. Vielleicht auch ein Politiker korrupt, oder ein Bahnschaffner, so einer von der richtig mies gelaunten Sorte... das wär’ fies! Jedoch, ich muss es eingestehen, da hilft kein betteln oder flehen, kein Überschlagen, Wenden, Drehen: Ich werde einfach übersehen. Man findet mich, wenn überhaupt nur nett! Und auch, wenn es mir keiner glaubt, wenn ich nur ein paar Feinde hätt’ dann ging es mir gleich viel, viel besser... ... hm... vielleicht, mit einem Messer im Park... ja... das könnte gehen! Wir werden uns bald wiedersehen... |
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28.02.2008, 12:31 | #2 |
abgemeldet
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RE: Ich wär' so gern ein Denunziant
Hi NachtPoet,
vielleicht steckt in dir ein verborgener Mr. Hyde? Wie dem auch sei. Dein Text bietet viel von Ideen aber mit dem handwerklichen solltest du dir mehr Mühe geben (Silbenzahl, Metrum) dann wären es feine Werkchen. LG Albatros |
28.02.2008, 13:15 | #3 |
Du magst den Bruch mit dem Metrum und der Form rechtfertigen und begründen wie du willst, er passt nicht meiner Meinung nach
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28.02.2008, 14:00 | #4 |
Och, und dabei wäre meine Begründung so simpel...
... es funktioniert, gerade durch den Bruch, als vorgetragenes Gedicht auf meinen Lesungen, einfach nur perfekt *g* Meine doch zwischenzeitlich beträchtliche Erfahrung mit Lesungen hat mich ein neues Verständnis für Form und Struktur von Gedichten gelehrt, das über die sklavische Befolgung einer durchgehenden Struktur hinausgeht. Bin selbst einer der ersten Verfechter einer sauberen Form und Metrik. Aber ein Bruch derselben, wenn gezielt und richtig verwendet, kann das Gedicht unterstützen, ihm eine zusätzliche Dynamik und Ebene verpassen. Ist mir das beim Denunzianten gelungen? Meine Lesungserfahrung sagt mir ja. Funktioniert es auch 'nur' auf dem Papier? Darüber lässt sich sicherlich vortrefflich streiten *g* |
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28.02.2008, 14:24 | #5 | ||||
hallo.
Zitat:
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nur, stellt die verwendung eines bruches die verwendung von sauberer metrik und form in frage. Zitat:
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gruß mo.- |
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28.02.2008, 14:36 | #6 | ||||
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28.02.2008, 14:55 | #7 | |
Zitat:
knechtest du dich blind in ein reimschema. sei mir nicht böse aber deine begründung ist heuchelei. sicher möchtest du jetzt argumentieren das eine form keine "sklaverei" ist wenn man sie abstreifen kann und das auch innerhalb der form tut. das ist nicht unrichtig aber bedenke: das dein beuch nur ein buch ist wenn er im verhälnis/gegensatz zu einer form steht. demnach ist er ein teil der form. worauf ich hinaus will: du hast dich eher dichterischen zwängen unterworfen als von welchen "befreit". gruß mo.- |
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28.02.2008, 14:59 | #8 |
Bevor wir darüber reden,
ob die Form für ein Gedicht geeignet ist, ist es überhaupt ein Gedicht? Ich finde es ist schlicht ein kleiner Text, mit vielen Zeilenumbrüchen. Das Ergebnis ist natürlich, dass man hier weder Metrik anbringen kann, noch Silben sinnvoll in Verse fassen könnte, ganz einfach, weil nicht gedichtet wurde. |
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28.02.2008, 15:07 | #9 |
Ah, die "Was ist ein Gedicht" Frage.
Tja, dummerweise gibt es darauf keine Antwort. Hatte da mal vor ewig langer Zeit eine sehr amüsante Deutschstunde, in denen unser Deutschlehrer uns genau diese Frage stellte: "Was definiert ein Gedicht." Wir brachten die üblichen Verdächtigen zur Sprache: Metrik, Reim, Form, Verse, Zeilenumbrüche, diverse Stilmittel. Unser Lehrer stellte dann jedem Argument ein Gedicht gegenüber, welches eben jene Kriterien nicht erfüllte. Am Ende der Stunde löste er dann vor der zwischenzeitlich ratlosen Klasse die Frage auf: "Ein Gedicht definiert sich dadurch, dass der Verfasser es als solches bezeichnet." Kurz, es gibt diverse Stilmittel, die in der Dichtung Anwendung finden, und oftmals auch nur hier Sinn machen, aber es gibt keine zwingenden Stilmittel, die Verwendung finden müssen. Die Frage, "Was ist ein gutes Gedicht", ist natürlich wieder eine ganz andere, und hier spielt natürlich die Art der Ausführung der verwendeten Stilmittel eine nicht unerhebliche Rolle. |
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28.02.2008, 15:10 | #10 | |
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28.02.2008, 15:15 | #11 |
Also wäre zum Beispiel Harry Potter Band 1 - 8 ein Gedicht, wenn die Schriftstellerin es sagt? Oder muss sie vorher Unmengen an Zeilenumbrüchen einfügen?
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28.02.2008, 15:39 | #12 |
Mannmannmann, die herren...
der eine sagt, auf seinen lesungen klappt es prima (meine mama sagt ich bin schön...), der andere kommt wieder mit der definitions-sackgasse...wieder geht es um meinungen. ich hab auch eine: wenn man einen beliebigen text mit der richtigen betonung vorliest, hört er sich wie ein gedicht an. zum vorliegenden text denke ich, daß man ihm den absichtlichen bruch nicht wirklich ansieht, er wirkt etwas unentschlossen in der machart, wirkt auf mich weder besonders gelungen als „orthodoxes gedicht“, noch als werk, das absichtlich mit den konventionen bricht. nichts für ungut und groetjes: bollo |
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28.02.2008, 15:42 | #13 | |
Zitat:
gruß fu |
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28.02.2008, 15:51 | #14 |
von mir aus.
dann habe ich nur noch einen inhalt zum inhalt anzufügen: ja dann mach doch! |
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28.02.2008, 15:54 | #15 |
Ziehen wir also das Fazi: In der vorliegenden Form den hier angewandten Maßstäben und Geschmäckern nicht genügend, aus durchaus nachvollziehbaren Gründen 8^)
Finde ich ausgesprochen faszinierend und aufschlussreich, und danke für alle Blickwinkel und Meinungen. |
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28.02.2008, 16:06 | #16 |
jenau und jez kannste mit deiner trivialen slamlyrik die bourgeoise füttern gehn.
meine gesichtspunkte wünschen hals & formbruch. mo.- |
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28.02.2008, 16:35 | #17 |
Hallo zusammen,
ich kann diesem Text leider nicht viel abgewinnen und glaube auch nicht, dass er innerhalb eines Vortrages an Substanz gewinnt, die liederlichen Reime mal ganz außen vor. Auch wenn das Gedicht hier im vers libre geschrieben wäre, käme man nicht umhin, inhaltliche und bildliche Mangelerscheinungen festzumachen. Zum einen fehlen mir der Pfeffer, der Witz oder eine Art komischer Charme, die ich innerhalb der gewählten Kategorie erwarten würde. Man liest sich durch eine - wenn überhaupt homöopathisch - humorvolle Replik eines lyr. Ichs, dessen Quintessenz die immanente Kritik an der Nichtbeachtung sein mag, die vordergründig aber [innerhalb dröger Klischees] negativ besetzte Charaktere "sehnend" benennt, denen angeblich mehr Augenmerk geschenkt wird. Die im Ansatz paarig angeführten Reime sind im Grunde zwar die rechte Wahl, erscheinen aber durchweg schwachbrüstig und einfach. Hinzukommt der unechte Reim in S1 [vgl. Feinde / keine] sowie der Bruch im weiteren, so sehr Du ihn auch verteidigen magst. Das läßt nicht nur optisch, sondern auch phoentisch einen ungelenken Eindruck aufkommen. Bildich stringent ist der Text überdies auch nicht: Strophe 1 skizziert eine Person nach Ihrem persönlichen Verhalten, Strophe zwei arbeitet mit Berufsgruppen, richtet sich also auf eine bloße Tätigkeit, institutionalisiert, die ein Urteil über persönliches Verhalten im ethischen Sinne nicht erlauben. Möglich ist, sie ob ihrer stereotyp getränkten Konnotation - wie oben bereits erwähnt - anzuführen, nur ist das weder witzig, noch elegant, noch ausgefeilt, sondern recht kurzsichtig in der Überlegung [des lyr. Ichs], ja, seicht könnte man sagen. Ich kann solchen wertenden Verallgemeinerungen noch nicht einmal ein Schmunzeln entlocken: Ärzte sind alle arrogante Wichser, Beamte von grundauf faule Fingertiere und Flugbegleiter sind stupide Saftschubsen, um die Aufzählung im Gedicht überspitzt fortzuführen. Aber ich gehe davon aus, dass hier lediglich das lyr. Ich in seinem Selbstmitleid etwas kurzsichtig argumentiert. Strophe 3 und 4 sind in meinen Augen blankes Straucheln, Reden um des Redens willen. Hier werden lediglich Phrasen bedient: "Man kann es drehen und wenden" usw., alles in der Gattung von "so jung kommen wir nicht mehr zusammen". Solche Konstrukte sind Schablonen, die eine eigenstände Sprache und Kreativität missen lassen, nur als wörtliche Brückenschläge dienen und soviel Gehalt haben wie ein hohler Zahn. Der Abschluss über das Messer ist überzogen. Ein derart unentschlossenes Ich [ob Strophe 3 & 4 insbesondere geurteilt sowie ob der görßtenteils zu gelassenen Sprache, fernab von handfestem Ärger und Groll], das mitleidig fehlt, anstatt die Wohnung kurz und klein zu schlagen, scheint mir nicht imstande zu einer solchen Parkattacke. Zwar ist das hier nur gedanklich angerissen, aber "bald wiedersehen" ist Anzeiger dafür, dass sich die fixe Idee bald in die Tat umsetzen könnte. Übrigens: "uns wiedersehen"; hier hat sich ein Tippfehler eingeschlichen. Einzig der Titel erscheint mir positiv, da das lyr. Ich mit seinem Fingerzeig auf andere einen wirklichen 'absprechenden Bericht' hält. Alles in allem aber wirkt der Text unausgegoren & mit der heißen Nadel gestrickt. Die aufgezeigten Diskrepanzen wirst Du leider durch eine Vertonung nicht ausbügeln können. Grüße Stulle Übrigens moderativ eingeworfen: bitte zurück zum Text; Grundsatzdiskussionen anderorts. |
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28.02.2008, 18:27 | #18 | |
@ Stullen Andi:
Faszinierend, dass Du der erste bist, der auf den Tippfehler eingeht (*rauseditier*) Danke für die sich direkt am Text orientierende und ins Detail gehende Kritik, damit kann ich dann doch schon weit mehr anfangen. Zitat:
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28.02.2008, 18:35 | #19 | ||
Zitat:
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