Ich würde gerne auf schwarzem Papier weiß schreiben
Ich würde gerne mit einem weißen Stift auf schwarzem Papier schreiben. Aber wer macht das schon? Während ich versuche etwas, nur irgend etwas, von der Leere in mir auf Papier zu bringen, weiß ich, das schwarz nicht so anstrengend ist, wie weiß. Seltsam, denke ich mir, am Bildschirm könnte ich bestimmt ein schwarzes Blatt haben. Aber ich schreibe trotzdem lieber auf Papier. Mit einem Stift. So ist es leichter. Obwohl das Papier so grell weiß ist, gelingt es mir auf ihm doch besser, den Schreibfluss aufrecht zu erhalten. Falls das jemals jemand ließt (wenn es gut wird, werde ich es jemandem zeigen): Sie mögen wohl gerade denken, das die Suche nach einem Sinn in diesem Text sinnlos ist. Auch, wenn ich betonen möchte, das mir das Schreiben dieser Zeilen etwas bringt (was nicht stimmt, wie sich später herausstellt), muss ich zugeben, dass ihnen wohl oder übel der Inhalt fehlt. Solange Saties Gymnopedie aber noch nicht ihr Ende erreicht hat, gibt mir das Schreiben das Gefühl, zumindest die Illusion, einem Inhalt näher zu kommen. Eventuell ist er auch schon da? Liegt im Verborgenen? Diese Schrift entsteht schließlich trotz des weißen Hintergrundes. Weiß ist keine Farbe, wird Ihnen jeder Kunstlehrer sagen. Sie strahlt, ist unruhig. Werde ich so intensiv von ihr angestrahlt, kann ich meine Gedanken nicht richtig einordnen.
Zumindest fällt es mir schwer. Ich werde langsam unsicher darüber, ob wirklich das Weiß dabei stört, einen Sinn hinter dem Verlangen zu Schreiben zu finden. Letzten Endes fühle ich mich leer. Möglicherweise ist dies auch der Grund für meine Zuneigung zu Schwarz. Sie ist endlos. Wenn man in Sie hineinsieht, ist es, als würde man in einen sternenlosen Weltraum sehen. Hinter schwarzer Farbe könnte sich alles befinden. Was suche ich hier? Wenn ich meine Situation durch diese Frage dramatisiere, komme ich mir vor, wie ein Selbstbetrüger. Jedoch kann ich sie trotzdem nicht ohne weiteres klar beantworten. Sie macht mich traurig. Und mittlerweile hat sich die Gymnopedie mit dem elften Titel des Best Of Albums abgelöst. Entweder spielt Stéfane Blet nicht gut genug Klavier, oder das Stück ist von sich aus nicht gefühlvoll genug. Satie bezeichnete seine Musik zwar selbst nur als Hintergrundmusik, aber gefühlvoll konnte sie bisher trotzdem meistens sein.
Es fühlt sich ganz einfach alles nicht gut an.
Die Leere bohrt leise vor sich hin. Und ich werde nun aufgewühlt von der Leere ins Bett gehen. Ich will nicht schlafen.
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