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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 18.05.2022, 12:17   #1
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.082

Standard Fragen einer Mutter

Was habt ihr mit meinem Kind gemacht?
Kaum siebzehn und noch ein Leichtgewicht.
An welche Front habt ihr es gebracht?
Warum erreicht mich die Feldpost nicht?

Wozu habt ihr meinen Sohn verbraucht?
In graues Tuch mit Symbolen gepresst.
Sein Fleisch in tödliche Salven getaucht
zum vaterländisches Knochenfest?

Was habt ihr mit meinem Kind gemacht,
bevor sein Leben richtig begann?
Gehört es schon der ewigen Nacht,
den Schatten der Unterwelten an?

In welches Grab habt ihr es gesenkt?
Und sprach ihm jemand ein letztes Wort?
Ich hatte mein Kind dieser Welt geschenkt,
doch nicht für ein Sterben an höllischem Ort.

Wozu habt ihr meinen Sohn verbraucht?
Er war doch glücklich im eigenen Land.
Wo hat er sein Leben ausgehaucht?
Wo ist er verscharrt? In wessen Sand?

18.05.2022
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Alt 18.05.2022, 12:45   #2
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.879

ein zu Herzen gehendes Gedicht, eine Totenklage, eine verzweifelt fragende Mutter.
Ob es diejenigen zu rühren vermag, die für diesen Irrsinn verantwortlich sind?
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 18.05.2022, 13:35   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Ob es diejenigen zu rühren vermag, die für diesen Irrsinn verantwortlich sind?
Nein. Menschen sind nichts weiter als Material. Was sonst sind "human resources"? Es gibt ja genügend davon. Pest, Cholera und mehrere verheerende Kriege, die Millionen von Toten gefordert haben, sowie die damit einhergehenden Hungersnöte haben nichts daran ändern können, dass die Menschheit stetig gewachsen ist. Uns werden eher die Wälder und das Öl ausgehen als das Menschenmaterial, auch wenn das bisher niemand glauben mag.

Falls jemand auf die Idee kommt, mich zynisch zu nennen: Es ist nicht mein Zynismus, den ich hier anspreche.
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Alt 18.05.2022, 14:38   #4
weiblich Inka
 
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Beiträge: 305

Standard Das Gedicht ist mir auch sehr zu Herzen gegangen

Schon vor einigen Wochen hatte ich nachfolgenden Link gespeichert und war erschüttert. Wie kann eine junge Witwe und Mutter von zwei Kindern riskieren, ihre Kinder eventuell zu Vollwaisen zu machen?

Und dann die Aussage des jungen ukrainischen Soldaten – siehe unten. Ich war total entsetzt.

Ukrainische Witwe schießt Panzer vor Kiew ab

Ihr Mann starb 2014 im Krieg in der Ostukraine, jetzt kämpft sie gegen Putins Truppen:

Sie war Protestführerin auf dem Maidan und Politikerin im ukrainischen Parlament. Heute ist Tetiana Chornovol eine verwitwete zweifache Mutter an der Kriegsfront. Nördlich der Hauptstadt Kiew hat sie sich mit ihrer Einheit in den Kampf gegen die Invasion der russischen Armee begeben. Mit Erfolg, wie Aufnahmen von der Front und die Schilderungen der Einheit zeigen. Sie und ihre männlichen Kollegen sagen:


"Die Russen werden hier begraben, sie werden zu Dünger."

https://www.t-online.de/tv/nachricht...panzer-ab.html
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Alt 18.05.2022, 15:11   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Inka Beitrag anzeigen
Wie kann eine junge Witwe und Mutter von zwei Kindern riskieren, ihre Kinder eventuell zu Vollwaisen zu machen?
Können wir über einen Einzelfall mitreden? Aus dem sicheren Stübchen heraus? Ich bin weder erschüttert noch verständnislos gegenüber Menschen, die ihre Eindringlinge bekämpfen, sondern froh, dass ich nicht vor so eine Entscheidung gestellt bin. Letztendlich ist es bei derartigen Katastrophen egal, wodurch der Mensch für den Rest seines Lebens, so er überleben sollte, traumatisiert ist.

Als Mutter würde ich auch kämpfen, nämlich für meine Kinder, nicht, um sie als Waisen zurückzulassen oder ihnen als mehrfach vergewaltigte und gebrochene Frau ans Bein gebunden zu werden. Das Schlimmste, was man bei Bedrohung machen kann, ist, nichts zu tun. Jeder Angreifer, den diese Mutter unschädlich macht, ist eine Gefahr weniger für ihre Kinder.

Wie kann man nur? So fragst du. Ich würde fragen: Wie kann man nicht?

Was der Krieg in der Ukraine anrichtet, wird ohnehin Jahrhunderte nachwirken.
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