Kindheit

[Ilka-Maria]

Tagtäglich kam ich dreckig nach Hause,
verschlammt, verkrustet und staubbedeckt,
am Körper verschwitzt bis an die Krause,
die Haut vom wilden Spiel rot verfleckt.

Doch nie kam ein Vorwurf und niemals ein Tadel,
da waren Mutter und Vater im Bund:
Der Dreck dieser Welt ist niemandes Makel,
sondern hält Herz, Leib und Seele gesund.

[Inka]

Liebe Ilka-Maria,

ja, da kommen Erinnerungen auf.

Wenn ich so darüber nachdenke, glaube ich, dass wir Kinder in der Nachkriegszeit auf dem Dorfe in Thüringen eher darauf achteten, unsere Kleidung nicht schmutzig zu machen. Nicht, dass wir Schelte befürchten mussten, aber…

Alle vier Wochen fiel die große Wäsche an, die in einem separaten Gebäude abends in einem großen Kessel mit Holzfeuerung eingeweicht und am darauffolgenden Tag zweimal gekocht wurde. Zumindest die Weißwäsche. Alles wurde auf dem Waschbrett gerubbelt, auch die Buntwäsche, wofür dann die Restlauge verwendet wurde.

Herrlich, dieser Duft von der stundenlang auf der Leine getrockneten Wäsche! Auf dem Rasen wurden auch oft weiße Wäschestücke ausgebreitet und immer wieder mit der Gießkanne besprenkelt.

Abgesehen davon, dass man zu der Zeit sehr wenig Kleidung zum Wechseln hatte, war man instinktiv vielleicht einfach nur darauf bedacht, unsere Mütter nicht allzu sehr zu belasten. Ich kann mich eigentlich nicht erinnern, dass wir ermahnt wurden, auf unsere Kleidung zu achten.

Genügend Freiheit hatten wir aber. Bei schönem Wetter wurde immer draußen gespielt und bei schlechtem Bücher gelesen.

Sicher kamen wir auch mal verschwitzt nach Hause, aber so pingelig in Bezug auf Hygiene, wie heutzutage, waren wir eher nicht. Wir aßen auch ungewaschenes Obst und Möhren direkt aus der Erde, weil ja bekanntlich Dreck den Magen reinigt.

Zumindest waren wir dann wenigstens innen sauber.

Wer könnte sich heute noch ein Leben ohne Waschmaschine vorstellen?

LG von Inka