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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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03.05.2017, 22:17 | #1 |
Das wahre Problem
Überall nur Hass und Krieg
und doch für die Menschheit kein Sieg. Denn wir sind eine Einheit, und wenn nur ein Teil der Einheit gewinnt, dann sind wir alle einsam Wenn die Sonne für immer untergeht und die Eiskappen schmelzen, ist alles was wir tun, uns weiter zu wälzen. Denn wir sind egozentrische Wesen, nichts ist uns wichtiger, als die Stellung zu halten und zu zeigen; der Andere ist nichtiger. |
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17.08.2022, 12:29 | #2 | |
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Mich erschrecken die Texte junger Menschen immer mehr, denn sie sind von einer düsteren Grundstimmung, die ich nur schwer in unserer konsumorientierten, übersatten und seit fast 80 Jahren in Frieden und ohne Pest, Typhus und Cholera lebenden Gesellschaft verorten kann. Hier hülfe ein Blick in die Geschichtsbücher, und da müsse man nicht allzuweit zurückgehen, um glücklich darüber zu sein, im 20. und 21. Jahrhundert geboren worden zu sein. Das größte Leiden, das die Menschen heutzutage zu plagen scheint, ist das Luxus-Virus, und der Lieblingssport, der am meisten die Muskeln beschäftigt, ist das Angstzittern vor einem Krieg.
Früher waren Krieg, Krankheit und früher Tod der Alltag, aber die Menschen haben trotzdem getanzt, gefeiert und gelacht. Zitat:
Es ist merkwürdig, wie pessimistisch das Weltbild junger Leute ist, die nie unter Kanonenfeuer, Bomben vom Himmel, Hunger und Eiseskälte gelitten haben. Ich habe das, dem Herrgott sei Dank, auch nicht erleben müssen, aber ich habe den Alten zugehört. Man sollte sich gelegentlich Dokumentationen über Kriegsheimkehrer anschauen, die dermaßen traumatisiert sind, dass sie in Nervenheilanstalten behandelt werden müssen und kaum eine Chance haben, in ein normales Leben zurückzufinden. So sah die Welt vor dem 21. Jahrhundert aus. Da fuhren die Soldaten mit ihren Panzern über die gefrorenen und aneinandergereihten Leichen, dass die Knochen knackten, sonst wären ihre Ketten im Morast steckengeblieben. Und dann so ein "Gedicht" mitten aus dem Fleischtopf und mit dem goldenen Löffel in der Hand ... nein, danke. Übrigens gab es bereits ein Erdzeitalter ohne Polkappen. Das war Mütterchen Erde allerdings schnurzpiepegal gewesen. |
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17.08.2022, 13:16 | #3 | |
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Zitat:
Ich kann mir gut vorstellen, dass eine unbewusste Angst vor persönlichem Verlust (gerade durch die Klima- und Corona-Krise waren ja schon auf der persönlichsten Ebene erste Ängste vor unbeeinflussbarem Verlust und wegen der Aussicht, es könne nich viel schlimmer kommen, ein Gefühl von hilflosem Ausgesetztsein für viele kaum zu unterdrücken) schwerer wiegen oder als drängender zu verarbeiten wahrgenommen werden kann, als ein bewusstes (Mit)Erleben der Katastrophe auf ihrem höchsten Stand. Sofern letztere für einen selbst nämlich nicht allzu drastisch ausfällt, wäre ein Ablenkungsversuch tatsächlich am natürlichsten. Dass jüngere Menschen früher nur fröhlich und fröhlicher als jene von heute gewesen seien, ist in dieser Form auch etwas undifferenziert: zum einen gibt es auch heute sehr wohl viele mit positiver Grundattitüde, nur schreiben die oftmals keine Gedichte. Reflexion im Stillen und unter Beeinflussung einer vielleicht deprimierten/angestrengten Gemütsverfassung (ja in jedem Menschen hin und wieder vorhanden) kann nun mal zu deprimierenden Ergebnissen führen, denen man lieber aus dem Weg gehen will; zum anderen gab es sie mit den Benns, Dostojewskis, Nietzsches etc. sicher schon früher. Ich würde das Stimmungsbild im Forum dafür vielleicht nicht als repräsentativ erachten. |
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17.08.2022, 14:00 | #4 | |
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Zitat:
Was ich jeden Tag in der der Zeitung lese, ist die Zunahme an Depressionen bei jungen Leuten. Und in Poetry finde ich das in Texten widergespiegelt. Warum ist das so? Warum verfallen Zwanzigjährige allein beim der Namensnennung von Putin in Depressionen? Eine meiner Großtanten verlor während der Vertreibung aus Pommern ihr Baby, weil sie abgemagert keine Muttermilch mehr geben konnte. Das Baby starb ohne Wimmern mit der Faust im Rachen, an der es sich in den Tod nuckelte. Die Frau wurde nicht depressiv, sondern packte in der neuen Heimat an und gebar zwei weitere Söhne. Ich habe eher den Verdacht, dass es manche Zeitgenossen als ein Piercing verstehen - so nennt man heute wohl den Orden -, sich als besonders empfindsamen Weltverbesserer herauszustellen. Natürlich ohne jemals einen Obstbaum gepflanzt zu haben. Es ist nämlich einfach, den Zeigefinger zu strecken, aber schwer, mit dem Spaten Erde auszuheben. Wieso glaubt man im dickbäuchigen Teil unserer Welt, die Erde müsse täglch Honig, Butter, Brot und Wein ausspucken? |
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17.08.2022, 14:32 | #5 | ||
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17.08.2022, 14:43 | #6 | |
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Zitat:
Natürlich, wenn man von seinem Kind jahrelang Härte und Leistung erwartet und das Kind diese Rahmenbedingungen auf Dauer nicht erfüllen kann, wird es in unserer Gesellschaft scheitern. Das Leben an die "Hörner" zu packen und Unempfindlichkeit gegenüber emotionale Widerstände zu entwickeln, funktioniert nicht mehr. Der Generationskonflikt ist nur ein kleiner Teil, der dafür sorgt, dass Menschen psychisch erkranken. Und nein, die alten Menschen tragen daran keine Schuld. Viel mehr die Kriege. (Traumata werden im Konstrukt Familie weitergegeben, wenn sie unreflektiert und unbehandelt bleiben). Arno Grün führt diesen Gesellschaftsproblemen eigentlich gut auf den Zahn. "Verrat am Selbst", "Wider die kalte Vernunft", "Der Verlust des Mitgefühls" sind gute Bücher. Oder neuerdings auch Christian Baron, der die Thematik "Ein Mann seiner Klasse" sehr differenziert und klug durchleuchtet. Und Bildung ist ein großer Faktor, warum Menschen erkranken. Das gesamte Bildungssystem muss zwingend überholt und gewartet werden. Es kann nicht angehen, dass es hunderttausende Minderleister gibt oder hochgradig intelligente Menschen, die nach der achten Klasse das Handtuch werfen oder aus dem System verdrängt werden oder das Menschen sich in Positionen befinden, denen sie nicht gerecht werden können. Darüber hinaus spielt das Finanzielle im Bezug zu Bildung eine zunehmend größere Rolle. (Als armer Dorftrottel an einer Universität, ohne akademischen familiären Hintergrund, lebt es sich nicht leicht). Und bei alle dem gibt es keinerlei Raum für emotionale Konflikte. Was das betrifft, befindet sich unsere Reife noch im Mittelalter. So, jetzt habe ich genug editiert. Einen schönen Tag! |
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17.08.2022, 14:55 | #7 |
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Das alles erklärt nicht diese neumodische Düsternis und diese Sehnsucht danach, sich eine Depression wie einen Ritterorden für Gutmenschentum an die Brust heften zu lassen, ohne jemals einen Regenwurm oder eine Spinne angefasst zu haben.
Sorry, Tristanthirte. Ich glaube eher, dass zwanzigjährige Jammerlappen noch nie wie ich einen Regenwurm, eine Kellerassel oder eine Spinne zwischen den Fingerspitzen hatten. Oder wie ich in einem Fluss mit Blutegeln gebadet haben. Ich wollte diese Zeiten nicht missen. |
17.08.2022, 15:06 | #8 |
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Hm, wenn das so einfach wäre ^^. Mein Eindruck ist eher, dass das Leben später Versäumnisse der Erziehung auf meist unangenehme Weise nachholt oder rächt (wobei ich ein Blutegelbad jetzt nicht unbedingt als Versäumnis bezeichnen würde ^^). Wie gesagt, die Studien stehen im unmittelbaren Zusammenhang der jüngeren Krisen. Mal sehen, wie sich die Resilienz in 10-20 Jahren entwickelt hat.
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17.08.2022, 15:06 | #9 |
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17.08.2022, 15:18 | #10 | |
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Zitat:
Wir werden es sehen. |
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17.08.2022, 16:29 | #11 |
Es ist nachvollziehbar für mich, vom Leiden in der Welt überwältigt zu sein, will aber vor einer einseitigen Sicht warnen (der wir allzu leicht durch psychologische Mechanismen wie Negativitätsdominanz, Verfügbarkeitsheuristik, etc verfallen. Das von Ilka eingebrachte verführerische Selbstbild der besonders zartfühlenden Seele und das des "Empörialisten" (der Begriff stammt von Michael Schmidt-Salomon) spielen sicherlich auch eine Rolle). Nicht dass ein solcher Pessimismus noch zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird.
Für ein klareres Bild empfehle ich das Buch "Aufklärung jetzt" von Steven Pinker (sein TED talk "is the world getting better or worse?" ( https://m.youtube.com/watch?v=yCm9Ng0bbEQ&t=10s ), sein Interview bei Sternstunde Philosophie ( https://m.youtube.com/watch?v=n_jtH-AW5a4 ) und der TED talk "The best stats you've ever seen" von Hans Rosling ( https://m.youtube.com/watch?v=hVimVzgtD6w&t=15s ) sind auch gute Startpunkte). "Denn wir sind eine Einheit, und wenn nur ein Teil der Einheit gewinnt, dann sind wir alle einsam" Das unterstreiche ich. "Oder wie ich in einem Fluss mit Blutegeln gebadet haben. Ich wollte diese Zeiten nicht missen." Super. Ich habe mal meinen Schlafsack auf einem Ameisennest platziert. Gute Zeiten. Hier noch ein inspiring quote, das ihr in eure Instagramstory packen könnt: "Follow the trend lines, not the headlines." Bill Clinton Geändert von Amerdi (17.08.2022 um 18:00 Uhr) |
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17.08.2022, 16:58 | #12 | |
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17.08.2022, 17:15 | #13 | |
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Zitat:
nach und was bleibt? Sind Holz und Knochen. Mit mir liegt hier noch Horst, einst ein Kojote und Frieda, mein geliebter Stachelrochen. Zu der Beerdigung war niemand hier. Die Grillen zirpen laut von acht bis vier und Kai (er liegt schon zwanzig Jahre neben mir) wünscht sich ein Steak und viele Flaschen Bier. Nun sagt, was gibt es wahrhaft Schlimmeres? An manchen Tagen klopft er an den Sarg: "Ach Junge, halte einfach deine Fresse!". |
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17.08.2022, 17:49 | #14 | |
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Zitat:
lausch den Koksi-Klängen aller stammt ja vom Poetenhaus: Wagner ahnte schon den Knaller Leeroy gräbt ihn wieder aus. |
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17.08.2022, 18:21 | #15 |
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Ich will das Phänomen einer depressiven Grundstimmung nicht verharmlosen. Im Gegenteil: Sein verstärktes Auftreten macht mich besorgt. Was in der Diskussion noch nicht zur Sprache kam, ist der Einfluss der Massenmedien, insbesondere der sozialen Netzwerke.
Offensichtlich ist heute nur noch ein guter Mensch, der sich als Jesus-Versatz ans Kreuz schlagen lässt. Wer das nicht schafft, ist eben ein schlechter Mensch und ritzt sich täglich mit der Rasierklinge Arme und Beine auf. Oder steckt sich nach jeder Mahlzeit die Finger in den Rachen, weil er eigentlich vegan leben sollte. Die Lust am Leben ist jedenfalls verpönt. Und weil wir keinen Krieg im eigenen Land haben, schauen wir dorthin, wo es Krieg gibt, damit wir unsere Dosis an täglichem Gift abbekommen und mit hängenden Ohren durch die Landschaft ziehen. |
17.08.2022, 18:56 | #16 | |
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Zitat:
Ich glaube, es geht mittlerweile weniger darum, ob jemand gut oder böse ist (Generell ist schwarz-weiß nicht sehr realitätsnah). Das Geltungsbedürfnis ist pulsierend, der Mensch wird außerordentlich narzisstischer, zunehmend "Möchtegern" und die Minderwertigkeitskomplexe sind am explodieren. Viel Hass, der umgeht, aufgrund von ordinären Meinungsdifferenzen. In Deutschland herrscht außerdem kein gutes Zeit-Geld Verhältnis (Ökonomie). Für das Großziehen von Kinder ist das nicht gut und der deutsche Bürger besitzt zudem nicht den besten Ruf. Ich kenne die Kontraste von meiner Arbeit sehr gut und ich kann schon bestätigen, dass der "Deutsche" sehr kompliziert, nörgelig und kalt ist im Vergleich zu den Menschen bspw. in UK und USA. Vor allem viele Amerikaner sind in den letzten Jahren nach Deutschland gezogen. Sei es durch die Liebe oder durch unser Krankensystem. Und keine unwesentliche Anzahl haben das gleiche Problem: Im Vergleich zu ihrem Heimatland, finden sie hier keine Freunde respektive keinen Anschluss und nehmen den "Deutschen" (nicht alle) sehr ausgrenzend, desinteressiert, unfreundlich und distanziert wahr. Die Selbstdarstellung in den sozialen Medien trägt einen großen Teil dazu bei (Soziale Medien schwächen einen gesunden Selbstwert). Ursachen sind aber auch Patchwork Familien, ein desktruktives Bildungssystem, die Wirtschaft (Arm-Reich -> Deutschland wird Russland immer ähnlicher), die Kulturunausgeglichenheit im Allgemeinen, aber auch die arrogante Mentalität. Ich könnte Stunden lang so fortfahren. Denn die Liste ist endlos lang. Was ich persönlich grausam finde: Immer mehr Familien wollen, dass ihre Kinder studieren. Ohne Rücksicht darauf, was das Kind eigentlich möchte. Und was geschieht mit unseren Handwerkern? Für mich ist das Leben in Deutschland etwas wie die verbotene Frucht. Einerseits sollten wir dankbar sein in dieser Zeit zu leben, Gründe gäbe es genug, andererseits scheint das auf dem zweiten Blick eine Illusion zu sein. Wer in Deutschland sehr gut leben wird, ist definitiv der, der sich anzupassen weiß und zu allem "Ja" und "Amen" sagen kann und dabei schön das Mundwerk hält. Ich persönlich halte viele Deutsche für sehr unmündig. |
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