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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

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Alt 05.02.2022, 20:00   #1
männlich halblicht
 
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Beiträge: 66

Standard im krieg mit gottes machwerk

ich vermisse die nähe zum festland
auch wenn dort nie mein hafen war
jahr für jahr treibe ich weiter hinaus
werden die tiefen dunkler unter mir
zurzeit wäre ich dafür zu stranden
doch meine füße träumen vom grund

und das gemurmel vom weg als ziel
verschwimmt klanglos am horizont
hier gibts nur salzwasser und luft
und den himmel der mir manchmal
beim versuch mich zu ertränken
etwas leben in den becher spuckt

vielleicht ist die zeit reif zu tauchen
mit den ungetümen zu verhandeln
meine seele für ihren platz im heer
gegen den alles verachtenden gott
mein blut für ihren regen aus feuer
so die reine asche den phönix gebärt
halblicht ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.02.2022, 00:44   #2
männlich Ex-Tristanhirte
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Beiträge: 139

Ah ja doch, das ist großartig. Ich favorisiere jetzt einfach mal alles, was du so schreibst. Ich werde mir das allerdings noch ein paar mal durchlesen müssen, bis ich die ganzen Zusammenhänge vom Anfang bis zum Ende kapier. Die letzten zwei Verse haben meinen Kopf gesprengt, aber das liegt vielleicht auch an der Uhrzeit
Ex-Tristanhirte ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.02.2022, 13:52   #3
männlich halblicht
 
Benutzerbild von halblicht
 
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Beiträge: 66

Hallo Tristan,

du scheinst ja wirklich zu mögen wa ich so schreibe. Ich selbst bin da immer etwas skeptisch und selten zufrieden.
Ich denke die letzten zwei Zeilen passen nicht, ich bin auch mit Anderem noch nich zufrieden, das Gemurmel das klanglos am Horizont verschwimmt werde ich auch nochmal überarbeiten müssen.
Den Phönix habe ich bei mir bereits wieder rausgenommen, da steht zur Zeit

mein blut für ihren regen aus feuer
der dieses machwerk in asche legt

aber trotzdem, ich denke ich sollte bei den Wasserbildern bleiben, der Kontrast den ich zuerst wollte gefällt mir bereits nicht mehr.

So ist das immer wieder bei mir, ich denke in den letzten zehn Jahren habe ich drei Texte geschrieben die ich heute nicht ändern oder komplett verwerfen würde.

freundliche Grüße und einen schönen Sonntag
Michael
halblicht ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.02.2022, 15:56   #4
männlich Ex-Tristanhirte
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Dabei seit: 12/2021
Beiträge: 139

Hallo Michael

Ich wiederhole mich an dieser Stelle mal wieder, mich erinnert die Verworrenheit tatsächlich ein wenig an Benn, auch wenn man Ende nicht mit dem Gefühl zurückgelassen wird, ein minderwertiger Mensch zu sein. Für mich steckt da eine ungewöhnliche geistige und existenzielle, phantastisch fein und weich verpackte Tiefe hinter. „zur zeit wäre ich dafür zu stranden, doch meine füße träumen vom grund“ etwa mit der Anspielung auf die Sehnsucht nach Sicherheit im Leben und den Wunsch sowie den Zwang zum ständig drohenden Untergang, der theoretisch omnipräsent über dem LI schwebt, sofern es vom ständigen Geschwimme, bzw vom Kampf im Leben (so interpretier ich das Mal) die Kraft verliert. Das scheint sich das LI „beim versuch mich zu ertränken“ manchmal sogar zu wünschen, am Ende muss es aber trotzdem noch weiterschwimmen/ - leben, denn der Mensch ist ja zum Leben geboren, bzw. aus Sicht des LI dazu gezwungen („etwas leben in den becher spuckt“). Damit käme auch wieder auf etwas tragische Weise das sich verloren fühlende, von fremden Mächten des Weltenlaufs gesteuerte LI zum Ausdruck. Das ist natürlich ein riesen Thema und ein weit verbreiteter Topos in der Literatur und entsprechend heikel zu bearbeiten, aber ich finde, du verpackst das ausgesprochen feinsinnig. Andererseits ließe sich die Schwimmszene auch als Abgeschiedenheit des LI interpretieren, das sich nicht in die Dunkelheit der Menschenmassen, die ihn „über Wasser halten“, integrieren will, da es ansonsten ertrinken würde. Hier kommt eine grundsätzliche Problematik zum Ausdruck, mit der du denke ich vielen aus der Seele sprichst, zumindest, wenn man sich mal sonstige Kommentare hier im Forum durchliest oder überhaupt im Internet: man kann nicht mit den Menschen, aber man kann auch nicht ohne sie. Das LI scheint von diesem Konflikt zerrieben zu werden, da es sich sowieso nicht zugehörig fühlt, die zweite Ebene zum Tod suggeriert dabei als Unterton eine sowieso kommende Lösung der Problematik. Die Verhandlung mit den Ungetümen wirkt auf mich dann wie eine Zuspitzung der Mehrdeutigkeit: meint das LI den Tod? Würde es sich dann durch sein Arrangement mit ihm darauf vorbereiten wollen? Oder meint es damit gar das Leben selbst, dem es bisher so gut es ging zu entkommen versuchte, und dem es sich trotz seiner Annahme, dort nicht hineinzugehören, wieder einen Integrationsversuch wagen will, nur um dieses ganze, ihn bedrohende Machwerk aufrecht zu erhalten (so interpretiere ich jetzt mal die gestern noch mich überfordernden Schlussverse) und somit in einem Akt der eigentlich von der Mehrheit der Menschen erwarteten und als normal vorausgesetzten Integration sich wohlwissend des Scheiterns endgültig selbst zu zerstören?

Ich habe höchsten Respekt vor dem, was du hier schreibst.

Liebe Grüße dir und schönen Sonntag zurück
Ex-Tristanhirte ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.02.2022, 19:05   #5
männlich halblicht
 
Benutzerbild von halblicht
 
Dabei seit: 12/2021
Beiträge: 66

Hallo Tristan,

erst einmal vielen Dank, dass du dich derart ausgiebig mit meinen Texten beschäftigt hast, das ist rar.

Ich mag solch existenzielle Themen ja ganz gern, die Nacktheit menschlichen Unvermögens eine Welt zu erklären, die in der Poesie gern als magisch und zauberhaft bemüht wird, dich in Wirklichkeit aber jeden Tag fressen will.

Du scheinst auch meine Bildsprache gut nachvollziehen zu können, bis auf die Stellen die ich bereits selbst bemängelt habe. Die eine mit dem Ertränken wollte ich so schreiben, dass sie auf zwei Arten gelesen werden kann: einerseits gemäß deiner Interpretation, andererseits, dass der Himmel LyrI zu ertränken versucht und es in seinem Scheitern versehentlich noch am Leben hält.

Bisher ist mir nicht klar geworden, wo ich letztendlich mit dem Text hin will, die erste Strophe gefällt mir zurzeit noch, die mittlere flacht ab und die letzte werde ich komplett überarbeiten, da sie einfach nicht zum Rest passt.
Der ganze Prozess kan mitunter Wochen bis Monate dauern, da ich immer wieder Schwächen in Bild und Metaebene finde die ich nacharbeiten muss, was oft zum vollständigen Verwerfen einer Idee führt. Meine Texte sind nie wirklich fertig.
In dem Sinne ist es ein Gutes, dass ich mich hier registriet habe, denn ist ein Text mal gepostet, steht er da, ich kann ihn nicht mehr in die Tonne stopfen und meine Motivation an ihm zu arbeiten bekommt Aufschwug.

Einige Ideen für einen Schluss hätte ich, vielleicht führen die ungetüme LirI bis zur Pforte der Hölle, wo es die sieben Scheusale befreit für das Heer. Diese wären dann eventuell auch kraftvoll genug, es mit seinem Widersacher aufzunehmen und die Welt in Asche zu legen, wenn es denn das ist, was es beabsichtigt.
Vielleicht werde ich aber auch den Phönix auf andere Weise zurückbringen, ein wenig Optimismus würde dem Schluss wohl nicht schaden.



herzliche Grüße
Michael
halblicht ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.02.2022, 21:18   #6
männlich Ex-Tristanhirte
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Beiträge: 139

Hi Michael,

ich würde mich auch durchaus als Fan deiner Texte bezeichnen .

Zitat:
Zitat von halblicht Beitrag anzeigen
Die eine mit dem Ertränken wollte ich so schreiben, dass sie auf zwei Arten gelesen werden kann: einerseits gemäß deiner Interpretation, andererseits, dass der Himmel LyrI zu ertränken versucht und es in seinem Scheitern versehentlich noch am Leben hält.
Ja doch, das leuchtet mir durchaus ein. Ich muss sagen, ich hatte bei dieser Stelle auch das Gefühl, noch nicht alles ausgeschöpft zu haben, wollte aber meinen Gedankengang nicht festhaken und erst mal weitergehen.

Zitat:
Zitat von halblicht Beitrag anzeigen
Bisher ist mir nicht klar geworden, wo ich letztendlich mit dem Text hin will, die erste Strophe gefällt mir zurzeit noch, die mittlere flacht ab und die letzte werde ich komplett überarbeiten, da sie einfach nicht zum Rest passt.
Ja, zur letzten Stelle hast du dich jetzt schon öfter geäußert. Als Rezipient muss ich aber sagen, finde ich die sehr spannend. Die Asche/Phoenix/Feuer kommt wirklich etwas unerwartet, verleiht dem Ganzen aber eine zusätzliche Tiefe, daher finde ich die Idee schon mal sehr gut. Vielleicht bedürfte es irgendwo zuvor schon mal einer vorsichtigen Andeutung, etwa zu Beginn oder im Mittelteil? Dann hätte das vielleicht eine Art Einschlagscharakter, wie ne dystopische Apotheose. Würde sich glaube ich ganz gut in den vorherigen Teil einfügen. Ob eine affirmative Wendung da reinpasst musst du natürlich selber wissen; da der Grundton aber schon zu Beginn sehr stark in eine klare Richtung geht und wie durch einen Sog immer weiter fortgeführt wird, hätte ich meine Zweifel bzw wüsste nicht, wo und wie sich die Wendung überzeugend vollziehen ließe, ohne womöglich kitschig zu wirken. Ich finde die Richtung so sehr stimmig, aber mach du mal ^^.

Zitat:
Zitat von halblicht Beitrag anzeigen
erst einmal vielen Dank, dass du dich derart ausgiebig mit meinen Texten beschäftigt hast, das ist rar.
Danke auch, dass du derart offen deine Gedanken mitteilst, ist sehr spannend mitzudenken. Musst du im Übrigen natürlich nicht - nur weil nicht jeder sofort eine Interpretation zusammenklamüsert, die den "Autorintentionen" entsprach, heißt das ja nicht, dass dein Text "objektiv" mangelhaft wäre. In deinem Fall würde ich eher das Gegenteil behaupten. Ein guter Text birgt immer mehrere Deutungsebenen in sich und kann nicht sofort von jedem im vollen Umfang erschlossen werden. Das ist für mich eher ein Qualitäts-, als ein Minderwertigkeitsmerkmal, sofern man mit derartigen Kategorien operieren möchte.

Liebe Grüße dir
Ex-Tristanhirte ist offline   Mit Zitat antworten
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