Vom Welken

[Brise]

Noch während die Mitternachtsschläge der Turmuhr erstarben
erreichte die Sehnsucht zum letzten Mal ihren Zenit:
es stoben die Falter vom Boden und ließen die Farben
zurück. Doch in seltsamen Prismen verbogen verblieb

der zögernde Blick zu verwelkenden Tagen, als wollte
er flehenden Auges die Kurven um Grade verbiegen.
Im Schlag seiner Wimpern erbebte, erklang, ja ergrollte
ein Bruch: Er durchteilte das Fenster der Zeit - und wir schwiegen.

Wir schweigen und sehen die Nacht, die in Bahnen verrinnt,
erlahmt scheinen längst die vor Kälte erstarrenden Hände,
die Augen getrübt und vom einstigen Beten und Wünschen fast blind:
Wir suchen wie früher und wissen doch längst um das Ende.

(Danke Flo)

[Anne-Lee]

Unglaublich starkes Gedicht! Mich fasziniert wie du es schaffst, deine Gedanken und Sätze über die Verse und Strophen hinweg zu führen und trotzdem rund und ganz werden zu lassen!
Du hast mich mit deinen Worten komplett abgeholt und für wenige Augenblicke in eine andere Welt, einen anderen Menschen versetzt. Natürlich kann ich dein Gefühl nicht einfangen und nicht genauso nachempfinden, wie du es beim schreiben empfunden haben musst. Aber das Echo deiner Worte hat auch in mir eine Melodie gerührt. Danke!

[Brise]

Vielen Dank, Du hast mich an etwas Schönes erinnert, also doppelt Dank sogar, schmunzel.