Wenn du stirbst

[Venus]

stirbst nicht du, sondern dein Körper. Dein Fleisch und Blut, dein Gehirn und Herz sind im Netz der Zeit gefangen, hier kann die Energie Formen annehmen. Wenn dein Körper versagt, wenn es sich zersetzt, wirst du in Form von Energie weiterbestehen. Deine Energie die dein Herz schlagen lässt, überdauert. Du löst dich auf, du wirst unendlich. Du gehörst dem Universum, das Universum gehört dir. Der Tod war nie ein Ereignis, kein bestimmter Punkt. Wenn du stirbst, war der Prozess schon während du klein und zart warst im Gange. Es findet von Geburt an parallel statt und begleitet uns immer und überall. Wir erwachen nicht, wenn wir entschlafen, kein Paradies wartet auf uns. Wie viel Platz bleibt da noch für Angst übrig bei einer solch deprimierenden Vorstellung? Nun, ziemlich viel. Ich habe auch Angst vor dem Tod, bin doch schließlich auch ich nur ein Tier. Und jeder Anfang findet doch sein Ende.

Du stirbst, wenn

dein Körper endgültig versagt. Dein Todeszeitpunkt ist künstlich messbar, ein Datum wie jeder andere. Ich werde deine Beerdigung nicht besuchen, falsch am Platz würde ich mich fühlen. Dieser intime Moment gehört anderen und nicht Personen, die du nur kanntest. Ich bringe Blüten, lege sie auf dein Grab, bleibe da, rede vor mich hin. Du hörst mich nicht, das was sich da unten zersetzt bist nicht mehr du mein Kind. Der Tod macht dich körperlos. Er macht dich frei, dann bist du überall und zeitlos. Endlich frei. Kein Himmel wird dich erwarten, wir leben bereits unter ihm. Ist es das, wovor du Angst hast? Dass dich kein Garten erwartet? Fürchte dich nicht vor einem Neuanfang, nicht vor der Geburt der Energie in dir. Die Natur hat eine indifferente Natur inne. Es macht sie gnadenlos, sie meint es jedoch nicht böse mit uns, denn nichts ist böse und nichts war jemals gut. Jedes Ende hat wieder einen Anfang.

Wenn wir sterben, sterben wir, wenn sich der Kreislauf schließt, der endlos weitergeht. Wir überdauern. Und so werde ich dich in anderen Zeiten und Dasein wieder finden, mein Kind.